Bedürfnis nach Trost

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
Benutzeravatar

Samsara81
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 42
Beiträge: 9

Beitrag So., 19.05.2024, 10:58

Mir fiel noch ein:

Als Kind wurde mir auch vermittelt, dass getrǒstet werden wollen Schwäche bedeutet ..

Dass meine Verhaltsweisen eine Reaktion auf eine sehr ungesunde Umfeld/ Menschen war, wurde komplett übersehen!

Also aushalten, durchbeißen und hart sein..

Was das als Erwachsener bedeutet kann man vielleicht nachvollziehen?! Depressionen, die eigenen Grenzen nicht kennen, Emotionen permanent unterdrücken was den Organismus auf Dauer überfordert und krank macht.

Leider wird heute noch Aussagen gemacht wie: “Naja als Erwachsener muss man Seine Vergangenheit hinter sich lassen”!

So einfach ist das nicht, das Unterbewusstsein ist mächtig, und vorallem für Menschen die eine komplexe Traumafolgestörung haben ist das eine Lebenslange Prozess.

Das heißt nicht, dass man keine Selbstverantwortung hat! Es ist einfach schwer.. anstatt Menschen als pathologisch abzuwerten!

Werbung

Benutzeravatar

~~~
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 26
Beiträge: 1702

Beitrag So., 19.05.2024, 15:24

sad is sad hat geschrieben: So., 19.05.2024, 08:58

Gibt es hier jemanden, der das auch hat und es vielleicht in seiner Therapie mal besprochen hat? Gibt es Erfahrungen… wie man damit umgehen kann?

- wenn man seine eigenen Bedürfnisse erkennt, ernst nimmt und sie im Alltag berücksichtigt wird das Gefühl schwächer
- man kann lernen sich selbst zu trösten und/oder lernen durch so Imaginationsübungen das innere Kind tröst
- Nähe zulasen zu Menschdn die einem gut tun hilfr
"You cannot find peace by avoiding life."
Virginia Woolf

Benutzeravatar

sad is sad
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 31
Beiträge: 13

Beitrag Mo., 20.05.2024, 19:50

Hallo Samsara81

Danke, dass Du Dir die Zeit genommen hast zu lesen und Deine Gedanken zu teilen!

„Es muss ja an mir liegen… Und dafür schämt man sich als Erwachsener..“

Ja und wie ich mich schäme. Das ist so abgrundtief, dass ich schon so oft bei meiner Thera dissoziiert bin. Meine Thera hat schon verschiedene Techniken bzw Therapieformen ausprobiert und jedesmal mussten wir abbrechen, weil ich bis zur Ohnmacht dissoziierte.

„Das ist inzwischen bei mir nicht mehr der Fall.. aber das hat sehr lange und viele Therapiesitzungen gebraucht.. , ich trauere immer noch aber nicht mehr schämen.“

Hast Du in der Thera über die Scham gesprochen (weil auch das ist schwierig für mich) oder gab es eine bestimmte Therapieform oder Technik das die Scham besser wurde.

„Ich verstehe Dich also, sad is sad!!!!!!!!“
Vielen vielen Dank, vielen Dank, dass Du mir das schreibst!!! Kann gar nicht sagen, wie sehr mir das hilft. Habe noch nie über dieses Gefühl fehlenden Trost, den „komischen“ Vorstellungen und die Tatsache das ich mich so sehr dafür schäme mit jemanden gesprochen.

Ja die Kraft brauche ich dafür.

„den Kontakt mit Deine Mutter abgebrochen…“

Ich bin jetzt schon das 3-te Jahr in Thera. Und die ersten 2 habe ich gebraucht, um den Kontakt abzubrechen. Aber es ist auch nur zustande gekommen, weil ich bei den letzten Begegnungen mit meiner Mutter wegen ihrer Anwesenheit anfing zu dissoziierten… dann musste ich abbrechen… hätte ich schon vor vielen vielen Jahren tun sollen… ja und jetzt habe ich halt die kPTBS.
Versuche gerade den Kontakt zu meiner restlichen Familie aufzubauen… weil sie hat mich von allen isoliert… hat sie es auch bei meinen Freunden gemacht und zu letzt versucht, mich von meinem Mann zu isolieren.


Alles Gute Dir!
[/quote]
Zuletzt geändert von sad is sad am Mo., 20.05.2024, 20:12, insgesamt 1-mal geändert.

Benutzeravatar

sad is sad
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 31
Beiträge: 13

Beitrag Mo., 20.05.2024, 20:01

@ samsara
