Sich nicht öffnen können

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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dieSteffi
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Beitrag Mo., 11.09.2023, 22:47

candle. hat geschrieben: Mo., 11.09.2023, 22:32 Wenn du "im Nebel" bist, kannst du doch nicht viel aufnehmen oder siehst du das anders? Steht die Therapeutin auch hinter der Medikation?

Ich denke auch man muß nicht mit Wucht was sagen wollen, das destabilisiert dich doch auch? Da bleibt dann die Frage wie du das aushalten willst?

candle
Ja, sie steht dahinter, so wie alle , die mit der Therapie irgendwie eingebunden sind z.B. Psychiater, Hausarzt. Da alle mitbekommen haben, wie schlecht es mir ging und alle erleichtert sind, das ich dadurch etwas stabiler geworden bin.

Nein du hast Recht, nicht mit Wucht etwas sagen, das erzeugt Druck, aber ich bin an einem Punkt, wo ich einfach nicht mehr weiter weiß, ich bin quasi verzweifelt..

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candle.
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Beitrag Mo., 11.09.2023, 22:49

Und wenn du das hier probierst?
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dieSteffi
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Beitrag Mo., 11.09.2023, 22:54

Wie meinst du das? Hier das aufschreiben, was in meinem Kopf los ist?

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candle.
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Beitrag Mo., 11.09.2023, 23:03

dieSteffi hat geschrieben: Mo., 11.09.2023, 22:54 Wie meinst du das? Hier das aufschreiben, was in meinem Kopf los ist?
Du könntest ja einen Blog schreiben?

Aber letztlich sehe ich, dass ich jetzt nicht so der gute Berater bin.
Was ist denn mit einem Brief? Oder was ist mit einer Mail?

Oder hast du schlechte Erfahrungen in vorigen Therapien gemacht?

Vielleicht kann man die Angst auch mal analysieren, denn nach zwei Jahren, denke ich, dürfte Vertrauen ja da sein in die Therapeutin?

Was denkst du denn was für dich eine Lösung wäre?

candle
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Shukria
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Beitrag Di., 12.09.2023, 05:56

Oder anfangen darüber in der Therapie zu reden wie schwer es dir fällt in der Therapie zu reden, also das was du hier tust, in die Therapie verlagern.

Das wäre auch ein guter Anfang.

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Montana
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Beitrag Di., 12.09.2023, 05:56

candle. hat geschrieben: Mo., 11.09.2023, 23:03 Vielleicht kann man die Angst auch mal analysieren, denn nach zwei Jahren, denke ich, dürfte Vertrauen ja da sein in die Therapeutin?
Zwei Jahre sind gar nicht viel. Wie oft war man nach zwei Jahren denn da? Das Jahr hat 53 Wochen, dann wurde die Therapie noch unterbrochen von Urlaub der Therapeutin und eigenen, langen Klinikaufenthalten. Dass da jetzt kein riesiges Vertrauen vorhanden ist um Dinge zu erzählen, die man noch nie jemandem erzählt hat und normalerweise auch never ever erzählen würde, ist vollkommen normal.

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Gespensterkind
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Beitrag Di., 12.09.2023, 05:59

ich finde auch, je nachdem, was man als Klient so mitbringt, dass Vertrauen in den Therapeuten auch nach zwei Jahren nicht uneingeschränkt immer vorhanden sein "sollte"/muss. Es bleibt vielleicht schwierig.
Aber die Idee, vielleicht erst mal über die Metaebene zu sprechen (es fällt mir schwer, mich zu öffnen, obwohl ich es gern würde), finde ich eine durchaus hilfreiche.

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Shukria
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Beitrag Di., 12.09.2023, 06:00

Es kann auch die falsche Therapeutin sein, egal wie nett sie ist etc. Wenn sich nicht das Gefühl einstellt über Gefühle reden zu können, vielleicht sogar die Ermutigung hier nicht ausgesprochen wird von der Therapeutin….

Denn 2Jahre nur über Symptome zu reden ohne das die Therapeutin da lenkt, find ich bedenklich

Mir geht es jetzt nicht darum direkt zu wechseln aber schon da noch mal genauer hinzuschauen

- wie ermutig und Unterstützt dich denn die Therapeutin im Ausdruck deiner Gefühle, gibt dir das Sicherheit in sie, auch unausgegorene Sachen zur Sprache bringen zu können,

Stellt die dir verbal einen Kontext zur Verfügung wenn du dich so durcheinander fühlst. ?

Da kann auch Sicherheit fehlen die du gar nicht erfässt weil die ja „nett“ ist und es kann das wesentlich fehlen, was du brauchst um dich öffnen zu können

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chrysokoll
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Beitrag Di., 12.09.2023, 09:16

dieSteffi hat geschrieben: Mo., 11.09.2023, 21:59 Ist das überhaupt wahr, die Erinnerungen? Bilde ich mir das nur ein? Wo fange ich wie an? Und dann ist da diese große Scham, auch das Gefühl selbst schuld zu sein.. Das ist für mich sehr quälenden aktuell..
das was du beschreibst ist alles sehr typisch für Trauma, geradezu "normal".
Und ja, das ist sehr quälend.
Hat deine Therapeutin eine Zusatzqualifikation in Traumatherapie?

