Lilien hat geschrieben: ↑Mo., 01.02.2021, 09:39
Ich habe keine Ahnung, was ich davon halten soll. Ich glaube aber, dass wir alle aufpassen müssen, nicht in eine Art Hysterie zu verfallen, andere Menschen wie Feinde zu beobachten und zu verurteilen. Ich bemerke es an mir selbst.
Ich weiß langsam nicht mehr, was ich davon halten soll, dass immer mehr Berichte richtig gestellt werden müssen. Eine Polizei kann doch hoffentlich von einer Party und einer Zusammenkunft unterscheiden, denke ich. Und ein - Bürgermeister, von dem die Rede war? Bzw eine Stadt doch auch.... Ich habe eher das Gefühl, dass manche Leute jetzt mal so richtig auf die Kacke hauen, weil sie sonst nix zu melden haben. Wenn ich früher bei der Polizei angerufen habe, um die zu bitten, meine rechtsradikalen Nachbarn mal ruhigzustellen, die schon 15 Stunden am Stück ihre rechtsradikale Scheíßmucke spielen, dass die Wände wackeln, wurde ich nach meinem Namen gefragt. Den gibt man natürlich echt gern raus - Ironie aus.
Jetzt ist das Anscheíßen von Leuten aber wohl anonym geworden, wie ich gehört hab. Ich hab in Coronazeiten noch keinen angeschíssen, daher weiß ich nicht obs stimmt, aber was ich mir vorstellen kann ist, dass sich jetzt so manche die Hände reiben, die nach Lust und Laune petzen können, egal ob was Wahres dran ist oder nicht. Omas wie die unter mir, die am Fenster kleben und das Verhalten ihrer Nachbarn genauestens studieren und sofort ne schöne klebrige Gerüchtesuppe köcheln, sobald sie was finden, was ihrer Meinung nach nicht so sein sollte.
Lilien hat geschrieben: ↑Mo., 01.02.2021, 09:39
Ich kann mir vorstellen, dass es anderen ähnlich geht und man vermehrt nach "Schuldigen" sucht, die man bei der Polizei dann verpetzen kann, weil man sich dieser ganzen Situation ausgeliefert fühlt und sich so die Illusion erschafft, doch noch über ein wenig Macht zu verfügen, die Welt wieder "in Ordnung" zu bringen - dem Ganzen im Kleinen entgegenwirken zu können. Ob das noch etwas mit der geforderten Solidarität zu tun hat?
Ich muss immer wieder an meine Oma denken, die sagte: "Damals war es SO gefährlich für uns, uns gegen Hitler zu stellen. Keiner war in der Partei, kein Kind in der Hitlerjugend. Wenn die SS kam, haben wir immer gesagt, die Kinder müssen arbeiten helfen und es wurde auch immer schwerer, dass der Franz nicht in die Partei eintrat. Uns gingen langsam die Ausreden aus. Hätten wir auch nur mit einem einzigen Nachbarn ein schlechtes Verhältnis gehabt - er hätte jederzeit behaupten können: "die haben gesagt, Hitler ist scheíße" und wir wären vermutlich alle erschossen worden, weil es ja dadurch klar gewesen wäre, wieso keiner in der Partei oder HJ war. Wir hatten oft solche Angst".
Demnach empfinde ich dieses "heimliche Anscheíßen" als total gefährlich, weil es Leuten Macht gibt, die ihre privaten Fehden endlich mal aufmischen können.
In dem Artikel steht, dass die Apotheke in einem Einkaufszentrum ist - eine "petzende Nachbarschaft" gäbe es also nicht. Nun, irgendwer muss davon gewusst haben. Die eigenen Kollegen? Der Hausmeister? Irgendjemand musste wissen, dass sich da Leute befinden.
Andererseits denke ich, sollten solche Aktionen wie ein Werbespot vielleicht angekündigt werden. Wenn es erlaubt ist, mit negativem Coronatest zur Arbeit zu kommen, dann muss es auch erlaubt sein, nach negativem Coronatest einen paarminütigen Werbespot zu drehen. Denn wie man sieht hat die Nichtanmeldung in Kombination mit der Petze, wer auch immer das war, dazu geführt, dass so einiges dadurch schief läuft. Vertrauen in die Apotheke bröckelt, vermutlich auch Kundenverlust, Geldschaden, Rufschädigung, eventuelles Nachspiel...
Das muss diese Petze alles verantworten und die Apotheke eigentlich nur, dass sie nicht angemeldet haben, dass sie einen Werbespot drehen und den Negativtest vor Ort durchgeführt haben. Vielleicht kann man ihnen das nichtmal vorwerfen, denn nie musste irgendwer sowas ankündigen, vor Corona hat man immer auf die Vernunft vertraut.
Verbieten hätte man diesen Werbespot jedenfalls nicht, denke ich, denn dieser Typ mit seiner Kneipe, der eine Partei gründen wollte (er hat auch ein drittes Mal wieder aufgemacht und sich als armes Opfer interviewen lassen), hatte keine Coronatests und hat lediglich ein paar schlabberige OP Masken verteilt. Warum dürfte man dem das erlauben, einen Werbespot der Apotheke mit noch besserer Sicherheit jedoch ablehnen? Geht nicht.