„Als Kind wurde mir auch vermittelt, dass getrǒstet werden wollen Schwäche bedeutet ..“
Ja das war bei mir auch… wobei es bei mir immer hieß, Stell dich nicht so an… egal was war… ich durfte meine Gefühle eigentlich nie zeigen… aber sie musste ich immer trösten… obwohl ich ein Kind war… naja

„Dass meine Verhaltsweisen eine Reaktion auf eine sehr ungesunde Umfeld/ Menschen war, wurde komplett übersehen!“
Das ist das Problem, dass oft übersehen wird, wenn was nicht stimmt.

„Also aushalten, durchbeißen und hart sein..“
… genau

Was das als Erwachsener bedeutet: „Depressionen, die eigenen Grenzen nicht kennen, Emotionen permanent unterdrücken was den Organismus auf Dauer überfordert und krank macht.“

Ich versuche meine Grenzen u Bedürfnisse zu erforschen. So viele Gefühle dienlich mit „Gewalt“ Jahrzehntelang unterdrücken musste… jetzt bin ich Autoimunkrank.

„Leider wird heute noch Aussagen gemacht wie: “Naja als Erwachsener muss man Seine Vergangenheit hinter sich lassen”!

So einfach ist das nicht, das Unterbewusstsein ist mächtig, und vorallem für Menschen die eine komplexe Traumafolgestörung haben ist das eine Lebenslange Prozess.“
… und sehr anstrengend… Ich frage mich manchmal, ob es mir je etwas besser gehen wird? Und die Flashbacks und Panikattacken (den zB Kollegen mich schief anschauen oder einen bestimmten Tonfall haben) weg gehen oder zumindest nicht mehr so lähmen..?

„Das heißt nicht, dass man keine Selbstverantwortung hat! Es ist einfach schwer.. anstatt Menschen als pathologisch abzuwerten!“

Das stimmt. Denke, es geht darum, die Kontrolle über sich und sein Leben wieder zu bekommen und so in der Lage zu sein, selbstverantwotzluch zu handeln und somit ein selbstständiges Leben leben zu können… ohne emotionale Aufgewühltheit… weil man undefinierbare oder überwältigende Gefühle hat.

Durch das was Du schreibst, kann ich reflektieren. Vielen Dank dafür!

Liebe Grüße
Sady

Werbung

Benutzeravatar

sad is sad
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 31
Beiträge: 13

Beitrag Mo., 20.05.2024, 20:10

Hallo ~~~

Vielen Dank für Deine Antwort!

„ wenn man seine eigenen Bedürfnisse erkennt, ernst nimmt und sie im Alltag berücksichtigt wird das Gefühl schwächer“

Ich versuche meine Bedürfnisse zu erforschen. Stehe ganz am Anfang. Weis nicht genau, welche man so hat, welche ich habe… muss sie erst noch erkennen..

„man kann lernen sich selbst zu trösten und/oder lernen durch so Imaginationsübungen das innere Kind tröst“
Meine Thera hat versucht, mit mir innere Kind arbeit zu machen. Aber das erfolgt in Trance, und ich dissoziiere beim Aufwachen… und weiß nicht genau warum..,

„Nähe zulasen zu Menschdn die einem gut tun hilft“
… Nähe ist ja auch son Thema….

Aber genau diese 3 Punkte hören sich an, als ob es genau das ist..
vielen Dank
Liebe Grüße
Sady


montagne
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 99
Beiträge: 4600

Beitrag Fr., 07.06.2024, 05:59

Hey sad,

Ich habe es so erlebt: Das Gefühl wird sich verändern. Es dauert aber.

Ich vergleiche es mit Hunger. Wenn man längere Zeit deutlich zu wenig gegessen hat, muss ja keine ES sein. Wenn man Magen-Darm hatte. Oder wenn man Trekking war und wegen Rucksackgewicht und Anstrengung nur die Hälfte der benötigten Valorien gegessen hat, dann holt ein gesunder Körper sich dadurch wieder.

Der Hunger wird so groß und hört einfach nicht auf, bis das Kaloriendefizit ausgeglichen ist. Dann aber hört es auf. Das sehe ich als gesund an.

Und so ist es mit dem Bedürfnis nach Trost. Je mehr dieses real existierende Defizit ausgeglichen wird (in der Therapie), umso weniger drängenden wird es, umso mehr kann man sich das selbst geben.

Wieder wie physische Nahrungsaufnahme: Wenn man zu hungrig ist, kann man keine tollen Gerichte kochen. Man reist den Kühlschrank auf und haut sich etwas greifbares rein. Wenn der Hunger jedoch gut aushaltbar ist, kann man ihn gesund und mit Stil stillen.

