Menschen mit narzisstischen Eigenschaften

Alle Themen, die in keines der Partnerschafts-Foren passen, bei denen es aber in weitestem Sinne um Beziehungen, soziale Kontakte usw. geht, Adoption, Pflege usw.
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Taffi
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Beitrag Mo., 27.04.2009, 09:35

Hallo Antonia,

erstmal vielen Dank für dein Entgegenkommen. Hab das als sehr angenehm empfunden
Antonia hat geschrieben:Foerdert das ganze nicht narzistische Persoenlichkeitsstoerungen?
Also, aus einem nicht-narzisstischen Menschen wird durch den Beruf bzw. das Berufsleben auch kein solcher werden. Grundsätzlich stimmt es aber schon, dass gesellschaftliche Bedingungen und die Entwicklung der Persönlichkeit (mitsamt ihrer Störungen) zusammenhängen. Und zu den gesellschaftlichen Bedingungen bzw. deren Anforderungen gerade in der Arbeitswelt zählen z.B. solche Sachen wie Durchsetzungsvermögen, Selbstdarstellung, Skrupellosigkeit, Risikofreude, Egoismus, Konkurrenzdenken usw. Die Kinder von heute werden vielfach (unbewusst) zu Narzissten erzogen, damit sie Erfolg im Leben haben werden. Die Zunahme narzisstischer PS in den letzten Jahrzehnten scheint das zu bestätigen.
(http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/voll ... roeder.pdf)

Es gibt aber auch andere Erklärungsansätze, und zwar psychoanalytische: Die Abwesenheit des Vaters (der ja bei der Arbeit ist) würde zur Verstärkung der symbiotischen Beziehung zwischen Müttern und Kindern führen und die Omnipotenzphantasien bei Kindern fördern.

Will sagen, es gibt durchaus einen Zusammenhang zwischen Arbeit und Narzissmus, aber nicht ganz so, wie du es vermutet hast.

Allerdings stimmt der Einleitungssatz:
Antonia hat geschrieben:Also ich habe im Zug heute darueber nachgedacht, ich glaube es gibt einen Zusammenhang zwischen narzistischen Verhaltensweisen und dem beruflichen Druck, leistungsorientierung,
Wenn es "nur" um die Verhaltensweisen geht, und wenn die sich auf das Arbeitsleben beschränken, haut es hin.

Viele Grüße
Taffi
Es ist wichtig, jemanden dort abzuholen, wo er gerade ist. Aber manchmal ist es auch wichtig, jemanden dort zu lassen, wo er gerade sein will.

"Erfahrungen sind Maßarbeit. Sie passen nur dem, der sie macht." Carlo Levi

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Nurse_with_wound
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Beitrag Di., 28.04.2009, 09:41

Also, aus einem nicht-narzisstischen Menschen wird durch den Beruf bzw. das Berufsleben auch kein solcher werden.
eben das glaube ich nicht. Ich denke auch, dass man das nicht in Schwarz und Weiss einteilen kann, ohne die Grauzonen zu beachten, sog narzistische Züge einer Persönlichkeit, gerade bei solchem komplexen umfangreichen Thema wie Narzismuss.
Jeder hat eigene Persönlichkeit, eigene Geschichte, eigene Erbanlagen. Wie will man da jemanden in eine Schublade schieben?
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global_thinker
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Beitrag Di., 28.04.2009, 14:09

Wauhhh, das ist ja ein super Thread - das ist genau das, was mein Problem beschreibt. Ich habe im Unterforum "Schwierigkeiten in Job" über so einen "Kollegen" geschrieben - dort aber nicht so viele Antworten bekommen.
Deshalb möchte ich meinen Beitrag hier noch einmal hineinstellen.
Ich hab den Typen jetzt nicht "Narzissten" genannt, sondern "aggressiv-bösartig".

