Erfahrungen mit der Rahmen- und Settinggestaltung
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Was das angeht muss man denke ich aufpassen. Nicht immer sind "beide verantwortlich" im Sinne von "Auslöser".peppermint patty hat geschrieben: ↑Sa., 01.02.2020, 22:17 Es ist im RL ja auch nicht nur eine Person am Konflikt beteiligt
Verantwortlich ist man, wenn man etwas gegen den eigenen Willen mitträgt/dem zustimmt, aber es ist nicht so dass immer beide den Fehler machen. Es kann auch nur einer den Fehler machen und dann versuchen den anderen da "mit rein zu ziehen" um sich selbst zu entschuldigen. Das ist echt diffizil und kann auch ein "Druckmittel" sein.
Ich habe das mal erlebt, dass jemand sich mir gegenüber ganz klar scheiße verhalten hat und als ich mich klar dagegen stellte und gesagt habe: Nein, so NICHT! kam dann eine "Entschuldigung" im Sinne von: Ich entschuldige mich für MEINEN ANTEIL (Subtext: Aber es gehören ja immer zwei dazu...und EIGENTLICH bist im Grunde Du schuld..).
Und ich habe mich beim Lesen gefragt: Und WAS GENAU war jetzt mein Teil? Dass ich gesagt habe: SO NICHT? Nö. Echt nicht.
Ich hatte nichts falsch gemacht. Nichts. Nichts. Und nochmal nichts. Von daher wäre ich da sehr sehr vorsichtig mittlerweile, was ich da so "auf mich nehme" ohne die Faktenlage zu prüfen.
Mio, da muss ich dir Recht geben.
Aber so lange man als Patient nicht gerade wegen einer dissozialen Störung in Therapie geht, wird der Patient eher selten der alleinige Auslöser eines Konflikts sein. Dazu sind die "Machtverhältnisse" einfach zu einseitig. Außerdem ist es müßig, Schuld zu verteilen. Die Auseinandersetzung wäre das Wichtige, und wenn der Patient dabei eigene Fehler erkennt, dann ist das hilfreich für das weitere Leben. Und wenn der Therapeut eigene Fehler einräumt, dann ist das für den Patienten eine gute Erfahrung. Aber um sich eine vermeintliche Schwäche einzugestehen und das sogar vor einem Patienten zu vertreten, muss ein Therapeut schon von sich aus ziemlich selbstsicher und souverän sein.
Das ist halt dieses Ding, dass nicht Leute besonders kompetent sind, die nie Fehler machen. Sondern die, die mit Fehlern kompetent umgehen.
Aber so lange man als Patient nicht gerade wegen einer dissozialen Störung in Therapie geht, wird der Patient eher selten der alleinige Auslöser eines Konflikts sein. Dazu sind die "Machtverhältnisse" einfach zu einseitig. Außerdem ist es müßig, Schuld zu verteilen. Die Auseinandersetzung wäre das Wichtige, und wenn der Patient dabei eigene Fehler erkennt, dann ist das hilfreich für das weitere Leben. Und wenn der Therapeut eigene Fehler einräumt, dann ist das für den Patienten eine gute Erfahrung. Aber um sich eine vermeintliche Schwäche einzugestehen und das sogar vor einem Patienten zu vertreten, muss ein Therapeut schon von sich aus ziemlich selbstsicher und souverän sein.
Das ist halt dieses Ding, dass nicht Leute besonders kompetent sind, die nie Fehler machen. Sondern die, die mit Fehlern kompetent umgehen.
Montana, mir ging es dabei jetzt weniger um Therapien als um den "täglichen Alltag" und die "Fallen" die es auch dort gibt. Ich trenne das eh nicht sooo sehr sondern schaue mir lieber Fakten an, sowohl da als auch dort.
Schuld zu verteilen ist grundsätzlich müssig, das sehe ich auch so. Lösungen sind wichtiger. Aber wenn jemand seine eigene "Schuld" (ich würde es eher Verantwortung nennen) leugnet und zu relativieren/umzuverteilen versucht dann wird es mit diesem Konzept schwierig. Dann sollte man meiner Meinung nach ganz klar alles "bisher verinnerlichte" in Bezug auf "Gemeinschaft" möglichst schnell bei Seite packen und sich nur noch darauf konzentrieren wie man selbst DA RAUS kommt.