Könntest du ihr diese Sätze so wie du sie hier schreibst auch aufschreiben und geben oder schicken?

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Zephyr
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Beitrag Di., 12.09.2023, 09:24

Ich kann es gut verstehen, wenn der Wunsch da ist darüber zu reden, auch wenn gleichzeitig Angst genau davor dich hindert.
Mir ging es jahrelang so, dass dieses Bedürfnis darüber zu sprechen wuchs (ich würde es bei mir echt Bedürfnis nennen, weil es sehr drängend war) und gleichzeitig konnte ich nicht sprechen.

Wichtig ist erstmal: Wenn du darüber reden möchtest, dann darfst du das auch. Egal was dir früher gesagt wurde, womit dir gedroht wurde etc. Das ist deine Geschichte und darfst sie erzählen. Du beschmutzt damit nicht deine Familie oder machst dich wichtig oder … (passendes hier einsetzten ;) ). Und zwar auch dann, wenn du nicht jedes Detail juristisch genau erinnerst. Auch dann darfst du darüber sprechen.
Und wenn du das willst, dann kann die Therapie genau der richtige Ort dafür sein.
Du darfst sogar über Sachen reden, von denen du nicht weißt, ob sie nun Wirklichkeit waren oder nicht,

Was mir geholfen hat:
Wie schon x Mal erwähnt - erstmal über das nicht sprechen können reden, über die Gefühle die dir da Angst machen über die Angst vor ihrer Reaktion.
(Das geht auch per Brief, Email, Zettel usw.)
Was ich auch gemacht habe, war mir viel Gedanken darüber zu machen was mir am Setting helfen könnte. So wie Scars es formuliert hat. Bei mir ist meine Therapeutin da zum Glück auf das meiste auch eingegangen.
Wir sitzen z.B. nebeneinander, statt gegenüber, dafür sitzt sie näher bei mir. Ich habe eine Decke, darf jederzeit einfach die Stunde beenden und meistens setzen wir Doppelstunden an, weil ich immer erstmal warm werden und über Belangloses sprechen muss.
Auch hilft sie mir mittlerweile Schweigepausen nicht zu lang werden zu lassen, indem sie dann in den Dialog geht.
All das musste ich ihr aber natürlich konkret vorschlagen (bzw. ein paar Vorschläge kamen auch von ihr).

Am wichtigsten war für mich aber, mich zu entscheiden: Will ich das wirklich, oder möchte ich mich weiter in Ablenkungsschleifen ergehen während ich gleichzeitig über nichts anderes nachdenke, als darüber das doch endlich los werden zu wollen.
Manchmal hilft so eine klare Entscheidung. Wenn du dich dagegen entscheidest, dann musst du dich nicht mehr darum im Kreis drehen und kannst dich z.B. deinen Symptomen widmen. Wenn du dich dafür entscheidest, kannst du schauen, was du brauchst, damit es gelingen kann.

Kannst du dir denn sowas vorstellen? Mit ihr erstmal über die Angst, über das nicht reden können zu sprechen?
Das haben dir nämlich schon viele hier vorgeschlagen und bisher gehst du eher auf das Medikamentenkarusell ein. (Auch Ablenkung ;)?)

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Scars
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Beitrag Di., 12.09.2023, 09:33

dieSteffi hat geschrieben: Mo., 11.09.2023, 21:59 Ja, Sicherheit ist ein großes Thema, das brauche ich auch. Sicherheit, dass die Therapeutin nicht denkt, „so schlimm ist das ja gar nicht“.
Finde ich schon, dass es das geben kann. Wenn du die Haltung der Therapeutin ausreichend kennst und ihr vertrauen kannst und das spürbar für dich wird, wer sie ist, wie sie ist, welche Werte sie vertritt etc.

Ich würde mich nicht mehr quälen und zwanghaft über (zu) hohe Hürden antreiben. Wenn es sich für dich jetzt noch nicht machbar anfühlt, dann ist das so.

Ich kenne aber auch die Verzweiflung, wenn Themen rausmüssen weil man droht daran zu ersticken. Ich habe dann gewartet bis ich eine suizidale Krise hatte und dann ging’s plötzlich. Vielleicht würde es dir ja schon helfen, wenn du inhaltlich gar nix sagst sondern nur, dass es dich sehr belastet?
Remember to leave pawprints on hearts.

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MerleX
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Beitrag Di., 12.09.2023, 13:04

Noch ein Wort zu der Frage, ob die Erinnerungen „echt“ sind oder überhaupt echt sein müssen.

