Therapeutenwechsel?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Montana
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Beitrag Mi., 07.07.2021, 13:41

lisbeth hat geschrieben: Mi., 07.07.2021, 13:34 Das Problem ist ja nicht das Schweigen an sich, sondern wie ich es bewerte.
Man sollte also aufhören, sich daran zu stören, dass man die Stunde nicht zum Gespräch nutzen kann? Ich geh da hin zum Sprechen. Für nichts anderes.

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chrysokoll
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Beitrag Mi., 07.07.2021, 15:02

Montana hat geschrieben: Mi., 07.07.2021, 13:38 Ich habe schließlich resigniert und eine fünf Jahre dauernde Analyse nach 300 Stunden beendet, ohne das sich etwas verbessert hatte.
das ging mir in einer Analyse ganz genauso.
Ich bin für diese Therapieform nicht geeignet, für mich ist das nichts, zu viel "Weite" und Raum
Die Stunden vertröpfelten ohne dass was passierte

Meine aktuelle Therapeutin macht Verhaltenstherapie / Traumatherapie und sie ist sehr aktiv und kommunikativ - für mich absolut richtig.
Die beginnt die Stunde und redet gefühlt bereits während ich mich setze, da wird keine Zeit vergeudet.
Und ich fühle mich so wohl damit, durch ihre aktive Art kann ich auch sprechen und bin nicht dauernd unter Druck


Waldschratin
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Beitrag Mi., 07.07.2021, 15:05

Montana hat geschrieben:Man sollte also aufhören, sich daran zu stören, dass man die Stunde nicht zum Gespräch nutzen kann? Ich geh da hin zum Sprechen. Für nichts anderes.
Wenn ich das bisher recht verstanden hab, wird grade in ner Analyse ein "Miteinander-schweigen-Können" in innerer Verbundenheit als sehr sehr wertvoll oft erlebt...?
Hab aber nie ne Analyse gemacht, deshalb kann ich das nur von Berichten aus beurteilen.

Hätte aber noch ne Anregung aus eigener Erfahrung : "Nur" Reden in der Therapie macht das eigene Zuhören praktisch unmöglich. ;-)
Ich will den Thera ja nicht nur als "Abladestation" benutzen, um was loszuwerden.
Ich möcht auch schon seine Sicht dazu hören, seine Reaktionen drauf (und auf mich) spüren und erleben lernen.
Auch wenns dann die ein oder andere Herausforderung werden kann, wenn man mal nicht ständig nur uneingeschränkte Zustimmung und Bestätigung bekommt.

Ich sehs wie lisbeth : Es kommt drauf an, warum man schweigt und wie man es dann bewertet.
Ich hab da Unterschiedliches erlebt. Schweigen "müssen", weil ich nicht über innere Hürden kam.
Schweigen wollen und nicht "dürfen", da vom Thera (Nicht mein derzeitiger Thera) niedergequatscht.
Miteinander schweigen lernen - war auch eher ungemütlich bis sehr schwer für mich, aber an sich was sehr sehr Wertvolles.
Aber auch, dass ein Schweigen manchmal mehr sagt als 1000 Worte.
Und ja : "Wirkliches" Zuhören lernen, nicht nur mit den Ohren und dem Verstand.

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diesoderdas
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Beitrag Mi., 07.07.2021, 15:18

Finde ich auch. Schweigen kann mit dem einen Menschen total schön und gewollt sein und mit einem anderen Druck pur und negativ besetzt.

Finde auch, es kommt drauf an, warum z.B. ein Therapeut schweigt. Dieses bei manchen typische "der Klient muss anfangen" finde ich persönlich total affig...
Das spielt für mich so sehr das Machtgefälle aus.
Was an einem kurzen: "wie gehts?" oder "was bringen Sie mit?" so schlimm sein soll, wird sich mir nie erschließen...

Wenn ein Therapeut schweigt, weil es einfach passend ist/dem Klienten Raum gibt/Anteilnehmen bedeutet, dann finde ich das etwas ganz anderes.

Dauerhaft in Therapie zu schweigen, wäre glaub nichts für mich. Es sei denn, da passiert etwas gutes zwischen Therapeut Klient. Habs so noch nie erlebt, aber kann mir schon vorstellen, dass einem das -wenn es stimmig ist - etwas geben kann.

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Montana
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Beitrag Mi., 07.07.2021, 16:24

Gegen Schweigen an sich wird kaum einer wirklich was haben. Es gehört dazu, in passenden Momenten. Man muss auch mal denken, bevor man spricht.
Aber wenn es 50 Minuten sind, dann läuft doch eindeutig etwas falsch.

