Austausch zwischen Uno's und Multi's

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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SoundOfSilence
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Beitrag Sa., 02.01.2016, 16:51

... Und insofern steuere ich hier "meins" bei uns nehme ansonsten mit, was ich für mich mitnehmen mag. Das habe ich auch genau so geschrieben. Und andere gefragt, was sie noch beisteuern mögen oder auch nicht. ICH bin hier relativ friedlich..... Leben und Leben lassen eben.....
Hello darkness, my old friend...

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mio
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Beitrag Sa., 02.01.2016, 22:08

Hallo Myhre,
Myhre hat geschrieben: Sie hat das bewusst vorgetäuscht.
Ich habe sie nicht demaskiert und vorgeführt.Ich weiss bis heute nicht ob das richtig war.
Sie ist immer noch da aktiv.
ich hab auch mal ne Zeitlang in einem MPS-Forum gelesen und bei Bedarf auch Fragen gestellt. Die User an sich fand ich jetzt nicht so auffällig, ich war da allerdings auch nicht mega-aktiv sondern habe es eher genutzt, wenn ich Fragen hatte und da gab es dann schon auch den ein oder anderen hilfreichen Hinweis.

WAS allerdings auffällig war, war wie der Typ der es moderiert und betrieben hat so drauf war...wahrscheinlich war ich deshalb auch so zurückhaltend. Angeblich der Freund einer Betroffenen. Irgendwann gab dann irgendeinen echt strangen Vorfall scheinbar den ich so am Rande mitbekam worauf ich mal den Betreiber gegoogelt habe. VORSICHT!!!! Absolute VORSICHT!!! sage ich seitdem zu sowas.

Lieben Gruss,

mio


Vincent
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Beitrag Sa., 02.01.2016, 22:36

Hallo mio,

sehr anschaulich, das Beispiel der 'Aufnahmekriterien der Fremdenlegion'.
mio hat geschrieben:Für mich gibt es ein "Wut" Problem. Das ist was, was ich schon sehr häufig als "Projektionsproblem" beobachten konnte.
Mir ist sogar bewusst, dass ich das auch gelegentlich tue: Wut projizieren.
Ich spüre auch regelmäßig, dass mein dominierendes Gefühl, sobald ich das Forum betrete, zumindest latente Wut ist. Z. B. Traurigkeit über das, was ich hier lese, kommt erst mit sehr viel Abstand zur Wut später.
(Übrigens ist mir auch bewusst, und das ist mir besonders in meiner Gruppentherapie, aber auch in Freund- und Bekanntschaften, häufig aufgefallen, dass ich für andere Wut empfinde. Denn es gibt nicht wenige Menschen, die müssten eigentlich wütend sein (vor Wut kochen), aber sind es nicht.)
"Eigentlich bin ich ganz anders, aber ich komme so selten dazu." (Horvàth)


mio
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Beitrag Sa., 02.01.2016, 22:47

Hallo Vincent,
Vincent hat geschrieben: (Übrigens ist mir auch bewusst, und das ist mir besonders in meiner Gruppentherapie, aber auch in Freund- und Bekanntschaften, häufig aufgefallen, dass ich für andere Wut empfinde. Denn es gibt nicht wenige Menschen, die müssten eigentlich wütend sein (vor Wut kochen), aber sind es nicht.)
kann man Wut "für" andere empfinden? Wie meinst Du das, so im Sinne: Warum wehrst Du Dich nicht? Oder anders?

Das was ich meinte ist, dass ich es im RL irgendwann tatsächlich mal "beobachten" konnte, ging wohl vor allem weil ich nicht drinsteckte in der Situation sondern eine Kollegin von mir betroffen war. Ich habs dann in die Thera getragen, weil mir das irgendwie wichtig erschien und mir ist aufgefallen, dass das recht häufig passiert: Jemand ist eigentlich wütend auf einen anderen, weil der andere nicht so funktioniert, wie er sich das vorstellt. Aber anstatt einfach sozusagen "direkt" wütend zu sein, wird der andere so lange provoziert, bis er irgendwann selbst wütend wird. Es wird also sozusagen aufgrund der eigenen Wut ein Streit provoziert, bei dem aber der andere - der ursprünglich gar nicht wütend war - dann der Dumme ist.