Bevor mein Beitrag beginnt noch ein Zitat aus der Buchbeschreibung eines der hier empfohlenen Bücher:
"Seelische Gewalt ..... Den Tätern dient sie dazu, ihr eigenes Ego zu erhöhen und ihre Gier nach Anerkennung und Bewunderung zu befriedigen."
Das ist doch genau das? Unglaublich, oder?

Aber jetzt mein Beitrag:
"Wie mit aggressiv-bösartigen "Kollegen" umgehen?"

"Ich habe vor einiger Zeit Job gewechselt und wie es natürlich kommen musste, gibt es auch in der neuen Firma einen Kollegen, den ich als aggressiv-bösartig bezeichnen würde.
Solche Leute gibt es sicher in jeder Firma und was mich daran so ärgert ist, dass ich damit überhaupt nicht umgehen kann.

Dich würde einmal diese Art von Leuten so beschreiben, dass sie sehr aggressiv ihre eigenen Interessen (oder was sie dafür halten) durchsetzen und dass sie dabei bösartig anderen Kollegen agieren (d.h. sie bzw. ihre Arbeit z.B. vor Vorgesetzen schlecht machen).
In der direkten sachlichen Diskussion (mit oder ohne Vorgesetze) wirken sie so, dass sie auf den ersten Blick kompetent rüberkommen - auf alle Punkte haben sie schnell und spontan eine gut klingende Antwort.
Jemand anderer hat vielleicht bei dem bei dem einen oder anderen Punkt Zweifel oder nicht alle Infos parat.
Diese Leute kommen aber nur so kompetent rüber, weil sie in dem Moment oft einfach Dinge erfinden oder schlicht und einfach lügen - und das mit einem unglaublichen Selbstbewusstsein.
Ich glaube solche Leute kennt jeder.

Mein Problem ist, dass ich vor solchen Leuten immer total "einknicke" und mit Angst und Rückzug reagiere. In Situationen wo ich mich einfach selbstbewusst dagegen stellen müsste.
Hat jemand Tipps wie man damit umgehen kann?

Langfristig habe ich mich eigentlich immer gegen solche Leute durchgesetzt - und das ist das eigentlich beruhigende, aber bis dort hin kostet das so viele Nerven und so viel Frustration.

Meine Beobachtung warum solche Leute so reagieren ist, dass sie in erster Linie Angst vor dem eigenen Versagen/beruflichen Misserfolg/Kündigung haben - oft damit gepaart, dass sie einen Mangel an Kompetenz haben und tief in ihrem Inneren das auch wissen.
Also Angst und Minderwertigkeitsgefühle - und manche Menschen reagieren mit Aggression auf Angst, manche mit Rückzug und demütigen Verhalten.
Diese Leute schaffen es in gewisse Positionen, je höher in der Hierarchie man aber schaut, desto weniger solche Leute gibt es.
Aufgrund ihres anti-sozialen Verhalten und der (oft) mangelnden Kompetenz gibt es für sie so etwas wie eine Glasdecke auf dem Hierarchieweg nach oben.

Zu meinem Pech bin ich noch auf einer Hierarchieebene, wo solche Leute vorkommen. Also ich fürchte die nächsten paar Jahre muss ich noch mit solchen Leuten umgehen lernen.

In dem konkreten Fall ist dieser Typ sogar nominell auf einer tieferen Hierarchieebene als ich - allerdings in einer Parallelorganisation und sein "Chef" ist halt doch ein wenig mächtiger als meiner, wie sich mittlerweile herausgestellt hat. Mit seinem Chef komme ich dagegen super aus, der ist zwar auch tough, aber eben mit sozialen Kompetenzen.

Was auch noch total an meinem Ego nagt ist, dass ich gegenüber meinen Mitarbeitern das Gefühl habe als "schwach" dazustehen, da ich sie nicht gegen diesen Typ "beschützen" kann - zumindest bilde ich mir das ein.
Und einzelne meiner Mitarbeiter leiden sicher mehr als unter dessen Verhalten.

