Ambivalenz in der Psychotherapie

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Arakakadu
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Beitrag Di., 19.05.2020, 22:47

Danke für deine Antwort.. Puh das klingt anstrengend aber ja so kenne ich das eben auch und genau so habe ich es ihm auch gesagt. Aber wenn du so ein Nähe und Distanz Problem hast und die in der Klinik warst, was ist dann die Diagnose? Hast du das in Freundschaften auch dass du sie idealisierst, anfangs alles sehr intensiv ist und du dann zu grübeln beginnst? So ist das bei mir. Hast du dich gut lösen können von ihr?
Ich bin gespannt wo die Reise noch hinführen wird. Heute ist es mir furchtbar gegangen.und mein emotional instabiles Verhalten kommt immer mehr raus aber eben weil ich das Gefühl habe, dass mich die Therapie sehr destabilisiert. Aber vl ists ja normal am Anfang hehe

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Madyaria
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Beitrag Mi., 20.05.2020, 00:39

Anstrengend ist gar kein Ausdruck... Hätte nie gedacht, dass Therapie so schlaucht - vor allem auch außerhalb der eigentlichen Sitzung zwecks gedanklichem Nacharbeiten oder gar Grübeln.

Ich bin schizoid =) also grob gesagt ein Einzelgänger, der wenn überhaupt nur unverbindliche Kontakte hat. In die Klinik kam ich aber wegen schweren Depressionen.

Freunde kann ich an einer Hand abzählen - aber da beschränken sich die Themen eher auf Nicht-Persönliches, daher gibt es da wenig Probleme. Bei Beziehungen, die enger werden, sieht es anders aus (Verehrer z.B oder Leute, die mich intensiver kennenlernen wollen) - da ergreife ich die Flucht. Oder lasse es zu bis zu dem Punkt, wo es mir zu viel wird und breche dann den Kontakt ab.
Ich fühle mich unter anderen schnell eingeengt und bin deshalb lieber alleine - da fühle ich mich frei - weil ungebunden.

Idealisierungen gab es bei mir immer nur bei den Personen zu denen ich Mutter- oder Vaterübertragungen hatte (Gesangslehrerin, Geigenlehrer) - das war richtig mies. Und schmerzhaft. Vor allem weil ich zu dem Zeitpunkt noch gar nicht wusste was das war...

Ob ich mich von ihr lösen konnte - meinst Du, als ich aus der Klinik rauskam? Ich habe sie auch weiterhin als ambulante Therapeutin, weil ich sie darum gebeten /gefragt habe. Ich konnte mir zu dem Zeitpunkt nicht vorstellen, erneut eine Therapeutin zu finden, der ich derart vertrauen kann (ich wollte es auch gar nicht). Vor allem weil wir in den 12 Wochen sehr intensiv miteinander gearbeitet haben und ich mich tatsächlich wohl bei ihr fühle.


Dass es einem am Anfang der Therapie schlechter geht (gehen kann), ist normal. Wie gesagt, ich hab nach den ersten Sitzungen richtig krasse Panikattacken und Angstzustände gehabt, sogar Dissoziationen, Selbstverletzungsdruck, suizidale Gedanken, Albträume... Was ich sonst nicht (oder sehr selten) habe.
Damit zeigt dir dein Körper /deine Psyche einfach: Achtung, mögliche Gefahr, aufpassen!

Ich fand es super, wie meine Thera mit mir über all diese Effekte geradezu nüchtern geredet hat. Gerade beim Thema SVV oder Lebensüberdruss, war sie so neutral & fachlich, dass ich mir fast vorkam, als würden wir über eine Matheaufgabe reden. Und man konnte herausfinden, was wirklich dahinter steckt...

Es ist total spannend :D
Da wir, seit ich aus der Klinik raus bin, nur wenige Stunden hatten (Urlaub, krank, corona), habe ich sie nur selten gesehen und mein Bedürfnis nach Beendigung der Therapie ist wieder gestiegen. Eine Stunde mit ihr, kann mich unter Umständen ganz schön aus der Bahn werfen (anschließende Grübelattacken, Emotionsausbrüche), was mich darin bestärkt den Kontakt zu ihr abzubrechen.

