Traumaverarbeitung, ein langer Prozess

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.

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Maskerade
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Beitrag So., 07.05.2017, 23:29

Krümmelmonster hat geschrieben: So., 07.05.2017, 21:32 Liebe Maskarade,
sorry war ein Missverständnis sollte Psychosomatische Klinik heißen, hast von deiner Seite sehr gut erklärt.
Welche Schritte du vorhast. Finde ich interessant wie du voran gehst. Manchmal bekommt man halt schon Angst, wenn ich das Lese.

Deswegen fühle ich mich nicht wirklich gut. Und ich habe auch Angst, dass die Anteile etwas tun könnten, das ich nicht mehr kontrollieren kann. Dass sie mich überwältigen und dann die Pferde mit ihnen durch gehen. Ich weiß nicht, welche Macht sie haben. Zu was sie im Stande sind. Ja, das macht mir große Angst.

Deswegen habe ich geschrieben Verantwortlich für dich zu sein.
Gefühle können auch selbst dich Schach matt setzen. Wenn du nicht auf dich aufpasst und du zu viel willst.
Liebe Krümmel,

ok, ein Mißverständnis geklärt. :flowers:

ja, das kann ich sehr gut verstehen, daß man manchmal Angst bekommen kann, wenn man meine Zeilen so ließt. Ist ja so, daß ich auch selber manchmal Angst dabei bekomme, wenn ich sehe, was aus mir heraus kommt und wie andere darauf reagieren. Ich selbst scheine da teilweise wirklich sehr abgestumpft zu sein. Nichts worauf ich stolz bin, ganz im Gegenteil, ich würde viel lieber mehr fühlen, dann würde ich wahrscheinlich auch nicht so vorgehen.

Da hast Du vollkommen recht, meine Aufgabe besteht vor allem darin, auf mich aufzupassen und mich rechtzeitig abzugrenzen. Und es stimmt auch, daß mich Gefühle Schach Matt setzen können. Ist mir ja auch schon das ein oder andere Mal passiert. Das kann mich Kopf und Kragen kosten.

Aber ich habe halt herausgefunden, daß ich ohne die Nähe meines Vaters nicht an die Traumageschichten und Gefühle dran komme. Ich weiß, daß das schokiert, auf Unverständnis stößt, Angst auslösen kann, uvm. ... Aber ich will dieses Thema zu Lebzeiten zu Ende bringen, damit ich meinen Frieden finden kann. Nicht mit meinem Vater, um Gottes Willen, das habe ich mir längst abgeschminkt.

Deswegen trete ich ja zurück, wenn es darum geht, ihn zu konfrontieren und rate meiner Mutter sogar ab, wenn sie bei ihm bleibt. Aber ich möchte es zumindest für mich so weit verarbeitet haben, daß ich ihn dazu nicht mehr brauche. Das alles mag pervers klingen, verrückt, durchgeknallt, oder was auch immer.

Aber es ist halt mein Weg. Der läßt sich auf niemanden übertragen, genauso wenig, wie das umgekehrt geht. Ist nur so, daß es gar nicht so einfach ist zu erzählen, wenn man so aus der Reihe tanzt, versucht einen anderen Weg zu gehen, wider der großen Menge und wider der allgemein bekannten Traumatherapie. Eben weil es die unterschiedlichsten Gefühle auslösen kann. ...
Liebe Grüße, Maskerade

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Maskerade
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Beitrag So., 07.05.2017, 23:41

Flowfalls hat geschrieben: So., 07.05.2017, 22:25 @Maskerade: Ich hatte den Text eigentlich verfasst, mit der Absicht dir einen Nutzen kommen zu lassen. Aber, es hat die Wirkung verfehlt. Stattdessen deutest Du es als Erklärung. Hm, wenn Du:
- alle Anteile sammeln willst, dann tu das
- noch mehr wissen musst als Du ohnehin schon weisst (MB), dann forsche danach.
Es ist deine Entscheidung und die Konsequenzen trägst Du alleine.
Ich halte mich zurück.
Gruß
Flowfalls
Flowfalls,

sorry, aber ich verstehe Deine Reaktion grad überhaupt nicht.
Seit einiger Zeit nehme ich Anteile wahr und spüre aber auch, daß viele einander nicht kennen, sprich voneinander abgespaltet sind. Ist es da nicht verständlich, daß ich wissen will, wer in mir lebt ?

