Nachrichten, die bewegen (VII)

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stern
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Beitrag Mo., 25.09.2017, 19:17

und vor allem an die AfD, die ja ganz klar im "Revier" der CDU zu wildern versucht hat mit ihrem Vorgehen und ja auch gerade da erfolgreich war.
Ich weiß, was der meinst. In der Frage bin ich ambivalent. Denn sie hat ja auch Zustimmung, weil sie die Politik macht, die sie macht - von Leuten, die ansonsten nicht die CDU wählen würden.

Ich denke, bei manchen ist sie (wegen der Flüchtlingspolitik 2015) unten durch - egal was sie jetzt macht. Und wenn man schaut, bei welchen Aussagen die AfD besonders viel Applaus von den Anhängern erhält, so sind das oft auch abseitige Postionen, für die die Union nie stand. Z.B. was die Flüchtlingspolitik angeht, hat Merkel Punkte benannt, an denen noch zu arbeiten ist (in der Phöxix Runde). Überflüssig ist hingegen, wenn Seehofer auch noch Wahlkampfhilfe für die AfD betrieb - in der Annahme damit Wähler zurückgewinnen zu können.
Seehofer mag denken, dass er mit seiner Strategie der AfD Wähler abspenstig machen kann. Mit seinen wüsten, maßlosen Attacken gegen Merkel hat er sie jedoch wahrscheinlich erst zur AfD getrieben.
http://www.n-tv.de/politik/politik_komm ... 50510.html
Ich hoffe jedenfalls, dass Poltiker nicht versuchen solche Strategien der AfD übernehmen - in der Annahme so Wähler zurückzugewinnen. Linder versuchte das ja ebenso wie auch Schulz (teilweise). Die AfD vertritt (in Teilen) auch Positionen für die die Union nie stand... die auch nicht konservativ sind, sondern z.T. undemokratisch bzw. verfassungswidrig. Solche radikaleren Postitionen sind wieder mal salonfähiger geworden. Das beobachtet man auch im Ausland.

Daher will Petry sich ja auch abseilen:
AfD-Vorsitzende Petry : Ich stehe für einen konservativen Neuanfang
...
Um eine eigene Bundestagsfraktion zu bilden, müsste sie mindestens 34 Abgeordnete dazu bringen, sich ihr anzuschließen. Auf diese Frage werde es „sicherlich in den kommenden Tagen und Wochen Antwort“ geben, sagte sie in einem Interview der ARD. Sie hoffe, „dass beim Wähler ankommt, dass ich für einen konservativen Neuanfang stehe“.
http://www.faz.net/aktuell/politik/afd- ... 16396.html
Nicht dass es irgendwann mehr konservative Parteien als Nachfrage gibt. :lol:

Ich bin mir jedenfalls nicht so sicher, ob sooo viel mit einem Mangel an konservativer Politik zu erklären ist. Z.B. Mindestlöhne (weder ein "klassisch" konservative geschweige denn liberale Position) können ja auch vergleichsweise leicht rückgängig gemacht werden bzw. sind eh nicht unter jeder Regierung in Stein gemeiselt. Wichtig ist eine sinnvolle Politik - wie auch immer diese aussieht. Die AfD führt auch stark Wahlkampf im Internet... auch das kann eine Rolle spielen und so vieles mehr.
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simonius
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Beitrag Mo., 25.09.2017, 19:29

Die AfD vertritt (in Teilen) auch Positionen für die die Union nie stand... die auch nicht konservativ sind, sondern z.T. undemokratisch bzw. verfassungswidrig.
Das wird immer einfach so behauptet. Aber kannst du das auch mal mit Beispielen belegen, welche verfassungswidrigen Positionen und welche für die die Union nie stand?

