Traumaverarbeitung, ein langer Prozess

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.

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Maskerade
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Beitrag Fr., 12.05.2017, 12:27

Ta_Ra hat geschrieben: Fr., 12.05.2017, 11:04 Ja, ich habe es überwunden und mir geht es seit Jahren gut.
Erstaunlicherweise hat sich da beruflich nie etwas vermischt, ich konnte da immer gut trennen, die Schicksale anderer haben nie etwas in mir getriggert, selbst wenn es ähnliche Inhalte gab wie bei mir.
Ich persönlich finde, dass es mir in meinem jetzigen Beruf sogar sehr hilft, selbst zu wissen, wie sich Menschen mit diversen Problemen/Symptomen fühlen (auch wenn man natürlich nie genau weiß, wie ein anderer fühlt - aber ich denke man versteht was ich sagen will)

Wie ist oder war das bei dir?
Das finde ich total spannend, denn ich habees genau so erlebt. Und hat sich gezeigt, daß ich genau mit den Menschen, die die selben Diagnosen hatten, am allerbesten klar kam. Das hat sich besonders in der Arbeit mit Borderline-Menschen gezeigt. Und wenn es um die Bezugspflege dieser Menschen ging, dann haben meine Kollegen aus dem Team, obwohl sie von mir nichts wußten, immer gleich gefragt, ob ich die übernehmen könnte.
Ich konnte sie einfach anders begleiten, weil ich sie verstehen konnte und weil ich sie einfach gemocht habe, ie sie sind. Keine Vorurteile, keine Unterstellungen, usw. ... Und die haben gespürt, daß wir einander auf ganz anderen Ebenen begegnen können. Ja, sie haben sich verstanden und ernst genommen gefühlt. Klar, ich kannte natürlich auch die Probleme bei dieser Erkrankung und habe gleich gemerkt, wenn da grad was komisch läuft. Aber letztlich hat ihnen das nur noch mehr Sicherheit gegeben .

" Rollenkonfusion " meinte der Pflegedirektor, als es darum ging, mimich loszuwerden. Diese gab es zwar nicht, aber ist ja ein toller Wort, das ich bis dahin noch gar nicht kannte.
Nein, ich habe mich selbst gewundert, wie gut ich Arbeit und Privat trennen kann. Und daß ich mich gut abgrenzen konnte, wenn es nötig war. Tja, das hat leider nicht gereicht. Dann war ein längere Zeit krank geschrieben und wurde schließlich über's Arbeitsamt, auf Empfehlung von der Krankenkasse, in eine Langzeitreha geschickt ( 16 Wochen ). Das Ergebnis hat mich geschockt und ich bin bis heute nicht wirklich drüber weg. Der Professor legte mir damals wärmstens an Herz: Fr. H, es wäre wirklich am besten für Sie, wenn Sie Sich berenten lassen würden. Ich war sowas von geschockt, daß ich erst mal wütend reagierte und ihn angeschnauzt habe. Eine Woche später, hatte ich genug nachgedacht und kam zu dem Ergebnis, daß er er recht hatte. Da bin ich hin und habe mich bei ihm entschuligt. Naja und dann wurde direkt von der Klinik aus der Antrag gestellt. Und nun bin ich schon seit 2005 berentet.
Liebe Grüße, Maskerade

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einszweidrei
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Beitrag Fr., 12.05.2017, 19:46

Was heißt das für dich, du bist berentet. Darfst Du theoretisch nochmal zurück auf den Arbeitsmarkt? Oder kommst Du aus dem Status gar nicht mehr raus?

LG


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Maskerade
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Beitrag Fr., 12.05.2017, 20:29

Theoretisch könnte ich schon wieder raus, was zwar schwierig wäre, aber möglich.

Aber praktisch wird es mir wohl kaum möglich sei. Ich wurde als 100% arbeitsunfähig eingstuft.
Gemäß des erlaubten Hinzuverdienstes habe ich Versuche gemacht und jedes mal bin ich nach pätestens geinem halben gescheitert. Und das waren NUR 400€-Jobs. Ich schaffe es nicht mehr, dem Druck in der Arbeitswelt standzuhalten. Es kommt eben zu den psychischen vielenProblemen auch noch eine Hochsensibilität dazu, die es mir letztendlich so schwer gemacht hat. Die Teamarbeit wurde mir nach einigen Jahren so schwieig, daß es nicht mehr ging. Ich habe alles und jedes im Team gespürt und stand oft zwischen den Fronten und bekam von allen Seiten Dinge anvertraut. Ich spürte die kleinst Spannung zwischen Und dann konnte ich diese Flut nich mehr verarbeiten, mich nicht mehr ausreichend distanzieren und kam sozusagen unter die Räder. Mein Arbeitgeber, der mit meiner Arbeit immer sehr zufrieden war, hat mich plötzlich sehr unfein entsorgt.

