Sexueller Missbrauch? - Wie ansprechen?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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SamuelZ.
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Beitrag Mi., 29.04.2009, 16:55

Hallo Flugente:

du hast das Problem genau beschrieben. Einerseits mein Gefühl, ich müsse schon alles "vorgekaut" in die Thera bringen, andererseits mein Eindruck, dass es mir wirklich schwer fällt, das Hier und Jetzt wahrzunehmen und mich darin wahrzunehmen und die aktuellen Gefühle zu beschreiben.

Ich will alles perfekt vorbereitet in die Thera nehmen, damit mich nichts Unvorhergesehenes ereilt.... vielleicht auch schon ein Thema an sich.

Auf jeden Fall gehört dieses Thema zu denen, über die zu reden mir schwerfällt, obwohl es kaum einen Raum in meinem Leben einnimmt. Diese Diskrepanz hemmt mich zur Zeit noch. ("Ist es denn wichtig überhaupt...")


@Lena:

danke für den Hinweis zur Dissoziation. Ist man schon dissoziativ, wenn bestimmte schmerzliche Gefühle, Erinnerungen nicht mehr intensiv wahrgenommen werden?

Ich habe immer so dumpfe Ahnungen, was das Thema "Missbrauch" angeht, aber ich fühle so wenig, als seien dies Gefühle, die 2000 km unter der Erdoberfläche vergraben liegen, aber ich spüre sie irgendwie, so wie die "Prinzessin auf der Erbse". Dissoziation wäre dafür ja eine Erklärung. Was meinst du?

Viele Grüße
sandyp.

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Sarah
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Beitrag Mi., 29.04.2009, 20:23

SandyP. hat geschrieben: Auf jeden Fall gehört dieses Thema zu denen, über die zu reden mir schwerfällt, obwohl es kaum einen Raum in meinem Leben einnimmt.
Einen gewissen Raum ja schon, immerhin schreibst du hier darüber und irgendwie würdest du ja schon auch in der Therapie gerne darüber reden. Vielleicht kannst du ihm erst dann mehr Raum geben, wenn du weißt, dass da jemand ist, der bei dir bleibt und sich dieses Thema mit dir zusammen anschaut, der aufpasst, wie es dir in diesem Raum geht und dass du dich darin nicht verlierst.

Ich habe es so gemacht, dass ich zuerst über meine Ängste zu dem Thema gesprochen habe (wie du auch schreibst, ob es überhaupt wichtig genug ist und viele andere Befürchtungen mehr). Das erleichterte das Einlassen auf das Thema sehr.

LG
Sarah
Was interessieren mich die Spritpreise? Ich tank eh immer nur für 20 Euro...

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Emma
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Beitrag Do., 30.04.2009, 07:19

SandyP. hat geschrieben:@Emma:
Ich war bislang häufig verärgert, wenn mein Thera einige meiner Kindheitserinnerungen mit einem ironischen Grinsen kommentierte. Aber er könnte auch recht haben. Das, was ich bislang vielleicht als "kindliche, freudige Aufregung" gedeutet habe, könnte damals auch eine blanke "Angstattacke" gewesen sein.
Hast du ähnliche Situationen in der Thera erlebt?
Wie meinst du das denn mit dem ironischen Grinsen? Ich versteh ehrlich gesagt nicht genau, was du hier meinst?

Mein Thera deutet relativ wenig hinein, bewertet eher selten. Es stehen hauptsächlich meine Gefühle im Vordergrund. Ist es klar, was ich meine? Ich fühle mich ernst genommen. Er tut es weder kleinreden noch überinterpretieren. Er hat allerdings das meiste auch nur schriftlich vorliegen. Im Gespräch umkreisen wir das Thema i.d.R. noch, weil ich noch nicht so weit bin, als dass ich offen darüber reden könnte. Über Einzelheiten weiß er kaum etwas. In den Briefen hab ich es eher vage beschrieben, es im Gespräch zu beschreiben, so weit bin ich noch nicht.
Was wir tun, ist zu sehen, wie ich heute reagieren könnte. So hat mir mein Thera z.B. Techniken zur Selbstverteidigung gezeigt, die mir in meinen Alpträumen immer hilfreicher werden. Demnächst möchte ich auch mal so einen Kurs machen.