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Mondin
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Beitrag Mo., 25.09.2017, 19:32

stern hat geschrieben: Wichtig ist eine sinnvolle Politik - wie auch immer diese aussieht.
Für Dich anders als für mich. Für die meisten Menschen völlig individuell, was sie darunter verstehen. Deshalb gibt es ja verschiedene Parteien, die sich idealerweise auch tatsächlich unterscheiden und sich nicht bis zur Unkenntlichkeit verkopokoalieren, um am Ende eine Chimäre zu gebären, die Politik gegen Deutschland macht. Dieses Land ist so heruntergewirtschaftet, auf vielen Ebenen, was kontinuierlich abgestritten wird, im Alltag jedoch überdeutlich an jeder Straßenecke sichtbar wird. Wenn ich hier in meinen Käffern kaum noch Einheimische auf der Straße sehe (wobei ich mich frage, wie es in Großstädten erst aussehen mag) und im Kaufland der Ausländeranteil bei mindestens 50% liegt, dann muss mir keiner mehr irgendwelche Pipifaxzahlen unter die Nase halten, denn dann weiß ich, dass das eine Lüge ist.

Wenn ich meine Strom-, Wasser- und sonstigen Nebenkosten anschaue, dann muss mir niemand mehr erzählen, dass es die Politiker auch nur einen feuchten Kehricht schert, wie die Bürger diese horrenden Kosten, die sich vervielfacht haben in den letzten Jahren, irgendwie bezahlen können. Wenn ich marode Straßen und geschlossene Schwimmbäder sehe, dann braucht mir keiner mehr kommen mit "uns gings noch nie so gut".... usw. usf.

Man hat uns angelogen, unser Geld für Schwachsinn verballert und sich selbst die Taschen vollgestopft. Und sich dann noch eingebildet, dass es reichen würde, den politischen Gegner als Nazi zu verunglimpfen, um diesen Kurs weiterfahren zu können. Aber nun gab es endlich erste Gegenwehr und ich bete und hoffe, dass sich diese bis ins Extrem steigern wird, bis es endlich aufhört, den ehrlich arbeitenden Leuten ihr Geld wegzunehmen (oder in Hungerlöhnen vorzuenthalten) und an die ganze Welt zu verteilen, ohne dass es bei denen ankommt, die den ganzen Spaß hier bezahlen.

.

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stern
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Beitrag Mo., 25.09.2017, 19:43

Maas (er wird mir etwas fehlen :love: ) hat das bereits etwas aufgedröselt. Das ist durchaus begründbar:
http://www.fr.de/politik/meinung/gastbe ... -a-1348338
http://www.fr.de/politik/rechtspopulism ... -a-1348883

Ich weiß, Strategie der AfD ist: Alles nicht so gemeint... und man stellt sich dagegen, wenn das jemand bösartigerweise behauptet - weil doch alles ganz anders gemeint ist.

Auch Trump bekam manche Klatsche, obwohl Trump-Anhänger fleissig dagegen argumentierten. Mittlerweile verbrennen manche ihre Mützen.
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mio
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Beitrag Mo., 25.09.2017, 19:55

stern hat geschrieben: Mo., 25.09.2017, 19:17 Denn sie hat ja auch Zustimmung, weil sie die Politik macht, die sie macht - von Leuten, die ansonsten nicht die CDU wählen würden.
Ja, aber genau darin sehe ich die "Gefahr". Wenn sogar ich als "Gegner" mir überlege zumindest mit der Zweitstimme die CDU zu wählen (was ich in erster Linie wegen Merkel getan hätte, wenn ich es getan hätte, weil die Frau für mich sehr schlau ist im Vergleich zu vielen anderen Politikern und auch einen "Überblick" über das gesamte hat meiner Meinung nach und mit Bedacht handelt), dann ist da mittlerweile klar was "verschoben" politisch. Mit "konservativen" Werten habe ich es nämlich an sich null. Mit "christlich" so traditionell auch nicht (ich komme aus Bayern und kenne diese "Sippschaft").
stern hat geschrieben: Mo., 25.09.2017, 19:17Ich denke, bei manchen ist sie (wegen der Flüchtlingspolitik 2015) unten durch - egal was sie jetzt macht.
Ich glaube da steckt mehr dahinter. Die Flüchtlingspolitik war das öffentlichste Angriffsthema weil es so ein Angstbesetztes Thema unter "Konservativen" ist und damit ein guter "Köder", aber die Wähler hat die CDU meiner Meinung nach auch deshalb verloren, weil sie einigen nicht mehr "klar" genug war in ihrer Ausrichtung. Ebenso wie die SPD. Ich denke nicht, dass hinter dem Wahlergebnis eine schlagartig gewachsene Fremdenfeindlichkeit steckt sondern eher, dass sich dahinter die Sorgen von Leuten verstecken, die eher konservativ denken und sich zu wenig in der CDU wiederfinden mittlerweile. Da gehört auch eine Angst vor "Überfremdung" dazu, aber eben auch noch andere Themen.

