Umgang von Therapeutin mit Anti-Suizid-Vertrag

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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chrysokoll
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Beitrag So., 12.06.2022, 17:55

lisbeth hat geschrieben: So., 12.06.2022, 17:36 Dass es in vielen Gegenden von D unendlich mühsam bis unmöglich ist, einen passenden (!) kassenfinanzierten Therapieplatz oder Klinikplatz zu bekommen, ist in meinen Augen der eigentliche Skandal, nicht dass HP für PT praktizieren dürfen.
diese Dinge haben aber doch nichts miteinander zu tun.
Ja, jeder Mensch der an einer psychischen Erkrankung stirbt ist einer zu viel
Und ja, es ist schwer bzw. in manchen vor allem ländlichen Gegenden sehr schwer bis unmöglich einen passende, kassenfinanzierten Therapieplat zu finden. Hier ist ganz ganz dringend die Politik gefordert
Die Folgerung daraus kann aber doch nicht sein Heilpraktiker in die Lücke zu lassen

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Noenergetik
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Beitrag So., 12.06.2022, 17:59

Doch natürlich, warum auch nicht.

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chrysokoll
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Beitrag So., 12.06.2022, 18:02

kaja hat geschrieben: So., 12.06.2022, 17:51
Nur weil es schwer ist kassenfinanzierte Therapieplätze zu finden, kann es nicht die Lösung des Problems sein mangelhaft ausgebildete Menschen auf Patienten mit Störungen mit Krankheitswert los zu lassen. Viel eher muss dafür gesorgt werden, dass genügend kassenfinanzierte Therapieplätze bei ärztlichen und psychologischen Psychotherapeuten zur Verfügung stehen.
das sehe ich ganz genauso !
Ich halte absolut nichts davon die Lücke mit irgendwelchen Heilpraktikern zu schliessen
Und nur weil man jemand kennt der aber doch toll ausgebildet, aber aus irgendwelchen Gründen nur Heilpraktiker ist ändert das rein gar nichts an der in den allermeisten Fällen mangelhaften Qualifikation.
Ich finde es gefährlich so jemand auf Störungen mit Krankheitswert loszulassen und finde es richtig und gut dass die Kassen das nicht zahlen

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lisbeth
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Beitrag So., 12.06.2022, 18:09

chrysokoll hat geschrieben: So., 12.06.2022, 17:55 diese Dinge haben aber doch nichts miteinander zu tun.
Den Bezug hatte kaja hergestellt:
kaja hat geschrieben: So., 12.06.2022, 16:30 Nein, ich halte es nicht für "zu dick aufgetragen" darauf hinzuweisen, dass etliche psychische Erkrankungen lebensbedrohlich sind und deshalb nur durch Menschen zu behandeln sind, die über ausreichende und überprüfbare Fachkenntnisse verfügen.
ist halt schwierig, wenn es nicht genug Behandlungsmöglichkeiten gibt...

Das ist kein whataboutism, kaja.
Mich interessiert immer noch, woher du die 6 % (für Depressionen) bzw. "doppelt so viele" für bipolare Störungen nimmst. Die sehe ich in der Statistik einfach nicht, das sind bei mir (für beide Diagnosen zusammen) ca. 1,5% der Betroffenen.

Es wird hier doch keine/r gezwungen zum HP für Psychotherapie zu gehen. Und in der Regel werden die HP auch nicht aus den Geldern der GKV bezahlt sondern von den Betroffenen selbst. Allein deshalb ist es doch im Interesse der Klient*innen, dass sie genauer hinschauen, was Qualifikation, therapeutische Haltung usw. betrifft.
Bliebe also das Argument, dass Menschen vor ihrer eigenen Dummheit geschützt werden müssen, weil das lebensgefährlich sein könnte. Dann musst du das Leben an sich verbieten, denn das ist auch lebensgefährlich.
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Montana
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Beitrag So., 12.06.2022, 18:15

Ich frage mich, welche Relevanz denn Demenz haben soll. Demenz nicht psychotherapeutisch zu behandeln ist doch keine Altersdiskriminierung, sondern das hat damit zu tun, dass sie nicht beeinflussbar ist. Es mag eine Erkrankung mit psychischen Symptomen sein, aber die Ursache ist körperlich.
Und bevor hier Unterstellungen kommen, ich hätte keine Ahnung, wie das für den Betroffenen und die Familie ist: ich hab's live miterlebt und derjenige ist auch daran gestorben.

