Nicht über den Missbrauch reden können - was hilft?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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NeverEndingStory
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Beitrag Di., 28.09.2021, 16:32

Liebe peppermint patty,
danke für deine Antwort.

Ich glaube da liegt ein Missverständnis vor.
Ich hatte früher viele Amnesien, auch in der Therapie, im Alltag aber genauso.
Allerdings war von aussen nicht unbedingt erkennbar, dass “etwas nicht stimmt”. Ich wirke/ wirkte völlig normal. Nur dass ich hinterher nichts mehr von der Situation weiß. Man kann mich da also nicht einfach rausholen.
Mittlerweile sind die Amnesien aber viel, viel seltener geworden (ist schwer zu sagen, weil ich es selbst nur merke, wenn auffällt dass ich etwas nicht mehr weiß was ich eigentlich wissen müsste). Durch die Therapie.
Das ist also aktuell kein Thema mehr.

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Pianolullaby
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Beitrag Di., 28.09.2021, 17:54

Trotzdem scheint die Stabilität für die Therapie ja nicht gegeben.
Träume nicht Dein Leben, lebe Deinen Traum

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Beitrag Di., 28.09.2021, 20:16

Pianolullaby hat geschrieben: Di., 28.09.2021, 17:54 Trotzdem scheint die Stabilität für die Therapie ja nicht gegeben.
Mh, woran macht man das denn fest? Ich bekomme meinen Alltag ja hin. Und das ist ein anstrengender Alltag mit Kindern, Job und Entlastung kranker Familienmitgliedern. Und da habe ich ganz klar das Gefühl, dass die Therapie mir dabei hilft.
Ich habe auch keine heftigen Symptome mehr wie SVV oder so…

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chrysokoll
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Beitrag Di., 28.09.2021, 20:44

NeverEndingStory hat geschrieben: Di., 28.09.2021, 16:32 Ich glaube da liegt ein Missverständnis vor.
Ich hatte früher viele Amnesien, auch in der Therapie, im Alltag aber genauso.
Allerdings war von aussen nicht unbedingt erkennbar, dass “etwas nicht stimmt”. Ich wirke/ wirkte völlig normal. Nur dass ich hinterher nichts mehr von der Situation weiß. Man kann mich da also nicht einfach rausholen.
also einfach ist es nie jemand aus einer Dissoziation zu holen.
Aber Therapeuten sollten da Techniken beherrschen und natürlich auch erst einmal Dissoziation erkennen und darüber Bescheid wissen.
Und dann mit dir die für dich passenden Strategien erarbeiten wie du das selber erkennen und handeln kannst.
Ich vermute das hat deine Therapeutin nie mit dir gemacht ?

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Beitrag Di., 28.09.2021, 21:28

chrysokoll hat geschrieben: Di., 28.09.2021, 20:44
also einfach ist es nie jemand aus einer Dissoziation zu holen.
Aber Therapeuten sollten da Techniken beherrschen und natürlich auch erst einmal Dissoziation erkennen und darüber Bescheid wissen.
Und dann mit dir die für dich passenden Strategien erarbeiten wie du das selber erkennen und handeln kannst.
Ich vermute das hat deine Therapeutin nie mit dir gemacht ?
Doch, na klar. Wenn überhaupt erkennbar war, dass ich dissoziiere. (Wenn das überhaupt das ist, was in dem Moment passiert. Wie gesagt, ich agiere völlig wach und klar.)
Ich habe auch klassische Dissoziationen mit Stuporähnlichen Symptomen, schlecht sprechen können, nicht mehr richtig ansprechbar sein, Sichtfeldeinengung etc. Da komm ich mittlerweile gut raus, bzw. dadurch, dass ich immer mehr Trigger identifiziere bzw. Warnsignale besser wahrnehme rutsche ich gar nicht erst so tief rein.

Ich habe übrigens auch schon Verhaltenstherapie und Therapie in einer auf Trauma spezialisierten Klinik (inklusive Diagnostik) hinter mir.
Dort konnte mich da auch niemand “rausholen”, weil es nach außen nicht erkennbar war. Ich habe normal agiert. Und mich danach nicht erinnert.
Bei beiden konnte ich übrigens über den Missbracuh noch viel viel weniger sprechen als in der jetzigen Therapie. Ist aber natürlich auch länger her.