Für mich hat das auch wieder was mit Grenzen zu tun: Wut ist ja ein klassisches "Abgrenzungsgefühl". Wenn ich nun selbst ein Problem habe, mich "abgrenzen zu dürfen oder können", aber meine Wut auch nicht fühlen darf, dann entsteht sowas wohl. Die paar Male die mir das im RL erwischt hat waren für mich extremst belastend, weshalb ich irgendwann versucht habe dem mal auf den Grund zu gehen. Du wirst quasi vorsätzlich "Fühlen gemacht". Ich bin mir aber nicht sicher, ob das auch das ist was Du meinst?

Lieben Gruss,

mio

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Vincent
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Beitrag Sa., 02.01.2016, 23:11

Hallo mio,
mio hat geschrieben:kann man Wut "für" andere empfinden? Wie meinst Du das, so im Sinne: Warum wehrst Du Dich nicht? Oder anders?
Ja, anscheinend geht das. Oder ich könnte zumindest annehmen, dass es das ist. Wir haben das auch immer wieder mal in der Gruppe thematisiert.
Mich machen hilflose Lagen anderer wütend, die sich nicht aus hilflosen Lagen befreien.
Noch wütender macht es mich, wenn andere in offensichtlich hilflosen Lagen sind, dies aber (wenn überhaupt nur latent-diffus) spüren und nichts als ihr unbegriffenes Weh klagen. Lagen/Situationen, in denen sie eigentlich Wut bei sich wahrnehmen sollten, um die Lage verändern zu können, dies aber nicht tun.
mio hat geschrieben:Jemand ist eigentlich wütend auf einen anderen, weil der andere nicht so funktioniert, wie er sich das vorstellt. Aber anstatt einfach sozusagen "direkt" wütend zu sein, wird der andere so lange provoziert, bis er irgendwann selbst wütend wird. Es wird also sozusagen aufgrund der eigenen Wut ein Streit provoziert, bei dem aber der andere - der ursprünglich gar nicht wütend war - dann der Dumme ist.
Okay. Das würde ich allerdings nicht als Projektion im psychoanalytischen Sinne begreifen (so wie z. B. meine Wut, die ich 'für andere' empfinde.)
mio hat geschrieben:Du wirst quasi vorsätzlich "Fühlen gemacht". Ich bin mir aber nicht sicher, ob das auch das ist was Du meinst?
'Fühlen machen'...
Gestern habe ich mit einer Freundin telefoniert. Nicht zum ersten Mal sagte sie mir, dass sie durch mich oft 'latent wütend' werde. Meine vorläufige Antwort (für mich) darauf ist, dass ich ihr in unseren Gesprächen möglicherweise mehr oder weniger subtil das spiegele, was sie fühlen sollte oder fühlen müsste, aber es eben nicht fühlt. (Wie gesagt, das ist nur eine Vermutung. Ich komme mit ihr schon noch dahinter.)

(Das höre ich auch nicht zum ersten Mal. Allerdings habe ich mich auch selten zuvor mit Frauen eingelassen, deren 'Echtzeit-Empfinden' entweder gar nicht vorhanden ist, oder eben sehr verzögert spürbar wird. Da wird es also gewisse Zusammenhänge geben.)

Lieben Gruss,
Vincent
"Eigentlich bin ich ganz anders, aber ich komme so selten dazu." (Horvàth)


mio
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Beitrag Sa., 02.01.2016, 23:24

Hallo Vincent,
Vincent hat geschrieben: Mich machen hilflose Lagen anderer wütend, die sich nicht aus hilflosen Lagen befreien.
Noch wütender macht es mich, wenn andere in offensichtlich hilflosen Lagen sind, dies aber (wenn überhaupt nur latent-diffus) spüren und nichts als ihr unbegriffenes Weh klagen. Lagen/Situationen, in denen sie eigentlich Wut bei sich wahrnehmen sollten, um die Lage verändern zu können, dies aber nicht tun.
ok, ich glaube dann weiss ich was Du meinst. Extremstes Beispiel aus meinem persönlichen Umfeld war wohl eine gute Freundin, die sich letztlich selbst suizidiert hat, weil sie ihre Mutter nicht vor dem Vater "retten" konnte.

