Aufdringliche Besserwisser und Distanzlose

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.

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Waldschratin
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Beitrag So., 11.10.2020, 11:01

Ich wechsle auch lieber, wenn ich kann.
Aber mit Rollator geht das nunmal nicht so einfach.
Und im vollgestopften Bus halt auch nicht.

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Anna-Luisa
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Beitrag So., 11.10.2020, 11:05

Ja, abends kann ich das auch knicken.
Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben.
(Konfuzius)

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Sadako
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Beitrag So., 11.10.2020, 12:09

Mir flitzt da gerade off topicc eine etwas amüsante Geschichte, die ich gelegentlich erlebe, durch den Kopf.
Ich bin ja selbst Rollifahrerin und versuche immer mich an den (einzigen sicheren)Platz in der Mitte eines Bus zu stellen, wo man sich gegen die Fahrtrichtung an eine Trennscheibe oder solche Kunststoffpolster an Stangen befinden.
Da stehen bzw sitzen auf den Notsitzen gern schon andere Menschen, insbesondere Mütter mit Kindern und Kinderwagen. Nach der ersten freundlichen Bitte, mit diesen Platz zu überlassen, die oft ausgeschlagen wird, beschreibe ich dann gerne mit welcher Wucht ich bei einer Notbremsung oder einem Unfall geschleudert werde und wie gut es ist, dass mein Aufprall durch ihr Kind aufgefangen wird und dass mir so garantiert nichts passieren wird.
Das wirkt fast immer.
Und was das Phänomen von Hintern im Gesicht angeht, das kenne ich so gut, da kann ich deine Gelassenheit nur Bewundern, Waldschratin, ich finde das ganz schrecklich, und zwar unabhängig von Corona. Ich bin nicht gut darin erzwungene Nähe auszuhalten.


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Beitrag So., 11.10.2020, 12:47

Von Haus aus bin ich da auch so gaaar nicht gut drin!
Da kommt mir der jetzige Zustand "soziale Distanz ist erwünscht" eher gelegen, das erleichtert mir manches, wenn es denn einfach getan und gelebt wird. Nur eben diese Besserwisserei und Aufdringlichkeit, die manche aus ihrer Angst vor... dann an den Tag legen und halt auch an mir ausleben, das geht mir dann über die Geduldsgrenze, aber ganz schnell und vehement.
Sadako hat geschrieben:Da stehen bzw sitzen auf den Notsitzen gern schon andere Menschen, insbesondere Mütter mit Kindern und Kinderwagen. Nach der ersten freundlichen Bitte, mit diesen Platz zu überlassen, die oft ausgeschlagen wird, beschreibe ich dann gerne mit welcher Wucht ich bei einer Notbremsung oder einem Unfall geschleudert werde und wie gut es ist, dass mein Aufprall durch ihr Kind aufgefangen wird und dass mir so garantiert nichts passieren wird.
Das wirkt fast immer.
Das klau ich mir! :->
Hier in der Gegend ist es zum Glück so, dass die meisten Leute recht entgegenkommend sind und wenn sie können, einem, der weniger gut unterwegs ist als sie selber, den Platz bereitwillig überlassen. Da bin ich auch sehr dankbar dafür! :ja:
Dennoch : Gut, einen Satz/eine Reaktion parat zu haben für den Fall der Fälle! :ja:

Als Rollifahrer den Hintern anderer (oder, was ich da auch kenne : Den Rucksack, den der Andere noch auf dem Rücken hat) ins Gesicht gedrückt zu bekommen, das kenn ich schon lange aus den Beobachtungen anderer, die mit Rollator und Rolli unterwegs sind. Oder überhaupt "auf halber Höhe", Kinder sind davon ja auch schnell betroffen.
Da weiß ich auch, dass nur ganz ganz selten tatsächliche Absicht dahintersteht, und zum Glück auch selten trampelige Wurschtigkeit.
Dennoch : Das geht irgendwie gar nicht. :kopfschuettel:

Ich hab da in meinem Beruf schon sehr oft das entsprechende Leid geklagt bekommen, es ist ja leider unter "Halbhohen" ne sehr weit verbreitete Erfahrung. Und da hab ich mir schon immer Gedanken gemacht und war entsprechend achtsamer unterwegs. Und deshalb empört es mich wohl auch jetzt, selber davon betroffen, weniger, weil ich weiß : Gehört irgendwie dazu, so schlimm sich das anhört.

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Sadako
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Beitrag So., 11.10.2020, 13:36

Waldschratin hat geschrieben: So., 11.10.2020, 12:47
Da weiß ich auch, dass nur ganz ganz selten tatsächliche Absicht dahintersteht, und zum Glück auch selten trampelige Wurschtigkeit.
Das ist mir auch bewusst, die Leute bekommen das einfach nicht mit und ich sehe dass auch nicht als persönlichen Affront. Man ist nun mal in einer doofen Höhe. Ändert nix daran, dass es mir echt unangenehm ist.
Auch die Leute, die da im Bus nicht Platz machen, gehen maximal davon aus, dass es wieder so ein Behinderter ist, der auf seine Sonderrechte pocht und kapieren nicht, wie gefährlich dass ist wenn ein erwachsener Mensch samt Rolli als Geschoss durch den Bus geschleudert wird bei einer Vollbremsung. Boah, mir wird gerade mal wieder klar wie privilegiert ich bin damit ein eigenes Auto zu haben. Ich war schon vorher weniger mit Öffis unterwegs obwohl ich das zum Nulltarif darf aber seit Corona bin ich weder Bus noch Bahn gefahren.