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Sydney-b
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Beitrag Di., 28.09.2021, 21:31

Es könnte sich dann vielleicht um Derealisation handeln.
Frage doch mal danach und was du in so einem Fall für Möglichkeiten hast.
In der Derealisation kann man nach außen hin auch völlig normal handeln.

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Beitrag Di., 28.09.2021, 21:49

Sydney-b hat geschrieben: Di., 28.09.2021, 21:31 Es könnte sich dann vielleicht um Derealisation handeln.
Frage doch mal danach und was du in so einem Fall für Möglichkeiten hast.
In der Derealisation kann man nach außen hin auch völlig normal handeln.
Ja, Derealisation kenne ich auch. Aber an die erinnere ich mich, weiß genau wie sich das anfühlt.
Gehört da echt Amnesie dazu?
Das wusste ich gar nicht und da werde ich nochmal nachfragen.

Nur noch mal zur Info, stand weiter oben schon: Bei mir ist ja eine strukturelle Dissoziation diagnostiziert worden. Ob es eine vollständige DIS ist, ist im Prinzip noch offen, ich denke aber nicht. Aber in den Kontext passen die Amnesien ja völlig rein.
Und das Vorgehen in der Therapie ist da ja auch noch mal anders als “nur” bei dissoziativen Symptomen.

Aber das nicht darüber reden können kann ich da auch nicht einordnen.

Ich werde dem auf jeden Fall nochmal mehr Zeit geben. Ich fühle mich prinzipiell gut aufgehoben bei meiner Therapeutin und habe gerade erst eine große Misstrauenskrise mit ihr überwunden, die die Beziehung gestärkt hat, weil die Therapeutin sehr transparent, ehrlich und selbstkritisch war.
Und ich habe mit ihr viel mehr erreicht als sonst wo.

Ich hätte nur gern, dass es schneller geht oder sowas wie eine Bestärkung, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Oder Tipps, was ich dann tun kann, wenn ich beim Thema Missbrauch wegrutsche. Die üblichen Übungen fürs Hier und Jetzt kenne ich natürlich. Aber ich dachte, vielleicht kennt hier jemand was ganz anderes.

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Sydney-b
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Beitrag Di., 28.09.2021, 22:06

Bei Derealisation kann zeitweise Amnesie dazukommen, muss es aber nicht.
So habe ich es zumindest erklärt bekommen.
Was es bei dir nun genau ist, wird dir hier wahrscheinlich niemand sicher sagen können.

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Sydney-b
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Beitrag Di., 28.09.2021, 22:11

Vielleicht warst du auch in einer Derealisation und gleichzeitig hattest du eine dissoziative Amnesie...
Wäre auch eine Möglichkeit.

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peppermint patty
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Beitrag Mi., 29.09.2021, 08:06

Auf mich wirkt der Thread ein bisschen so als ob, keine Antwort für dich stimmig ist, auch weil du etwas anderes hören magst. Du schilderst dein Problem, bekommst viele Antworten von Menschen mit Traumaerfahrung (die natürlich nur versuchen können dein Problem zu erfassen und entsprechend nicht 100 Prozent den Kern treffen (können)), aber das Gros der Antworten hilft nicht.

Früher war vieles schlimmer, auch bei anderen Therapeuten/Therapieformen (was natürlich bedeutet, dass du Fortschritte gemacht, dich weiterentwickelt hast) und das bedeutet, dass in der jetzigen Therapie (fast) alles stimmig ist. Anmerkungen die etwas anderes vermuten werden „wegargumentiert“.
Fakt ist aber, es gibt Probleme beim Sprechen über den Missbrauch - also kann gar nicht alles so gut sein 🤔, wie es zumindest für mich hier rüber kommt.

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chrysokoll
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Beitrag Mi., 29.09.2021, 10:47

das sehe ich auch so!

NeverEndingStory hat ja auch schon beschrieben was sie sich eigentlich wünscht: Dass es mit dieser Therapeutin klappt und gut wird, dass die sie versteht, heilt usw.
Das ist durchaus nachvollziehbar und vor diesem Hintergrund wird natürlich verteidigt und abgelehnt was diese Haltung gefährden könnte.

