Nun möchte ich mal Phönixia beispringen, denn ich finde sie spricht schon unbequeme Wahrheiten an, die man nicht einfach so wegwischen kann.
Mandy096 hat geschrieben:Wenn wir bei allen Filmen und Bildern die Lebensgeschichten der Darsteller erstmal hinterfragen müssten dann hätten wir aber eine Aufgabe...
Was die Entstehungsgeschichte eines Produkts angeht, trägt man aber als Konsument schon diese Verantwortung. Wo keine Nachfrage, da auch kein Angebot. Und wie CrazyBlue gesagt hat: Ob Lebensmittel, Kleidung, oder eben Pornos, nicht alle sind ethisch ok produziert, sondern durch Ausbeutung und Schlimmeres. Wir
wollen das teilweise einfach nicht wissen und machen die Augen zu. Denn wenn wir hinschauen würden, könnten wir die Dinge nicht mehr so ohne weiters konsumieren. Das mag verständlich sein, aber man sollte wenigstens so ehrlich sein, sich das einzugstehen.
debussy hat geschrieben:ich geile mich ja nicht an der lebengeschichte der pornodarsteller auf, sondern an dem, was sie mir vorspielen. das ist ein großer unterschied.
Ja, aber wer einen Porno sieht, weiß und will, dass da realer Sex gezeigt wird. Sonst könnte er ja auch einen Erotikfilm gucken oder einen animierten oder Comic-Porno. Der besondere Reiz sind aber ja für die meisten gerade die Darsteller aus Fleisch und Blut und der echte Sex, der gezeigt wird, also gerade nicht vorgespielt ist. Und da sollte man sich ja schon fragen, was das, was beim Dreh passiert, mit den Darstellern macht. Krass gesagt: Bei einem Snuff-Movie geht es ja auch nicht darum, was vorgespielt wird, sondern was real passiert und genau deshalb würden die Allerallermeisten es sich eben auch nicht angucken.
Andererseits gilt natürlich die Eigenverantwortung erwachsener Menschen und wenn junge Frauen und Männer gegen Geld alle mögliche mit sich machen lassen, dann ist das ihr Bier. Und natürlich werden nicht in jedem Porno die Darsteller direkt gezwungen mitzuspielen. Die Grenzen zwischen Prostitution und Zwangsprostitution sind ja auch fließend. Aber es bleibt doch legitim, das zumindest anzusprechen und aus der Pornodiskussion nicht einfach auszublenden. Weil in der asiatischen Textilindustrie Ausbeutung passiert, verlangt ja auch keiner zu sagen: Ich lehne Kleidung generell ab. Aber zu sagen: Ich weiß, dass nicht jedes Kleidungsstück mit den Standards produziert wird, die ich mir vorstelle und deshalb lasse ich das in meine Konsumentscheidung einfließen, habe Informationen dazu im Hinterkopf, wenn ich Klamotten kaufen gehe - das finde ich schon ok. Natürlich ist man auch dann im Einzelfall nie sicher und natürlich könnte man immer noch mehr tun und in letzter Konsequenz seine Stoffe selber weben. Aber trotzdem ist auch schon allein das Problembewusstsein ein erster Schritt und bringt sicherlich mehr, als es einfach zu ignorieren, weil es unbequem ist.
VG Selene