Gottsuche: Reizthema und Möglichkeit

Fragen und Gedanken rund um Spiritualität und Religionen, alternative Behandlungsmethoden, den üppigen Garten sonstiger "Therapie"-Formen, Esoterik ... und ihre Berührungspunkte mit Psychotherapie bzw. psychologischen Problemen.
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Saul
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Beitrag So., 08.05.2011, 22:01

Aditi hat geschrieben:je mehr ich mich mit diesem thema beschäftige, umso mehr entsteht in mir die vermutung, dass uns uraltes/jahrtausendelanges wissen vorenthalten wurde. es geht nicht um gott-getöse, denn es ist vollkommen egal, wie diese urkraft bezeichnet wird
Ich finde, damit machst du`s dir ein wenig zu einfach, Aditi. Man kann nicht um eine Gewissheit beschissen werden, wenn man sie sicher in sich trägt, was wir alle ja tun. Es liegt nur so viel Müll darauf - bei dem Einen mehr, bei dem Anderen weniger. Aber sie ist als "göttlicher" Funke in uns.

Und es ist überhaupt die Frage, ob "man" uns bewusst Wissen vorenthalten hat, oder ob man gar nicht anders konnte, weil man selbst schon zu weit weg war von der Gewissheit.

Wenn du in der Bibel liest, liest du in Reinform, wie beschrieben wird, dass Jesus nichts weiter versucht hat, als in seinen Zeitgenossen diese uralte Gewissheit wiederzuerwecken bzw. sie daran zu erinnern. Er war einer der wenigen (oder so dargestellt der Einzige), dem diese "jahrtausendelangen" wahren Prinzipien gewahr waren. Die meisten Menschen im "Heiligen Land" haben sie jedoch schon damals nicht mehr verstanden.

Galilei hatte im Grunde auch nur etwas wiederentdeckt, dessen sich Hochkulturen bereits vor Jahrtausenden sicher waren. Das Wissen wurde aber im Laufe der Zeit irgendwie wieder vergessen und die Erde war plötzlich wieder nur eine Scheibe.

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Blaubaum
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Beitrag Mo., 09.05.2011, 14:20

Ich denke, es hat in der Vergangenheit immer 2 entgegengesetzte Bestrebungen in der christlichen Gemeinschaft gegeben. Die eine wollte den Individuen Wirk-Kraft zukommen lassen, die andere sah darin die Gefahr, dass diese Kraft sich eben auch negativ auswirken kann, ähnlich wie der taoistische Ansatz, dass sowohl harmonische Energie (Qi) als auch disharmonische Energie (Cha-Qi) sehr wirksam sein kann. Beides ist Qi. Letztere Gruppierung wollte das Individuum kastrieren, unbewusst halten, verwirren. Einerseits aus dem Grund, weil sie sich mehr damit anfreunden konnten, die bewusste Wirk-Kraft zentralisiert "in Rom aufzubewahren", also bei denen, die etwas davon verstehen und Gut und Böse unterscheiden können . Wirk-Kraft sollte im kleinen Volk lediglich unbewusst und auf die sexuelle Reproduktion und die -abhängige- Schaffung von materiellen Werten bezogen sein. (Deshalb waren Hexen und Hexer, also Menschen, die z.B. Geburtenkontrolle oder Selbstkontrolle beherrschten, auch so eine grosse Gefahr für die Zentralisten.) Andererseits war den Beherrschern der zentralen Macht daran gelegen, die Inkompetenz des gemeinen Volkes dadurch zu "beweisen", dass das Volk eben inkompetent gehalten wurde.

Jesus hat sich nicht nur mit (harmonischem) Qi beschäftigt, er hat sich auch damit beschäftigt, wie das Qi sauber, harmonisch zu halten ist (Bergpredigt). Ihm ging es dabei nicht um Macht, sondern um das Lebensglück aller Menschen. Wahrscheinlich hat die spätere christliche Obrigkeit diesen Glauben für naiv gehalten und dem Volk die meisten Aspekte des Qi systematisch ausgetrieben, durch Auslese und Konditionierung (Züchtung und Züchtigung). Gleichzeitig hat diese Obrigkeit eben das, was sie bekämpfen wollte (Cha-Qi) in den eigenen Reihen so sehr kultiviert und massiv angewendet, dass eben die allseits bekannten, grausamen Massnahmen Ergebnis waren.

Das heisst für mich, dass derjenige, der an den Teufel glaubt, ihn auch erzeugt.
Ich muss mich also selbst davor hüten, zu negativ zu denken. Eine schwere Aufgabe.
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forcefromabove
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Beitrag Mo., 09.05.2011, 16:11

Überschätzung, auch die der eigenen psychischen Selbstwirksamkeit, ist m.E Hybris.
"Ich bin kein direkter Rüpel aber die Brennnessel unter den Liebesblumen."
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Nitrat
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Beitrag Mo., 09.05.2011, 17:53

und jetzt hätte ich doch eine Frage:

Selig die, die arm sind vor Gott, denn ihnen gehört das Himmelreich.

genügt es also, wenn ich arm bin mich selig zu denken und alles ist geritzt?
bin ich etwa selber schuld, wenn ich arm bin und auch noch die Chuzpe habe dies als Mangel zu empfinden? (ist dies dann die geistige Ursache?)

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Blaubaum
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Beitrag Di., 10.05.2011, 06:32

forcefromabove hat geschrieben:Überschätzung, auch die der eigenen psychischen Selbstwirksamkeit, ist m.E Hybris.
stimmt! jesus hat sich und seine fähigkeiten überschätzt, aber er hat auch die wirkkraft seiner widersacher unterschätzt. vielleicht dachte er, sein beispiel würde viel mehr leute überzeugen. da hat er sich geirrt. nichts ist so träge wie die ignoranz, nichts so stabil wie die weigerung, umzudenken. wenn das nicht so wäre, hätten alle potentaten dieser welt schlechte karten. deren wirkkraft wird meistens unter-und nicht überschätzt.

forcefromabove--welche force kommt da from above?
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Blaubaum
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Beitrag Di., 10.05.2011, 06:40

Nitrat hat geschrieben:genügt es also, wenn ich arm bin mich selig zu denken und alles ist geritzt?
bin ich etwa selber schuld, wenn ich arm bin
nach meinung der protestanten bist du dann selbst schuld, ja. bist du denn arm vor gott oder arm vor dem bankautomaten?
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krabath
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Beitrag Di., 10.05.2011, 06:59

Nitrat hat geschrieben:Selig die, die arm sind vor Gott, denn ihnen gehört das Himmelreich.
Ich kenne dieses Zitat natürlich, habe mich allerdings stets geweigert, mich zu informieren, was "religiös gebildete" Menschen dazu meinen.

Daher meine freie Interpretation: Arm im Sinne von "Das bin ich. Nicht mehr und nicht weniger. Mein Selbst. Just me." Demütig.

edit: Hm, unklar ausgedrückt... die nackte Wahrheit, keine Lügen, keine sich selbst verpasste Schönheitskorrekturen, die man sich selbst und anderen als wahr verkauft.


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Nitrat
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Beitrag Di., 10.05.2011, 07:27

krabath

Just me, myself and I.
Gut, dafür würde ich aber nicht "arm" gebrauchen, sondern im Gegenteil unermesslich reich.
Ist es mE gerade das am schwersten zu erlangende Gut von sich das sagen zu können was Du gesagt hast.
PS: Bildung ist sicher was Gutes, solange es sich nicht nur um Einbildung handelt.
Gerade heute stehen dazu wirklich alle Möglichkeiten offen (Web-Wikipedia; GasthörerIn sein; wirklich gute Bibliotheken zu sehr, sehr wenig Geld - manche kosten auch gar nix, dem Nutzer,.....)
andererseits aber auch keine Bedingung.
Du erinnerst Dich?
Aditi schrieb sie habe den Mut auf ihr Herz zu hören.
So gehts nämlich auch und ist auch nicht ganz einfach (auch auf diesem Weg warten Irrtümer)

blaubaum

so wie es scheint kann jede Idee, aber auch wirklich jede dazu missbraucht werden den (grässlichen) Status Quo aufrecht zu erhalten. Ich erkenne sowas oft daran wie sich mir die Haare aufstellen und sich auch mal Brechreiz meldet bei den allgemeinen Schuldumkehrungsbestrebungen.
"wenn's dann noch in der Bibel steht, na umso besser"
Und überhaupt: Ein dickes Bankkonto ist sowieso das bessere Ruhekissen für das pharmakologisch und Zeitgeist - getrimmte Gewissen.