Ich finde es auch falsch, da jetzt zu sehr auf die Flüchtlingspolitik zu setzen um Wähler zurückzugewinnen, aber ein klareres Profil täte der CDU wahrscheinlich schon gut, wenn sie gegen die AfD punkten will. Wobei ich denke, dass sich die gesamte politische Landschaft da wieder ein wenig mehr auf ihre "Basis" besinnen muss gerade um diesem "Phänomen" zu begegnen.

In den letzten 10-20 Jahren haben sich die unterschiedlichen Parteien zunehmend aneinander "angenähert" (was ich nicht zwingend schlecht finde, aber ich bin auch eher ein "Realpolitisch" denkender Mensch) und damit auch ein Stück weit ihre klaren Schwerpunkte verloren. Dass das nicht nur positive Effekte hat ist eigentlich schon klar. Es führt zwar zu einer Konsensfähigeren Regierung, aber auch zu einer "müderen" Politik. Und na ja, im Halbschlaf nutzt einem der Konsens dann auch nicht mehr so viel... Von daher denke ich, dass es schon auch ein ganz gutes Wachrütteln sein kann, dass die AfD drittstärkste Kraft ist, aber mehr wird es langfristig auch hoffentlich nicht sein.

Wobei ich da guter Dinge bin. 1. haben sie inhaltlich halt echt nicht so viel zu bieten bzw. das was sie zu bieten haben ist vielen dann doch zu extrem und es wird zwar als "Protest" gewählt aber wohl nicht unbedingt auch so gewollt und 2. kommen die ja noch nicht mal untereinander irgendwie richtig klar. Für wirkliche "inhaltliche Zustimmung" halte ich das Wahlergebnis nicht und das kam ja auch in den Umfragen teilweise raus.

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stern
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Beitrag Mo., 25.09.2017, 21:21

Dass auch die (ich sag' mal) Sympathie oder Antipathie für bestimmte Kandidaten (insbes. Spitzenkandidaten) eine Rolle spielen kann, ob man die Partei im Gesamten wählt oder Stimmen aufteilt, finde ich nicht sooo ungewöhnlich.

In einer Koalition (die aber der Regelfall ist, wenn das Verhältniswahlrecht gilt) besteht immer eine gewisse Gefahr, dass einzelne Parteien etwas von ihrem Profil einbüßen. Ich würde es so sehen, dass die GroKo ein breites Spektrum abdeckte, dass sich die Politik aber auch durchaus weitgehend als sozialdemokratisch bis konservativ einordnen lässt. Aber die Opposition war recht klein (Linke und Grüne... womit Rechtspopulisten ja auch nicht gerade sympathisieren). Und wie gesagt: In einer Koalition muss man Kompromisse eingehen... seine eigene Linie kann man nur dann "stur" verfolgen, wenn eine absolute Mehrheit vorhanden ist (wie bei der CSU in Bayern, bis jetzt). Und das war in der GroKo nicht der Fall. Sondern die Union war mit der Spd zwangs-verheiratet bzw. die SPD mit der Union.