Nach ihrem Tod haben alle die Mutter bedauert. Die arme arme liebe Frau... Ich hätte kotzen können. Habe auch nicht kondoliert. Meine Freundin hatte mehr als einmal versucht ihr einen Weg da raus zu ermöglichen, immer mit der Konsequenz, dass sie wieder zurückging. Letztlich ist sie daran zerbrochen.

Das was ich beschrieben habe war eher projektive Identifikation, das was Du beschreibst dürfte wohl eher Projektion sein. Ich finde das bis heute nicht ganz leicht, das auseinanderzuklambüseln. Aber im Grunde macht Dich dann ja die - vermeintliche wohlgemerkt - Hilflosigkeit des anderen wütend. Also macht Dich Hilflosigkeit wütend. Das kann ich nachvollziehen. Macht mich auch wütend. Was mich allerdings im Grunde eben nicht wütend macht, ist der andere, sondern der Umstand, dass ich ein Problem mit seiner - vermeintlichen - Hilflosigkeit habe. Meist aufgrund eigenen Hilflosigkeitserfahrungen. Die projizier ich dann da rein.

Lieben Gruss ,

mio

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Solage
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Beitrag So., 03.01.2016, 02:00

Dieses Interview finde ich beeindruckend:
"Die Phobie vor dem Trauma überwinden" Ein Gespräch mit Onno van der Hart von Michala Huber. Da wird auf multiple Persönlichkeiten u. a. eingegangen.

Ich fühle mich persönlich besonders davon angesprochen:
"....dass der Kern jeder Traumatisierung in extremer Einsamkeit besteht. Im äußersten Verlassensein..."


http://www.michaela-huber.com/files/lin ... 609191.pdf





Jenny Doe
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Beitrag So., 03.01.2016, 07:39

Hallo Lilu,
ich habe gerade den Thread mal mehr oder weniger mal ganz gelesen, und stieß dabei auf dieses Zitat von Dir:
lilu hat geschrieben:
eine Persönlichkeit = ein Uno = ein Körper
viele Persönlichkeiten = viele Uno`s = ein Körper
Warum soll also EIN Persönlichkeitsanteil nicht fühlen wie ein Uno? Ich verstehe das Problem gar nicht. Das heißt ja nicht, dass dieser eine Persönlichkeitsanteil/Uno sich anmaßt, das GLEICHE zu fühlen wie andere Uno`s, aber es IST ein Uno...aber halt im Multi
Ich denke, das Problem der ganzen Diskussion hier besteht darin, dass DISler sich nicht als eine Person erleben, sondern das Gefühl haben, aus mehreren Persönlichkeiten zu bestehen. Sie haben nicht das Gefühl, dass sie das selbst sind, die auf der Schaukel sitzen, ... Sie "sehen" ihre "Persönlichkeiten" vor sich, sehen ein rot-gelocktes Kind, wenn sie auf der Schaukel sitzen und nicht sich selbst. Das ist das Erleben der DISler, und sie fühlen sich (nachvollziehbarer Weise) angegriffen, wenn Außenstehende gegen dieses Erleben ansprechen. Außenstehende können noch so oft sagen "Das sind keine "Persönlichkeiten", dass seid ihr selbst". DISler können es nicht wahrnehmen, dass sie es selbst sind. Wenn du irgendwann mal den Punkt einer Integration erreichst, dann wirst Du verstehen was ich meine. Walschratin hatte das hier sinngemäß beschrieben, als das Trauma verarbeitet war, war auch der Persönlichkeitsanteil weg, oder anders ausgedrückt, in die Gesamtpersönlichkeit integriert. Es geht letztendlich darum, das, was Du auf einen Persönlichkeitsanteil abgespalten hast, zu integrieren, was heißt: lernen zu akzeptieren, dass Du das bist, die das Trauma erlebt hat usw. Oder anders ausgedrückt, den abgespaltenen Persönlichkeitsanteil zu integrieren, so dass Du wahrnehmen kannst, dass Du das selbst bist und nicht jemand anderes, so dass ein Uno entsteht, eine Gesamtpersönlichkeit, eine Gesamtidentität.