Die Kombination meiner Erkrankungen macht es noch unrealistischer. Da geht es eben nicht nur um einen Bereich von Problemen, sondern um mehrere. Die Behandlung dauert entprechend länger und gestaltet sich schwieriger. Und manche Dinge sind auch gar nicht mehr möglich.

Naja und so mache ich jetzt eben das wenige, was ich an Belastung vertragen kann.
Das ist nicht unbedingt ausreichend befriedigend, aber immerhin habe ich die Möglichkeit, etwas sinnvolles zu tun und meine Kompetenzen einzusetzen.
Liebe Grüße, Maskerade

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einszweidrei
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Beitrag Fr., 12.05.2017, 21:11

Oh! Das tut mir leid für dich. Ich habe auch irgendwie Angst, dass es mir so gehen wir. Bin einfach auch extrem sensibel, wobei ich gelesen habe, dass Traumata immer mit Hochsensibilität einhergehen. Bei mir kommt noch eine Hochbegabung im logisch-abstrakten Denken dazu. Das heißt, ich spüre nicht nur alles, sondern sehe auch Zusammenhänge, die die meisten nicht erkennen. Auch wurde ich indirekt Opfer von schwerer Wirtschaftskriminalität inkl. Finanziellen Kompletteinbruch und in dem Zusammenhang Stalking der übelsten Sorte. Das Verhalten meiner Eltern, was vorher schon daneben war, war demnach jahrelang absolut im Niemandsland. Eine Lösung haben sie aber auch nie gesucht - der eine hat sich geweigert aufzugeben und neuanzufangen, der andere arbeiten zu gehen. Als Älteste und "Partner in Crime" ist alles bei mir auf dem Tisch gelandet - yay, jetzt kann ich komplexeste strategische Probleme durchblicken, in einem durchwachsenen Umfeld drehe ich aber durch. Und davon hatte ich zwei Extreme die letzten Jahre und zwischenzeitlich ein sehr druckbeladenes und dynamisches Feld (das hatte wenigstens Spaß gemacht, war aber extrem fordernd.) 13 Jahre Doppelbelastung noch. Raus mit Burn-out, fertig gemacht für die Schwäche durch Herrn Papa (hach, die Cholerik) und null Rücksicht seitens der Familie, sondern lieber noch eine richtig fiese Mobbingaktion obendrauf. Seitdem drehe ich am Rad. Alles da.

Oh Mann, hast Du schon mal überlegt selbstständig zu arbeiten? Ich mag das lieber als Festanstellung, natürlich hast Du mehr finanziellen und Leistungsdruck, dafür aber auch mehr Spielraum zum Gestalten und Möglichkeit zum Rückzug. Außerdem wirst Du mehr anhand der Leistung bewertet und weniger am Hickhack in irgendwelchen Teams. Auch musst du nicht bleiben, eine Unternehmenskultur passt dir nicht. Gibt viel zu viel Mobbingfirmen. Was Du erlebt hast ist in meinem Umfeld zumindest schon fast Standard. Das ist so unmenschlich, ziehst Du aber nicht mit biste empfindlich.

Und eigentlich gibt es so viele tolle Aufgaben, arbeiten kann so viel Spaß machen und das wissenschaftliche Arbeiten macht auch echt Spaß man schüttelt sich nicht vor lauter Flashbacks.

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einszweidrei
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Beitrag Fr., 12.05.2017, 21:27

Ich stehe ja voll auf die Idee des Case Managers. Wenn Du so viel Erfahrung mit Psychatrie hast, mach dich doch vielleicht selbstständig als Case Manager für psychisch Kranke. Hättest Du dich um den ganzen Therapie, Reha ja/nein, soziale Fragen, Anträge, etc. gekümmert, ich hätte dir sofort ein paar hundert Euro in die Hand gedrückt. :) Was mir das alles gespart hätte!!! Bei 400 € im Monat brauchst Du ja auch immer nur 1-2 Fälle.

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candle.
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Beitrag Fr., 12.05.2017, 21:33

einszweidrei hat geschrieben: Fr., 12.05.2017, 21:27 ich hätte dir sofort ein paar hundert Euro in die Hand gedrückt. :)
Das ist super, aber welche normale Mensch kann sich das leisten?

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mio
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Beitrag Fr., 12.05.2017, 21:34

einszweidrei hat geschrieben: Fr., 12.05.2017, 21:11 dass Traumata immer mit Hochsensibilität einhergehen.
Sorry, aber das ist schlicht und ergreifend Unsinn. Das sollte Dir Deine logische Hochbegabung eigentlich sagen.. ;-)

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einszweidrei
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Beitrag Fr., 12.05.2017, 21:47

Hier werden die Zusammenhänge beispielsweise abgebildet: http://www.hochsensibilitaet.ch/content ... x_ger.html

Gibt noch mehr Quellen, man fragt Google. Hast Du eine akute Traumareaktion bist Du von vornherein reizüberflutet, alle weiteren Reize...Das schließt ja nicht aus, dass die HS zurückgeht, du kommst mit dem Traumata zurecht. HSP ist halt immer sensibel.