Außerdem muß ich da doch MEINEN Weg gehen und nicht Deinen.
Wie hast Du Deinen Text denn dann gemeint, wenn ich ihn mißdeutet habe ?

Richtig, es ist meine Verantwortung, wie ich meinen Weg gehe. Und ich muß, gleich wie ich es mache und was ich mache, die Konzequenzen dafür tragen. Im Grunde will ich ja nur sagen, daß etwas in eine bestimmte Richtung tun genauso fatale Folgen haben kann, wie eine Unterlassung. Wir sind doch Individuen, und wir ticken eben nicht alle gleich, auch wenn wir vielleicht alle änliches erlbt haben.
Liebe Grüße, Maskerade

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Beitrag Mo., 08.05.2017, 00:06

einszweidrei hat geschrieben: So., 07.05.2017, 22:23 Liebe Maskerade,

sorry, ich wollte dich nicht vor den Kopf stoßen, verletzen oder verunsichern.

Mir hat auch eine Therapeutin schon vor Jahren zum Kontaktabbruch und zur Klage geraten. Wegen beispielsweise meinen Geschwistern habe ich es nicht gemacht und auch hatte ich natürlich, wie sich das für missbrauchte Kinder gehört, alles Verständnis dieser Welt für meine "armen" Eltern und ihre Lebensmythen.

Ich bereue jetzt richtig nicht den Kontakt abgebrochen zu haben: Ich habe jetzt die Schulden, stecke fest, bin seit neun Monaten echt krank, meine Geschwister haben mich abgefuckt und zu allem übel bin ich vor einem Jahr bewusst aus dem Job raus, um mich meinem Master zu widmen und bekomme gesundheitlichbedingt mein Examen nicht abgeschlossen. Plötzlich bin ich nach über 10 Jahren finanziell abhängig von meinen Eltern (plötzlich können Sie zahlen) und so weiter. Sie jetzt noch die Helden, etc.

Solange deine Eltern noch zusammen sind, rate ich dir, überlege es dir gut :) Warum trennt sich deine Mutter nicht? Meine würde im Zweifel gar den Hund als Grund nennen. Natürlich ist mein Vater böse, aber sie schaffen es halt jede Krise zu überwinden. Co-Abhängigkeit nennt man das - der Fluch aller, die aus solchen Familien kommen.

LG
Hey,

schon gut, ich reagiere manchmal schnell allergisch. ... :lol:

Ne blöde Situation, in der Du da steckst. Ich hoffe und wnsche Dir, daß Du da heile raus kommst.

Weißt, ich hatte auch immer wirder längere Kontaktpausen. Aber was, wenn man unter NIVHRKONTAKT mehr leidet als unter KONTAKT ? Ist tatsächlich so. Ich kann mir das nicht erklären, aber die Kontaktpausen, 8 jedesmal um ein Jahr herum, waren für mich schlimmer, als umgekehrt. Meine Beweggründe, den Kontakt zu behalten habe ich durch den Thread hindurch immer wieder erklärt.

Und wenn ich gesagt habe, mein Vater soll die Verantwortung übernehmen, der er früher nicht ansatzweise gerecht wurde, dann meine ich damit, daß er ruhig eine Art Wiedergutmachung leisten soll. Du mußt wissen, ich lebe unter der Armutsgrenze, hatte im Januar einen Unfall und das beschloß er, mir einen Gebrauchtwagen zu kaufen. Da habe ich mich nicht nein sagen hören. Nur, was er nicht weiß, ist, daß er mich damit emotional nicht binden kann.

lach, ja von Co. Abhängigkeit hab ich schon mal gehört, kringel vor lachen, und genau da hängt meine Mutter drin. Außerdem sagt sie, daß sie sich einen Neuanfang mit 70 Jahren nicht mehr zutraut. Und sie möchte das, was sie aufgebaut haben, nicht hergeben. Im Grund hat sie ganz typische Gründe, warum sie nicht geht, aber da habe ich mit ihr auch schon 100 mal darüber geredet. Es bringt nichts, wenn sie nicht will, dann ist sie konsequent ablehnend.
Liebe Grüße, Maskerade

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einszweidrei
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Beitrag Mo., 08.05.2017, 07:53

Liebe Maskerade,

ich habe für mich den Eindruck zu versuchen mit meinen Eltern diverse Themen aufzuarbeiten, hat mich nur destabilisiert und Zeit gekostet. Mich von meinem Weg abgebracht.