Was mein Thera immer wieder macht, ist Fragen zu stellen, die darum gehen, wie verschieden man eine Situation sehen kann. Das bringt mich zum Nachdenken.
Ich glaube, ich drück mich heute etwas umständlich und ein bisschen unverständlich aus. Irgendwie fehlen mir die rechten Worte.

Liebe Grüße,
Emma

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Flugente
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Beitrag Do., 30.04.2009, 17:33

SandyP. hat geschrieben:Einerseits mein Gefühl, ich müsse schon alles "vorgekaut" in die Thera bringen,
weil du vielleicht Angst hast, dass dir dir Kontrolle entgleitet? Ich kann das sehr gut nachvollziehen.

Vielleicht hilft dir der Gedanke, dass Theras in der Regel ziemlich gut Bescheid wissen über die inneren Vorgänge, Ängste, Hemmungen. Du brauchst insofern keine Angst haben, dass du in der Therapie über das ob und wann und wie beurteilt wirst. Die Theras warten einfach ab, was du bereit bist rauszulassen und damit arbeiten sie dann mit dir.

Das ist das schöne an Therapie

ups.. das kam glaub ich schon mal..

Alles Gute
Flugente
Eisberg voraus!

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SamuelZ.
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Beitrag Fr., 01.05.2009, 17:46

Sarah hat geschrieben:Vielleicht kannst du ihm erst dann mehr Raum geben, wenn du weißt, dass da jemand ist, der bei dir bleibt und sich dieses Thema mit dir zusammen anschaut, der aufpasst, wie es dir in diesem Raum geht und dass du dich darin nicht verlierst.
Danke, Sarah, für deine schönen Worte.

Ich habe es diese Woche noch nicht geschafft, das Thema anzusprechen. Einmal habe ich meinen großen Zeh vorsichtig in das Thema "Beziehungen" getaucht, bin dann aber sofort und schnurstracks wieder abgehauen.
Muss ich wohl noch ein wenig mutiger werden.

Grüße
sandyp.

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SamuelZ.
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Beitrag Fr., 01.05.2009, 17:51

Emma hat geschrieben: Wie meinst du das denn mit dem ironischen Grinsen? Ich versteh ehrlich gesagt nicht genau, was du hier meinst?
Hallo Emma,

ich wollte damit sagen, dass mein Thera mit seinem Gesichtsausdruck - den ich als ironisch deute - deutlich machen möchte, dass einige Dinge, die ich so aus meiner Vergangenheit erzähle, nicht so sieht wie ich.

Seine Mimik interpretierte ich dementsprechend nach dem Motto: "Na, das glauben SIE. Ich denke da was ganz anderes."

Wird das so ungefähr klar?

Viele Grüße
sandyp.

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candle
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Beitrag Fr., 01.05.2009, 17:53

SandyP. hat geschrieben: Seine Mimik interpretierte ich dementsprechend nach dem Motto: "Na, das glauben SIE. Ich denke da was ganz anderes."
Was denkst Du was er denkt?

candle
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
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SamuelZ.
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Beitrag Fr., 01.05.2009, 18:03

[quote="Flugente] Vielleicht hilft dir der Gedanke, dass Theras in der Regel ziemlich gut Bescheid wissen über die inneren Vorgänge, Ängste, Hemmungen. Du brauchst insofern keine Angst haben, dass du in der Therapie über das ob und wann und wie beurteilt wirst. Die Theras warten einfach ab, was du bereit bist rauszulassen und damit arbeiten sie dann mit dir.

Das ist das schöne an Therapie
[/quote]

Hallo Flugente:

der Gedanke besänftigt mich. Diese Woche stotterte ich herum, dass es da etwas gäbe, was ich ansprechen könnte, es mir aber schwer falle, ich wohl noch mehr Zeit bräuchte. Zu meiner Frage, ob die Themen, über die zu sprechen, einem schwer falle, die wichtigen Themen seien, äußerte er sich nicht. Er meinte, ich könnte dieses Thema in einer späteren Sitzung ansprechen oder mich frohen Mutes ans Erzählen machen. Wie ich möchte.

Nun ja, wie oben beschrieben, konnte ich mich dann ansatzweise dazu äußern, habe dann aber stattdessen sofort wieder andere Themen, in denen ich mich sicherer fühle, ausgeschöpft.

