Thera driftet ab / schläft ein

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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carö
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Beitrag Mo., 11.01.2010, 21:42

hallo luzie,
vielleicht gehts ja nicht ums grübeln, sondern ums fühlen, was meinst du ?
meinungen von anderen helfen da wohl kaum, sondern könnten sogar deine ureigensten, zarten, kaum spürbaren empfindungen durcheinanderbringen. weil: nicht, was du fühlen solltest oder könntest ist es, worum es geht !
hast du denn angst vor deinen gefühlen ?

LG
caro
Es ist krass, was man erreichen kann, wenn man sich traut. (Aya Jaff)

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Serpentina
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Beitrag Mo., 11.01.2010, 22:20

Hallo Caro,

danke für deine Antwort!

Es stimmt natürlich, dass ich es selber spüren sollte. Nur bin ich recht blockiert, was meine Gefühle anbelangt.

Zu einem vorläufigen Ergebnis bin ich aber gekommen, d.h., ich kann zumindest einen Teil wahrnehmen:
1) Ich bin erleichtert, dass ich mir das alles - wie in diesem Thread schon vorgeschlagen wurde - nicht eingebildet habe
2) Ich freue mich, dass meine Thera ehrlich zu mir war
3) Was bleibt, ist so ein difuses Gefühl, das ich nicht zuordnen kann

Mir fällt es manchmal leichter Gefühle zu erkennen, wenn mir andere sagen, wie sie auf eine bestimmte Situation reagiert hätten - dann hab ich schon Mal eine mögliche Bandbreite an Reaktionen und ich kann dann schauen, ob etwas vielleicht zu mir passt. Natürlich hab ich auch Angst vor meinen Gefühlen, die, wenn ich sie spüren kann, recht extrem sind.

Ansonsten: Mich würde auch noch interessieren, was ihr von dem, was die Thera gesagt hat, haltet.

Lg,
Luzie


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Beitrag Mo., 11.01.2010, 22:55

Hallo luzie,
luzie hat geschrieben:hat die Thera mir ein Beispiel von sich selbst - eben genau das Wegdriften / Einschlafen, das ich eingangs beschrieben habe - genannt: Sie meinte, sie würde das nicht absichtlich machen, wenn das, was ich erzähle, aber zu "diffus" und "wenig greifbar sei", würde ihr Körper so reagieren. Es läge nicht daran, dass sie mir nicht zuhören will.
Du machst ja keine Analyse wie ich, bei der man die Thera nicht sieht. In den Probesitzungen saßen wir uns gegenüber, und ich habe an ihrem Gesichtsausdruck (z. B. Stirnrunzeln) und/oder ihrer Körperhaltung gemerkt, wenn ich zu weitschweifig sprach, sie sich langweilte. Sie hat mir dann erklärt, daß es bei dem Setting auf der Couch ihr gerade darauf ankäme, daß ich derartige Reaktionen bei ihr nicht wahrnehmen könnte, davon frei wäre.
Wenn nun Du merkst, daß die Aufmerksamkeit Deiner Thera Dir gegenüber nachläßt, redest Du dann so weiter wie bisher oder reagierst Du, in dem Du Deine Aussagen z. B. straffst?

LG
Sir

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Serpentina
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Beitrag Di., 12.01.2010, 08:08

Hm, zunächst mal rede ich weiter, dann höre ich auf und warte, bis sie sich "erholt" hat. Meistens stellt sie mir dann als Nächstes eine Frage, die nicht immer zu dem passt, was ich gerade gesagt habe.

Ich hab den Eindruck, als würde dieses Wegdriften in dem Moment passieren, in dem ich etwas erzähle (meist recht sachlich und mit wenig Emotion), das für mich belastend war, was ich aber dann nicht so rüberbringen kann. Für mich selbst ist dann das, was ich erzähle, ebenfalls wenig greifbar und ich kann es selber schwer einordnen.

Insgesamt würde ich sagen, dass ich sie nicht so "überfalle", indem ich ohne Punkt und Komma erzähle. Zumeist fragt sie nach oder fängt auch zum Stundenbeginn mit einer Frage an.

Du könntest recht haben, dass sie mit "zu diffus" meinte, dass ich sie langweile, insofern, als meine Erzählung zwar nicht recht weitschweifig ist, aber mit wenig Gefühlen.

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candle
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Beitrag Di., 12.01.2010, 08:33

Ich finde das komisch. Es kann ja auch für Dich nicht gut sein, wenn Du Dich nun zurücknimmst. Es führt wohl kein Weg daran vorbei sie doch nochmal anzusprechen auf dieses Thema.

candle
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
Sommer-Stumpenhorst

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Serpentina
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Beitrag Di., 12.01.2010, 08:45

Hallo Candle,

genau das ist mein Problem. Ich schaffs einfach nicht, etwas zu sagen. Ich beobachte das ja schon die ganze Zeit über und ich wusste auch schon davor, dass sie mich nicht abspeisen würde, indem sie mich anlügt, dass das nicht stimmen würde (außerdem ists dafür ja auch zu offensichtlich). Deshalb war ich ja so froh, dass sie von sich aus etwas dazu gesagt hat. Evtl. wollte sie mir auch durch die Blume sagen, dass ich sie manchmal langweile?