Habe einen guten Artikel gelesen - die Hauptaussage war: Die Heilung liegt in dir, du findest keinen Weg zur Heilung im Außen. Ich versuche jetzt loszulassen auf der Suche nach einer Lösung, Frieden mit mir und der Situation zu schließen und auf das Leben zu vertrauen. Das ist prinzipiell nicht böse.

Ich bin seitdem ich ein Kleinkind war schwer verbrannt. Ein Unfall (?). Sonderbarerweise kann ich mich ab 7 bis zu meinem Auszug an keinen Tag erinnern an dem meine Eltern nicht grobfahrlässig mein Leben gefährdet haben und sei es, dass mein Vater mal wieder betrunken Auto gefahren ist. Meine Eltern sind das "Böse", die den Weg des Lebens auch immer wieder boykottieren.

Im Nachhinein, ich würde mich damit nicht mehr aufhalten. Ihr Pech so zu sein. Sie können den Rest der Welt belügen, am Ende ist Ihnen aber sicherlich die Wahrheit bewusst. Ich würde nicht mit einer solchen Schuld leben wollen und merke wie viel Schuld sie auf mir abgeladen haben. Wie belastend es ist das aufzuarbeiten und loszulassen. In ihrer Haut will ich nicht stecken.

LG

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Maskerade
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Beitrag Mo., 08.05.2017, 11:51

Wie gesagt, es gibt unterschiedliche Wege.

Daß ich bei meinen Eltern keine Heinung finde, ist für mich ger keine Frage ...

Und daß Heilung von innen kommt, davon gehe ich schon seit vielen Jahren aus.

Auch sehe ich meine Eltern nicht als generell böse an, im Gegenteil, ich mache mir ja sogar die Mühe ihr Verhalten im Kontaxt aus ihrer eigenen Lebensgeschichte heraus zu sehen und mache mir sogar Gedanken, ob Vergebung möglich und eine Lösung sein könnte. Sie bestehen ja nicht nur aus ihren damaligen Handlungen

Wenn Du Deine Elterrn als das Böse siehst, ist es traurig, aber es wird seinen Grund haben, der Dich dahingebracht hat, Dich so zu etwascheiden. Das tut mir ehrlich Leid für Dich.

Aber da kann man unsere Geschichten nicht vergleichen. Mißbrauch und Mißhandlung haben bei mir als Kind und Jugendliche stattgefunden. Es hat stattgefunden, aber das ist viele Jahre her und heute sind sie einfach anders. Ich halte nichts davon, den Groll, die Wut, den Haß und all die anderen neg. Gefühle zu kultivieren und ein Leben lang zu pflegen. Ich möchte diese Gefühle loslassen können und in einer neuen Freiheit meinen Weg weiter gehen zu können.

Es kommt darauf an, was man erlebt hat und wie diese Menschen früher waren und wie sie heute sind. Ich habe das Recht, ihre damaligen Taten zu verurteilen, ich ich habe nicht das Recht sie für ihr ganzes restliches Leben zu verurteilen.
Liebe Grüße, Maskerade

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einszweidrei
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Beitrag Mo., 08.05.2017, 12:23

Schöne Antwort. Danke.

Wahrscheinlich bin ich noch nicht so weit beziehungsweise nach vielen Jahren auch erstmalig wieder in einer Abhängigkeitsposition, die sie sich auch zu nutzen machen. Und merke im Hier und Jetzt, was so belastend war. Sie haben sich nicht geändert, mehr noch lässt mich meine Mutter beispielsweise ihre ganze Abneigung spüren, dass ich jahrelang sehr erfolgreich war, gut Geld verdient habe, etc. Anstelle zu akzeptieren, dass auch ich Grenzen der Belastbarkeit habe und mal Zeit für mich brauche, haben sie mich direkt fertig gemacht. Abgestempelt als Sozialfall oder wünschten, dass ich das wäre? Mein Bruder, der jahrelang in den Seilen hing zwecks Drogen ist jetzt der Held, der es geschafft hat und ich bekomme es nicht auf die Kette. Alles ein bisschen wirr und komplex.