Apropos, wir hatten hier doch einen Thread zum Thema "Thera mit gespreizten Beinen". Meiner saß mir ebenfalls längere Zeit so gegenüber, was mich wunderte, denn ich kannte ihn so noch gar nicht. Er hielt allerdings seinen Schreibblock darüber, dass die Sicht teilweise versperrt war, wenn ihr wisst, was ich meine. Ich habe nicht emotional darauf reagiert, sondern eher verwundert. Irgendwie passte es ja auch wieder zu dem Thema, dass ich noch nicht so richtig anpacken konnte.

Nun ja, dies nur am Rande.

Liebe Grüße
sandyp.

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Beitrag Fr., 01.05.2009, 18:07

candle hat geschrieben:
SandyP. hat geschrieben: Seine Mimik interpretierte ich dementsprechend nach dem Motto: "Na, das glauben SIE. Ich denke da was ganz anderes."
Was denkst Du was er denkt?

candle
Hallo candle,

das hatte ich irgendwo oben beschrieben. Ich finde es gerade nicht, sorry.

Gruß
sandyp.

Hier, doch noch gefunden:
Ich war bislang häufig verärgert, wenn mein Thera einige meiner Kindheitserinnerungen mit einem ironischen Grinsen kommentierte. Aber er könnte auch recht haben. Das, was ich bislang vielleicht als "kindliche, freudige Aufregung" gedeutet habe, könnte damals auch eine blanke "Angstattacke" gewesen sein.

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candle
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Beitrag Fr., 01.05.2009, 18:11

Kannst Du so grob eine Szene umschreiben? Ich verstehe Dich grad nicht so recht.
Kann es sein, dass Du Dich nicht ernst genommen fühltest?

candle
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SamuelZ.
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Beitrag Fr., 01.05.2009, 18:17

Hm, ich finde, du hast irgendwie recht, candle.

Habe mich hier wohl mit demjenigen identifiziert, soll heißen, seine vermeintliche Meinung blindlings übernommen, von dem ich mich nicht ernst genommen gefühlt habe.

Vielleicht habe ich das Gefühl des "nicht ernst genommen werdens" in ihn hineinprojeziert.

Eigentlich hätte ich gleich reagieren sollen auf sein Grinsen mit "Entschuldigen Sie, denken Sie etwa, dass mein Zittern im Fußballstadion damals als Kind, KEINE Aufregung war sondern etwas anderes?"
Es ging um positive Erlebnisse, die ich mit meinem Vater hatte.

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candle
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Beitrag Fr., 01.05.2009, 18:22

Ja kenne ich und spreche sowas auch inzwischen gezielt an.
Meine Ursache war allerdings, dass ich selber unsicher war.

candle
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SamuelZ.
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Beitrag So., 03.05.2009, 13:48

@candle:
Meine Ursache war allerdings, dass ich selber unsicher war.
Was meinst du mit "Ursache"? Ich verstehe dich hier nicht ganz.

sandyp.

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candle
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Beitrag So., 03.05.2009, 13:53

SandyP. hat geschrieben: Was meinst du mit "Ursache"? Ich verstehe dich hier nicht ganz.
Zu glauben was man fühlt und dass es nicht rechtens sei.

candle
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candle
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Beitrag Do., 07.05.2009, 13:26

Hallo!

Ich weiß nicht, ob es genehm ist, wenn ich nochmal äußere. Es steht bei mir ja nach wie vor etwas im Raume. Möglichkeiten wie ich oder der Therapeut vorschlägt- komisches Wort.

Mißbrauch
Trennung- Loslösungsprozess
Beobachter eines Geschehen
oder was worauf ich nicht komme.

Es gibt seit ewigen Zeiten einen Trigger oder wie nennt man das, den ich nicht belastend wahrgenommen habe, aber nun öfter zum Einsatz kommt.
Es gab ein kurzes Bild wo eine ungefähre Zeiteinordnung möglich ist.
Es gibt Träume.
Es gibt noch einige Ereignisse, die dann mit Panikatacken einhergehen und Schmerzen meiner Endometriose massiv verstärkt und Blutungen.

Das Problem für mich war, dass man ja irgendwie jemanden beschuldigt. Und da spielt mein Rechtsempfinden verrückt.

Heute habe ich also nochmal etwas darüber gesprochen.
Ich hatte dann hinterher wieder Panik, Bauchweh und ein strakes Gefühl von Übelkeit.

Nun ja, mal sehen....

Gruß!
candle
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