Die AfD versucht eine Oppostion gegen bestimmte Positionen zu bilden, die Konsens vieler Parteien sind. Z.B. Pro Europa. EU. Nato. Umweltschutz, Demokratie, Religionsfreiheit, Asylrecht, usw. Höchstens ziehen solche Themen bei den Anhängern nicht gleichermaßen gut... bzw. abseitigen Postionen müssen halt etwas vorsichtiger formuliert werden à la: Selbstverständig kennt man offiziell die Religionsfreiheit an und ist duldet doch keinen Rassismus in der Partei, aber... dann sagt ein Herr Höcke doch mal wieder etwas, das natürlich ganz anders gemeint gewesen sein soll. Bzw. man behauptet dann einen Ausschlussverfahren ohne dass das je ernsthaft verfogt wird, Kennt man ja mittlerweile. Über manche Forderungen kann man sicherlich reden... aber bei anderen finde ich es auch gut, dass diese Konsens sind. Und...
In den letzten 10-20 Jahren haben sich die unterschiedlichen Parteien zunehmend aneinander "angenähert" (was ich nicht zwingend schlecht finde, aber ich bin auch eher ein "Realpolitisch" denkender Mensch) und damit auch ein Stück weit ihre klaren Schwerpunkte verloren. Dass das nicht nur positive Effekte hat ist eigentlich schon klar. Es führt zwar zu einer Konsensfähigeren Regierung, aber auch zu einer "müderen" Politik. Und na ja, im Halbschlaf nutzt einem der Konsens dann auch nicht mehr so viel... Von daher denke ich, dass es schon auch ein ganz gutes Wachrütteln sein kann, dass die AfD drittstärkste Kraft ist, aber mehr wird es langfristig auch hoffentlich nicht sein.
dass es auch eine gewisse Annhährung gab. Drehen wir die Zeit noch etwas weiter zurück. Ich denke jedenfalls, diese Annäherung gab es auch aufgrund veränderter Rahmenbedingungen bzw. dass manche Werte, für die man teilweise lange kämpfen musste, nun konsensfähig sind. Oder muss ein CDU für immer und ewig dabei bleiben, dass die wirtschaftliche Entwicklung über jeden Umweltschutz geht (weil früher Umweltschutz keine großartige Bedeutung hatte)? Wenn Leute es erstrebenswert finden neben einem Kohlekraftwerk zu wohnen (weil die Luft dort angeblich genauso gut ist) und die Zeit vor Aufkommen von Umweltschutzgedanken erstrebenswert finden, dann sollen sie meinetwegen irgendeine Opposition haben, die Wirtschaft und monetäre Faktoren über alles stellt. Dass die Union ihr konservatives Profil nun wieder etwas schärfen wird, davon gehe ich aus... Aber ich sehe es nicht so, dass dass unbedingt die CDU die AfD nun inhaltlich "absorbieren" muss, um die Parteienlandschaft zu verschieben. Einige wählten die AfD ja nicht einmal wegen der Inhalte , sondern aus Protest. Oder Positionen wie "weil die AfD gegen die Homo-Ehe ist, müssen wir die Homo-Ehe auch ablehnen, um keine Wähler zu verlieren", würden bedeuten, dass man sich vor den Karren der AfD Spannen lässt. Man muss und sollte nun nicht alles versuchen, was die AfD (zumindest in Teilen) auch macht. Man darf als Partei auch manches ablehnen und manches ist auch nicht zu dulden... meinetwegen Volksverhetzung (die man ggf. juristisch überprüfen lassen könnte). Manchmal braucht es auch Fortschritt (und kein "Konservieren"=Konservatismus)... sonst würden Frauen immer noch nicht wählen können (was in der damaligen Zeit sicher auch nicht jedem Recht war, heute aber einigermaßen Konsens ist). Es muss sich auch nicht jeder Partei in jedem Punkt von anderen Parteien abgrenzen können (das ist auch kaum möglich... also bzgl. mancher Positionen darf man sich auch einig zu sein). Es langt zu wissen, wofür die Partei steht. Und dann kann man ja die wählen, bei der das Gesamtpaket am ehsten passt.

Wenn man die GroKo abgelehnt hat, dann waren die Linke oder die Grünen nicht für jeden einen Alternative... in die Lücke konnte die AfD springen. Die GroKo ist nun Geschichte (ich schätze für eine gute Weile).
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Beitrag Mo., 25.09.2017, 21:47

Könnt ihr lesen? In dem N-TV-Artikel steht nicht, dass Petry aus der AfD ausscheiden wird. Sie sagte, sie würde als Einzelabgeordnete im Bundestag sitzen, was auch immer das genau heißt. Sie hofft laut eigener Aussage auf eine konservative Wende im Jahr 2021. Eigentlich hat sie ja mit der Ausrichtung der Partei nicht Unrecht. Bei uns in Österreich die FPÖ wurde erst dann eine ernstzunehmende Regierungspartei, als sie näher zur Mitte rückte. Die gleiche Strategie hätte der AfD, da bin ich der gleichen Meinung wie die Petry, mehr Stimmen eingebracht. Gerade die deutschen Herdentiere springen nicht über jeden Bach, oder wie man sagen soll. Soll heißen, es haben sicher einige im Zweifel statt der AfD etwa die gemäßigtere FDP gewählt. Die kam ja aus dem Nichts würde ich sagen. So hat Petry halt mehr Zeit für ihre Kinder.


