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Di., 05.01.2016, 07:13
Mh, ich muss ehrlich sagen, ich finde nicht, dass meine Therapeutin die Regression wirklich gefördert hat. Wir hingen von der aller ersten Stunde an in einer extremen Mutterübertragung - positiv und negativ. Und dazu hat sie ehrlich gesagt gar nichts beigesteuert, die ist nämlich gar nicht besonders mütterlich, sondern eher sehr neutral während der Therapiestunde. Die MÜtterlichkeit dahinter, haben wir vielleicht eher "gespürt oder erahnt". Natürlich kamen in Extremsituationen Dinge hinzu, wo sie sich stärker um uns gekümmert hat und sie macht auch verdammt viel für uns. Also, definitiv. Aber eigentlich immer auf professionellen Wege. Zum Beispiel, dass sie möchte, dass wir betreutes Wohnen haben und so. Es gab nur wenige Situationen - eine beschrieb ich in meinem Blog gestern - wo sie vielleicht anders reagierte und uns wirklich "bemutterte". Normal gibt es keine Telefonate zwischen den Stunden und schon gar nicht im Urlaub - auch wenn andere Anteile anrufen, sie lässt das gelten, ruft aber nicht zurück. Sie telefoniert wenn nur kurz, wenn wieder ne totale Krise ansteht z.B. es unmöglich ist in die Therapie zu kommen. Ansonsten verweist sie auf die Psychiatrien Vorort. Auch streicht sie keine Termine einfach weg.
Was ich damit sagen will: die Bedürftigkeit ist jedenfalls sehr stark auf unserer Seite vorhanden und sie versucht das sehr professionell zu regeln, in dem sie eher andere Pfeiler dazu holt anstatt sich als Hauptpfeiler anzubieten.
Natürlich haben beide Seiten mit der starken Abhängigkeit zu tun. Aber manche Regression war auch wichtig, damit ich überhaupt lernen kann mich um meine kleinen Anteile sowas wie zu kümmern. Das wäre gar nicht möglich gewesen sonst.
Aber - die Abhängigkeit war von der ersten Stunde an da und sie ist mit der Zeit - nun rückblickend - eher besser geworden. Zwar reagieren wir immer noch psychosomatisch auf Trennungen, aber während der ersten Urlaube haben sich manche Anteile immer total abgeschossen und ich fand jeden Tag Alkoholflaschen (leere) in der Wohnung oder die Neuroleptika und alle möglichen Medikamente wurden scheinbar wahllos eingeworfen, um sich auszuschalten. Das ist heute nicht mehr der Fall. Es tut sehr weh, vor allem die Kleinen kommen noch gar nicht klar mit den Trennungen, aber es schießt sich kein älterer Anteil mehr von uns ab. DAs ist ein riesiger Fortschritt.
Ich glaube, dass es sehr missbrauchende Therapeuten gibt. Aber...ich würde lügen, wenn ich ihr die Schuld gäbe. Es stimmt einfach nicht - das sage ich jetzt nicht nur, weil ich in einer Mutterübertragung hänge und sie schützen möchte. Sondern weil ich weiß, dass sie sehr überlegt und verantwortungsvoll dahingehend handelt. Sie geht ja auch in Supervision mit meinem Fall. Ich denke, dass mit ihr und uns einfach Menschen aufeinander geprallt sind, die vielleicht auch eine gewisse Anziehungskraft aufeinander haben. So komisch dieser Satz grade selbst für mich klingt. Und vielleicht stimmt er auch überhaupt nicht. Aber ich weiß, dass auch vorherige Therapeuten sich für uns einsetzten und trotzdem entstand überhaupt gar keine Abhängigkeit. Vielleicht will ich damit sagen: egal wo und wie ich sie getroffen hätte, wir hätten sie wohl immer sehr lieb gewonnen als Menschen - ohne jegliches zutun ihrerseits. Ob das von ihrer Seite aus genauso gilt, kann ich natürlich nicht beurteilen.
LG
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)