Das ist bitter, weil es auch das eigene angreift, aber ich bezweifle mittlerweile, dass es da eine "bessere" Lösung gibt.
Schuld zu verteilen ist grundsätzlich müssig, das sehe ich auch so. Lösungen sind wichtiger. Aber wenn jemand seine eigene "Schuld" (ich würde es eher Verantwortung nennen) leugnet und zu relativieren/umzuverteilen versucht dann wird es mit diesem Konzept schwierig. Dann sollte man meiner Meinung nach ganz klar alles "bisher verinnerlichte" in Bezug auf "Gemeinschaft" möglichst schnell bei Seite packen und sich nur noch darauf konzentrieren wie man selbst DA RAUS kommt.
Das ist bitter, weil es auch das eigene angreift, aber ich bezweifle mittlerweile, dass es da eine "bessere" Lösung gibt.
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Alleinige Auslöser eines Konflikts, sind idR außerhalb eines Beziehungsgeschehens (oder eines beendeten Beziehungsgeschehens). Das ist in der Therapie nicht der Fall.
Dem stimme ich zu. Genauso wichtig finde ich aber unzutreffendes von sich weisen zu dürfen.
Oder einfach ein Therapeut, der seinem Beruf oder Anspruch auch gerecht wird.
Aber selbstverständlich muss man als Patient etwas von sich weisen dürfen, wenn man es für unzutreffend hält. Man spricht doch in der Psychoanalyse auch davon, dass der Therapeut "Deutungen anbietet". Da kann ich drüber nachdenken und sagen: "ist mir so nie in den Sinn gekommen, aber könnte sein". Und ich kann auch sagen: "das ist totaler Blödsinn." Letztendlich ist der Therapeut nicht in meinem Kopf.
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Hätte ich gerne gehabt...Montana hat geschrieben: ↑Sa., 01.02.2020, 23:32 Aber selbstverständlich muss man als Patient etwas von sich weisen dürfen, wenn man es für unzutreffend hält. Man spricht doch in der Psychoanalyse auch davon, dass der Therapeut "Deutungen anbietet". Da kann ich drüber nachdenken und sagen: "ist mir so nie in den Sinn gekommen, aber könnte sein". Und ich kann auch sagen: "das ist totaler Blödsinn." Letztendlich ist der Therapeut nicht in meinem Kopf.
Frage 1: jaAber eine Frage habe ich tatsächlich noch. Setzen sich eure TherapeutInnen insbesondere AnalytikerInnen wirklich mit euch auseinander? ich meine zB wenn es einen Konflikt gibt, dröselt ihr dann die Anteile an diesem Konflikt auf? Oder geht es immer nur um euren Anteil am Konflikt?
Frage 2: Anteile aufdröseln: nein. Konflikt aufröseln: ja. Ich lege meine Sichtweise dar, sie ihre bzw. erläutert ihre manchmal noch etwa näher. Bedeutet also nicht unbedingt ein Abrücken davon.
Frage 3: Hauptsächlich um mich, nicht um Anteile.
Passt so auch für mich.
Zuletzt geändert von stern am So., 02.02.2020, 00:04, insgesamt 3-mal geändert.
Liebe Grüße
stern
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»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf«
(alte Weisheit)
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Kannst Du das denn? Oder überlässt Du das lieber "den anderen"?
Für mich klingt es ein Stück weit so, als hätte sie Dir Deine eigene Entscheidung am Ende abgenommen.
Du warst mit ihr und ihrer Arbeit doch unzufrieden, bist aber nicht gegangen. Warum nicht?
Jetzt, wo sie Dich "gegangen hat" bist Du erleichtert", aber es ist eben auch nicht Dein eigener "Verdienst".
Obwohl DU doch die bist, die jetzt erleichtert ist. Weil sie es Dir abgenommen hat. Irgendwas beisst sich da für meine Begriffe...
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Nun, ich habe zuvor zaghaft, zum Schluß aber mehr als deutlich probiert mich mit ihr auseinanderzusetzen. Für sie wars deutlich zu viel. Wenn sie nicht mitspielt, liegt es außerhalb meines Einflussbereichs.