Ziemlich lang und ziemlich komplex geworden - aber vielleicht ja jemand Tipps.
Danke im Voraus!"

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Una
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Beitrag Fr., 01.05.2009, 15:24

Hallo global_thinker,

wenn die Kompetenz nur gespielt ist, dann befördern dies ein paar sachliche Detailefragen ans Tageslicht.
Ich kenne diese Eigenschaft des sich superkompetent darstellens auch.
Mittlerweile frage ich solange nach, bis ich weiß, ob ich gerade wieder belogen werde.
Auch nachträgliche Überprüfung ist hilfreich und sinnvoll, auch wenn man aktuell in der Situation nicht sicher ist.
Ich sehe mittlerweile diese Art als Herausforderung, damit ich für mich das Hinstehen lerne.
Wenn man den Kontakt nicht meiden kann, dann muß man seine Strategie entwickeln. Leider kostet das aber viel Kraft.
Letztlich bringt es aber Besserung, denn der große Hengst wird auch vorsichtiger bei der Selbstdarstellung, wenn man ihn
offensichtlich immer wieder hinterfragt.

Hast Du den Eindruck das diese Art bei Vorgesetzten gut ankommt?
Leben heißt, langsam geboren zu werden. Es wäre auch zu bequem, wenn man sich fertige Seelen besorgen könnte.“

Antoine de Saint-Exupéry (1900-44).

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global_thinker
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Beitrag So., 03.05.2009, 16:02

Una hat geschrieben:Hallo global_thinker,

wenn die Kompetenz nur gespielt ist, dann befördern dies ein paar sachliche Detailefragen ans Tageslicht.
Ich kenne diese Eigenschaft des sich superkompetent darstellens auch.
Mittlerweile frage ich solange nach, bis ich weiß, ob ich gerade wieder belogen werde.
Auch nachträgliche Überprüfung ist hilfreich und sinnvoll, auch wenn man aktuell in der Situation nicht sicher ist.
Ich sehe mittlerweile diese Art als Herausforderung, damit ich für mich das Hinstehen lerne.
Wenn man den Kontakt nicht meiden kann, dann muß man seine Strategie entwickeln. Leider kostet das aber viel Kraft.
Letztlich bringt es aber Besserung, denn der große Hengst wird auch vorsichtiger bei der Selbstdarstellung, wenn man ihn
offensichtlich immer wieder hinterfragt.

Hast Du den Eindruck das diese Art bei Vorgesetzten gut ankommt?
Liebe Una,
ich stimme mit all dem, was du geschrieben hast 100% überein.
Ja, das muss die Taktik im Umgang mit solchen Leuten sein:
Alles Überprüfen, nichts glauben, und
fachliche Fehler mit Ruhe und Objektivität aufzeigen.
Und nie persönlich werden oder persönlichen Streit suchen – das fällt negativ auf einen selbst zurück und hilft gar nichts.
Una hat geschrieben: Hast Du den Eindruck das diese Art bei Vorgesetzten gut ankommt?
Kurzfristig ja, langfristig nein.
Kurzfristig machen diese Leute natürlich einen anpackenden, selbstbewussten Eindruck und vermitteln auch, dass sie was leisten. Das kommt natürlich gut an.
Langfristig sind die dauernden Konflikte die sie in ihrer Umgebung provozieren natürlich negativ und irgendwann werden auch die Mängel in ihrer Arbeit aufgedeckt.