mio
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Beitrag Mo., 25.09.2017, 21:52

Stern, wie gesagt, ich sehe das durchaus ähnlich. Aber ich bin nicht "alle". Und es ist in der Tat so, dass es heutzutage weit schwieriger ist sich ein Meinung zu bilden als vor 20 Jahren. Wobei auch das ein allgemeines "Fortschritts"Phänomen ist, ich sehe das also nicht negativ, sondern stelle es nur fest. Und es ist eben auch so, dass Menschen nach "Orientierung" streben. Manche sind dafür mehr bereit zu tun (oder können mehr tun), andere weniger.

Und darin sehe ich eines der Hauptprobleme unserer Zeit. Dass diese Orientierung zunehmend schwieriger wird. Auch politisch. Weil viel mehr differenziert, betrachtet etc. werden muss.

Für meine Begriffe ist das der Nachteil des Fortschritts. Ganz platt gesagt: Als noch kaum ein "Normalbürger" lesen und schreiben konnte, war es gleichzeitig einfacher und schwieriger sich zu informieren. Einfacher, weil eh nicht so viele Möglichkeiten zur Verfügung standen. Schwieriger, weil es mühsamer war an Wissen zu kommen.

Nun ist der Mensch sowohl eine faule als auch eine neugierige Socke. Was also tun bei sovielen kaum zu differenzierenden Möglichkeiten? Irgendwie MUSS man sich ja entscheiden, wem man seine Stimme gibt. Nur wie?

Ich bekomme sowas dennoch hin. Du wohl auch. Aber ich glaube für viele ist bereits das ein "Wutfaktor", weil sie sich latent davon überfordert fühlen oder es tatsächlich sind und das nicht gut aushalten können.

Mir ist klar - und ich lebe halt damit - dass ich nicht alles bedenken, erfassen, miteinbeziehen, verstehen kann etc. pp. wenn ich heutzutage eine Wahl/Entscheidung treffen muss und trotzdem keinen Vollzeitjob daraus machen möchte. Das fängt beim Obstkauf an, geht bei der täglichen Information weiter und hört bei den Wahlen auf. Finde ich nicht dolle, aber kann ich mit leben ohne wütend zu werden. Ich mache es halt so gut ich kann und gut ist. Nur: Mich überfordert das auch nur bedingt, das heisst ich komme mehr an zeitliche Grenzen als an inhaltliche.

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simonius
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Beitrag Mo., 25.09.2017, 22:34

Das ist durchaus begründbar:
http://www.fr.de/politik/meinung/gastbe ... -a-1348338
Eben, das meine ich ja, nur Behauptungen - wo, ausser das mit Muezzin und Minaret - steht da was im Parteiprogramm der AfD? Das meinte ich mit Begründung. Nicht etwas, was wieder politischen Gegnern der AfD einfach nur behauptet wird. Und dann auch noch von Heiko Maas. Ausgerechnet der prangert Verfassungswidrigkeit an mit seinem verfassungsfeindlichen Netzwerkdurchsetzungsgesetzt und seiner (Teil-)Legalisierung von Kinderehen. Kinder die in Ehebetten vergewaltigt werden, einfach tolle Mensch dieser Maas, gemeinsam mit Özuguz...

