Therapeutisch wertvolle Zitate Eurer Therapeuten/innen

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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sofa-held
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Beitrag Mo., 28.11.2011, 11:43

Draußen hat geschrieben:
gx draußen hoffend den therapeutischen Wert dieser Intervention noch zu erkennen.
oja, ich versteh auch manche Sachen meiner Thera erst Jahre später. Manche gleich, wie diese:

Ich: Ja, also, äh, ich hab also manchmal so´n Gefühl, dass ich beobachtet werde, z.b. aus Fenstern, und dass jemand auf schießen könnte.

Sie, breit grinsend: Jaja, der berühmte Schuss in den Rücken. Ach Gottchen, schon länger keinen Sex gehabt?

In dem Moment haben zu lachen begonnen und 10 Min. gegackert. Und die Angst war weg und kam nie wieder....

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*AufdemWeg*
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Beitrag Mo., 28.11.2011, 13:24

Therapeutin: Sie sind heute gar nicht kämpferisch, merken Sie das?
Ich: Kämpfen wofür?
Therapeutin: für die Menschlichkeit
Ich: Niemand kann mir meine Menschlichkeit geben oder nehmen nur ich selbst
Therapeutin nach langem schweigen und mich anschauen: Ich möchte Sie gerne in den Arm nehmen
Ich: Ja, das wäre schön
Therapeutin wieder nach längem schweigen: Wir machen weiter Therapie
Ich: Ja

In meinem ganzen Leben hat mich noch nie jemand so in den Arm genommen ohne mich in den Arm zu nehmen...
Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.



Albert Einstein, 14.03.1879 - 18.04.1955

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abendrot79
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Beitrag Mo., 28.11.2011, 14:42

sofa-held hat geschrieben:Sie, breit grinsend: Jaja, der berühmte Schuss in den Rücken. Ach Gottchen, schon länger keinen Sex gehabt?
Kannst du das mal "für Doofe" erklären? Ich verstehe es nicht ...
Weil Kakao an Bäumen wächst, ist Schokolade irgendwie auch Obst! (gelesen auf einem Frühstücksbrettchen)

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Wandelröschen
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Beitrag Mo., 28.11.2011, 15:31

Ich konnte über eine brennende Sache bei meiner Ex-Thera nicht reden, war irgendwie Klos im Hals, steckte fest. Da fragte sie:

Warum können Sie darüber nicht reden? Denken Sie, dass ich so etwas noch nie gehört hätte, oder es mir die Schamesröte ins Gesicht treibt? Befürchten Sie, dass ich vor Schreck ohnmächtig vom Stuhl falle oder mir beim Hören die Ohren abfallen? Oder haben Sie Angst, dass sich mir beim Hören der Magen umdreht und ich hier den Boden vollkotze - keine Angst, Sie müssen die Sauerei nicht wegmachen, ich habe jemanden dafür. ...

Da musste ich doch so anfangen zu lachen - und der Klos war weg, ich konnte reden
Gruß
Wandelröschen

Wann, wenn nicht jetzt. Wo, wenn nicht hier. Wer, wenn nicht ich.

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flowerbomb2
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Beitrag Mo., 28.11.2011, 15:37

*AufdemWeg* hat geschrieben:Therapeutin: Sie sind heute gar nicht kämpferisch, merken Sie das?
Ich: Kämpfen wofür?
Therapeutin: für die Menschlichkeit
Ich: Niemand kann mir meine Menschlichkeit geben oder nehmen nur ich selbst
Therapeutin nach langem schweigen und mich anschauen: Ich möchte Sie gerne in den Arm nehmen
Ich: Ja, das wäre schön
Therapeutin wieder nach längem schweigen: Wir machen weiter Therapie
Ich: Ja

In meinem ganzen Leben hat mich noch nie jemand so in den Arm genommen ohne mich in den Arm zu nehmen...
schöööön

