stern hat geschrieben:...aber solange man die Reaktoren z.B. durch externe Kühlung so stabilisieren kann, dass es dabei bleibt, können noch größere Schäden abgewendet werden, z.B. totale Kernschmelze mit Sicherheitsbehälterdurchbruch an mehreren Reaktoren.
stern, sorry, aber ich habe meinen Optimismus in dieser Frage endgültig aufgegeben. Von externer Kühlung ist gestern (und auch vorgestern schon?) nicht mehr die Rede. Wohl weil keiner nah genug rankommt. Also schmort das ganze Zeug unkontrolliert weiter vor sich hin, inzwischen seit 14 Tagen mit zwischenzeitlichen Kühlversuchen. Herr Pflugbeil (ich weiß du magst ihn ) hat gestern nochmal ganz eindeutig gesagt, dass der Prozess der Kernschmelze nicht mehr aufgehalten, nur verlangsamt, werden kann.
Inzwischen wächst mein Unverständnis über die japanische Regierung und Tepco. Dass sie das AKW nicht unter Kontrolle haben und scheinbar auch keinen Plan, wie das zu schaffen sein könnte, ist offensichtlich. Sie lassen sich aber trotzdem nicht helfen und spielen mit der Gesundheit ihrer Bevölkerung, auch letztlich unser aller.
Die Russen haben schon unmittelbar nach der ersten Explosion ihre Hilfe angeboten - abgelehnt. Wie heute in den zdf-Nachrichten zu hören war, stehen auch die USA mit einem Spezialteam bereit - auch noch nicht angefordert. Die Deutschen haben ihre Roboter angeboten (um wenigstens verlässliche Messdaten zu bekommen) und würden die Japaner in deren Bedienung einweisen - auch keine Reaktion.
Immerhin haben sie gestern Frankreich um Hilfe gebeten. Und zwar EDF und Areva. EDF betreibt den schon öfter unrühmlich erwähnten Reaktor
Fessenheim nahe der deutschen Grenze. Und
Areva baut (auch zusammen mit Siemens) Kernkraftwerke. Am Tag des Erdbebens waren zehn deutsche Arevamitarbeiter in Fukushima, die aber (verständlicherweise?) umgehend abgereist sind.
Und so sieht die Hilfe dann praktisch aus:
+++ 18.58 Atomkonzern schickt Spezialisten +++
Der französische Atomkonzern Areva schickt in Kürze zwei Experten nach Japan, die sich mit radioaktiv verstrahltem Wasser beschäftigen. Der Stromkonzern EDF habe bereits etwa 130 Tonnen Material nach Japan geschickt, darunter auch Roboter, die verstrahltem Gelände eingesetzt werden können.
Quelle: Liveticker n-tv.de
Die beschäftigen sich mit dem Wasser? Mir wäre es lieber, sie würden sich mit den Brennstäben beschäftigen.
Ausserdem reist Sarkozy nach Frankreich.
Frankreich hofft, dass sich japanische Interessenten an französischen Atomkraftwerken durch die Katastrophe nicht von ihren Kaufabsichten abbringen lassen.
Ohne Worte.
Ich kopiere hier mal eine Meinung aus einem anderen Forum rein, der ich vollkommen zustimme.
Japan bekommt es offensichtlich nicht hin. Der Super-GAU (INES 7) ist längst Realität. Und durch die enorme Menge an hochradioaktivem Material ist im Prinzip der gesamte Planet von Verstrahlung bedroht. Daher ist nun ein Punkt erreicht, an dem der Vorfall zu einer internationalen Angelegenheit geworden ist.
Die UNO ist gefragt. Sollte Japan kein internationales Team zur Kontrolle und zu professionellen Aufräumarbeiten ins Land lassen, sind Zwangsmaßnahmen der Weltgemeinschaft unvermeidbar. Eine Regierung, die so hilflos agiert, wie die derzeitige in Japan, muß entweder effektiv mit der Weltgemeinschaft kooperieren oder eben zur Gefahrenabwehr entmündigt werden. Es kann und darf nicht sein, daß der Dilettantismus einer Nuklearfirma oder nationalen Regierung den Lebensaum von Milliarden Menschen auf der Welt akut gefährdet. Japan hat in dieser Angelegenheit inzwischen seine nationale Souveränität - im wahrsten Sinne des Wortes - verspielt.
Lilly
... as stubborn as a mule.