Bei mir handelt es sich primär um narzisstischen Missbrauch. Narzissten änderst Du nicht. Ich werde versuchen zu verzeihen, da ich eben auch ihre Geschichte kenne, aber Vergebung sehe ich nicht. Ich glaube der Frieden liegt wo anders nach so vielen Jahren des Unfrieden.


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Beitrag Mo., 08.05.2017, 12:48

Schwierig mit Narzisten, das sehe ich bei meinem Bruder ( kein Kontakt mehr ) und an meinem Vater. Früher haben sie gesoffen, was das Zug hält und waren besonders im betrunkenen Zustand ganz schlimm. Meine Mum hat auch ein paar Jahre getruken. Sie und mein Bruder haben ganz aufgehört, wobei ich bei meinem Bruder eine Suchtverschiebung sehe. Und mein Vater geht noch einmal die Woche für 2 - 3 Stunden in die Kneipe und trinkt zu Hause kaum noch Alkohol.

Worin siehst Du denn den Unterschied zwischen Vergebung und verzeihen ?

Ich weiß auch nicht, ob ich es wirklich kann, aber es ist zumindest mein Wunsch.
Liebe Grüße, Maskerade

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einszweidrei
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Beitrag Mo., 08.05.2017, 13:59

Verzeihung verstehe ich als Prozess der Akzeptanz. Zu akzeptieren, dass die Situation so ist und die Menschen so sind. An das Gute zu glauben und mit größtmöglicher Liebe und Gelassenheit anzunehmen, dass Niemand so gehandelt hat, weil er prinzipiell ein böser Mensch ist, sondern nicht anders konnte und aus der eigenen Not heraus so gehandelt hat. Selbst bei ausgekochten Narzissten, die es ja oft wirklich bewusst darauf anlegen zu verletzen, zu schaden und zu zerstören. Aber auch das ist ja eine Krankheit und am Ende nicht bewusst. Zudem kannst Du halt nicht davon ausgehen, dass so Jemand in Therapie geht und einen Bewusstseinsprozess durchläuft wie man das bei anderen psychischen Erkrankungen kennt. Du weißt, was ich meine? (Vielleicht war das ein bisschen missverständlich ausgedrückt vorhin. Meine Eltern sind nicht böse böse, allerdings vergiften sie mein Leben seit je her.)

Vergeben sehe ich als die Stufe oberhalb des Verzeihens und der Prozess bedingt immer ein Geben und Nehmen. Es geht im Prinzip um eine Reinwaschung und Wiedergutmachung damit man wieder metaphorisch gesprochen zurück findet zur Waage in einer Beziehung. Es geht um das Vergessen der Fehler und um die Wiedererlangung der Sicherheit, dass auf beiden Seiten in Liebe gehandelt wird. Glaubst Du das geht? Können dir deine Eltern so viel geben, um die vielen Jahre des Schmerzes wieder gut zu machen? Kann dir Jemand beispielsweise deine Kindheit zurückgeben? Kannst Du vergessen? Ich versuche gerade ACT technisch zu lernen mit dem Schmerz zu leben und im ersten Schritt zu akzeptieren, dass manche Sachen niemals verschwinden werden. Glaubst Du nicht, du vergibst Ihnen, dass die Waage immer im Ungleichgewicht ist? Du immer mehr gibst als du je bekommen kannst?

Das war eine Erleichterung für mich herauszufinden, dass es bei Missbrauch sogar schädlich ist zu vergeben, weil damit auch immer eine Selbstverleugnung einhergeht. Ich finde das nimmt viel Druck und einem selber auch die Schuld oder das Gefühl des Versagens, weil man es einfach nicht schafft zu vergeben wie das so viele Ratgeber verlangen.