Hunger wird man immer haben, körperlich wie seelisch. Irgendwann kann man selbst damit umgehen, vertraue darauf.
amor fati

Benutzeravatar

sad is sad
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 31
Beiträge: 13

Beitrag So., 09.06.2024, 22:38

Hallo Montagne,
das ist ein sehr schöner Vergleich mi Hunger und essen. Mit diesem Bild kann ich mir das gut vorstellen. Vielen Dank!
Ich hoffe ich kann es auf gesunde Weise stillen. Weiß aber nicht, ob das in der Therapie geht. Weil ich gerade viele andere Themen dort habe. Ich komme leider nicht dazu es dort anzusprechen. Was mich jedes Mal nach dem Thera Termin ärgert.
Vielleicht schaffe ich es beim nächsten mal darüber zu sprechen.. zumal ich die Scham darüber schlecht ablegen kann.

Benutzeravatar

Dominiere
neu an Bo(a)rd!
neu an Bo(a)rd!
männlich/male, 37
Beiträge: 4

Beitrag So., 13.10.2024, 11:31

Maya hat geschrieben: So., 29.06.2008, 14:57 Hallo zusammen,

ich weiß nicht, ob es richtig ist, ...........
Hey Maya (so heißt übrigens auch meine Katze),

erstmal finde ich es total stark, dass du so offen über dieses Thema sprichst. Was du beschreibst, das Bedürfnis nach Trost und Sicherheit, besonders in Momenten, in denen man sich verletzt oder allein fühlt, kann ich sehr gut nachvollziehen. Es klingt nach etwas, das tief aus deinem „inneren Kind“ kommt – also aus dem Teil von dir, der in der Vergangenheit nicht immer den Schutz und Trost bekommen hat, den er gebraucht hätte.

Als ich anfing, mich mit meinem inneren Kind zu beschäftigen, wurde mir klar, dass diese alten, tiefen Bedürfnisse oft da sind, weil es in uns einen Teil gibt, der noch immer darauf wartet, gesehen und gehalten zu werden. Dieses Bedürfnis nach einem „Retter“, den du dir schon als Kind vorgestellt hast, zeigt, wie stark du dir gewünscht hast, dass jemand da ist, der dich tröstet und beschützt. Das ist absolut menschlich und nichts, wofür man sich schämen muss.

Was mir geholfen hat, war der Versuch, diese Rolle des „Retters“ langsam selbst zu übernehmen – für mein inneres Kind. Ich habe gelernt, dass ich derjenige sein kann, der sich selbst Trost gibt, auch wenn das am Anfang schwer war. Es bedeutet, in Momenten, in denen dieses Bedürfnis auftaucht, sich selbst mit Mitgefühl zu begegnen und zu sagen: „Es ist okay, dass du Trost suchst. Ich bin jetzt da für dich.“ Klingt vielleicht seltsam, aber es kann wirklich einen Unterschied machen.

Und klar, dieses Bedürfnis kann sehr stark und überwältigend sein, weil es so tief verwurzelt ist. Aber anstatt dagegen anzukämpfen, könnte es helfen, es zu akzeptieren und zu sagen: „Ja, ich brauche Trost, und das ist okay.“ Es geht nicht darum, das Gefühl wegzudrücken, sondern es zu umarmen und sich zu erlauben, dieses Bedürfnis zu haben.

Vielleicht hast du auch bestimmte Rituale oder Dinge, die dir gut tun, wenn dieses Gefühl besonders stark ist? Für mich ist es manchmal das Schreiben oder ein Spaziergang, um ein wenig Raum zu schaffen und mich selbst wieder zu beruhigen. Es geht darum, herauszufinden, was dir in diesen Momenten hilft, dich sicher und gehalten zu fühlen.

Du bist auf jeden Fall nicht allein mit diesem Gefühl. Viele Menschen, die in ihrer Kindheit wenig Trost erfahren haben, tragen dieses Bedürfnis ein Leben lang mit sich. Aber es kann auch eine Chance sein, dich selbst besser kennenzulernen und herauszufinden, wie du dir den Trost geben kannst, den du vielleicht damals nicht bekommen hast.

Ich hoffe, das hilft dir ein bisschen weiter! Ich bin mir sicher, dass du auf deinem Weg immer mehr lernen wirst, mit diesem Gefühl umzugehen.

Liebe Grüße!
Zuletzt geändert von Pauline am So., 13.10.2024, 18:21, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Bitte keine Komplettzitate - siehe Netiquette- verwenden. Danke.

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag