Admin hat geschrieben: ↑Sa., 11.07.2020, 10:15
Die freie Meinungsäußerung ist extrem wichtig für den gesellschaftlichen Frieden und die Fortentwicklung einer Kultur und der Menschen, die in ihr leben. Unsere Ideen und Gedanken müssen frei sein, aneinanderzugeraten, sich zu duellieren und Konflikte aufzulösen. Nur über diese Kanalisierungsmöglichkeit der Sprache ist es möglich, bewaffnete Konflikte zu vermeiden. Leider werden die Freiräume zum sprachlichen Diskurs jedoch zunehmend beschnitten und eingeengt.
https://www.psychotherapiepraxis.at/pt- ... ellschaft/
Alles klar? Nein, finde ich.
Ich geh mal zum Anfang zurück.
Zur freien Meinungsäußerung: Zumindest in diesem Thread fordert niemand „unbeschnittenen“ Diskurs, fordert niemand absolute Freiheit. Diskurs gibt es darüber, wer wo wann wen aus welchem Grund wie „beschneiden“ darf. Es geht hier um Art und Maß der Kontrolle, es wird nicht verlangt, dass Kontrolle ganz zu unterbleiben hat, es wird auch nicht behauptet, es gäbe keine Kontrolle.
Womit der Thread, würden alle die Überschrift ganz direkt wörtlich nehmen, beendet sein könnte.
Diskurs hier zum „Weg der sozialen Kontrollgesellschaft“, zur Kontrolle u.a. von Meinungs- und Redefreiheit gestern, heute, morgen.
Überspitzt formuliert: Jeder hier verteidigt seine Sicht auf Redefreiheit, sein Freiheitsgefühl.
Die Kontrolle, die ihn nach seinem Empfinden nicht beschneidet, beschneidet auch allgemein „Redefreiheit“ nicht. Kontrolle XYZ wird entweder gar nicht erst als Beschneidung gesehen oder ist aus welch Grund heraus auch immer gerechtfertigt.
Menschlich sehr verständlich. Aber etwas mehr ….. Sensibilität? Problembewusstsein? Wünschte ich mir schon. Schlicht etwas mehr Problembewusstsein in Sachen Kontrolle. Nicht allein auf z.B. staatliche Kontrolle, Beschneidung bezogen, auch auf „Kontrollmächtige“ bezogen, und auf soziale Kontrolle bezogen, also die Kontrolle, die die Gemeinschaft, die Gemeinschaften selbst ausüben.
Können sich wirklich alle Gruppen frei äußern? Wird so „kontrolliert“, dass die Kontrolle vielleicht sogar insgesamt für mehr Freiheiten des Diskurses sorgt, für Freiräume, die ohne Kontrolle, Beschneidung gar nicht da wären?
Oft wird grad aus Fürsorge kontrolliert, aus vermeintlich guten Gründen, aus Schutzsichten.
Soweit da dann z.B. Minderheiten, (vermeintlich) schwächere Gruppen geschützt werden (sollen)?
Wollen diese Gruppen überhaupt, dass wegen ihnen womöglich andere beschnitten werden? Werden, wurden diese Gruppen einbezogen, gefragt?
Am wichtigsten vielleicht: Geht es, und wenn ja, wie geht es, alte Unfreiheiten, Begrenzungen, zu beseitigen, ohne stattdessen dann neue Unfreiheiten, Begrenzungen zu schaffen?
LG hawi