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Beitrag Mo., 08.05.2017, 17:09

Ich habe bislang nicht so getrennt, wie Du das jetzt hier aufgeführt hast.

Auch habe ich mich mit dem Narzismus nicht eingehender beschäftigt.

Aber im heutigen Leben ist die Waage, von der Du sprichst mit Sicherheit viel ausgeglichener als früher.

Und natürlich kann ich nicht vergessen, aber ich kann auch nicht ewig voller Vorwurf Wut und Haß Menschen gegenüber sein, die zwar schreckliche Fehler gemacht haben, sich aber heute ganz anders verhalten. Heute kann ich sogar fast an ihre Liebe glauben, die sie mir gegenüber empfinden und zum Ausdruck bringen, so, wie sie es eben können.

Ob vergeben oder verzeihen, für mich steht immer an erster Stelle, aus welcher Motivation heraus ich so einen Schritt tue. Ich sehe das nicht nur aus der Sicht der Psychologie, sondern auch aus der Sicht des Glaubens und der Spiritualität. Demnach wäre vergeben und verzeihen die allergrößte Befreiung sein.
Das können zwar die meisten Menschen nicht nachvollziehen und halten es für Hokuspokus oder einfach nur verrückt, aber DAS ist mein Weg.

Deshalb finde ich es schwierig, und auch ignorant, zu sagen, Vergebung ist schädlich.
Vergebung bedeutet auch nicht generell mich zu verleugnen. Und Druck mache ich mir diesbezüglich nicht. Es ist und bleibt mein Wunsch, und ob ich ihn mir erfüllen kann, ob Gott mir den erfüllt, weiß ich nicht, aber ich will es versuchen.
Liebe Grüße, Maskerade

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einszweidrei
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Beitrag Mo., 08.05.2017, 18:59

Ich wünsche Dir natürlich, dass Du sogar vergeben kannst.

Ich denke, ich kann es nicht. Einfach auch, weil ich immer in der Position war alles entschuldigen zu müssen. Keine Entschuldigung ohne Erklärung. Kein Bedürfniss ohne, dass sie ein größeres haben. Kein Problem ohne, dass ihre größer waren oder sind. Selbst wenn es mir schlecht geht gelingt es Ihnen all ihre Probleme der Vergangenheit über meine zu stellen. Das ist teilweise so absurd, dass ich gar nicht darüber schreiben will, um mich nicht aufzuregen.

Ich will wieder ein Ich sein und nicht alles in meinem Leben aus der Perspektive meiner Eltern mitdenken müssen. Würde ich wieder über die Akzeptanz hinausgehen, um ein gutes Verhältnis zu gewährleisten, würde ich es weiterhin tun. Ich will nicht mehr entschuldigen und lieber bei mir sein.


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Beitrag Mo., 08.05.2017, 19:10

Ja, aber da siehst Du doch schon, daß unseser Geschichten ganz anders sind.
Und von daher, finde ich, kann man nicht von einem auf alle schließen.

Wenn diese Verhalten Deiner Eltern bis heute derartig daneben ist, dann würde ich den Kontakt wahrscheinlich auch abbrechen.
Du bist es, die entscheidet, ob Du immer ales aus denen Perspektive sehen willst. Müssen tust Du es nicht.
Liebe Grüße, Maskerade

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Beitrag Mo., 08.05.2017, 19:39

Das stelle ich ja auch gar nicht in Frage, dass unsere Geschichten unterschiedlich sind und freue mich sehr darüber mich mit dir dazu auszutauschen.

Die letzten Monate waren sehr schmerzhaft und gerade der Prozess nicht mehr zu verdrängen, zu entschuldigen und hinzunehmen ist extrem hart.

Meine Eltern haben auch gute Seiten, ich würde sie mal als Hipster der 70er/80er beschreiben, allerdings macht gerade das den Prozess hart. Sie sind eben nicht gleichaltrige Freunde, sondern meine Eltern, die einfach nicht Eltern waren und sein können. Der Konflikt hat mich extrem mitgenommen, auf der einen Ebene konnte ich alles verstehen und andrerseits fehlt mir die Liebe und der Schutz, den man sich von Eltern halt erwartet. Irgendwann kam ich mir echt schizophren vor, weil ich auch immer zwischen zwei Seiten geschwankt habe.

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Pianolullaby
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Beitrag Mo., 08.05.2017, 21:43

Ich glaube ich kann Maskerade immer noch sehr gut verstehen, (du sagst wenn es nicht so ist, meine LIebe)
Aber wir haben eine ganz ähnliche Geschichte, nur dass es bei mir mein leiblicher Vater war, bei dem ich aber nicht aufgewachsen bin. Er war einfach eine Bezugsperson. Ihm kann ich weder vergeben noch verzeihen, und da er sich immer noch gleich verhält, habe ich mit ihm keinen Kontakt mehr.

Mein Eltern welche mich aufgezogen haben, haben auch grosse Fehler gemacht, gerade meine Mutter, weil sie weggesehen hat. Mein leiblicher Vater hat auch meine Mutter ..... Sie und ihr Mann, (halt mein Vater) haben sich aber grundlegend verändert. und deshalb bin ich sehr froh, habe ich heute eine wirklich gute Beziehung mit Ihnen. Und sie haben sofort den Kontakt mit meinem leiblichen Vater abgebrochen, für mich. Und darüber bin ich froh. Sie schützen mich in der Zwischenzeit konkret. Daher kann ich Maskerades Weg extrem gut nachvollziehen.
Träume nicht Dein Leben, lebe Deinen Traum


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Beitrag Mo., 08.05.2017, 22:52

Danke Dir Liebes,

ja, ich denke auch, daß wir viele Gemeinsamkeiten in unserer Geschichte haben.
Und weißt, ich hab auch kein Problem damit, wenn er/sie sagt, daß der Kontakt abgebrochen wird, wenn es nicht geht, und /oder gewollt wird. Ich habe nur ein Problem, wenn das als die aller einizige richtige Möglichkeit in Betracht kommt.
Menschen sind einfach unterschiedlich und jede Geschichte ist anders und jede Betroffene ist anders, hat eine andere Persönlichkeit, uvm. ... Das spielen aus meiner Sicht einfach so viele Dinge eine Rolle, die man berücksichtigen sollte. Meine Thera hat gesagt: " viele Wege führen nach Rom." Das heißt nicht, daß sie alles gut finden muß, was ich mache, aber es zeigt eine Flexibilität, die sehr viele Therapeuten und Betroffene nicht haben.

Entscheidend ist für mich, wie sie meine Gesamtentwicklung sieht und da bekomme ich immer wieder sehr positive Rückmeldung und dann kann mein Weg, meine Art, mit alledem umzugehen ja auch nicht ganz verkehrt sein. Und sie sagt mir schon auch ehrlich, wie sie über die Dinge denkt. Wenn es z.B. um die goldene Hochzeit meiner Eltern geht, so war ihre erste Reaktion: Nicht hingehen ! Wenn ich aber doch hingehe, steht sie trotzdem hinter mir und versucht mich nach ihren Möglichkeiten zu unterstützen. Sie achtet immer sehr darauf, daß ich solche Dinge selbst entscheide.

Ich finde es übrigens klasse, daß Deine Eltern so klar Dtellung beziehen und den Kontakt zu Deinem leiblichen Vater abgebrochen haben.
Meine Mum wird mit dem einen aus der Kneipe, der ja ein sog. Freund meines Vaters ist, ganz bestimmt auch nicht mehr mit ihm wechseln. Und sie wird sich bei Geburtstagen künftig sehr wohl überlegen, ob der kommen darf