Ich habe mich an ihren Spruch erinnert und ihr gestern mitgeteilt, dass ich wöchentliche Stunden bei ihr brauche, weil ich es sonst hinschmeiße. Pausen wegen Urlaub muss ich so weit wie es geht im voraus wissen, damit ich mich drauf einstellen kann. Kurzfristige Absagen oder Hinweise auf Ausfall, treffen mich immer arg und ich komme mir ein wenig verloren vor - was mich wieder ärgert und zum flüchten anregt... Hahaha

Man hat's schon nicht leicht! :P

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Madyaria
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Beitrag Mi., 20.05.2020, 00:41

Hoppla... Was für ein Schinken :D das ist unerwartet viel Text geworden xD

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Scars
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Beitrag Mi., 20.05.2020, 09:23

Madyaria hat geschrieben: Di., 19.05.2020, 22:40 "Wo die Angst ist, da geht es lang." :roll: :red: :lol:
Da scheinen schonmal zwei Therapeuten einer Meinung zu sein... :verziehmich:

Ich habe mich oft gefragt, ob es sich überhaupt lohnt, durch dieses ganze Schlamassel durch zu gehen, wenn man an näheren Beziehungen gar nicht interessiert ist? Wie geht dir das da Madyaria? Leidensdruck habe ich z.B. vorrangig im Hinblick auf mein Berufsleben, aber an einer Partnerschaft wäre ich z.B. erstmal gar nicht interessiert.

Fühlt ihr das denn eigentlich alles immer so in den Beziehungen? Ich bin so ein nix-Fühler stattdessen viel-Denker und Handler...

Welche Therapieform machst du denn Madyaria?
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Arakakadu
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Beitrag Mi., 20.05.2020, 09:57

Wow das klingt auch irgendwie sehr anstrengend. Dich ähnlich wie bei mir aber ich bin dann eher der anhänglich Typ, mache Freundschaften bewusst kaputt oder stelle sie auf die Probe, distanziere mich in mich dann wieder annähern zu können.

Mir ist es immer schon so gegangen. Ich habe mich oft gefragt was mit mir los ist und warum ich mir so extrem viele Gedanken machen, ständig! Dieses permanente grübeln und immer wieder die Bestätigung das eh alles passt.

Jetzt wo ich in Therapie bin ist alles viel intensiver und ich merke wieder wer da mit mir durchgeht und wer nicht.
Ich dachte immer ich bin doof oder einfach anstrengend, das ich einfach "emotional instabil" bin lässt mich einiges verstehen. Trotzdem hoffe ich dass das besser wird.

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Philosophia
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Beitrag Mi., 20.05.2020, 09:58

Scars hat geschrieben: Mi., 20.05.2020, 09:23
Madyaria hat geschrieben: Di., 19.05.2020, 22:40 "Wo die Angst ist, da geht es lang." :roll: :red: :lol:
Da scheinen schonmal zwei Therapeuten einer Meinung zu sein... :verziehmich:
Ja, ist jetzt auch kein individueller Satz - der steht in jedem Verhaltenstherapiebuch. Ich kenne den auch - hatte einst sogar ein Arbeitsblatt mit dem Satz bekommen. :lol:
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

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Scars
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Beitrag Mi., 20.05.2020, 11:38

So ganz d‘accord bin ich mit diesem Satz aber nicht. ^^
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Philosophia
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Beitrag Mi., 20.05.2020, 11:58

Ich auch nicht. Ist mir zu simpel - hat für mich auch nur bedingt funktioniert.
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Madyaria
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Beitrag Mi., 20.05.2020, 12:07

