Ich glaube, wenn ein bestimmtes Persönlichkeitsmerkmal bei einem Menschen besonders schwach oder besonders stark ausgeprägt ist, kann derjenige es schon etwas schwerer haben als wenn es einfach so ausgeprägt wäre wie bei der breiten Masse, sei das nun Intelligenz, Sensibilität, Selbstwertgefühl, Kreativität, Disziplin, Einfühlungsvermögen…. Ich glaube, das kann für alles gelten. Wenn genügend andere Merkmale stark genug ausgeprägt sind (ich nenne das ganze einfach mal psychisches System, weiß nicht, ob das ein korrekter Ausdruck ist, aber Ihr wisst hoffentlich, was gemeint ist), die das entweder kompensieren können oder denjenigen in die Lage versetzen, die Besonderheit im Positiven Sinne zu nutzen, bekommt der Betreffende wahrscheinlich kein Problem bzw. steht ob seiner Besonderheit vielleicht sogar besonders gut da. Das scheint zum Glück für die Mehrzahl der Menschen zuzutreffen. Bei den anderen ist dieses Gleich- oder Gegengewicht wahrscheinlich nicht so da. Vielleicht waren oder sind sie sehr starken Belastungen ausgesetzt, so dass das übrige psychische System gerade mit anderen Dingen beschäftigt ist, oder sie hatten ungünstige Entwicklungsbedingungen, so dass sich das psychische System nicht so entwickeln konnte wie es wünschenswert gewesen wäre oder vielleicht kann man sowas auch wirklich erben, keine Ahnung. Jedenfalls stelle ich mir vor, dass sich dann das ganze System irgendwie verzerrt, und dann hat derjenige eben ein Problem.
hungryheart hat geschrieben:
wenn irgendetwas im leben, in der kommunikation, im zwischenmenschlichen schief läuft, neigen menschen dazu, das damit zu erklären, dass sie eben besonders intelligent, besonders sensibel .......(=zu intelligent für die anderen menschen, zu sensibel für sie anderen menschen), so.....besonders halt und irgendwie ja doch besser als andere sind
Insofern würde ich sagen, dass besonders hohe Intelligenz oder Sensibilität da keinen besonderen Stellenwert einnehmen. Sie bekommen nur besondere Aufmerksamkeit, weil sie aus irgendeinem Grund ein besonderes Prestige genießen und für viele eine Art Statussymbol zu sein scheinen. Das meine ich u. a. auch mit diesem „Mythos“. Vielleicht auch weil daran schon sehr lange und häufig geforscht wird und Intelligenzdiagnostik allgemein einer der (behaupte ich mal) bekanntesten Bereiche der Psychodiagnostik ist, so dass die meisten Leute auch was mit diesen Werten anfangen können. Da würde ich hungryheart zustimmen, dass fast jeder irgendwie das Bedürfnis hat, etwas Besonderes zu sein, und wenn ein (vermeintlich?) messbares Persönlichkeitsmerkmal besonders heraussticht, dann befriedigt das irgendwie auch dieses Bedürfnis nach Besonderheit. Vielleicht kommt sogar daher dieses Prestige, weil Intelligenz einfach besonders gut „greifbar“ erscheint. Und vielleicht beschäftigt es deshalb auch so viele Leute. Wären andere Merkmale ebenso gut untersucht (oder so bekannt, ich habe eigentlich gar keine Ahnung, wie gut sie untersucht sind), würden sich die Leute vielleicht gar nicht so auf die Intelligenz stürzen.
hungryheart hat geschrieben: scheitern -wo auch immer und wie auch immer- kann bei besonderer begabung und/ oder sensibilität vorkommen, ist aber die ausnahme, nicht die regel. (da sprechen statistiken eine eindeutige sprache.)
Fast noch wichtiger erscheint mir aber die Sache mit dem Ungleichgewicht. Denn an dieser Stelle hat eine hohe Intelligenz eben tatsächlich Einfluss, weil sie das System in eine bestimmte Richtung verzieht, nur eben nicht allein, weil die anderen Merkmale für den Zustand des Systems genauso wichtig sind. Das wird oft vergessen. Wenn den Leuten bewusst wäre, dass ein Scheitern aufgrund hoher Intelligenz nicht allein daran liegt, dass die Intelligenz besonders hoch ist sondern notwendigerweise auch daran, dass andere wichtige Bereiche nicht so funktionieren, wie sie sollten, dann wären sie vielleicht weniger wild darauf, die Intelligenz als Erklärung heranzuziehen. Und andere hätten es nicht nötig, sie deswegen klein zu machen.
Puh, das ist jetzt lang geworden.