andere Frage: hätte Jesus gewußt, daß er nicht stark genug ist, hätte er sich anders verhalten, was meinst Du?

"Romani ite domo! - So und das schreibst Du jetzt 100 mal!"

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krabath
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Beitrag Di., 10.05.2011, 07:38

Nitrat hat geschrieben:Just me, myself and I.
Gut, dafür würde ich aber nicht "arm" gebrauchen, sondern im Gegenteil unermesslich reich.
Ist es mE gerade das am schwersten zu erlangende Gut von sich das sagen zu können was Du gesagt hast.
Ja, das meinte ich. Arm ist für mich hier positiv konnotiert.

Ich weiß, wie ich zu "Bildung" bezüglich Religion käme. Ich will aber nicht.
Du erinnerst Dich?
Nein, kannst du mir auf die Sprünge helfen?

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Blaubaum
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Beitrag Di., 10.05.2011, 15:02

Nitrat hat geschrieben:"wenn's dann noch in der Bibel steht, na umso besser"
Finde die Definition von "arm sein vor Gott" von Krabath sehr schön und schliesse mich dem an.
andere Frage: hätte Jesus gewußt, daß er nicht stark genug ist, hätte er sich anders verhalten, was meinst Du?
Ich glaube, er hätte alles so gemacht, wie er es tun musste. Wieviel von seinem Handeln ganz bewusst so von ihm getan wurde und wieviel sowas wie Zufall war (bzw. die Geister, die ich rief......), weiss sowieso niemand. Hinterher kann man leicht sagen: genau so wollte er's haben! Aber wer weiss das schon so genau?

Was ich bis heite nicht checke und verdammt grausam finde, ist die Behauptung, er habe mit seinem Martyrium die Sünden von uns genommen. Denn erstens sind wir ja immer noch nicht frei von Sünde (oder wofür ist die Beichte sonst da?), und zweitens erinnert mich das an das alttestamentarische Sündenbock-Prinzip, wo man nur irgendeinen gehörig fertigmachen muss, und schon ist die Luft wieder rein. Mag psychologisch-energetisch mitunter so klappen, aber christlich kann das ja wohl nicht sein, oder? Ubahn-Schläger als Sündenvernichter??
"Romani ite domo! - So und das schreibst Du jetzt 100 mal!"
Wenn ich damit erreiche, dass die Eisverkäufer und die Meeresfrüchtesalathersteller nach Italien zurückgehen, dann weigere ich mich, das zu schreiben!!
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Nitrat
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Beitrag Di., 10.05.2011, 20:38

blaubaum

ich für meinen Teil möchte meine Sünden selbst ausbaden (darauf besteh ich sogar)
unter anderem deshalb, weil ich wohl nur so begreifen kann, ob etwas Sünde ist oder nicht. (wenn ich damit einverstanden wäre, daß irgendjemand sonst die Verantwortung für meine Handlungen oder Nichthandlungen trägt, dann müßte ich ja auch damit einverstanden sein, daß mir jemand erklärt was Sünde ist und was nicht........)
seh ich genau so - ist ne Sündenbockgeschichte (und somit unchristlich nach meinem Verständnis) und er starb nicht für unsere Sünden, sondern wegen der Sünden der damaligen Menschen (starb daran; wurde ermordet; ob er das auf sich genommen hat - schon möglich, wenn dann glaube ich aber, daß dies die letzte Konsequenz war. er stand eben zu seiner Überzeugung, bis zum bitteren Ende. Daß dieses Ende sein eigentliches Ziel gewesen sei, daran glaube ich jedoch nicht.)