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sofa-held
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Beitrag Mo., 28.11.2011, 21:46

abendrot79 hat geschrieben:Kannst du das mal "für Doofe" erklären? Ich verstehe es nicht ...
ich probiers. Also Analytiker, überhaupt hardcore Psychoanalytiker, sehr von Freud inspiriert, gehen gerne davon aus, dass verdrängte Sexualität nach außen projeziert werden kann, auf die jeweilige Umwelt. Also übermäßige oder irrationale Angst, wie in meinem Fall, wer sollte auf mich schießen, ist nichts anderes als verdrängte Sexualität. Da sie von diesem Zusammenhang ausgeht und der Lachanfall zusätzlich bestätigt hat, dass ihre Theorie stimmt. Sie hatte da Wissen über unbewusste Prozesse, die in meiner Denke damals - ca. 20 - nicht vorkamen und hat mich doll überrascht

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abendrot79
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Beitrag Mo., 28.11.2011, 22:21

sofa-held hat geschrieben:Da sie von diesem Zusammenhang ausgeht und der Lachanfall zusätzlich bestätigt hat, dass ihre Theorie stimmt. Sie hatte da Wissen über unbewusste Prozesse, die in meiner Denke damals - ca. 20 - nicht vorkamen und hat mich doll überrascht
DANKE, jetzt hab ich es verstanden! Das ist aber wirklich hardcore
Weil Kakao an Bäumen wächst, ist Schokolade irgendwie auch Obst! (gelesen auf einem Frühstücksbrettchen)

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sofa-held
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Beitrag Di., 29.11.2011, 18:38

abendrot79 hat geschrieben:Das ist aber wirklich hardcore
oja


Proserpina
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Beitrag Di., 29.11.2011, 19:11

Und Therauhu sprach in grauer Vorzeit:
Sie haben ein Recht hier (auf dieser Welt A.d.A.) zu sein.
Wow, ich bin nie wieder so sehr ausgerastet in einer Therapiestunde, wie nach diesem Satz. Ich schrie, tobte, heulte, giftete ihn an, er solle aufhören mich zu ver**schen, sowas bräuchte ich jetzt nicht auch noch von ihm. Das war ein Dammbruch, eine Stunde lang.

Thera saß ungerührt da, ließ mich toben und meinte schließlich (als ich fix und fertig vor mich hinschnüffend im Sessel saß): "Sind sie nun fertig?" Und auf meinen Nicken hin: "Schön. Dann können Sie ja jetzt anfangen es zu glauben."

Ich bin wortlos und zutiefst beleidigt gegangen. Und dann habe ich irgendwann einfach gemacht was er gesagt hat, was mir jedoch erst noch sehr viel später bewusst auffiel.

....

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sofa-held
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Beiträge: 2305

Beitrag Di., 29.11.2011, 19:21

@Prosperina, geil! Super Therapeut, hat sich was getraut, das ist mir lieber, als so übervorsichtige.

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Honig
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Beitrag Di., 29.11.2011, 21:06

@Proserpina Ich bin gerade tief gerührt von deiner Anekdote. Wobei ich mich beim Lesen im Thread "Lustige Therapieerlebnisse" wähnte.


Proserpina
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Beitrag Mi., 30.11.2011, 06:44

Moin!

sofa-held,-
ja, der Kerl war schlicht toll! Eine Optik wie der Weihnachtsmann, stoisch bis dorthinaus, seelenruhig und doch äußerst raffiniert. Also genau das was ich (damals hochexplosive und auf die Welt rasend wütende) Erna brauchte.

----------

Honig, danke für die Rückmeldung. Dann hat es sich ja gelohnt, dass Du Dich im Thread geirrt hast.

++++

Okay, einen Spruch habe ich noch. Es ist der, der mir am meisten geholfen hat und den ich nie wieder vergessen habe. Dieser Spruch begleitet mich bis heute und befreite mich von einem meiner größten Alpträume > dem unstillbaren Hunger danach gemocht/geliebt zu werden, bzw. im Gegenzug, der unendlichen Angst vor Ablehnung.

Situation: Ich saß ihm mal wieder gegenüber (ich habe mich nie auf das Sofa gelegt und weil er meine Vergangenheit und sexuelle Traumatisierung kannte, hat er mir das auch nur einmal angeboten und dann nie wieder) und regte mich auf, so wie meistens im ersten Halbjahr der Therapie. Darüber, dass Menschen A****löcher wären, dass ich Angst vor ihnen hätte, vor ihren Blicken, ihren Gedanken, ihrer Ablehnung. Ich erzähle von der Schule und dem Mobbing. Davon, dass ich die erste Kliniktherapie abgebrochen hatte, weil ich die (gefühlte) Ablehnung der Gruppe nicht hatte ertragen können und ich suhlte mich in meinem infantilen Hass, der doch meinen Schmerz nur notdürftig verbarg.