Ja, meine Eltern haben sich, wie gesagt, auch sehr verändert, wenngleich manches manchmal wieder aufflackert. Aber es bleibt nicht. Im Grunde tue ich nichts anderes, als dies anzuerkennen und so es geht, auch anzunehmen. Jeder der beiden hat fast das Maximum von dem geschafft, was sie zur Verfügung haben und das ist weit mehr, als ich je für möglich gehalten habe. Im heutigen Leben sehe ich kaum einen Grund, warum ich den Kontakt komplett abbrechen sollte. Die Geschichte würde sich dadurch auch nicht ändern, im Gegenteil, sie würde mich noch deutlich mehr belasten. Mein Ziel ist ja nicht, meinen Vater zu lieben, mir reicht es schon, wenn wir uns auf einer friedlichen Ebene begegnen können. Und wenn er das nicht kann, dann gehe ich aus dem Kontakt, aus der Begegnung heraus und sorge für mich, so gut ich es in dem Moment kann. Ich habe dadurch schon sehr viel lernen können. Hätte ich keinen Kontakt, hätte ich einige, wichtige Entwicklungsschritte gar nicht machen können. as er früher versäumt hat, versucht er mir heute zu geben, mit seinen beschränkten Möglichkeiten eben. Aber er gibt sich Mühe.

Das macht die Geschichte freilich nicht ungeschehen, denn sie ist nun mal so geschehen, aber es hilft mir, sie ein klein wenig besser zu ertragen. Bei den meisten Btroffenen ist es umgekehrt, aber diese Tatsache hilft mir einfach nicht weiter.

Ich muß meine ganz eigene Geschichte leben, meinen eigenen Weg gehen. Und wenn von 100 Betroffenen 99 sagen, es geht nur mit Kobtaktabbruch, dann ist es für sie so, aber die Eine hat den Mut, ihren eigenen Weg zu gehen, wider aller Vernunft, ja, aber sie bleibt sich treu und hat meine größte Bewunderung.
Liebe Grüße, Maskerade

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Beitrag Mo., 08.05.2017, 23:25

Das ist wahr, das Erkennen, nicht mehr verdrängen, nicht mehr zu entschuldigen und hinzunehmen,... das ist ein sehr schwieriger Prozeß. Und ich halte es für mich auch nicht für möglich, diesen ohne Therapeutin zu durchlaufen. Denn wenn die Gefühle dazu kommen, dann ist es bei mir oft schon extrem heftig. Und da ich ein impulsiver Typ bin, werden Extreme manchmal noch extremer.

Daß man bei den Eltern Fürsorge, Schutz, bedingungslose Liebe, usw. sucht, erhofft, ist ja erst mal auch gar nichts Ungewöhnliches, mit dem Unterschid, daß die meisten diese nicht bei ihren Eltern, sondern wenn es gut läuft, von anderen Menschen finden. Das ist zwar enttäuschend, aber das bedeutet nichts anderes, als daß man von einer Täuschung befreit wird. Und ich glaube, wenn man es schafft, diese Dinge von anderen Menschen anzunehmen, dann ist das, trotz allem, sehr hilfreich. Wenn ich solche Menschen nicht gehabt hätte, dann wäre ich emotional elendiglich zugrunde gegangen. Und heute staune ich, daß ich bald
48 Jahre alt werde. Das hätte ich in meinen schlimmsten Zeiten nicht für möglich gehalten.

Ich glaube, der größte Fehler, den wir machen können, ist, wenn wir dem, was wir früher nicht bekommen haben ewig nachlaufen. Die meisten werden es von ihren eigenen Eltern niemals erhalten.

Ich habe hier, wo ich lebe, sozusagen " Adoptiveltern." Die haben mich natürlich nicht gesetzlich adoptiert, aber sie verstehen es, mir liebevolle Eltern zu sein, obwohl sie eigene erwachsene Kinder haben. Und ich nehme das sehr grne an. Das mußte ich auch erst lernen.
Und auch meine Ex-Schwiegereltern haben mich erfahren lassen, was es heißt, Eltern zu haben. Dadurch war ich plötzlich nicht mehr so angewiesen auf meine leibliche Eltern, nicht mehr so abhängig. So konnte ich von einer ganz anderen Ebene wieder auf sie zugehen.

Wobei ich betonen möchte, daß ich zu meiner Mutter im Erwachsenenalter immer eine gute Beziehung hatte. Und um nicht zu idealisieren, nicht weiter die Augen zuzumachen, verschweigen, usw. habe ich sie vor einer guten Woche konfrontiert. Wenn man da überhaupt von gelungen sprechen kann, dann denke ich, wäre es der richtige Ausdruck. Warum sollte ich das weggeben ? Nur um irgendwelche Regeln einzuhalten ?
Liebe Grüße, Maskerade

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