Romani ite domo - ist ein Filmzitat (das Leben des Brian)
hoffe Du hast nicht ernsthaft in Erwägung gezogen ich sei nationalistischer Chauvinist.

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Blaubaum
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Beitrag Di., 10.05.2011, 22:34

Nitrat hat geschrieben:...ich für meinen Teil möchte meine Sünden selbst ausbaden (darauf besteh ich sogar)
Geht mir genauso. Und ich spekuliere mal ganz verwegen, dass es auch genauso laufen wird.
und er starb nicht für unsere Sünden, sondern wegen der Sünden der damaligen Menschen
Auch da stimme ich Dir vorbehaltlos zu. Scheint mir so eine typische, miese Verdrehung der biblischen Botschaft durch die hochamtlichen Bibelausleger zu sein. Kein Ablasshandel ohne diese "Interpretation". Es ging/geht wahrscheinlich mal wieder um's liebe Geld.
Romani ite domo - ist ein Filmzitat (das Leben des Brian)
Weeß ich, Meesta! Kenn doch meinen Brian. Hätte Dich auch nie als antiitalienischen Pastaverächter eingestuft. Am liebsten mag ich Rigatoni mit Chili, Knoblauch, Olivenöl, Kapern, Tomate und Anchovis. Dazu Insalata mista und Vino Bianco. Mamma mia!
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Aditi
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Beitrag Mi., 11.05.2011, 18:32

Nitrat hat geschrieben:und jetzt hätte ich doch eine Frage:
Selig die, die arm sind vor Gott, denn ihnen gehört das Himmelreich.
Selig sind die, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich. (Vers 3 wörtlich: Selig die Armen im Geist)

„geistig arm“ zu sein bedeutet, wie emmet fox in seinem buch schreibt, nicht im geringsten das, was wir heute unter „schwachsinnig“ verstehen.
es heisst, dass man jeden wunsch, seinen eigenwillen durchzusetzen, aufgegeben hat und bedeutet, dass man auf alle vorgefassten meinungen verzichtet; willens zu sein, seine jetzige denkweise abzulegen; seine gegenwärtigen ansichten und vorurteile über bord zu werfen.
die „armen im geiste“ haben sich von der liebe zum geld und besitz befreit, von der furcht vor der öffentlichen meinung und vor dem missfallen von verwandten oder freunden. sie werden nicht mehr von menschlicher macht und autorität eingeschüchtert. sie sind nicht mehr ganz so selbstsicher in ihren eigenen ansichten. sie sind bereit, von neuem zu beginnen und da sleben von neuem zu lernen.

mlg
aditi

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Aditi
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Beitrag Mi., 11.05.2011, 18:36

Saul hat geschrieben:
Aditi hat geschrieben:Ich finde, damit machst du`s dir ein wenig zu einfach, Aditi.

Und es ist überhaupt die Frage, ob "man" uns bewusst Wissen vorenthalten hat, oder ob man gar nicht anders konnte, weil man selbst schon zu weit weg war von der Gewissheit.
himmelherrgott, da versuche ich einmal der maxime zu folgen, dass das leben einfach ist
ich nehme meine aussage zurück, saul und danke dir für diesen hinweis. ich stimme dir zu (in teilen).

lg
aditi

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Blaubaum
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Beitrag Mi., 11.05.2011, 21:02

Aditi hat geschrieben:ich nehme meine aussage zurück, saul und danke dir für diesen hinweis. ich stimme dir zu (in teilen).
Damit zeigst Du zwar, dass Du arm im Geiste oder vor Gott bist, aber ich denke, es war tatsächlich so (und ist immernoch so), dass uns bestimmte Passagen, Interpretationsmodelle oder Hinweise aus der Bibel ganz bewusst vorenthalten wurden/werden. Kirchenpolitik bezieht sich eben nicht nur auf die Verwaltung von Liegenschaften und Wertanlagen, sondern auch auf direkte politische und soziale/psychologische Einflussnahme.
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