Das IST Poesie. Poesie ist nicht immer inhaltlich schön. Trotzdem, für mich ist dieser Satz schön. Er hat was. Bitte mehr davon, schön eingebunden, vielleicht rotes Leder.Honigkuchenpferd hat geschrieben:Der Tag meiner Geburt war der Beginn meines Scheiterns als Tochter.
@Torsade_de_pointes:
Wie es mir mit meinen eigenen Erinnerungen geht - irgendwie komisch, entrückt. Den Schmerz kann ich kaum mehr fühlen, eigentlich gar nicht, ich denke auch kaum mehr darüber nach, blocke stark. Ich habe in der Zwischenzeit als junger Erwachsener viele weitere schlechte Dinge erlebt (Arbeitslosigkeit, Drogensucht, Obdachlosigkeit, etc.), die mich im Bewußtsein beschäftigen. Lieber wittme ich mich eigentlich den Problemen der Gegenwart, an der Vergangenheit kann ich sowieso nichts ändern. Es muß weitergehen.
Probleme habe ich aber noch immer mit automatisiertem Verhalten (Vermeiden von Situationen) oder Backflash-Erlebnissen, wenn ich z.B. Holzschlapfen sehe. Gott sei Dank sind die Dinger aus der Mode gekommen...
Ich bin überfordert, wenn ich z.B. mit netten Leuten beim Heurigen sitze und auf einmal kommt das Thema Kindheit auf. Ich kann ja solche Dinge nicht in eine gemütliche Runde werfen, das verdirbt die Stimmung für den Rest des Abends. Lieber gebe ich dann eine Runde aus, lenke vom Thema ab oder verschwinde kurz "zufällig" auf die Toilette, wenn ich zurückkomme wird wieder über etwas anderes geredet - und ich denke mir, puh, gerade noch mal gut gegangen...
Ganz schlimm ist es, wenn sich eine Frau für mich und meine Vergangenheit interessiert (Phase des Beschnupperns) oder in einer bereits bestehenden Beziehung (Ganz, ganz schlimm). Da wird dann nachgebohrt, und irgendwann lasse ich mich doch überreden und erzähle etwas von meiner Kindheit/Jugend. Ich bin dabei emotional neutral, als wäre ich unbeteiligt, nur ein Beobachter, der den Inhalt eines Films erzählt - und der Frau/Partnerin kommen die Tränen. Ich weiß dann nie, was ich machen soll - ich meine, wie tröstet man einen Menschen, der total traurig wird aufgrund der Dinge, die man SELBST erlebt hat? Ist eine wirklich seltsame Situation, bis jetzt habe ich noch keinen Plan, wie ich das am Besten handhaben könnte. Ich muß zugeben, daß ich dann stark dazu neige, meine Erlebnisse zu bagatellisieren und zu rationalisieren.
Im Gegenzug habe ich aber kein Problem, wenn mir Menschen von ihrer schlechten Kindheit/Jugend erzählen. Das trifft mich dann ziemlich heftig, auch wenn sie scheinbar mehr "Glück" hatten...
Klingt nach ziemlich viel Projektion, ich weiß...