Edit: Halbhoch ist ja auch mal ein geiler Begriff. Den werd ich mir mal klauen :lol:


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Beitrag So., 11.10.2020, 14:08

Sadako hat geschrieben:Das ist mir auch bewusst, die Leute bekommen das einfach nicht mit und ich sehe dass auch nicht als persönlichen Affront. Man ist nun mal in einer doofen Höhe. Ändert nix daran, dass es mir echt unangenehm ist.
Ja, genau so! :ja:
Es gibt halt beide Seiten. Und beide wollen und sollen gewürdigt werden.

Sadako hat geschrieben:Edit: Halbhoch ist ja auch mal ein geiler Begriff. Den werd ich mir mal klauen :lol:
Den hab ich mir vom Herrn der Ringe abgeguckt : "Halblinge". :->


Eigenes Auto... *träum
Naja, Bus ist hier gar nicht so übel, die Linien gut durchdacht und ich komm überall gut hin. Auch meist gut behindertengerecht. Und ich muss keine Parkplätze suchen, Parkscheine löhnen und Knöllchen zahlen. :-D


montagne
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Beitrag So., 11.10.2020, 19:08

Mir geht es darum, wenn man den anderen versteht, kognitiv, in seiner Ahnungslosigkeit, seinem Stress, seinem zu kurz gekommen sein, seinem was auch immer.
Dann merkt man, man sollte nicht warten, dass andere Platz machen, sondern für sich einstehen. Sonst warten man vergebens.

Und wenn man sich selbst versteht in seinem Stress, nicht wissen, zu kurz gekommen sein usw., ist es nicht mehr wichtig, ob irgendwelche unbekannte Menschen oder flüchtigen Bekannten einen sehen oder nicht.
Mit Nahe stehenden ist das natürlich anders.
amor fati


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Waldschratin
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Beitrag Mo., 12.10.2020, 07:27

Ich hab da ja an sich ganz ähnliche Prinzipien, montagne.

Bisher haben die sich auch gut für mich bewährt.
Und grundsätzlich bin und bleibe ich ja auch dabei : Bei sich selber anzufangen ist die einzige Option, die man generell tatsächlich hat. (Btw., grade für diese entschiedene Haltung wurde ich auch hier im Forum schon oft "gehatet". :->)

Nur ist es halt auch so : Verschafft man sich auch mal ! Gehör und "jammert" sich aus und lässt es mal tatsächlich "laut hören", gehört das doch zu "für sich einstehen".

Sagt man nie, was Sache bei einem ist, wie es einem "tatsächlich" geht mit dem gedankenlosen Verhalten anderer, dann kompensiert man deren Verhalten auf Dauer auf den eigenen Kräften.

Da mal aufzustehen und mal tatsächlich "Laut zu geben" ist doch notwendig. Es bürgert sich sonst ja noch leichter ein, dieses Gedankenlose. Ist ja Wesen des Gedankenlosen, eben nicht von selber nachzudenken.

Und ganz ehrlich : Ich finde nix dabei, auch mal Betonung da drauf!! deutlich auszusprechen, was man sich wünscht vom anderen.
Deshalb lagert man noch lange das Seinige nicht nur und ausschließlich an Andere aus.
Im Gegenteil : Erst dann wird's doch erst ein "echtes Miteinander", wenn man das Gegenüber genauso ernst nimmt und "mit reinnimmt" ins Gemeinsame als Teil des Ganzen wie sich selbst.

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Anna-Luisa
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Beitrag Di., 13.10.2020, 09:07

Waldschratin hat geschrieben: Mo., 12.10.2020, 07:27 Nur ist es halt auch so : Verschafft man sich auch mal ! Gehör und "jammert" sich aus und lässt es mal tatsächlich "laut hören", gehört das doch zu "für sich einstehen".
Ich habe einmal eine Nachbarin aus dem Zimmer gezogen. Sie wehklagte darüber, dass ihr Kind nicht, wie verabredet, vor 16:00 Uhr mit den Hausaufgaben begonnen hat. Nie würde man auf sie Rücksicht nehmen. Tags zuvor hat ihr Mann nur eine Pizza in den Ofen geschoben und ihre Schwägerin sich auch irgendeiner Unterlassungssünde schuldig gemacht. Aber das Kind bekam die "Jammerei" geballt ab.

Ich finde es falsch, "in die Gegend zu bellen" und überhaupt nicht, dass man in dieser Weise für sich einsteht.
Waldschratin hat geschrieben: Mo., 12.10.2020, 07:27 Da mal aufzustehen und mal tatsächlich "Laut zu geben" ist doch notwendig. Es bürgert sich sonst ja noch leichter ein, dieses Gedankenlose. Ist ja Wesen des Gedankenlosen, eben nicht von selber nachzudenken.
Nein, finde ich nicht. Ich glaube nicht, dass die "Gedankenlosen" wünschen, von jemanden erzogen zu werden. Auch nicht, wenn derjenige wiederholt betont, dies doch nur mal und ausnahmsweise zu tun.
Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben.
(Konfuzius)

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