Ich konnte früher am besten im Club zu Techno schlafen, momentan kann ich mir noch nichtmal vorstellen auf ne Technoparty zu gehen.

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einszweidrei
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Beitrag Fr., 12.05.2017, 21:53

@candle: Ich kenne viele, die wirklich gut verdienen/verdient haben und plötzlich in eine tiefe Krise fallen. Mir hätte das auch extrem viel Geld und Zeit gespart, ich hätte michnauf meine Aufgaben konzentrieren können und nicht die ganze Zeit mit solchen Grundüberlegungen verbracht. Drehe mich seit 9 Monaten im Kreis. Zudem fühle ich mich echt alleingelassen und hilflos in dem System psychische Erkrankung, was bei mir extrem triggert. Auch gibt es ja genug Kinder, die Hilfe brauchen und Eltern mit Geld, die hilflos daneben stehen, etc. :)


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Beitrag Fr., 12.05.2017, 21:57

Damit reduzierst Du den Traumabegriff auf unzulässige Art und Weise. Oder denkst Du, dass die Frau die mit 30 vergewaltigt, entführt oder sonst was wird auch hochsensibel sein muss um ein Trauma davon zu tragen? Sorry, aber das ist schlicht und ergreifend Quatsch. Bei Kindern mag es ja noch ein Stück weit hinkommen, aber so gerneralisiert wird es sicher nicht stimmen.

Und es gibt auch "jene Fraktion" die sich darüber dann ein "Sonderrecht" in Sachen "besonders sensibler Behandlung" einzuräumen versucht. Dabei handelt es sich um nichts weiter als eine erhöhte narzisstische Verletzbarkeit.

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einszweidrei
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Beitrag Fr., 12.05.2017, 22:06

Ich glaube wir verstehen uns falsch. Hochsensibilität ist nicht eine notwendige Bedingung für eine Traumatisierung, auch der Steinbrocken kann traumatisierte werden. Leidest Du unter einer Traumatisierung wirst Du entsprechend sensibler, da Du durch die Traumafolgestörungen extrem überreizt bist (insbesondere bei Triggern, auf Kampf und Flucht schaltest) und weniger Reize verträgst als ohne Traumafolgestörung.

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candle.
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Beitrag Fr., 12.05.2017, 22:07

einszweidrei hat geschrieben: Fr., 12.05.2017, 21:53 @candle: Ich kenne viele, die wirklich gut verdienen/verdient haben und plötzlich in eine tiefe Krise fallen.
Ich weiß nun nicht, ob man PTBS nun mit einer Krise vergleichen Kann?

Ich hätte auch Lust auf Selbständigkeit, aber keinen Plan.
Und klar ist für viele Sachen Bedarf nur wird ja kaum Geld dafür locker gemacht. Vor allem muß man ja auch einiges an Vorarbeit leisten. Das ist alles nicht so einfach, aber falls wer Ideen braucht, kann die von mir auch gerne haben.

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Beitrag Fr., 12.05.2017, 22:10

einszweidrei hat geschrieben: Fr., 12.05.2017, 22:06 Leidest Du unter einer Traumatisierung wirst Du entsprechend sensibler, da Du durch die Traumafolgestörungen extrem überreizt bist (insbesondere bei Triggern, auf Kampf und Flucht schaltest) und weniger Reize verträgst als ohne Traumafolgestörung.
Soweit so korrekt, aber ob das beides die gleiche Hochsensibilität ist, bezweifle ich.

Falls dich das interessiert, hatten wir dazu einen Thread.

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Beitrag Fr., 12.05.2017, 22:12

einszweidrei hat geschrieben: Fr., 12.05.2017, 22:06 Ich glaube wir verstehen uns falsch. Hochsensibilität ist nicht eine notwendige Bedingung für eine Traumatisierung, auch der Steinbrocken kann traumatisierte werden. Leidest Du unter einer Traumatisierung wirst Du entsprechend sensibler, da Du durch die Traumafolgestörungen extrem überreizt bist (insbesondere bei Triggern, auf Kampf und Flucht schaltest) und weniger Reize verträgst als ohne Traumafolgestörung.
DAS ist aber keine Hochsensibilität im eigentlichen Sinne sondern eine Traumafolgestörung. Genau darauf wollte ich hinaus.

"Eigentliche" Hochsensibilität ist etwas was angeboren ist. Eine Art "besondere Spielart" der Natur. Und hat nichts mit traumatischen Erfahrungen (die auch sensibilisieren können, keine Frage) zu tun.

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einszweidrei
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Beitrag Fr., 12.05.2017, 22:23

Verstehe. Ich hätte hier jetzt noch als Abgrenzung HSP hinzugefügt. Am Ende sind wir uns ja einig.

Und klar ist eine Krise etwas anderes als eine PTBS, braucht ja aber auch Intervention. Und auch Gutverdiener haben Depressionen, etc. :)

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