Ich habe in den letzten Tagen – inspiriert auch durch diesen Thread (danke an alle ) – ein wenig in diese Materie eingelesen , ein bisschen im Internet recherchiert und mit auch das Buch von Otto Kernberg „Borderline-Störungen und pathologischer Narzissmus“ gekauft.
Das Buch ist zwar ziemliches Fachchinesisch, man kann sich aber doch das eine oder andere herausholen.
Jedenfalls bin ich jetzt total schlauer und bin mir sicher, dass der Kollege, den ich oben beschrieben habe, ganz klar eine „Narzisstische Persönlichkeitsstörung“ (NPS) – wohl sowas wie eine Unterform einer Borderline Störung - hat.
Und bei meinem vorherigen Arbeitgeber hat es auch so einen Typen gegeben (habe irgendwo gelesen, dass ca. 1-2% der Bevölkerung das haben)
Gut davon kann ich mir nichts kaufen, aber eine neue Erkenntnis zu haben, ist auch was wert.
Da sind so einige Merkmale, die total zutreffen:

Geltungssucht und Selbstdarstellung, Gier an Anerkennung, Selbstüberschätzung, immer sind an allem die anderen Schuld, man selbst ist immer das Opfer, Lügen, oberflächliche Arbeitsweise, totale Ablehnung irgendeiner Kontrolle, zwar gut sozial angepasst, jedoch immer wieder sporadische Wutausbrüche, fehlende Empathie, Ausnutzen von anderen Menschen, keine Fähigkeit zum Kompromiss (entweder mein Wille oder Konfrontation)

Ich war total platt, wie ich das gelesen habe. Reagieren kann man darauf wahrscheinlich aber nur so wie una geschrieben hat.
Eine gute Seite hat die Sache aber auch noch. In den Artikeln von Otto Kernberg, die teilweise in den 60er und 70er Jahren geschrieben wurden steht, dass diese Leute sehr oft in gehoben beruflichen Stellungen sind.
Das ist meiner Erfahrung Gott-sei-dank nicht mehr der Fall. Heutzutage ist die soziale Kompetenz sehr wichtig, vor allem je höher man kommen will.
Teamleiter geht vielleicht noch, aber weiter hinaus wird es schon sehr schwierig.
Einerseits färben die ständigen Konflikte, die solche Personen erzeugen negativ auf sie ab – und die Leute wehren sich heute viel mehr.
Andererseits werden die oberflächlichen Leistungen dieser Personen immer mehr auch zu deren Vorgesetzten getragen – da sind auch die Leute heute nicht mehr so hierarchiehörig.
Zuletzt geändert von global_thinker am So., 03.05.2009, 20:48, insgesamt 1-mal geändert.

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Una
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Beitrag So., 03.05.2009, 19:53

Es bleibt in jedem Fall schwierig mit ihnen umzugehen, weil eine gewisse "Grundmenschlichkeit" fehlt.
Ich habe immer den Eindruck die Menschen werden von Narzissten nur über ihre Fehler definiert und nicht über ihre Kompetenzen.
Die Grundhaltung ist unerträglich menschenverachtend und ich denke privat schadet es dem stärksten Menschen auf Dauer,
da man in deren Nähe immer im Defizit lebt. Zuneigung und Wärme sind so gut wie nicht vorhanden,
Interesse am anderen auch nur im Bezug auf den Narziss selbst. (hast Du damit mich gemeint?/ Habe ich etwas mit Deiner laune zu tun?)
Problematisch finde ich es jemanden einzuschätzen. Da auch diese Störung, so sie denn eine ist, in Wellen verlaufen kann.
Irgendwann gewöhnt man sich an die Defizite und merkt nicht mehr, was einem fehlt, weil man anfängt zu kompensieren.
Das ist keine gute Entwicklung für einen selbst.
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global_thinker
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Beitrag So., 03.05.2009, 20:45

Una hat geschrieben: Da auch diese Störung, so sie denn eine ist, in Wellen verlaufen kann.
Also ich für mich halte das klar für eine Störung, genauer gesagt sogar für eine Krankheit - wie viele psychische und körperliche Krankheiten auch.
Man kann das behandeln, wenn der Betroffene mitspielt.

Ich weiß nicht, ob du das gemeint hast, aber ich halte es auch nicht richtig - vor allem auch nicht den Opfern gegenüber - so etwas als "Charakterschwäche" zu sehen.
Das kann dann sehr schnell als Banalität abgeschwächt werden. Und das ist es nicht!!!

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Una
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Beitrag Fr., 08.05.2009, 14:58

Hallo global,

nein, nein, ich meinte nicht, das es sich lediglich um eine Charakterschwäche handelt.
Ich bin lediglich vorsichtig mit Diagnosen. Ich bin schließlich ein Laie.
Wie weiter oben schon gelistet, gibt es narzisstische Anteile in jedem von uns und manche dieser Anteile sind durchaus ganz gesund.
Da ich keinen Menschen jeden Tag tupfengleich erlebe, schon allein weil meine Wahrnehmung verschieden ausfällt,
bin ich manchmal einfach nicht ganz 100% überzeugt/ in der Lage, jemand als Narzißt zu benennen.
Ich mag durchaus auch in der Wahrnehmung manchmal zu sensibel sein oder lasse den anderen zu sehr an mich heran.
Wenn ich richtig dagegen halte, kann ich solch einen Narzißten manches mal schnell in Senkel stellen.
Es ist ja immer auch ein Wechselspiel.
Ich muß mich ja nicht umschmeißen lassen, auch wenn es jemand probiert.

Lieben Gruß
Una
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Nalani
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Beitrag Fr., 08.05.2009, 21:56

Hallo,

ich hab nur oberflächlich gelesen, aber ich denke nicht das zum Erfolgreich sein Narzissmus allein ausreicht. Ich empfinde solche Menschen eher als ungreifbar und oberflächlich.
Nicht identisch und meist mit einem starkem Komplex behaftet.
Ausserdem wird bei diesen Individuen gerne viel heißer gekocht als gegessen.
Solche "Persönlichkeiten" können viell. in ihres Gleichen Umfeld etwas bewirken,
aber in meine Welt gehört es nicht. Für das bin ich zu "normal" aufgewachsen und froh darüber.
Selbst wenn ich manchmal auch damit zu kämpfen habe.

… nur wenn man selbstständig ist, sollte man lernen mit diesen Personen umzugehen
oder auf manches Geld einfach verzichten.

LG A

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Nurse_with_wound
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Beiträge: 2049

Beitrag So., 10.05.2009, 10:00

ich denke dass Narzismuss durch den beruflichen Erfolg gefoerdert wird.
Ich kenne Leute die ich als Studenten erlebt habe, und heute top Stellen in top Konzernen besetzen.
Als Studenten waren sie sehr sympathisch sehr menschlich, jetzt wirken sie zum Teil unheimich arrogant und sehr anmassend , koennte man sagen, narzistisch.
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konny.v
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Beiträge: 73

Beitrag So., 10.05.2009, 11:09

du solltest deine meinung vertretten egal wer dabei ist man muss sich deswegen nicht
direkt streiten deutschland ist ein freies land wo jeder seine meinung äußern kann

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line
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Beitrag Di., 29.09.2009, 21:56

hallo,

hab mich jetzt die ersten paar seiten eingelesen aber es war mir ehrlich gesagt zu mühsam alles zu lesen.
wollte fragen, ob ihr vielleicht ein paar weise worte für mich habt. mein vater leidet an NPS und dementsprechend war meine kindheit und ist mein verhältnis zu ihm. jetzt ist aber einiges zusammen gekommen (jobverlust, scheidung, unfälle) weshalb er in einer nervenheilanstalt ist und starke depressionen hat, mir gesagt hat dass er sich umbringen will etc.
ich weiß einfach nicht wie ich damit umgehen soll.. und wie ich in zukunft mit ihm umgehen soll.. ich steh natürlich auch wegen der scheidung total zwischen den stühlen,... und jetzt hat er am wochenende immer ausgang und kann heim und ERWARTET sich natürlich dass ich das ganze wochenende daheim bin (wohne nicht mehr daheim) und mich mit ihm beschäftige und ihn unterhalte...
ich hab mich viel mit dem thema beschäftigt und weiß dass ich nichts ändern kann und ihm auch nicht helfen kann weil ers selbst nicht einsieht etc. aber mit ihm reden bringt ja auch nichts und ich weiß einfach nicht wie ich es schaffen soll mich so von ihm zu distanzieren dass ich mich deswegen nicht schlecht fühle weil ich meinen vater hängen lasse und aber doch soweit bin dass es mich nicht mehr kaputt macht... bin grade in so einem loch ich weiß gar nicht mehr wie ich mich aufrappeln soll.. bin übringens in therapeutischer behandlung... :(

vielleicht habt ihr ja ein paar tips für mich. werde mir wenn ich mal einen freieren kopf habe die ganzen beiträge durchlesen.. hat mal schon gut getan es von der seele zu schreiben..
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Una
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Beitrag Mi., 30.09.2009, 09:57

Hallo line,

Dein Vater ist ein erwachsener Mann, Du bist nicht seine Auffangstation.
Was er da mit Dir macht ist ein echter Mißbrauch, der mit einer seelischen Erpressung einhergeht:
Sei gewiss, dass, wer mit Selbstmord droht, ihn nicht verübt.
Dass ist die seelische Erpressung, die Dir jetzt schon eine Schuld zuteilt, dass, wenn Du Dich nicht um ihn kümmerst, Du verantwortlich bist, sollte er sich töten.

Du bist aber nicht verantwortlich für seine Erkrankung, seine Scheidung, seine Depression, seine Kindheit, sein gelebtes Leben, seine Entscheidungen. Du bist an gar nichts Schuld.
Es mag Dir das Herz schwer machen, ihn so zu sehen, aber wie DU schon schreibst: Du kanst nichts machen.

Seine Erwartung ist äußerst egoistisch und solange jemand noch solchen Egoismus aufbringt, kann er noch nicht am Ende sein, er weigert sich lediglich endlich die Verantwortung für sein Leben zu übernehmen ud versucht es nun Dir aufzubürden.

Befreie Dich von diesem Druck.
Kannst Du nicht mit dem Arzt in der Klinik sprechen, dass der Ausgang den Dein Vater bekommt zu Deinem Schaden ist?
In dem Zustand indem sich Dein Vater befindet halte ich das für eine Fehlentscheidung.


Ich bin selbst Scheidungs"kind". Du bist nicht verantwortlich für die Ehe Deiner Eltern!
Ich sah mich damals auch "zwischen den Stühlen". Meine Eltern gingen während ihrer heißen Phase in eine Ehetherapie und nahmen mich mit (ich war 10 Jahre alt).
Ich sollte mich zu meinen Eltern aufstellen. Ich stellte mich zwischen die Eltern
Die Psychologin hat mich da entsetzt an der Hand herausgenommen und mir gesagt dass das nicht mein Platz ist. Das ich nicht zwischen den Eltern hingehöre.

So ist das auch bei Dir. Du darfst nicht abfangen wollen, was Dein Vater wegen der Trennung zu leiden hat. Das ist einfach nicht Dein Job und nicht Deine Aufgabe.
Findest Du nicht, dass es sich gesund anfühlt zu sagen: Ich bin gerade mal 21 Jahre alt, ich kann kaum schuld sein an dem, was mein Vater erlebt hat und weswegen er heute ist wie er ist.
Ich bin keine Psychologin, keine Klinik. Ich kann diese Last seiner Krankheit nicht tragen.
Ich bin für mein Leben verantwortlich und muß mich um meine seelische Gesundheit kümmern.
Mich belastet die Scheidung meiner Eltern, die Krankheit meines Vaters schon selbst genug,
wie soll ich da noch meinen Vater auffangen ohne selbst daran kaputt zu gehen?
Ich muß in erster Linie für mich sorgen, mich um mein Leben kümmern, sonst kann ich niemandem
etwas geben. Auf keinen Fall aber, wenn es mich verbraucht und an meine Reserven geht.
Denn dann bin ich leer und falle in mir zusammen wie ein leerer Ball, werde selbst lebensuntüchtig.