Nein, ich habe ganz klar dazu beigetragen, wenn man ihre Struktur betrachtet. Ich habe kritisiert und angesprochen was mich stört. Wäre sie die Analytikerin, welche damit umgehen kann, wäre diese Situation erst gar nicht entstanden. Ist sie aber nicht. Insofern war ihre Beendigung nur konsequent aus ihrer Sicht. Ich sehe meinen Anteil darin, mich vor dem immer deutlicherem Ansprechen nicht gedrückt zu haben.
Schrieb ich hier schon einige Male. Wegen meinem Muster, etwas beim anderen zu suchen, auch wenn dieser (mir) nichts zu geben hat.
Doch definitiv, nur nicht mein alleiniger. Ich habe mich ja vertreten und spürte was da auf mich zukommt.
Nö, habe es bereits erläutert.
Hmmm...sie spielt doch mit, wenn es Dir um "aus-ein-ander-setzen" geht und nicht um "Ich bestimme"?peppermint patty hat geschrieben: ↑So., 02.02.2020, 00:14 Wenn sie nicht mitspielt, liegt es außerhalb meines Einflussbereichs.
Ganz ehrlich, ich kapier gerade nicht, was Du jetzt eigentlich von ihr wolltest?
Ihr ward nicht einer Meinung, soviel ist klar. Ihr konntet Euch da aber auch nicht gegenseitig "abgleichen", soviel ist auch klar. Sie hat dann gesagt: Gut, wenn das so ist, dann beende ich das Ganze jetzt. Statt Deiner.
WAS also wolltest Du von ihr nun genau? Dass sie "Dein Spiel" mitspielt? Dann wäre sie eine miserable Therapeutin.
Mio, Thread nicht komplett gelesen?
Was passiert, wenn eine Therapeutin sehr unsicher ist, durfte ich mal in einer Klinik erleben. Da gab es noch eine ganz andere Dynamik, weil sich alle Patienten untereinander austauschten. Ich selbst hatte die nur als Vertretung in der Gruppe, die so eskaliert ist, dass wir am Ende fast alle auf dem Flur saßen, weil sich im Therapieraum welche die Köpfe eingeschlagen haben. Wer die im Einzel hatte, hat über kurz oder lang um Therapeutenwechsel gebeten. Das haben aber viele nur gewagt, weil es fast alle gemacht haben. Und weil sie wussten, dass da etwas ganz schief läuft (für das sie nichts können) und sie die Zeit in der Klinik aber für sich gut nutzen wollten.
Was passiert, wenn eine Therapeutin sehr unsicher ist, durfte ich mal in einer Klinik erleben. Da gab es noch eine ganz andere Dynamik, weil sich alle Patienten untereinander austauschten. Ich selbst hatte die nur als Vertretung in der Gruppe, die so eskaliert ist, dass wir am Ende fast alle auf dem Flur saßen, weil sich im Therapieraum welche die Köpfe eingeschlagen haben. Wer die im Einzel hatte, hat über kurz oder lang um Therapeutenwechsel gebeten. Das haben aber viele nur gewagt, weil es fast alle gemacht haben. Und weil sie wussten, dass da etwas ganz schief läuft (für das sie nichts können) und sie die Zeit in der Klinik aber für sich gut nutzen wollten.
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Mio, ich bin gerade etwas fassungslos über deine Fragen. Der thread hier schildert ziemlich genau worum es geht. Er ist auch nicht schwer verständlich geschrieben. Bitte unterlass es weiter darauf einzugehen. Danke!
Ich würde sogar sagen, dass ich eine regelrechte Panikübertragung gegen sie entwickelt habe. Das ging so weit, dass es fast psychotische Ausmaße angenommen hat und ich mich (emotional) verfolgt fühlte - tagelang. Todesangst!
Unter solchen Umständen, ist es aus meiner Sicht sogar geboten, eine Therapie zu beenden. Woran das nun genau lag ist für die Beendigung nicht der entscheidende Punkt. Wer die Beendigung dann einfädelt, ist Formsache. Nicht alles, was nicht passt, kann passend gemacht werden. Just my 2 Cents.Ja, ich habe in den letzten Monaten sehr gelitten und bin heftig dekompensiert. Dann sind all die Stunden, der ganze Prozess, vor meinen inneren Auge abgelaufen - ihr Verhalten - ich musste kurz, aber herzhaft lachen.
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Ein Therapeut auch. Meine kann ihre Standpunkte auch fest vertreten, was (mir) gleichzeitig eine gewisse Sicherheit vermittelt.Aber selbstverständlich muss man als Patient etwas von sich weisen dürfen, wenn man es für unzutreffend hält.
Liebe Grüße
stern
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peppermint patty hat geschrieben: ↑Sa., 01.02.2020, 15:41 Aber eine Frage habe ich tatsächlich noch. Setzen sich eure TherapeutInnen insbesondere AnalytikerInnen wirklich mit euch auseinander? ich meine zB wenn es einen Konflikt gibt, dröselt ihr dann die Anteile an diesem Konflikt auf? Oder geht es immer nur um euren Anteil am Konflikt?
Liebe PP,
ich habe beides erlebt: eine Therapeutin, die alles, aber auch alles meiner Übertragung, meiner unterdrückten Wut usw. in die Schuhe geschoben hat. Das wurde unaushaltbar eng für mich. Weil es natürlich zu Konflikten kam und sie ihren eigenen Anteil dabei aber ganz weit von sich geschoben hat. Am Ende bin ich gegangen und das war auch gut so. Da war sicher ganz viel Übertragung und auch unterdrückte Wut auf meiner Seite. Aber auf der Beziehungsebene fand sich (für mich) nicht genug Boden, der gehalten hätte.
Jetzt bin ich bei einer Analytikerin. Die in dem was sie mir sagt, gar nicht sooo furchtbar weit entfernt von dem ist, was die Ex-Therapeutin (TfP) sagte. Aber *wie* sie es sagt, welche Grundhaltung mir gegenüber darin zum Ausdruck kommt, das ist ein himmelweiter Unterschied. Und, ganz wichtig: Es gibt immer wieder (positive) Begegnungen auf der Beziehungsebene, die auch dabei helfen, Übertragungsgeschehen überhaupt genauer anschauen zu können, denn das fühlt sich manchmal schon an, wie auf dem Seziertisch. Da hilft es schon, wenn ich mich an alle die wohlwollenden Momente erinnern kann, die ich mit ihr auch erlebe, und mich auf diese innerlich berufen kann.
Und ja, bei Konflikten oder Missverständnissen ist die Analytikerin weitgehend transparent. Sie benennt auch mal das, was sie dazu beigetragen haben mag. Oder wenn ich mich an irgendwas was von ihr kommt aufhänge und in einen Übertragungsfilm gerate, dann finde ich es hilfreich, wenn sie sagt, ja da war ein "reales" Fitzelchen. Das ist nicht zu 100% Kopfkino (aber wahrscheinlich zu 95% ). Wir hatten es mal, dass sie ihre Unsicherheit ganz dezent geäußert hat, und ich darauf aufbauend dann den Film schob, dass sie mich jetzt umgehend vor die Tür setzen will. Meine Angst, dass sie das beendet, war wirklich Übertragung. Aber sie hat dann schon auch zugegeben, dass diese Unsicherheit in dem Moment da war und real war. Dass sie aber überhaupt nicht darüber nachdenkt, die Therapie mit mir zu beenden. Und ich finde es wichtig, dass diese Ambivalenzen auch Raum bekommen, ohne dass es dabei dann primär um die Therapeutin geht. Weil es mir dabei hilft zu trennen, was ist alt und was ist aktuell? Was ist meins und was ist ihrs?
Ich hab schon das Gefühl, dass sie ihr Vorgehen auch auf mich anpasst, dass sie flexibel auf mich und meine Bedürfnisse reagiert. Und gerade in der Anfangszeit war da auch viel (gemeinsame) Forschungsarbeit: Was passiert da gerade auf der Beziehungsebene zwischen uns. Und darum geht es auch bis heute immer wieder neu. Sie wirft sich da (zu einem gewissen Grad zumindest) selbst in diesen Therapie-Prozess rein. Das ist für mich genau das, was es für mich so wertvoll und hilfreich macht. Und genau das ist das, was es auch "unberechenbar" macht. Von daher fand ich da auch die Vorgaben deiner (jetzt Ex-) Therapeutin irritierend, weil sie für mich versucht haben, diesen unberechenbaren Prozess in eine klare Form zu pressen. Das Ganze zu einem runden Kreis zu formen, weil sie vielleicht mit eckigen Formen ein Problem hat...
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott
― Anne Lamott
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