Liebt mich mein Analytiker oder ist es nur Einbildung?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

isabe
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Beitrag Mo., 12.06.2017, 20:21

Das Wort "Wahn" würde ich auch nicht verwenden, aber um zu wissen, dass es keine Projektion ist, müsste er explizit gesagt haben:

"Maya, ich begehre Sie" - und nichts anderes. Therapeuten reden manchmal zweideutig, um Möglichkeitsräume zu schaffen und die innere Vorstellungswelt des Patienten nicht einzugrenzen. Solange er also nicht o.g. Satz gesagt hat (ggf. mit einem anderen eindeutig sexualisierten (was nicht dasselbe ist wie "erotisch", denn erotisch sind analytische Beziehungen immer irgendwie) Vokabular), kannst du sicher davon ausgehen, dass er dich nicht wirklich begehrt. (Und WENN er dich begehrt, wäre er schlau, das nicht zu zeigen! - und unschlaue Therapeuten finde ich persönlich alles andere als sexy, aber gut...)

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isabe
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Beitrag Mo., 12.06.2017, 20:22

Ich denke, du müsstest schon klar formulieren. Ein "glaubt mir, dass es so ist" ist IN DIESEM Fall zu wenig, denn das Thema neigt zu Missverständnissen und Verzerrungen - und immerhin möchtest du ja einen Rat.

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Maya1991
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Beitrag Mo., 12.06.2017, 20:24

Zion hat geschrieben: Mo., 12.06.2017, 18:34 Die Pkte. 2,3 und 5 kommen mir aus eigener Erfahrung bekannt vor ;-) . Übel.

Du machst ne (klassische) Psychoanalyse (Couch), nicht wahr? Wie oft gehst du denn zu ihm?
Genau.. :) zwei bis drei Mal die Woche! (Nach meinem Abschluss wahrscheinlich wieder drei Mal - oder halt gar nicht mehr)


isabe
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Beitrag Mo., 12.06.2017, 20:27

Na ja, "klassisch" wäre eher 5x ;) - und bei einer klassischen Analyse würde der Analytiker nicht sagen, wie er den Analysanden findet.

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Maya1991
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Beitrag Mo., 12.06.2017, 20:33

isabe hat geschrieben: Mo., 12.06.2017, 20:21 Das Wort "Wahn" würde ich auch nicht verwenden, aber um zu wissen, dass es keine Projektion ist, müsste er explizit gesagt haben:

"Maya, ich begehre Sie" - und nichts anderes. Therapeuten reden manchmal zweideutig, um Möglichkeitsräume zu schaffen und die innere Vorstellungswelt des Patienten nicht einzugrenzen. Solange er also nicht o.g. Satz gesagt hat (ggf. mit einem anderen eindeutig sexualisierten (was nicht dasselbe ist wie "erotisch", denn erotisch sind analytische Beziehungen immer irgendwie) Vokabular), kannst du sicher davon ausgehen, dass er dich nicht wirklich begehrt. (Und WENN er dich begehrt, wäre er schlau, das nicht zu zeigen! - und unschlaue Therapeuten finde ich persönlich alles andere als sexy, aber gut...)
Hatte ich das nicht am Ende des vorangegangenen Threads noch geschrieben? :anonym:

= Ja, unsere Aussprache hatte das ergeben, auch dass er viele meiner Probleme wohl übersehen hat, weil er mich begehrt, dass aber klar ist, dass wir nicht agieren.

Er arbeitet so - er findet seine Patientinnen oft attraktiv oder zumindest begehrenswert und glaubt, dass dies wichtig sein kann zu äußern, aber ebenso klar ist, dass da nicht agiert wird. Dies schenkte mir damals Vertrauen, deshalb bin ich geblieben. Ich denke nach wie vor, dass er nicht agieren wird. Und ich bin mir auch sicher, dass es was mit meiner Neurose zu tun hat, dass ältere Männer in Machtpositionen auf mich reagieren und umgekehrt. Das erhoffe ich mir, aufzulösen, wenn ich bleibe. Andererseits ist es vielleicht auch in dieser Weise nicht möglich, es zu lösen. Ich habe neulich mit einer weiblichen TP gesprochen als Gegentest, die mir auf Anhieb sehr viel mehr Geborgenheit und Sicherheit gab. Die riet mir, die Kontrolle zurückzuerobern und meinte ansonsten, dass es schon sein könnte, dass in einer gut laufenden Analyse so starke Übertragungen seien. Aber aktuell ist es halt etwas heftig.. zumal ich meine neue aufflammende Abhängigkeit spüre. (Das Gegenteil von "erobern Sie sich die Kontrolle")

LG Maya


isabe
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Beitrag Mo., 12.06.2017, 20:39

Hat er gesagt: "Ich begehre Sie" oder: "Ich finde Sie begehrenswert" - schon das ist, für analytische Verhältnisse - ein gigantischer Unterschied.

Und so wie du das schreibst, klingt das seltsam, und ich versuche, mir das vorzustellen: "Ich begehre Sie, aber Frau Maya, wir machen mit ohne Agieren, O.K.?"

Will sagen: So was "beschließt" man nicht mal eben so: So was ergibt sich, und man bespricht das mit seinem eigenen Supervisor. Wie gesagt: Der Normal- und Idealfall ist, dass so etwas GAR NICHT kommuniziert wird, selbst dann nicht, wenn der Th. sich gerade so im Sessel halten kann vor Lust. Das ist wie mit allen anderen "Erscheinungen", die in einer AT auftreten können: Der Witz ist eigentlich nicht, dass man dem Patienten all seine Gefühle mitteilt; eher sollten diese zum Verstehen (und nur darum geht's!) genutzt werden.

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Zion
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Beitrag Mo., 12.06.2017, 20:44

@maja: wie wär´s denn, wenn du mal kurz meine Fragen beantwortetest? Ich jedenfalls unterstelle erst mal nichts. EDIT: Sorry, hat sich mit deiner Antwort überschnitten.
isabe hat geschrieben: Mo., 12.06.2017, 19:02 Ich weiß aus eigener - wenn auch ganz anderer - Erfahrung, dass man die eigenen Projektionen, die man in Bezug auf den Analytiker hat, tatsächlich nicht sieht; die fühlen sich so echt an.
Die fühlen sich so echt an.... ja, unbegreiflich echt.
Ich mach eine Gesprächstherapie, normal im 14 Tage Rhythmus, hin und wieder wöchentlich, und hab immer wieder mal mehrere Tage lang nach einer Std. mit quälender Sehnsucht und mit "sehr realen" inneren Argumentationsketten zu kämpfen, die mir "beweisen", dass die Therapeutin nur mit Mühe verbergen kann, kräftig in mich verliebt zu sein und die Arbeitsebene deutlich verlassen hat. Und ob ich nicht deshalb die Therapie abbrechen sollte. :red:

Kann, wie gesagt, mehrere Tage dauern, bis ich halbwegs wieder klar sehen kann. Und wenn ich sie, sagen wir 2x pro Woche sähe, käme ich aus meinen heftigen Projektionen gar nicht mehr raus.
Zuletzt geändert von Zion am Mo., 12.06.2017, 20:45, insgesamt 1-mal geändert.


isabe
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Beitrag Mo., 12.06.2017, 20:44

Mit "Agieren" ist hier übrigens nicht die Penetration o.ä. gemeint, sondern ein Agieren ist es schon, wenn der Therapeut ein sexualisiertes Verhalten an den Tag legt, wozu ein Satz wie "ich finde viele meiner Patientinnen begehrenswert" gehört - gruselig und wirklich alles andere als sexy, also mal ehrlich!

"Heftig" ist noch mal was anderes: Heftig ist es eher, wenn es knistert - das kennen wir doch alle: die Spannung zwischen zwei Menschen ist heftig, wenn die Beziehung mehrdeutig ist und man, sozusagen, oben mitten auf der Wippe steht, ohne zu wissen, ob sie nach rechts oder links saust. Und eigentlich macht das, für mich, auch den (gerne mal erotischen) Reiz einer therapeut. Beziehung aus: Man spielt halt manchmal miteinander, aber ohne mit Worten jegliche Phantasie zu zerstören oder festzuzementieren.

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Maya1991
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Beitrag Mo., 12.06.2017, 20:49

...ich habe abgesehen von der Therapeutin auch mit meiner besten Freundin gesprochen und bei ihr ist die Analyse wie du sagst.. daran habe ich erst gemerkt, dass ich womöglich die Situation idealisiere - und mich entschlossen, hier noch mal zu fragen.

Du kannst es dir folgendermaßen vorstellen:

Ich: Mein Eindruck ist, dass Sie übersehen haben, dass ich dieses und jenes Problem habe, weil Sie sich zu sehr auf mich als Frau konzentriert haben, eher weniger auf mich als Patientin.

Er: Ja, das ist so wie Sie sagen.

Ich: Und jetzt habe ich Angst, ich habe ja so viel über Missbrauch gelesen..

Er: Es ist klar, dass das nicht agiert wird.

---

Während dieses Gespräches hatte ich absolut das Gefühl, ihm trauen zu können. Dies tue ich auch immer noch, aber wenn die Verstrickung zu groß wird, muss man vielleicht ehrlich sein und sagen: Mit einer Frau als Therapeutin ist die Behandlung vielleicht effektiver.. sicherlich auch, weil ich unbewusst selber zu verführen versuche, um von meinem Problem abzulenken, es ist also nicht seine "Schuld" - sondern meine Neurose. Ich würde mir nur wünschen, dass er das erkennt und sich hartnäckig mit mir durch meine Neurose durcharbeitet. Das vermisse ich aber immer noch...

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candle.
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Beitrag Mo., 12.06.2017, 20:52

Du hast jetzt keine kurze Frage gestellt, aber was genau sieht denn nun nach Abbruch aus?