Und Muzzin - Minaret -Verbot : von wegen keine Position der CDU/CSU
Moschee ja – Minarett nein", gab CSU-Fraktionschef Sebastian Brehm die Losung seiner Partei aus und löste damit einen heftigen Rathausstreit aus.
https://www.welt.de/regionales/muenchen ... zzins.html

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Mondin
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Beitrag Mo., 25.09.2017, 23:29

mio hat geschrieben: Mo., 25.09.2017, 21:52
Ich bekomme sowas dennoch hin. Du wohl auch. Aber ich glaube für viele ist bereits das ein "Wutfaktor", weil sie sich latent davon überfordert fühlen oder es tatsächlich sind und das nicht gut aushalten können.
Also ich denke eher, dass die offensichtliche Diskrepanz zwischen den Aussagen der Politiker und dem realen Alltag der Menschen, dazu führte, dass diese sich veralbert fühlten und deshalb zornig wurden. Und wenn man sich informierte, dann sah man Dinge wie gescheiterte Großbauprojekte, desaströse Sicherheitspolitik, marode Infrastruktur, Landflucht der Bildungselite, randalierende Flüchtlinge in menschenunwürdigen Unterkünften, verbrannte Steuermilliarden noch und nöcher.... und und und.

Da dann jenen Leuten, die darauf Wut bekamen, zu unterstellen, sie hätten diese, weil sie mit der Auswahl der passenden Partei überfordert wären, das halte ich für eine äußest kühne Theorie.

:love:

....


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Beitrag Mo., 25.09.2017, 23:40

Das wundert mich jetzt nicht wirklich Mondin, dass Du das für "Theorie" hälst. Du scheinst Deinen Focus da ja auch sehr auf einen bestimmten Aspekt des "realen Alltags" (ich behaupte nicht, dass es diesen nicht AUCH gibt, aber eben nur AUCH) zu richten. Warum auch immer?

Mich persönlich wundert es ehrlich gesagt, dass Du da so "einseitig" denkst, da Du sonst ja durchaus in der Lage zu sein scheinst mehrdimensional zu denken. Aber vielleicht fehlt manchmal die "innere Waage"?

Und noch mehr wundert es mich, dass Du als "vermeintlich" finanziell jetzt auch nicht gerade "Großbegüterte" Parteien favoritisierst, die ganz klar in eine Richtung Politik machen, die von Deiner Lebensrealität eher weggeht. Aber DAS scheint ja einigen nicht so klar zu sein, dass das so ist.

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Beitrag Mo., 25.09.2017, 23:54

mio, ich habe keine Ahnung was Du konkret meinst. Ich wähle die Parteien, die ich wähle/favorisiere, nicht nur danach aus, wie sie meinem Lebensumfeld entsprechen, sondern auch danach, was ich mit meiner Wahl erreichen will. Und Wutbürger (nicht nur tumbe Nazis liefen da mit, im Gegenteil wurde beklagt, dass auch die bürgerliche Mitte mitmarschierte) gab es bereits vor der Wahl. Und ich habe sehr viel gehört, was die als Grund für ihren Zorn angaben, aber keiner von denen sagte, dass er wütend wäre, weil er nicht wüsste was er wählen solle.

Es wurde die Politik moniert und deren Inhalte. Im Wesentlichen die Diskrepanzen, die ich ansprach. Natürlich auch, dass alle sich zu Tode koalieren, sicher. Aber das bedeutet nicht, dass der Zorn sich nur darauf gründet, dass man nicht mehr wüsste, wo man sein Kreuzchen machen solle. Das reduziert das Ganze so herunter, als wären die Leute, die mit der Politik nicht einverstanden sind, nur zu dumm um sie gut zu finden. Und sorry, aber das ist eine noch kühnere Theorie.

:cool:


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Beitrag Di., 26.09.2017, 00:09

Diese Reduktion entspringt allerdings in erster Linie Deiner "Sicht". Nicht JEDER Zorn ist darauf begründet, bitte nicht so verallgemeinern! Aber es GIBT auch dieses Phänomen und das lässt sich meiner Meinung nach nicht leugnen.

Weisst Du, als mein Neffe und meine Nichte klein waren, da waren die auch völlig unterschiedlich, was ihre Auffassungsgabe und ihr Auffassungsvermögen anging. Ich hab da keinen Unterschied gemacht und die beiden auch nicht. Irgendwann war mein Neffe in einem Alter in dem mir meine Nichte mit Freuden ein "komplexes" Puzzle angeschleppt hat (was mal meins war und halt in irgendeiner Spielzeugkiste im Keller lag, auf die sie von meiner Mutter aufmerksam gemacht wurde), womit sie sich STUNDEN mit mir neben sich beschäftigen konnte und so hat sie ihm das in die Hand gedrückt, als "Spielvorschlag". Nur hatte er nach ca. 2 Minuten null Bock mehr drauf, weil das einfach nicht SEINS ist. Ich habe das dann noch mal "überprüft" und dann war gut. Und wir haben das gespielt, was er gut fand. Und womit er super klarkam.