@ NeverEndingStory:
Es könnte z.B. von dir auch eine Entscheidung sein jetzt bei deiner Therapeutin weiter zu machen, dir (und ihr!) Zeit zu geben.
Mir hilft es in solchen Fällen immer einen Zeitraum festzulegen.
Wie lange der ist kannst nur du wissen, bis Ende des Jahres, bis Ostern, noch 20 Stunden... was auch immer.
Das könnte dir vielleicht auch den Druck nehmen dass reden ja jetzt gehen muss.

Begrenzung liegt ja vielleicht auch im Stundenkontingent?

Du kannst wie ich schon sagte dann immer noch eine andere Therapie machen, eine traumafokussierte Verhaltenstherapie z.B.
Auch direkt im Anschluss an die aktuelle Therapie.
Es muss nicht alles bei einer Therapeutin gehen!

Und ich bleibe dabei, gerade weil ich dein Problem so gut kenne: "Einfach so" wird das nicht klappen mit dem reden. Auch ich konnte erst langsam und mit speziellen, auf mich dann noch zugeschnittenen Techniken ins reden über die Traumata kommen.

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NeverEndingStory
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Beitrag Do., 30.09.2021, 19:11

Ja, da habt ihr wahrscheinlich recht.
Ich habe immer schon viele Abbruchgedanken und habe auch schon Therapien abgebrochen. Jetzt habe ich mir aber versprochen es ernsthaft zu probieren,. Deshalb verunsichert es mich, glaube ich, wenn hier zu einem Abbruch geraten wird.
Aber ich werde das mit der Therapeutin auf jeden Fall jetzt erstmal weiter versuchen.

Eure Antworten haben mir auch wirklich weiter geholfen, auch wenn ich jetzt nicht das tun werde, was ihr mir ratet.
Mir hat der Austausch hier gezeigt, dass ich ja andere Möglichkeiten habe, dass ich ja gar nicht für immer in dieser Zwickmühle aus nicht reden können und unbedingt erzählen wollen gefangen sein muss. Dadurch konnte ich mich nochmal viel bewusster damit auseinandersetzen was mich eigentlich am Reden hindert und habe in der letzten Stunde mit meiner Therapeutin Strategien entwickelt, wie wir vorgehen könnten, damit ich reden kann.

Ich bin jetzt auf jeden Fall schon viel optimistischer, dass ich irgendwann vielleicht erzählen kann.

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peppermint patty
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Beitrag Fr., 01.10.2021, 07:01

Vom Tipp zum Abbruch habe ich jetzt nichts gelesen, aber ich schrieb ja auch, dass ich in der Mitte nicht alles gelesen habe.

Aber es freut mich, dass sich etwas bei dir bewegt, du noch mal etwas für dich klären konntest und nun versuchst mit deiner Thera anders an dein Thema ranzugehen.
Für deine neuen Strategien wünsche ich dir ein Stück Gelassenheit (ich weiß, ist schwer), Geduld und Glück 🍀.

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münchnerkindl
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Beitrag Fr., 01.10.2021, 20:31

NeverEndingStory hat geschrieben: Do., 30.09.2021, 19:11 Ja, da habt ihr wahrscheinlich recht.
Ich habe immer schon viele Abbruchgedanken und habe auch schon Therapien abgebrochen. Jetzt habe ich mir aber versprochen es ernsthaft zu probieren,.

Und wo wäre der Punkt wo du es "ernsthaft" probiert hast aber feststellst dass es eben nicht klappt?

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Beitrag So., 03.10.2021, 19:26

münchnerkindl hat geschrieben: Fr., 01.10.2021, 20:31 Und wo wäre der Punkt wo du es "ernsthaft" probiert hast aber feststellst dass es eben nicht klappt?
Wieso ernsthaft in Anführungszeichen? Und wieso überhaupt diese Frage?

Ich würde abbrechen, wenn es sich zeigen würde, dass meine Therapeutin mich oder meine Wahrnehmung nicht ernst nimmt.
Oder wenn sie irgendeinen Aspekt meiner Geschichte bagatellisieren würde.
Oder wenn es mir durch die Therapie langfristig nicht besser gehen würde.
Oder wenn sich herausstellen würde, dass ich mich nicht auf sie verlassen kann,
Oder, oder, oder.
Ich meine, da gibt es doch zig tausend Dinge, die alle nicht eintreten dürfen?

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