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chrysokoll
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Beitrag Mi., 07.07.2021, 18:09

Waldschratin hat geschrieben: Mi., 07.07.2021, 15:05 Wenn ich das bisher recht verstanden hab, wird grade in ner Analyse ein "Miteinander-schweigen-Können" in innerer Verbundenheit als sehr sehr wertvoll oft erlebt...?
Hab aber nie ne Analyse gemacht, deshalb kann ich das nur von Berichten aus beurteilen.
ja, das soll wohl in einer Analyse so sein.
Ich hab das aber nie so empfunden, keine innere Verbundenheit, nur Druck, Verzweiflung, Ratlosigkeit, Scham.

Und Ärger. Ärger über die sinnlos vergeudete Zeit und das vergeudete Geld


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Beitrag Mi., 07.07.2021, 18:42

chrysokoll hat geschrieben:Ich hab das aber nie so empfunden, keine innere Verbundenheit, nur Druck, Verzweiflung, Ratlosigkeit, Scham.

Und Ärger.
Du schreibst ja auch, dass Analyse an sich keine dienliche Therapieform für dich ist.
Für mich auch nicht. Ich kann damit auch nichts anfangen bzw. empfinde ich selbst die Vorstellung davon eher zusätzlich schädigend bis retraumatisierend für mich.

Aber das ist halt bei mir und bei dir so. Und bestimmt für viele Andere auch.

Andererseits hab ich diese "wortlose" innere Verbundenheit ausgerechnet in der VT erfahren können. Besser gesagt : Mir "erobern" können, weil ich 1. so grundsätzlich gar keine erlebte Erfahrung mit Resonanz und Miteinander im Innersten hatte und 2. anfangs den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen konnte, also meine altgewohnten Abwehr- und Vermeidungs-Schutzmechanismen mir gar noch nicht bewusst waren.

Das brauchte lange Zeit, viel Geduld und "Rahmen halten" von meinem Thera, aber auch ein gut Teil hartnäckiges Dranbleiben von uns beiden gleichermaßen. Mit der Zeit ist es dann "gewachsen" in mir, bzw. konnte ich die inneren Mauern nach und nach löchrig bekommen.

Die Zeiten, in denen ich mein Schweigen nicht überwinden konnte, waren v.a. bei dem großen Thema (Ur)Scham/Schuld und natürlich bei der Traumabearbeitung, weil mich da schon der alte Schock und die "eingefrorene" Panik stumm machten.

Was mir grade noch einfällt : Wenn Themen aus meiner vorsprachlichen Zeit im Vordergrund waren/mitspielten, fand ich keine Worte. Da "brauchte" es mein Schweigen gar nicht erst.

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Ungestümes Pferd
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Beitrag Mi., 07.07.2021, 19:19

Betti hat geschrieben: Di., 06.07.2021, 23:16 Dank eurer Gedankenanstöße hatte ich heute ein Erstgespräch bei einem männlichen Therapeuten. [...]

aber... ich weiß nicht ob ich mit IHM kann. Er ist nett, der Kontakt mit ihm war ok, aber vom erstem Gefühl her bin ich sehr unsicher ob ich mit ihm eine vertrauensvolle therapeutische Beziehung eingehen kann. Ob ich da jetzt schnell was vorweg nehme, weil er eben ein Mann ist... weiß ich nicht.
Der Typ kann der kompetenteste, erfahrenste Therapeut sein, wenn du mit ihm nicht kannst, dann bringt es nichts. Wie wirkt er denn auf dich? Kannst du das vielleicht mal näher beschreiben?
Eventuell auch mit Humor und leicht beleidigend. Äh nein. Ich mach nur Scherze ;)

Aber im Ernst, um herauszufinden, ob es daran liegt, dass er ein "Mann" ist und das für dich ungewohnt ist, kannst du vielleicht folgenden Test machen: Denk mal an ein paar Männer die dir sympathisch sind.
Und jetzt stell dir vor, einer von denen sitzt im Therapeutenstuhl.
Denkst du jetzt: Oh, wenn der Therapeut wäre, da würd ich mich wohlfühlen.
Oder: Es ist einfach so ungewohnt/unangenehm, dass er ein Mann ist?
Betti hat geschrieben: Di., 06.07.2021, 23:16 Trotzdem habe ich jetzt schon das Gefühl, dass ich mich danach NICHT entscheiden kann.
Kenn ich. :hehehe:

Ich glaube, es kommt wirklich auf die Arbeitweise der jeweiligen Therapeutin an.
Stell ihr einfach genau die gleichen Fragen wie dem Mann (wegen Schweigen) und vergleiche die Antwort.
Entscheide doch einfach ERST, wenn du bei beiden gesehen hast, wie sie arbeiten.
Du könntest zum Beispiel ein ganz kleines handliches Problem in die nächste Stunde zum Mann mitnehmen und fragen, ob er das mit dir bearbeiten würde. Damit du siehst, wie das läuft. Und dann nimmst du haargenau das gleiche Problem mit zur Frau und schaust, wie sie daran mit dir arbeiten würde. Dann solltest du sofort die Unterschiede sehen in der Technik.