Ein paar Jahre später habe ich mal den Fehler gemacht ihm noch mal was "komplexeres" zu schenken, hat nicht funktioniert. Mein Neffe ist nicht "dumm", er denkt nur einfach völlig anders...praktischer, weniger um 1000 Ecken bevor er zu einem Ergebnis kommt. Ich bewerte sowas nicht, sondern ich betrachte es nur und stelle fest, dass das so IST.

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Beitrag Di., 26.09.2017, 06:18

Das war nur ein Beispiel, simonius. Ich wollte nicht über abseitige Postionen der AfD diskutieren, sondern nur darlegen, dass das sehr wohl begründbar ist. Es ging hier auch nicht um Äußerungen von Abgeordneten, sondern um das, was im Programm fixiert ist. Hier weitere Beispiele (auch oben war mehr genannt):
http://www.tagesspiegel.de/politik/just ... 09652.html
http://www.taz.de/!5310152/
Aber wie gesagt, ich will jetzt nicht über abseitige Postionen reden, sondern nur darlegen, dass sehr wohl begründbar ist.
Zuletzt geändert von stern am Di., 26.09.2017, 06:27, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag Di., 26.09.2017, 06:22

Könnt ihr lesen? In dem N-TV-Artikel steht nicht, dass Petry aus der AfD ausscheiden wird.
Ich schrieb nichts gegenteiliges. Also erspare dir deine Unsachlichkeit. Sie tritt aus der AfD-Fraktion aus (das wurde in den Artikeln auch erläutert).

Le Pen unterstützt Petry.

"Bundestagswahl 2017
Le Pen unterstützt Petry
Die Französische Rechtspopulistin Marine Le Pen stellt sich im Streit der AfD-Führung an die Seite von Frauke Petry."

http://www.fr.de/politik/bundestagswahl ... -a-1357801

Man kann keine Partei umgestalten als entmachtete fraktionslose Parteivorsitzende, die keine Spitzenkandidation war... und das ist sogar ihr klar :lol: Auf dem Parteitag wurde sie mit ihrem Zukunftsantrag vielmehr abgesägt und kaltgestellt... und daraufhin verfolgte sie eine andere Strategie. Wer glaubt, dass sie das einfach hingenommen hat, hat sich mglw. getäuscht. Vielleicht gelingt ihr nun das Herbeiführen eines Linienwechsels mit "Gewalt" (was sicherlich der Harmonie in der Partei zuträglich sein wird). Oder dass sie Parteien spalten kann, hat sie zumindest schon einmal bewiesen. Es hätte auf jeden Fall etwas... kommt halt darauf an, ob und wie viele Leute sich ihr anschließen:
Sichtbar waren ihre Widersacher Alexander Gauland, Alice Weidel und Jörg Meuthen von ihrem Abgang überrascht. Nun müssen sie fürchten, dass Petry einige Abgeordnete folgen und ganz schnell aus der drittstärksten Fraktion im Bundestag das parlamentarische Schlusslicht wird in Parlamentsdebatten, mit wenig Redezeit und wenig Rechten. Dass es sich bei Petrys Abgang um eine konzertierte Aktion handelt, zeigt eine weitere Abspaltung von AfD-Abgeordneten im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern.
http://www.mdr.de/nachrichten/politik/i ... e-100.html
In der ARD sagte Gauland, er könne nicht abschließend beurteilen, ob sich andere AfD-Abgeordnete Petry anschließen wollen. Aber auch bisherige Unterstützer Petrys im Vorstand hätten diesen Akt nicht mehr verstanden.
http://www.stern.de/panorama/gauland-ho ... 36062.html
Ihm wird klar sein, dass sie ihn sicher nicht eingeweiht hat, was sie nun verfolgt.

Und nee, wegen ihrer Kinder macht sie das nicht...
Zuletzt geändert von stern am Di., 26.09.2017, 06:39, insgesamt 3-mal geändert.
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