Aber ich empfinde das von meiner Seite als Grenzüberschreitung - irgendwie gehts mich ja nichts an, wie sie manchmal reagiert / was sie empfindet - obwohl es natürlich das Gespräch sehr beeinträchtigt, wenn sie mir quasi wegbricht.

Ich hab auch schon überlegt, ihr eine Email deshalb zu schreiben - nur weiß ich ja selbst nichtmal, welches Gefühl ich deswegen - neben der Erleichterung, dass es angesprochen wurde - habe: Bin ich gekränkt? Oder verletzt?

Mir fällt es auch unheimlich schwer, die "Beziehung" an sich zu thematisieren. Wenn das geschieht, dann ist sie diejenige, die etwas dazu sagt. Ich winde mich dann auf meinem Stuhl, obwohl ich eigentlich mehr zu diesem Thema sagen wollen würde.

Ich will sie auch nicht anklagen, weil ansonsten alles prima ist. Schon jetzt hab ich Panik, dass sie diesen Thread liest (Was ich aber für eher unwahrscheinlich halte).

Lg,
Luzie

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candle
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Beitrag Di., 12.01.2010, 08:48

Ja, versuche es mit einer Mail. Es geht hier nicht um Kränkung, sondern um einen adäquaten Therapieablauf.

candle
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Sommer-Stumpenhorst


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Beitrag Di., 12.01.2010, 14:45

luzie hat geschrieben: Mir fällt es auch unheimlich schwer, die "Beziehung" an sich zu thematisieren. Wenn das geschieht, dann ist sie diejenige, die etwas dazu sagt. Ich winde mich dann auf meinem Stuhl, obwohl ich eigentlich mehr zu diesem Thema sagen wollen würde.
Hallo luzie,

die Anführungszeichen scheinen mir typisch für Dich: Zwischen Deiner Therapeutin und Dir besteht eindeutig eine Beziehung, eine ziemlich enge sogar. Das solltest Du akzeptieren und entsprechend reagieren, also alles auf den Tisch! Das ist keine Grenzüberschreitung. Es geht Dich sehr wohl an, was sie über Dich denkt, wie sie sich Dir gegenüber verhält. Wenn es Dir schriftlich durch die dadurch entstandene Distanz leichter fällt, dann so. Sie wird Dich verstehen. Meine Thera ist immer ganz begierig, etwas von mir zu erfahren, was unser Verhältnis zueinander betrifft. Dann redeten wir nicht nur über Dritte, sondern über das, was life geschehe.

LG
Sir

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Serpentina
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Beitrag Di., 12.01.2010, 20:40

Hallo sir,

[/quote]
die Anführungszeichen scheinen mir typisch für Dich: Zwischen Deiner Therapeutin und Dir besteht eindeutig eine Beziehung, eine ziemlich enge sogar. [/quote]

Verd**, ertappt Beim Tippen hab ich nen kurzen Moment inne gehalten, wollte zunächst ein anderes Wort wählen.

Mit dem, was du sagst, hast du recht - meine Thera versucht auch immer wieder, an mich ranzukommen, mich wirklich zu erreichen. Aber ich bekomm dann meist gleich Panik und blocke schon mal provisorisch ab. Blöd eigentlich - warum sollte sie mir schaden wollen?

Ich überleg schon die ganze Zeit, was genau ich denn in die Email - sofern ich sie verfasse und dann auch abschicke - schreiben werde. Mit "auf den Tisch damit" in der Stunde wirds bei mir wohl nichts werden; das hab ich mir schon gefühlte 1000 Mal vorgenommen und nie hats geklappt.

Hättest du denn in der vorliegenden Situation ein Problem damit, es direkt zu sagen?

Lg,
Luzie

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Elena
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Beitrag Di., 12.01.2010, 21:21

Hallo luzie,
luzie hat geschrieben:Evtl. wollte sie mir auch durch die Blume sagen, dass ich sie manchmal langweile?

Aber ich empfinde das von meiner Seite als Grenzüberschreitung - irgendwie gehts mich ja nichts an, wie sie manchmal reagiert / was sie empfindet - obwohl es natürlich das Gespräch sehr beeinträchtigt, wenn sie mir quasi wegbricht.
Es geht Dich sehr wohl etwas an, wenn Du glaubst, dass Deine Therapeutin von Dir gelangweilt sein könnte, gerade, weil Du dadurch Dich nicht mehr so ganz öffnen kannst, wie Du es gerne hättest, weil Du viel zu viel damit beschäftigt bist, wie Dein Gesagtes bei ihr ankommt.
Kannst Du ihr denn nicht direkt sagen, dass Du verunsichert bist, weil Du wirklich davon überzeugt bist, sie teilweise zu langweilen?
Sir hat geschrieben:Zwischen Deiner Therapeutin und Dir besteht eindeutig eine Beziehung, eine ziemlich enge sogar. Das solltest Du akzeptieren und entsprechend reagieren, also alles auf den Tisch! Das ist keine Grenzüberschreitung. Es geht Dich sehr wohl an, was sie über Dich denkt, wie sie sich Dir gegenüber verhält.
Genau so sehe ich es auch!