Philosophia hat geschrieben: Mi., 20.05.2020, 09:58
Scars hat geschrieben: Mi., 20.05.2020, 09:23
Da scheinen schonmal zwei Therapeuten einer Meinung zu sein... :verziehmich:
Ja, ist jetzt auch kein individueller Satz - der steht in jedem Verhaltenstherapiebuch. Ich kenne den auch - hatte einst sogar ein Arbeitsblatt mit dem Satz bekommen. :lol:

Das habe ich jetzt einfach mal überlesen! Der Satz ist besonders!! xD :red: :lol: Sicher bringt der nicht pauschal jedem etwas. Hat ja auch jeder seine ganz eigenen Erfahrungen und unterschiedliche Störungsbilder / Traumata. Aber mir hilft er glücklicherweise :pray:

Ich mache eine TFP (tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie). Und ja, ich frage mich auch oft, ob man es nicht einfach lassen sollte. Mir geht es gut, solange mir niemand in die Quere kommt. Wo keine Menschen, da kein Problem :pfeifen: Aber es wäre ja vielleicht mal ganz interessant zu erleben, dass es auch anders sein kann. Dass man sich unter Menschen wohl fühlt, verstanden und unterstützt wird usw... Ich tue das immer als überbewertet ab oder als typisch Hollywood. Aber das soll es doch wirklich geben...oder?!

Ich habe auch eher Leidensdruck im beruflichen Bereich! Weil da aber halt auch ständig und überall Teamarbeit und Kommunikationsbereitschaft gefordert wird. :kotz: Beides Dinge, die ich verabscheue. Ich will einfach meine Ruhe. An einem Projekt arbeiten, wo ich mich im Alleingang kreativ auslassen kann und fertig. Ich weiß leider noch nicht, was da am besten in Frage kommt... Leider habe ich damals die soziale Richtung eingeschlagen, weil ich jemanden gebraucht hätte, der mir hilft/mich unterstützt/ für mich da ist und das gerne anderen Kindern & Jugendlichen geben wollte. Falsche Gründe für die falsche Berufswahl. Und jetzt stehe ich da mit Erzieherabschluss und studiere Sozialpädagogik, obwohl ich in dem Beruf gar nicht arbeiten kann und will. :kopfschuettel: :cry:

An einer Partnerschaft bin ich auch nicht interessiert. Eher an ein paar "guten" Freunden, um gemeinsam Zeit zu verbringen oder sich auszutauschen (falls denn mal der Bedarf meinerseits bestehen sollte). Eine Partnerschaft wäre für mich nur Stress: Kompromisse, Absprachen, Rücksichtnahme, Verpflichtung bla bla bla. Nur Negatives - wer tut sich das freiwillig an?

Ich bin auch ein "Nix-Fühler" :D eine der Haupteigenschaften der schizoiden Persönlichkeitsstörung: Gleichgültigkeit :cool: und bewusstes Rationalisieren / Intellektualisieren / Distanzieren... Dieses Gefühlschaos hab ich nur in Verbindung mit der Therapie, wo man eben seine Gefühle erspüren und annehmen soll :hammer:

Ich kam übrigens in die Klinik und sagte wortwörtlich:
"Ich will nichts ändern, ich will nur endlich keine Depressionen mehr."
Der Meinung bin ich auch heute noch. Nur leider sind Depressionen ja ein Zeichen dafür, dass es eben nicht geht :stupid: Das ist echt 'ne Zwickmühle... :kopfschuettel:

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chrysokoll
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Beitrag Mi., 20.05.2020, 15:35

Madyaria hat geschrieben: Mi., 20.05.2020, 12:07
Ich kam übrigens in die Klinik und sagte wortwörtlich:
"Ich will nichts ändern, ich will nur endlich keine Depressionen mehr."
Der Meinung bin ich auch heute noch. Nur leider sind Depressionen ja ein Zeichen dafür, dass es eben nicht geht :stupid: Das ist echt 'ne Zwickmühle... :kopfschuettel:
das ist durchaus verständlich, sich ändern ist beängstigend, anstregend, schwierig.
Das ist harte Arbeit mit ungewissem Ausgang.