Thera schaute mich über den Rand seiner Brille scharf an und sagte dann das Folgende:
Wissen Sie, früher, da stand das Kind vor der Tür und trommelte dagegen. Weinte, wollte eingelassen werden, doch die Tür blieb verschlossen. Heute ist das Kind erwachsen, hält die Klinke in der Hand und macht ggf. die Tür hinter sich zu.
Ich habe das lange in mir herumgewälzt, bis es tief in mich hineinsickerte. Und dann geschah in wundersamer Weise der Wandel. Ich begann Türen zu schließen, solche, die mir nicht gut taten. Ich entfernte Mensch um Mensch aus meinem Leben. Bekam dadurch Übung und die Gewissheit, dass ich für jede geschlossene Tür, jederzeit eine neue öffnen kann, denn ICH, ICH allein, bin die Herrin aller Türen, hier, in MEINER (Innen)Welt.

....

Ich bin diesem Mann so dankbar, dass ich heute noch feuchte Augen bekomme, wenn ich an ihn denke. Er hat mir den Glauben an meine Macht zurückgegeben, wider meiner alles beherrschenden Ohnmacht, wieder meiner unsäglichen Wut, die erst dem gerechten Zorn den Boden bereitete und danach in Frieden mündete - Jahre später. Aber am Anfang stand er, mein "weiser, alter Uhu", was ich in seiner Gegenwart natürlich nie in dieser Form aussprach.

....

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Elfchen
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Beitrag Mi., 30.11.2011, 08:47

Liebe Proserpina

Danke für das Teilen des obigen.

Das ist wirklich ein Wahnsinnsgefühl. Da könnte man sich reinlegen . Das Gefühl, Herr über sein eigenes Leben zu sein... leider geht es- wie alles im Leben- nur Step by Step, um es zu verinnerlichen, präsent zu haben, abrufen zu können. Aber es kommt . Und es soll immer stärker werden und bleiben.
Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben. Epiktet


Proserpina
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Beiträge: 397

Beitrag Mi., 30.11.2011, 11:50

Moin Elfchen,-
Elfchen hat geschrieben:....leider geht es- wie alles im Leben- nur Step by Step, um es zu verinnerlichen, präsent zu haben, abrufen zu können. Aber es kommt . Und es soll immer stärker werden und bleiben.
....ja, es dauert. Mitunter sogar verflixt lange. Der Bauch hinkt dem Kopf immer hinterher, zumindest ist das meine Erfahrung. Während der Kopf die Dinge bereits im Schlaf herunterbeten kann, sitzt im Bauch dieses Kleine, Bebende, Zitternde. Und weißt Du, das tut es bei mir bis heute. Nur, dass es jetzt eine Decke hat, eine Puppe und große, starke Arme, die es manchmal drücken, wenn es mal wieder winterlich kalt hier drin wird.

Will meinen, dass ich denke, dass Unsicherheiten auch schlicht zu einem Leben gehören, auch mit völlig intakter Psyche. Und, dass der Trick vermutlich darin besteht, nichts loswerden zu wollen von all dem Zittern und Beben, sondern zu lernen, es zu umarmen. Dann kam der Rest bei mir von ganz allein - denn es fühlte sich auf einmal so geborgen in mir an, dass es alte Freunde einlud, die ich fast vergessen glaubte. Die Freude kehrte zurück, dieses Gefühl, das ist wie ein Sonnenstrahl, der nach langem Winter über geschlossene Lider gleitet und in der Wärme bahnt sich eine ebensolche Träne ihren Weg an der Wange entlang.

So hat es sich angefühlt, als ich zum ersten mal ganz bei mir war und bewusst erlebte, wie sich Frieden in mir anfühlt. Dieses Gefühl ist in der Tat genial. Es ist nicht immer präsent in den Wirren des Alltags, aber es ist nun hier zuhause und lässt sich öfter sehen.

....

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sofa-held
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männlich/male, 40
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Beitrag Mi., 30.11.2011, 13:07

Prsoperina, da wird ganz warm um Herz. Schön beschrieben...

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