Du hast in erster Linie auf Dich zu achten, sonst schmeißt Du Deine Gefühle und Deine Probleme in die Ecke, bis Du selbst depressiv wirst. Bitte nicht!

Du läßt Deinen Vater hängen? Gut so! Er muß sich selbst halten lernen.
Ich sehe vor meinem inneren Auge einen Mann, der sich an ein Mädchen anlehnt ohne mal seine Arme selbst auszustrecken und irgendwo anders selbständig halt zu suchen.
Dabei schmeißt er das Mädchen um. Denn er ist ein ausgewachsener Mann und sie nur ein Mädchen.
Das Gewicht ist zu schwer. Er reißt Dich mit runter und begräbt Dich unter sich.

Lass es nicht zu, mach einen Schritt zur Seite.
Erst wenn er auf dem Boden liegt, kann er sich entscheiden, ob er liegen bleibt oder aufsteht.
Erst wenn er fällt und es ihm weh tut, kann er begreifen, dass er dafür verantwortlich ist zu stehen.
Und das dies einem erwachsenen Mann besser ansteht.

Du mußt loslassen, sonst verhältst Du Dich coabhängig und verlängerst die Krankheit, weil Du ihn auf Deine Kosten davor beschützt mit sich wirklich endlich in Kontakt zu kommen.
Lass Dich nicht unterkriegen!

Liebe
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Antoine de Saint-Exupéry (1900-44).

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line
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Beitrag Mi., 30.09.2009, 21:54

WOW!!! Vielen vielen dank una, dass du dir die zeit genommen hast mir so eine antwort zu schreiben. es hat mich gerade überwältigt!!! hat gut getan es zu lesen!! und ich weiß das auch alles.. ich weiß es ja... :( depressiv bin ich leider schon .... schon lange aber ich habs im griff - meistens zumindest..
dass ich nichts ändern kann, nicht schuld bin und mich selbst schützen muss das weiß ich alles aber ich weiß nicht wie.
was soll ich tun, wenn ich am wochenende daheim bin und er wieder nur in einer ecke sitzt und weint? ich kann ihn ja nicht einfach ignorieren und nicht für ihn da sein? :/ was sag ich wenn ich daheim bin und was für mich machen will? da wirft er mir vor er sei allein, keiner kümmert sich etc. und ich weiß er ist egoistisch und ich muss mein leben leben etc. aber dann eskaliert es wieder und er setzt mich seelisch unter druck weil er versucht mich zu erpressen und ich weiß nicht wie ich mich wehren soll ohne dass ich mich dabei mieß fühle... ich bin schon irgendwie co-abhängig.. mein kopf weiß das alles aber ich schaffs nicht mich von dem gedanken der schuld und verantwortung zu befreien.. er ist nun mal doch mein vater und in gewisser weiße kann ich ihn ja auch unterstüzten um ihm zu zeigen es wird wieder alles gut und er ist danach nicht alleine und so..
es ist ja auch nicht nur ein problem wenn er zuhause ist..er ruft mich auch oft an, anfangs hat er regelrecht telefonterror gemacht.. mittlerweile gehts eh ganz gut .. in seinen trotz phasen meldet er sich überhaupt nicht und jammert dann wenn ich ihn mal anrufe weil sich keiner meldet.. typisch narzisst halt,... aber ich weiß einfach generell nicht wie ich mit ihm umgehen soll.. am liebsten wärs mir ich könnte von der ganzen situation weglaufen solange bis sich die ganze situation geklärt hat.. aber das wird vielleicht nie der fall sein :(
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Una
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Beitrag Do., 01.10.2009, 00:39