Tatsache ist aber, dass es sich bei der DIS um, wie der Name schon sagte, eine Identitätsstörung handelt. Die Identität wird dissoziiert wahrgenommen. Der Begriff "MPS" ist veraltet und wird nicht mehr verwendet, da DISler nicht aus multiplen "Persönlichkeiten" bestehen, sondern ein Identitätsproblem haben, das darin besteht, dass sie ihre Persönlichkeitsanteile nicht als zu sich Gehörig wahrnehmen können, nicht in ihr Ich integrieren können. Alle Persönlichkeitsanteile gehören zu Dir, auch wenn Du es (noch) nicht so erleben kannst. Alle Persönlichkeitsanteile zusammen ergeben einen Uno. Ein Persönlichkeitsanteil kann kein Uno sein, er ist, wie der Name schon sagt, ein Persönlichkeitsanteil. Ein Uno hingegen ist kein Anteil, sondern als die Summe aller Persönlichkeitsanteile. In einem Uno sind all sein Persönlichkeitsanteile zu einer Person, zu einer Identität integriert. Sie alle zusammen machen einen Uno aus.

Ich kenne das Gefühl aus "Persönlichkeiten" zu bestehen selber sehr gut. Im Jugendalter befand ich mich in einem absoluten Identitätskonflikt. Einerseits wollte ich zu der Frau, die sich "Mutter" nannte und die mich übel misshandelt hat, keinen Kontakt mehr haben. Anderseits schlummerten in mir so kindliche Bedürfnisse rum, die nach einer Mama schrien und die Hoffnung nicht aufgeben konnten, dass die Mama eines Tages sagen würde "Ich liebe Dich, Du bist mein Kind". Ich war völlig zerrissen. Ich brach den Kontakt ab, nur um 5 Minuten später wieder bei ihr auf der Matte zu stehen. Ich verstand mich selbst nicht. Ich fühlte mich erwachsen und verstand meine kindlichen Bedürfnisse nicht. Ich konnte diese nicht als Ich, nicht als zu mir Gehörig wahrnehmen. Da konnten mir meine Therapeuten noch so oft sagen: "Das sind sie, das sind ihre unbefriedigten kindlichen Bedürfnisse", ich konnte es nicht wahrnehmen. Ich fühlte mich erwachsen und dieser kindliche Persönlichkeitsanteil passte so gar nicht zu mir und schon gar nicht zu meiner Identität. Ein "Uno", was auch immer das sein soll, war ich in diesen Jahren gewiss nicht. Denn wäre ich ein Uno gewesen, dann hätte ich meine kindlichen Bedürfnisse als Ich wahrnehmen können. Konnte ich aber nicht. Diese kindlichen Bedürfnisse erschienen mir völlig absurd. Sie erschienen mir wie eine eigenständig Persönlichkeit, mit eigenen Erinnerungen, eigenen Gefühlen, ... Denn auch meine Erinnerungen waren zweigeteilt. Als "erwachsene Jenny" erinnerte ich mich an all die Schmerzen, die mir meine Mutter zugefügt hat. Als "kindliche Jenny" erinnerte ich mich daran, das meine Mutter doch auch lieb war, mir ein Eis schenkte und doch so krank ist, ich konnte Mama doch nicht alleine lassen, ..." Sowas entsteht, wenn eine Mutter einem ein Kochlöffel auf dem Kopf zertrümmert und währenddessen schreit "Ich liebe Dich" und anschließend mit einem Eisessen geht und wie ausgewandelt ist, wie eine andere Person ist.
Zuletzt geändert von Jenny Doe am So., 03.01.2016, 07:43, insgesamt 1-mal geändert.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.


Jenny Doe
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Beitrag So., 03.01.2016, 07:41