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chrysokoll
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Beitrag So., 12.06.2022, 18:20

lisbeth hat geschrieben: So., 12.06.2022, 18:09 Es wird hier doch keine/r gezwungen zum HP für Psychotherapie zu gehen. Und in der Regel werden die HP auch nicht aus den Geldern der GKV bezahlt sondern von den Betroffenen selbst. Allein deshalb ist es doch im Interesse der Klient*innen, dass sie genauer hinschauen, was Qualifikation, therapeutische Haltung usw. betrifft.
Dass die Kassen das nicht finanzieren ist natürlich zum einen ein klares Indiz und zum anderen ein ziemlicher Ausschlussfaktor für sehr viele Menschen.
Ich finde das gut und richtig so, ich halte wirklich rein gar nichts davon dass Heilpraktiker psychische Krankheiten behandeln oder eher zu behandeln versuchen.

Viele Menschen haben nicht so viel Ahnung über die Voraussetzungen, ich sehe da schon auch eine Fürsorgepflicht des Staates


kaja
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Beitrag So., 12.06.2022, 18:28

Selbstverständlich ist es schwierig dass es nicht genug Behandlungsmöglichkeiten gibt.
Aber deshalb auf mangelhaft ausgebildete Gruppen zurückzugreifen, in diesem Fall auf Heilpraktiker, ist eben keine Lösung.

Es ist purer Whataboutism in einer Diskussion über die mangelhafte Bildung von Heilpraktikern auf Problematiken aus anderen Berufsgruppen zu verweisen. Das macht die fehlende Ausbildung der Heilpraktiker weder besser noch weniger schlimm in ihren Auswirkungen.

Und ja, ich bin der Meinung das gerade in medizinischen Berufen bestimmte gesetzliche Regelungen getroffen werden müssen um Patienten zu schützen. Sonst könnte man auch einfach den Fleischer als Chirurgen arbeiten lassen.
Ich denke das sich Menschen in Not auf vieles einlassen, was sie in einer anderen Situation nie tun würden. Deshalb braucht es an dieser Stelle Schutzmechanismen. Das hat nichts mit Dummheit zu tun.

Psychotherapie im Fall einer Demenz spielt eine sehr große Rolle, genau wie die gesamte Gerontopsychiatrie, bevor keinerlei Behandlung mehr möglich ist.
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münchnerkindl
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Beitrag So., 12.06.2022, 18:44

kaja hat geschrieben: So., 12.06.2022, 17:51
Die Daten sind ganz einfach über destatis abrufbar. Auch dementielle Erkrankungen zählen zu den psychischen Erkrankungen und Verhaltensstörungen

Äh, ne. Demenz ist keine psychische Krankheit. Es kann eine neurologische Krankheit sein, bei vaskulärer Demenz wo die Durchblutung des Gehirns nicht mehr klappt zB auch eine Gefässerkrankung.


kaja
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Beitrag So., 12.06.2022, 18:51

Zu den psychischen Erkrankungen UND Verhaltensstörungen.

Steht da.

Und ja, es fällt laut ICD 10 unter genau das was ich sagte.
Zuletzt geändert von kaja am So., 12.06.2022, 18:53, insgesamt 1-mal geändert.
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Montana
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Beitrag So., 12.06.2022, 18:51

Nein, Psychotherapie spielt bei Demenz in der Regel überhaupt gar keine Rolle. Das fängt schon damit an, dass sich Betroffene sehr schämen und ihre Schwierigkeiten erstmal geheimhalten. Und wenn überhaupt, dann kann man höchstens zu Beginn über Ängste und den Umgang mit der Erkrankung sprechen. Das war es auch schon. Später ist kein Gespräch mehr möglich, weil aktuelle Ereignisse das erste sind, was verschwindet. Also auch die Erinnerung an Therapiegespräche.

Und ich habe bewusst das Problem mit der Homöopathie in Krankenhäusern(!!!) angesprochen, weil es mir mehrfach begegnet ist und es in Krankenhäusern überhaupt nichts zu suchen hat. Ich habe die Wahl, ob ich zum Heilpraktiker gehe oder nicht. Bin ich in einem Krankenhaus, dann habe ich die Wahl eigentlich bereits getroffen, ich will medizinische Hilfe. Sich dort gegen Pseudomedizin wehren zu müssen, das wäre so, als käme in der psychosomatischen Klinik ein Heilpraktiker als Bezugstherapeut um die Ecke. Aber das passiert nicht. Die dürfen das nicht und das ist richtig so.

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lisbeth
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Beitrag So., 12.06.2022, 18:53

chrysokoll hat geschrieben: So., 12.06.2022, 18:20 Dass die Kassen das nicht finanzieren ist natürlich zum einen ein klares Indiz und zum anderen ein ziemlicher Ausschlussfaktor für sehr viele Menschen.
Indiz wofür?
Siehe Sehhilfen und Brillen.
Siehe Heuschnupfenmedikamente.
Siehe Zahnbehandlungen und Zahnersatz.
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kaja
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Beitrag So., 12.06.2022, 18:56

Also ist das neue Argument jetzt, weil es zu wenig Anwendung findet, ist es ohne Bedeutung.

Steile These.

Ich sagte ja bereits, BEVOR die Psychotherapie krankheitsbedingt nicht mehr möglich ist.
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lisbeth
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Beitrag So., 12.06.2022, 19:01

kaja hat geschrieben: So., 12.06.2022, 18:28 Es ist purer Whataboutism in einer Diskussion über die mangelhafte Bildung von Heilpraktikern auf Problematiken aus anderen Berufsgruppen zu verweisen. Das macht die fehlende Ausbildung der Heilpraktiker weder besser noch weniger schlimm in ihren Auswirkungen.
Nein.
Was ist "Bildung"?
Ist man nur mit Hochschulabschluss gebildet?
Und ja, die achsogute Ausbildung der psycholgischen PTs verhindert leider auch nicht, dass es da jede Menge unfähiger Menschen gibt, die ziemlich schauderhaftes Zeug praktizieren. die Ausbildung ist *kein* Garant für Qualität. Die Ausbildung regelt den Zugang zu den Geldtöpfen der GKV. Genauso wie die Richtlinienverfahren. Aber zu behaupten, dass es darüber hinaus nichts Hilfreiches geben kann ist mMn einfach sehr schwarz-weiß.

Welche schlimmen Auswirkungen der fehlenden Ausbildung der HP für Psychotherapie? Gibt es dazu Zahlen? Ansonsten bleibt das für mich eine Meinung, aber keine belegte Tatsache.
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lisbeth
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Beitrag So., 12.06.2022, 19:06

kaja hat geschrieben: So., 12.06.2022, 18:56 Ich sagte ja bereits, BEVOR die Psychotherapie krankheitsbedingt nicht mehr möglich ist.
Ich habe/hatte Menschen mit Demenz in der Familie. Was die vor allem brauchen: Ergotherapie. Physiotherapie. Betreuung. Hilfe bei der Körperpflege. Tagesstruktur.
Das Zeitfenster für Psychotherapie ist bei schnell fortschreitender Demenz extrem klein. Vor allem wären da nonverbale Therapieverfahren hilfreich, weil die nicht an die Kognition gebunden sind. Nur: Was zahlt die GKV an Kunst-/Körper-/Musiktherapie im ambulanten Bereich? Und wo finde ich psychologische PTs die das anbieten (das dann aber leider Gottes auch nicht mit der GKV abrechnen können)?
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Bluemoon123
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Beitrag So., 12.06.2022, 19:09

Montana hat geschrieben: So., 12.06.2022, 18:51 ... das wäre so, als käme in der psychosomatischen Klinik ein Heilpraktiker als Bezugstherapeut um die Ecke. Aber das passiert nicht. Die dürfen das nicht und das ist richtig so.
In der psychosomatischen Klinik in der ich gerade war, waren sehr viele Heilpraktiker als Therapeuten unterwegs. Alle hatten sie zig zusätzliche Therapieausbildungen z.B. in Gestalttherapie, Körpertherapie, Kreativtherapie, etc. Die aber halt keine von der Kasse anerkannte Verfahren sind. Durch ihre breite Ausbildung und jahrelange Erfahrung waren die durch die Bank alle besser als die blutjungen Bezugstherapeuten, die zwar eine "offizielle" PT Ausbildung in einem von der Kasse akzeptieren Verfahren hatten, aber null Erfahrung und somit meist nur Schema F angewandt haben.

Die "Heilpraktikerin" bzw. Gestalttherapeutin, die meine Gruppe geleitet hat, hat mich in den 8 Wochen Klinik weiter gebracht als mein bestens ausgebildeter erfahrener tiefenpsychologisch fundierter Psychotherapeut vorher in 2 Jahren.

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