Liebe Line,

wohnst Du mit ihm zusammen? Hat er eine eigene Wohnung oder nicht?
Je nachdem mußt Du eine Möglichkeit finden Dich zu distanzieren.
line hat geschrieben:und ich weiß das auch alles.. ich weiß es ja...
Ja ich denke mir dass Du das weißt.
Bitte pass auf Dich auf und überschätze nicht Deine Kraft. Ich habe ähnliches auch jahrelang gestemmt um dann mit 26 Jahren völlig zusammenzubrechen. Das muß bei Dir nicht so laufen, aber die Gefahr ist groß, da Du meiner Meinung nach völlig überfordert wirst mit der Situation.
line hat geschrieben:er wieder nur in einer ecke sitzt und weint
Warum hat er Klinikausgang? Kannst Du mit den zuständigen Ärzten mal ein Wort darüber reden,
wie schlimm Deine Sitaution am WE ist?
Ich weiß wie weh das tut ihn so zu sehen. Ich habe es mit der Mutter so erlebt.
Wo steckt eigentlich Deine Mutter? Sie könnte trotz Trennung Dich mal unterstützen.
Geh weg zu Freunden, geh, erlaube Dir das nicht aushalten zu müssen!
line hat geschrieben:er ist nun mal doch mein vater und in gewisser weiße kann ich ihn ja auch unterstüzten um ihm zu zeigen es wird wieder alles gut und er ist danach nicht alleine und so..
Er ist Dein Vater, aber was heißt das? Das Dein Leben aufhört, weil er seines nicht anpacken will?
Was meinst Du, was Du tun kannst?
Ich würde sagen: Geh mit dem Mann ins Kino, Eis essen, ganz banale Dinge, die dem sitzen und weinen entgegenwirken.
Dann ist aber schon Schluß.
Du kannst ihn nicht retten, Du kannst nicht dafür sorgen das alles wieder gut wird.
Du bist ja selbst schon depressiv, wie also sollst Du das leisten?

Dein Vater ist Dein Vater. Es ist nicht verboten ihn zu lieben und ihn zu unterstützen.
Aber diese Grenze muß eingehalten werden, an der es in Mißbrauch seiner Tochter abrutscht.

Sieh es als Chance für Dich das Abgrenzen zu lernen.
Das ist Deine momentane Lebensfrage: Wie lerne ich es,
die Tochter zu sein, ohne mich selbst zu verraten?
Zunächst einmal gilt es für Dich Deine Gefühle sehr gut zu kennenzulernen (weil das bisher vernachlässigt wurde, hast Du nun auch selbst Depressionen) und diese zu respektieren und ernst zu nehmen.
Erlaube Dir die Flucht wenn Du es nicht mit ihm aushältst, erlaube Dir NEIN zu sagen, wenn er zu Dir will.
Tochter: ja, Retter in der Not : nein, Therapeut: Nein.
Suche Hilfe von außen. Gibt es keine Bekannten oder Freunde, die Deinen Vater von früher gut kennen?

Wenn ihr eigentlich getrennt lebt, dann würde ich mich am WE wohldosiert für Aktivitäten draußen verabreden. Wenn er bei Dir wohnt, dann wäre die Frage wie man das lösen kann. Ob er dann nicht doch besser in der Klinik bleibt und ihr euch von da aus trefft. Zu bestimmten Zeiten.
Denn es kann nicht so weitergehen, hier läuft ganz gewaltig etwas schief.
Ruf doch bitte mal in der Klinik an und frag nach seinem Arzt, erkläre ihm Dein Leid aufgrund der Situation.
Dein Vater ist offenbar im Moment nicht in der Lage zu handeln oder er will nicht.
Aber Du mußt auch in seinem Interesse die Situation in der Klinik ansprechen.
Leben heißt, langsam geboren zu werden. Es wäre auch zu bequem, wenn man sich fertige Seelen besorgen könnte.“

Antoine de Saint-Exupéry (1900-44).

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