Allerdings ist dir ja sicher selber klar: Die Depression kommt nicht aus dem nichts.

Und die Einstellung "ich will nichts ändern aber die Depression soll weg" heisst übersetzt ja nur:
Wasch mich aber mach mich nicht nass

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Arakakadu
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Beitrag Fr., 04.12.2020, 14:03

Hallo ihr alle!
An die die Nähe und Distanz Probleme in Beziehung haben und damit auch verbundene Verlustängste... Habt ihr dieses Problem durch eine Psychotherapie lösen können? Wie ging es euch damit in der Therapie?
Ich habs immer noch nicht leichter leider :( eine Zeit lang ging es alles gut in der Therapie, auch weil ihr mich ermutigt habt, alles anzusprechen. Aber jetzt geht's wieder von vorne los und ich bin wieder am Beenden der Therapie weil ich so Angst habe dass er nicht mehr für mich da sein wird.

Ab wann findet ihr, dass eine Therapie bei negativer Übertragung beendet gehört? Wurden eure Ängste irgendwann besser? Und auf Dauer? Hattet ihr das in der Therapie teilweise schlimmer als im privaten Bereich?
❤️🧡💛💚💙💜


Anm. d. Mod.: Zwei Threads mit sehr ähnlicher Thematik zusammengeführt.

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Candykills
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Beitrag Fr., 04.12.2020, 14:52

Ich finde unsere Verlustangst war in der Therapie nochmal schlimmer, als so schon. Sie war einfach bodenlos.
Das hat sich aber im Laufe der Therapie deutlich verbessert und inzwischen haben wir das ganz gut im Griff.
Leider kann ich gar nicht so genau sagen, was jetzt ausschlaggebend dafür war, dass es sich gebessert hat. Vielleicht haben wir uns an der Beziehungsführung der Therapeutin einfach was abgeschaut.
Also die Therapeuten wollen ja auch mit gutem Beispiel vorangehen und ich denke schon, dass es beeindruckend war, wie souverän sie mit all diesen Gefühlen umging. Natürlich steckte sie auch nicht in unserer Situation.

Aber ich denke dieses "Abschauen" ist ein wichtiger Punkt gewesen.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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Arakakadu
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Beitrag Fr., 04.12.2020, 16:51

Danke candy,
Wielange war das bei dir und war deine Therapie schnell? Ich bin ja schon 2 Jahre dort, aber 1.jahr lang wars mir egal, aber seid einem Jahr ists schlimm und je tiefer wir gehen und vertrauter sind, desto schlimmer wird das.. Ich hatte vorletzte Stunde einen trigger und habe dann nicht mehr schlafen können und nur Alpträume gehabt, er meinte das sind alles alte Gefühle aus meiner Kindheit also so ein flashback. Ich glaub ich werde ständig getriggert deshalb heul ich auch schon seid Monaten..
Warum schreibst du eig immer "wir" wegen deiner dis?

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Arakakadu
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Beitrag Fr., 04.12.2020, 16:52

Und wie war das bei dir, hast du sie dann während der Stunden kontaktiert oder Emails geschrieben? Ich knall grad einige hin und bekomme immer mehr Stunden weil ichs grad brauche. Scheinbar denkt er, dass es so besser wird. Er ist immer so extrem entspannt und ich "darf" soviel.. Er meint es wird 100%ig besser. Hab nur keine geduld mehr für diese Hassliebe 😜

Ich kenne diese Gefühle echt alle aus privaten Bereich bei beiden Geschlechtern. Aber bei ihm ists einfach viel extremer, weil ich wie ein Kind bin, dass nach dem Papa schreit.. Ich finde das schrecklich...

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Philosophia
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Beitrag Fr., 04.12.2020, 17:51

Hmmm... vielleicht brauchst du auch mal ne Grenze. Du weißt ja gar nicht, wie viel du dir nehmen darfst. Ich finde das schwierig. Mich würde das verunsichern.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

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