Ich finde, das ist eigentlich nicht vorrangig wichtig. Du hast Gefühle, Bilder und Erinnerungen in dir, die dir zusetzen - DARÜBER kannst du reden, selbst wenn sie nicht deckungsgleich sein sollten mit Geschehnissen, Gefühlen und Reaktionen in der Zeit der Vergangenheit. Du wirst ja heute von ihnen gequält (und nebenbei bist du auch nicht „vor Gericht“).

Du beschreibst, was in dir vorgeht und was dich belastet. Falls dazu ein Gefühl gehört, das lautet „mir wird nicht geglaubt“ oder „ich habe vielleicht alles nur fantasiert“, dann kann das genau so geäußert werden - „jetzt habe ich Angst, dass Sie denken…“ oder „jetzt habe ich die Sorge, es war gar nicht wirklich so“ oder „ich fühle mich schlecht, wenn ich das so offen sage“

Solche Sätze nehmen deinen Ängsten den Wind aus den Segeln und erlauben es dir, alles so zu sagen, wie du es fühlst (da ist es doch auch zweitrangig, ob es nun „wahr“ ist oder nicht).
Auf diese Weise kannst du auch Widersprüche und Unwahrscheinliches erzählen. Du sprichst ja einfach davon, wie es in dir aussieht (wenn du das deiner Erzählung voranstellst, dann bist du völlig frei)

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dieSteffi
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Beitrag Di., 12.09.2023, 13:38

candle. hat geschrieben: Mo., 11.09.2023, 23:03
dieSteffi hat geschrieben: Mo., 11.09.2023, 22:54 Wie meinst du das? Hier das aufschreiben, was in meinem Kopf los ist?


Oder hast du schlechte Erfahrungen in vorigen Therapien gemacht?

Vielleicht kann man die Angst auch mal analysieren, denn nach zwei Jahren, denke ich, dürfte Vertrauen ja da sein in die Therapeutin?

Was denkst du denn was für dich eine Lösung wäre?

candle
Nein ich habe keine schlechte Erfahrungen gemacht in der Therapie. Allerdings habe ich von klein auf eingetrichtert bekommen, dass ich nichts nach außen tragen darf, weil sich dann alle über mich lustig machen würden. Ich glaube, das ist das Problem. Und ich bin es auch nicht gewohnt über irgendetwas zu sprechen. Einen Brief schreiben ist auch noch schwierig, da meine Eltern früher ungefragt Briefe, Tagebuch und co. einfach so gelesen haben.

Ich glaube das alles zusammen macht es so schwer und dann die Scham dazu.

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dieSteffi
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Beitrag Di., 12.09.2023, 13:41

MerleX hat geschrieben: Di., 12.09.2023, 13:04 Noch ein Wort zu der Frage, ob die Erinnerungen „echt“ sind oder überhaupt echt sein müssen.

Ich finde, das ist eigentlich nicht vorrangig wichtig. Du hast Gefühle, Bilder und Erinnerungen in dir, die dir zusetzen - DARÜBER kannst du reden, selbst wenn sie nicht deckungsgleich sein sollten mit Geschehnissen, Gefühlen und Reaktionen in der Zeit der Vergangenheit. Du wirst ja heute von ihnen gequält (und nebenbei bist du auch nicht „vor Gericht“).

Du beschreibst, was in dir vorgeht und was dich belastet. Falls dazu ein Gefühl gehört, das lautet „mir wird nicht geglaubt“ oder „ich habe vielleicht alles nur fantasiert“, dann kann das genau so geäußert werden - „jetzt habe ich Angst, dass Sie denken…“ oder „jetzt habe ich die Sorge, es war gar nicht wirklich so“ oder „ich fühle mich schlecht, wenn ich das so offen sage“

Solche Sätze nehmen deinen Ängsten den Wind aus den Segeln und erlauben es dir, alles so zu sagen, wie du es fühlst (da ist es doch auch zweitrangig, ob es nun „wahr“ ist oder nicht).
Auf diese Weise kannst du auch Widersprüche und Unwahrscheinliches erzählen. Du sprichst ja einfach davon, wie es in dir aussieht (wenn du das deiner Erzählung voranstellst, dann bist du völlig frei)
Vielen lieben Dank für diesen Beitrag. Wenn ich mir das so durch lese, nimmt das schon einen großen Druck raus. Das sind gute Ansatzpunkte. Vielen Dank dafür.

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dieSteffi
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Beitrag Di., 12.09.2023, 13:46

chrysokoll hat geschrieben: Di., 12.09.2023, 09:16
dieSteffi hat geschrieben: Mo., 11.09.2023, 21:59 Ist das überhaupt wahr, die Erinnerungen? Bilde ich mir das nur ein? Wo fange ich wie an? Und dann ist da diese große Scham, auch das Gefühl selbst schuld zu sein.. Das ist für mich sehr quälenden aktuell..

Hat deine Therapeutin eine Zusatzqualifikation in Traumatherapie?

Könntest du ihr diese Sätze so wie du sie hier schreibst auch aufschreiben und geben oder schicken?
Ja, sie kennt sich gut aus.

Nein aufschreiben geht nicht.

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