Und falls du da zu keinem Schluss kommst, du kennst ja sicher den Spruch:
Wenn eine Frau sich nicht zwischen zwei Männer entscheiden kann, dann sind beide nicht die richtigen.
Dann mach noch ein Erstgespräch aus.
Ich find es schon wichtig, dass du deine Therapie startest bei jemandem wo es einfach JA in dir sagt.
Sowohl von der persönlichen Arbeitsweise/Methodik als auch von der Wellenlänge.


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Beitrag Mi., 07.07.2021, 20:43

Montana hat geschrieben: Mi., 07.07.2021, 16:24 Gegen Schweigen ...
Aber wenn es 50 Minuten sind, dann läuft doch eindeutig etwas falsch.
Ich wäre vorsichtig, das pauschal zu behaupten.
Wenn man z.B. vor der Stunde 8 Stunden bereits viel gesprochen hat und übermäßig aktiv und unter Druck war, trotz enormer Erschöpfung, dann kann man, die Zeit als Erholung nutzen, Kraft tanken, um den weiteren (sehr stressigen) Teil des Tages zu meistern und nicht zusammen zu brechen.
Dann ist es eben heilsam, diese Pause mit jemandem zu verbringen, dem man nichts erklären muss, nichts rechtfertigen muss. Mit einem, der diese Erschöpfung „mitträgt“ und sie dadurch leichter wird.

Das ist eine der vielen Varianten.

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Beitrag Mi., 07.07.2021, 22:10

Für eine Pause von 50 Minuten würde ich jedenfalls nicht zwei Stunden Auto fahren.
Und ich bin noch kein einziges Mal erholter aus einer Stunde gekommen. Danach könnte ich den Rest des Tages schlafend verbringen. Wenn ich die Freizeit hätte, das zu tun. Hab ich natürlich nicht.


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Beitrag Mi., 07.07.2021, 22:37

Montana hat geschrieben: Mi., 07.07.2021, 22:10
Und ich bin noch kein einziges Mal erholter aus einer Stunde gekommen.
Das ist schade.

Ich schon. Mir wurde sogar in der Zeit der Regression vorgelesen, während ich auf dem Sofa, eingekuschelt in einer Decke fast schon schlief. Danach war ich wie mit neuer Energie aufgepumpt.
Ach war das schön ....
Und ja, ich würde für diese Stunden mehr als zwei Stunden fahren. Fürs Aussprechen/Ausreden eher nicht.

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Beitrag Mi., 07.07.2021, 22:49

Für's Aussprechen würde ich das in der Tat auch nicht tun. Dafür kann ich eine Freundin anrufen. Etwas mehr als reines Zuhören wäre schon sinnvoll, sonst hat es den Namen "Therapie" nicht verdient.

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Beitrag Do., 08.07.2021, 06:38

Ich finde das interessant, was ihr so schreibt. Auch das mit dem Vorlesen in Therapie.
Frage mich sowieso oft, was genau es ist, das in Therapie helfen kann. Also, wie/wann/durch was konkret nützt es etwas (und ist nicht nur Labern mit null Nutzen für den Klienten).
Ist mir eigentlich ein ziemlich großes Rätsel. Leider.


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Beitrag Do., 08.07.2021, 07:55

Bei mir fing fast nie die Therapeutin als erste an.
„Guten Tag“ und dann kam nichts. Ich fand, sie unterliegt damit mir. Anders als jemand hier schrieb.
Wenn der König (Patient) nichts sagt, hat das Volk zu schweigen. Man kann sich alles zurecht biegen, in welche Richtung auch immer.
Aber ansonsten war sie mir schon überlegen, was ich gut und richtig finde. Genau so jemanden brauchte ich, da ich sonst die Jenige bin, die das Zepter in der Hand hält.

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Montana
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Beitrag Do., 08.07.2021, 08:38

Bilderbuch hat geschrieben: Do., 08.07.2021, 07:55 Aber ansonsten war sie mir schon überlegen, was ich gut und richtig finde.
Woran machst du das fest?

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