Der "Witz" an der Sache war, dass ich diese kindlichen Bedürfnisse nicht kontrollieren konnte. Erscheint mir heute logisch. Was man nicht als Ich, als zu sich Gehörig wahrnehmen kann, kann man auch nicht kontrollieren. Ich konnte nicht steuern, dass ich ständig erneut bei meiner Mutter auf der Matte stand. Ich wollte keinen Kontakt mehr, und dennoch rannte ich da immer wieder hin. Diese Jahre waren furchtbar für mich. Es war ein langer Prozess für mich bis ich akzeptieren konnte, dass ich mich, obwohl erwachsen, immer noch nach der Liebe meiner Mutter sehne und ich trauern und loslassen konnte. Ich habe mich damals wahrgenommen als würde ich aus zwei Personen bestehen, der großen Jenny und der kleinen Jenny. Ein Uno wurde ich erst als ich akzeptieren lernte, dass dieses kindlichen Bedürfnisse zu mir gehören, ich sind und zu meiner ganzen Person gehören.
Wie du siehst kann auch ein "Uno" disähnliche Identitätsprobleme haben. Aber ein Uno ist man erst dann, wenn man das, was man nicht als zu sich Gehörig wahrnehmen kann, annimmt und in seiner Gesamtpersönlichkeit integriert. Ein Uno ist man nicht, wenn man keine DIS hat. Ein Uno ist und wird man dann, wenn man alle Persönlichkeitsanteile, alles was einen ausmacht, integriert und als "Ich" wahrnehmen kann, wenn man kurz gesagt, eine Gesamtpersönlichkeit hat, eine Gesamtidentität verspürt.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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lilu
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Beitrag So., 03.01.2016, 10:28

Liebe Jenny,

ich verstehe, was Du mir zu erklären versuchst. Und vielleicht hast Du auch recht. Und vielleicht ist das ganze Problem hier einfach die Begrifflichkeit. Ein UNO = EIN Mensch. Das verstehe ich, aber meine inneren "was auch immer" fühlen sich halt wie EIGENSTÄNDIGE Personen an. Ich kommuniziere ja auch mit Ihnen. Mir ist es letztendlich egal, wie man sie nennt. Es sind meine kleinen und großen Anderen in mir, die sich wie verschiedene Persönlichkeiten in verschiedenen Geschlechtern anfühlen.

LG Lilu
Und mit Entzücken blick ich auf, so manchen lieben Tag;
Verweinen laßt die Nächte mich, solang ich weinen mag.

Goethe


Vincent
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Beitrag So., 03.01.2016, 14:21

Jenny Doe hat geschrieben:Es geht letztendlich darum, das, was Du auf einen Persönlichkeitsanteil abgespalten hast, zu integrieren, was heißt: lernen zu akzeptieren, dass Du das bist, die das Trauma erlebt hat usw. Oder anders ausgedrückt, den abgespaltenen Persönlichkeitsanteil zu integrieren, so dass Du wahrnehmen kannst, dass Du das selbst bist und nicht jemand anderes, so dass ein Uno entsteht, eine Gesamtpersönlichkeit, eine Gesamtidentität.
Mir scheint jedoch, dass die Persönlichkeitsanteile ja nicht einfach 'Versplitterungen' einer 'Voll-Identität' sind, sondern recht komplexe Persönlichkeiten einerseits, andererseits im Verhaltensspektrum auch sehr beschränkt bzw. spezialisiert auf bestimmte Aufgaben (je nach Möglichkeit ihres Erfahrungs- und Entwicklungsstandes). Sie tun eben das, was sie tun müssen, wenn ein anderer Anteil an seine Grenzen kommt.
Erstaunlich und faszinierend ist, was bei verschiedenen 'DISlern' sicher auch nochmal ganz individuell unterschiedlich ist, dass der Hauptanteil (eine ANP, ein Host, oder wie man den 'Boss' auch nennen mag) kaum Kontrolle darüber hat, zu welchem Zeitpunkt er von einem anderen Anteil 'übernommen' wird. Andere Anteile hingegen, die die Hauptpersönlichkeit übernommen haben, und auch untereinander nochmal abgeben und übernommen werden, scheinen aber den Zeitpunkt willentlich bestimmen zu können, wann sie wieder an die Hauptpersönlichkeit 'abgeben'. Das tun sie, wenn sie gesagt haben, was sie sagen wollten, wenn sie geklärt haben, was zu klären ihnen wichtig war.

Was ich eigentlich mit diesem Beitrag sagen will, ist, dass mir im Hinblick auf die Anteile eines dissoziativ identitätsgestörten Menschen kaum einleuchtet, wie dieses komplexe Gefüge je zu einer Gesamt-Identität verschmelzen könnte, da die Anteile an sich und für sich eben keine identitätslosen Versplitterungen zu sein scheinen, sondern durchaus komplexe autonome Identitäten/Persönlichkeiten, die untereinander ja nicht einmal von allen anderen Kenntnis haben. Nicht zu vergessen, dass mit den jeweiligen Wechseln auch je Amnesien bleiben.