Sagst du ihm denn auch was wie mit den Störungen in deiner Therapizeit? Irgenwie muß er sich ja äußern?!

candle
Now I know how the bunny runs! Bild


isabe
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Beitrag Mo., 12.06.2017, 20:56

Danke für deine Antwort. Aber ich sehe darin kein Begehren, wirklich nicht. Ich sehe darin das, was ich beschrieben habe: Er nimmt dich als Frau wahr (das sollte er auch! er muss seine Gefühle und seine Wahrnehmung, zu der auch erotische Aspekte gehören, ja nicht abstellen!). Ich will nicht sagen, dass ich gut finde, was er gesagt hat - weil es natürlich nicht professionell ist, den Patienten nicht als Patienten zu sehen - idealerweise sieht man den Menschen, das sexuelle Wesen, den Patienten, das Kind, den Täter, das Opfer, den Säugling, das Monster und so weiter im Patienten.

Für mich klingt das nicht wie "ich begehre Sie", sondern eher wie: "Ich habe ganz tolle erotische Antennen" - irgendwie schon nochmal anders, findest du nicht?

Stell dir doch mal vor, ein Therapeut würde in seinem Patienten NICHT die erotischen Anteile sehen (und das sind natürlich immer auch homoerotische Anteile, weil's einfach dazu gehört) - wie müsste sich ein Patient fühlen, der nicht als sexuelles Wesen gesehen wird?

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Zion
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Beitrag Mo., 12.06.2017, 21:00

isabe hat geschrieben: Mo., 12.06.2017, 20:44 "Heftig" ist noch mal was anderes: Heftig ist es eher, wenn es knistert - das kennen wir doch alle: die Spannung zwischen zwei Menschen ist heftig, wenn die Beziehung mehrdeutig ist und man, sozusagen, oben mitten auf der Wippe steht, ohne zu wissen, ob sie nach rechts oder links saust. Und eigentlich macht das, für mich, auch den (gerne mal erotischen) Reiz einer therapeut. Beziehung aus: Man spielt halt manchmal miteinander, aber ohne mit Worten jegliche Phantasie zu zerstören oder festzuzementieren.
Kann es nicht aber sein, Isabe, dass "wir Frühgestörte" gar nicht so recht in der Lage sind, auf dieser Ebene zu spielen? Dieses Spiel, das spieler. Flirten, ist bei mir eben nach der Std. nicht vorbei, der Gefühlsmodus bleibt.

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Maya1991
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Beitrag Mo., 12.06.2017, 21:03

candle. hat geschrieben: Mo., 12.06.2017, 20:52 Du hast jetzt keine kurze Frage gestellt, aber was genau sieht denn nun nach Abbruch aus?

Sagst du ihm denn auch was wie mit den Störungen in deiner Therapizeit? Irgenwie muß er sich ja äußern?!

candle
Ja, wie gesagt, er sagt dann "Pardon", es tut ihm leid...

Nach Abbruch sieht aus, dass meine eigentlichen Probleme nicht erkannt werden. Und dass er offen gesagt hat, dass das in der Vergangenheit so war, weil er mich begehrt.

Aber vielleicht hat er ja auch gelogen, falls es eine Projektion von mir sein sollte, die er füttern wollte.. vielleicht wollte er die dann aufrecht erhalten. Ich will nichts ausschließen.

Allerdings ginge das wiederum gegen den Anspruch der "Wahrhaftigkeit". So schätze ich ihn eigentlich nicht ein.

Es ändert halt nichts daran, dass er mich nicht so recht versteht und ich unter meinen Problemen weiter leide und jetzt schon wieder in Foren herumgeistere, weil ich mich nicht gut aufgehoben fühle. Ich nehme an, dass das an meiner Art liegt (Bedürftigkeit nicht zeigen / unbewusst flirten) - aber das müsste er aus meiner Sicht einmal durchschauen und mich auch mal damit konfrontieren...

@isabe: Es bleibt halt dabei, dass er meine Probleme nicht sieht.


isabe
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Beitrag Mo., 12.06.2017, 21:06

Es ist aber ein Unterschied, ober dich nicht versteht, weil er so "vernebelt" ist von deiner sexuellen Ausstrahlung - oder ob er dich aus anderen Gründen nicht versteht.

Wirkliches Verstehen ist auch eine Ausnahme; es geht immer nur um Annäherungen - und an denen sind beide beteiligt: Theoretisch könnte es auch sein, dass du ihn auf Abstand hältst und "ablenken" willst.

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Maya1991
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Beitrag Mo., 12.06.2017, 21:07

isabe hat geschrieben: Mo., 12.06.2017, 20:56
Stell dir doch mal vor, ein Therapeut würde in seinem Patienten NICHT die erotischen Anteile sehen (und das sind natürlich immer auch homoerotische Anteile, weil's einfach dazu gehört) - wie müsste sich ein Patient fühlen, der nicht als sexuelles Wesen gesehen wird?
Klar. Aber ausschließlich das "Frau-Sein" wahrzunehmen ist zu wenig, denn ich kranke nicht am Frausein. Er sagte viel mehr, ich hätte feine Antennen..

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