LG Elena

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Wildkatze
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Beitrag Di., 12.01.2010, 21:52

Ich habe mich schon des öfteren getraut zu meiner Thera zu sagen, dass ich befürchte, dass sie mich langweilig findet.

Sie verneint dies jedesmal. Es liegt wohl auch daran, weil ich oft so stockend rede und dann meine eigene Stimme plötzlich so bewusst wie von außen höre, die mir dann so leiernd und langweilig vorkommt.

Aber wenn meine Thera so ab und zu mal verstohlen gähnt, dann kriege ich doch so ein Panikgefühl und den heftigen Impuls, aus der Praxis zu rennen, weil ich mich dann selber in dem Moment nicht ertragen kann.

Ich finde es auch unhöflich, dass sie gähnt, auch wenn es noch so verstohlen ist.
Das muss doch nicht sein. Denke ich mir dann.


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Beitrag Di., 12.01.2010, 21:58

luzie hat geschrieben: Hättest du denn in der vorliegenden Situation ein Problem damit, es direkt zu sagen?
Überhaupt nicht. Hier kannst Du sehen, mit was für Quatsch ich meine Thera schon konfrontiert habe, und wir haben noch immer das beste Verhältnis.

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Serpentina
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Beitrag Mi., 13.01.2010, 19:03

Elena hat geschrieben:Es geht Dich sehr wohl etwas an, wenn Du glaubst, dass Deine Therapeutin von Dir gelangweilt sein könnte, gerade, weil Du dadurch Dich nicht mehr so ganz öffnen kannst, wie Du es gerne hättest, weil Du viel zu viel damit beschäftigt bist, wie Dein Gesagtes bei ihr ankommt.
Bester Beweis dafür ist sicher mein ständiges Grübeln und weil ichs einfach nicht schaffe, diese Grenze zu überspringen.

Vielleicht auch deswegen, weil sie sich - zumindest für mich und ich bin da sehr schnell irritiert - etwas widersprüchlich verhält:
Zum einen diese seltsamen Anwandlungen in der Stunde, dann aber:
[... ]
Sie schenkt mir also insgesamt viel Aufmerksamkeit und fordert mich auf, ihr zu vertrauen - trotzdem kann ich nicht mal ansprechen, dass mich ihr Verhalten irritiert oder ich einfach genauer wissen möchte, weshalb mein Verhalten / meine Erzählung so auf sie wirkt.

Mist!! Ich kann einfach nicht über meinen eigenen Schatten springen, obwohl mir ständig die Hand gereicht wird.

@Wildkatze
Das finde ich mutig von dir - ich hätt mich das nicht getraut.
Die Panik kenn ich aber auch: Ich denk mir dann immer "lass uns bloß nicht darüber reden" und wenn der Weg zur Tür nicht so weit wär und ich nicht Panik hätte, dass sie unterdessen aufwacht, wär ich auch wie der geölte Blitz aus der Praxis raus.

@Sir
Hab gerade den Anfang deines Uhrenthreads gelesen - musste grinsen, ich hätt mich zwar nie getraut, die Uhr umzustellen - mir fällt aber immer wieder auf, dass wir etwas später anfangen (dafür aber auch etwas später fertig sind) .
Du bist also nicht allein, wenns darum geht, über solche Kleinigkeiten nachzudenken. Und irgendwie ist das auch meine Strategie: Die Beziehung herstellen durch Dinge, die nicht so entscheidend sind.
Ich finds super, dass du da kein Blatt vor den Mund genommen hast!
Zuletzt geändert von Serpentina am Mi., 13.01.2010, 20:49, insgesamt 1-mal geändert.

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Elena
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Beitrag Mi., 13.01.2010, 20:48

Hallo luzie,

ich finde es unglaublich lieb, wie Deine Therapeutin reagiert hat wegen der Weihnachtsferien, auch dass sie Dich dazu ermuntert ihr zwischendrin zu schreiben.
Also, ich glaube ganz einfach, dass sie nicht Dich langweilig findet, sondern dass sie vielleicht eine bestimmte Form der Schilderung ermüdet. Ich glaube, jeder von uns kann manchmal ermüdend wirken, wenn sich ein Thema zähflüssig gestaltet und man wirklich Probleme hat, dies zu beschreiben.
Versuche für Dich doch einfach mal zu beobachten, wann sie so reagiert? Ist es immer so, nur manchmal, bei bestimmten Themen etc.?
Sollte dann mal wieder die Situation aktuell sein, dann frage sie doch direkt, ob Du sie gerade langweilst?
Hab ich auch mal gemacht, als ich den Eindruck hatte, dass sie etwas genervt von mir war.

LG ELena

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Elena
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Beitrag Mi., 13.01.2010, 20:49

luzie hat geschrieben:Und irgendwie ist das auch meine Strategie: Die Beziehung herstellen durch Dinge, die nicht so entscheidend sind.
hört sich gut an, aber wie meinst Du das?

LG ELena

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