Es ist daher das eine zu sagen, das alles sei (eigentlich) eine Identität, wenn der dissoziativ identitätsgestörte Mensch das nur erkennen könnte. Das andere aber ist die Tatsache, dass irgendwann in der Kindheit und/oder Jugend abgespaltene Anteile der eigentlichen Gesamt-Identität (die sich ja nie hat ganzheitlich ausbilden können) über viele Jahre und Jahrzehnte 'für sich' ganz selbstverständlich entwickelt und zu eigenen und autonomen Persönlichkeiten ausgeformt haben.

Wenn mir als Gesamt-Identität (als 'Uno') jemand von außen glaubhaft machen wollte, ich sei nur ein Anteil von vielen, und ich müsse erst noch zu den anderen Anteilen finden, die eben auch noch da sind, um gemeinsam mit ihnen eine Gesamtidentität zu bilden, was ich nur mit ihnen zusammen eigentlich auch wäre, würde ich diese Behauptung nicht glauben. So ähnlich stelle ich mir das für einen Menschen mit DIS in Therapie vor, wo die Anteile alle einzeln dazu aufgefordert werden, sich mit anderen Anteilen zu vereinen, um ganz zu werden. Denn die meisten Anteile glauben das ja bereits zu sein: eine autonome und in sich geschlossene Identität, so wie ich das selbstverständlich von mir selbst glaube.
"Eigentlich bin ich ganz anders, aber ich komme so selten dazu." (Horvàth)


pivello
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Beitrag So., 03.01.2016, 14:44

na ja, lilu beschreibt doch selbst ein Ich kommuniziere mit den Anteilen. Es gibt demnach auch ein ich und ein "Du" Und nicht nur ein Ich abgespaltener Anteil x, der dann für sich alleine wahrgenommen wird, als Ich.
Was sie beschreibt ist eine Teilpersönlichkeit und wo es doch hier leider so haargenau genommen werden sollte, keine MPS.


Vincent
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Beitrag So., 03.01.2016, 14:50

Hallo pivello,

so wie ich es kennengelernt habe, habe ich kein Problem damit, von einer 'Multiplen Persönlichkeit' zu sprechen.
"Eigentlich bin ich ganz anders, aber ich komme so selten dazu." (Horvàth)

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lilu
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Beiträge: 415

Beitrag So., 03.01.2016, 14:56

Jo, es gibt Teilpersönlichkeiten und vollständig abgespaltene. Diese kenne ich nicht und kann sie auch nicht fühlen. Sie sind völlig eigenständig und hier findet keine Kommunikation statt.
Und mit Entzücken blick ich auf, so manchen lieben Tag;
Verweinen laßt die Nächte mich, solang ich weinen mag.

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mio
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Beitrag So., 03.01.2016, 15:01

Hallo Pivello,
pivello hat geschrieben: Was sie beschreibt ist eine Teilpersönlichkeit und wo es doch hier leider so haargenau genommen werden sollte, keine MPS.
ich denke dann ist die Frage, wie werden die Teilpersönlichkeiten vom Betroffenen erlebt? Als "eigenständige" Persönlichkeitsanteile oder nur als verschiedene Anteile meiner/einer Person. Ein Anteil für den ich komplett amnestisch bin zB. den kann ich ja gar nicht als "Teil von mir" wahrnehmen, selbst wenn ich wollte, weil ich ja nix von ihm weiss. Anteile die ich zwar wahrnehmen kann, aber deren Verhalten ich nicht beeinflussen kann, selbst wenn ich es will, und mit deren Verhalten ich mich auch nicht "identifizieren" kann bekomme ich auch nur mit Mühe in mein "Ich" integriert, weil sie eben so ich-fremd sind.

Warum sich hier auf Begriffen ein Ei gebacken wird anstatt darüber zu reden, wie sich individuell gefühlt und wahrgenommen wird, ist mir echt ein Rätsel. Die Begriffe an sich sind es doch nicht, es ist doch das individuelle Erleben und das, wofür dieses individuelle Erleben wohl steht, also wie am Besten damit umzugehen ist um die bestehenden Probleme zu lösen.

Lieben Gruss,

mio

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