Die Frage: DID /DIS

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Candykills
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Beitrag Mi., 23.10.2019, 20:42

Also klar ist mir heute bewusst, dass die Anteile aus uns kommen und das das ALLES wir/ich bin, auch wenn ich das gerne mal nicht wahrhaben will. Vom Konzept her ist mir das aber klar. Aber wer will schon böse Anteile haben? Die auch noch Sachen machen, die außer der eigenen Kontrolle sind im Gegensatz zu Leuten, die böse Seiten haben (hat ja jeder) und diese normal kontrollieren können, wenn sie denn wollen.
Meine Täteranteile sind übrigens heute nicht mehr so stark, wie sie früher waren. Wir haben ja auch schon einige Jahre Therapie hinter uns.... die treten eher in Vorschein - vorallem sprachlich im Kopf, wenn zum Beispiel jemand was gegen Täter sagt oder so. Wenn es zu triggern kommt (aber damit meine ich jetzt nicht unbedingt, wenn das Wort Missbrauch oder so fällt, sondern Sachen, die halt diese Anteile triggern).

Naja, Anteilsstimmen sind im Kopf. Ich höre die zwar auch mit dem Ohr, aber nicht so, als stände jemand neben mir.

Aber guck, ich bin nur ein Beispiel. Bei anderen sieht die DIS vielleicht komplett anders aus und sie haben komplett andere Erfahrungen gemacht.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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Marie3punkt0
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Beitrag Mi., 23.10.2019, 20:46

Und 3) ab Co-Bewusstsein müsste sich doch "relativ schnell" bzw. sukzessive eine Integration einstellen, weil die neuronalen Synapsen miteinander "verdrahtet" werden.. ?

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Candykills
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Beitrag Mi., 23.10.2019, 20:52

Ne, du scheinst nicht zu verstehen, wie eine DIS sich darstellt. Ich habe ja versucht das zu erklären. Nur weil ich das Konzept verstehe, heißt das nicht, dass andere Anteile das verstehen. Es gibt Anteile in mir (zum Beispiel diese Täteranteile), die immer noch mal drohen MICH umzubringen und nicht raffen, dass sie dann auch draufgehen, weil sie kein Bewusstsein dafür haben, dass wir nicht getrennt sind.

Davon ab, habe ich nur teilweise Co-Bewusstsein, das ist bei mir nicht wie in diesem Video, dass Anteile sich dauernd so abwechseln und jeder Anteil vom anderen weiß. Wie ich schrieb, für mich sind Täteranteile ne schwarze Suppe, ich kann da gar nicht differenzieren und wenn ein anderer Anteil nach vorne geht, habe ich meistens Amnesie. Co-Bewusstsein zu erlangen ist nicht so einfach, dafür braucht man wahrscehinlich sehr, sehr viele Jahre Therapie.

Ich bin froh darum, wie es gerade ist, wo wir uns gegenseitig relativ wenig schaden. Damit ist viel gewonnen, so darf es bleiben.

Davon ab: Täteranteile boykottieren meistens (oder so war es bei mir) die Therapie mit allen Mitteln, die sie haben. Ich weiß nicht, wie oft solche Anteile die Theraphie bei uns abbrachen, aber ich würde behaupten, es war jede Woche. Müsste ich meine Therapeutin nochmal fragen.
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Marie3punkt0
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Beitrag Mi., 23.10.2019, 21:13

Schon schwierig für mich das zu verstehen. Wie hält man das aus? Ständig Amnesien, jeder Tag ist unterschiedlich lang, plötzlich ist das Datum von 2ten auf den 7ten "gesprungen" und man war nicht dabei und weiß nicht, ob man die Hecke im Garten geschnitten hat oder der Nachbar und hat man sich bedankt oder ist er sauer, weil ein Anteil "Spießer" zu ihm gesagt hat. Oder man entdeckt, dass man Tabletten genommen hat und muss sich "selbst" retten.
Danke fürs Beantworten! Ich stelle mir das wirklich beängstigend vor und hoffe, Du kannst die nicht netten Anteile bald verabschieden.

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Marie3punkt0
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Beitrag Mi., 23.10.2019, 21:31

Wie sehen das die weiteren User hier mit DIS?


Waldschratin
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Beitrag Do., 24.10.2019, 10:28

Marie, ich werde das Gefühl nicht los, dass du nicht alleine aus Interesse so genau nachfragst, deshalb möchte ich das nicht weiter ausführen, wie ich/wir das erlebt habe/haben.
Das mag komplett meins sein, aber ich werde da auf meine Intention hören.

Candykills hat dir ja schon jede Menge ausführlich und sehr gut erklärt, und klar, sein System ist auch nur eins von vielen, wie er ja selber auch schon schreibt. Aber das Wichtige hat er schon hier reingetippt und mMn kann jemand, der von Haus aus "Einer" ist, dann eh nicht mehr begreifen, einfach weil die Denke da anders abläuft.
Ich kenne das von diversen Versuchen her, auch dem Wohlwollensten das mal vermittelt zu bekommen, wie man als Multi "erlebt" : Das geht genauso wenig wie mir erklären zu wollen, wie man als "Einer" erlebt.

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Marie3punkt0
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Beitrag Do., 24.10.2019, 11:08

Ok, ja vestehe, dass das Vertrauen nicht das größte ist (anderes ist aber falsche Unterstellung negativer Absichten!), wenn ich geschrieben hatte, ich habe meine Zweifel an der Diagnose von manchen und der Verantwortung der Psychotherapeuten bei der Diagnosestellung. Damit war ich auch nicht allein -

Aber unabhängig davon, würde mich wirklich sehr interessieren, was Du oder weitere zu diesen Punkten sagen:
Marie3punkt0 hat geschrieben: Mi., 23.10.2019, 20:05 Und als mehrere, fühlt ihr ein Ich und unabhängige Personen? Sagt ihr "wir" zu euch wie man das über eine Familie sagt? Empfindet ihr eure Anteile als "die anderen Menschen" in euch? Oder sind das Identitätsentwürfe aus früheren Zeiten die nicht weiterverfolgt wurden. Z.B. "Ich" damals als ich die rotgefärbten Haare hatte und mit xy zusammen/befreunde war/in xy wohnte.
Eigentlich müsste man sich doch als ein "Ich" fühlen und wäre keins.


Waldschratin
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Beitrag Do., 24.10.2019, 11:14

Marie, hast du einen/eine Thera?
Dann frag doch da mal nach.
Oder geh in ein DIS-Forum und les dich da mal durch die Beiträge. Oder recherchiere im Internet über Berichte, Erfahrungen oder Fachliches dazu.

Bitte respektiere meine Grenzen!

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Emily_Erdbeer
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Beitrag Do., 24.10.2019, 11:21

https://www.michaela-huber.com/files/ex ... ng_dis.pdf
Hier sind massenhaft Infos zu finden Marie.

Ich bin zwar nicht selbst betroffen, aber auch ich hatte beim Lesen deiner Fragen ein Engegefühl in meiner Brust.

Es gibt viele gute Informationsseiten im Netz
https://www.vielfalt-info.de/index.php/ ... ssoziation

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Candykills
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Beitrag Do., 24.10.2019, 11:32

Mir ging das gestern auch so mit dem Engegefühl und ich konnte deine wahre Absicht hinter den Fragen für mich selbst nicht klären, entschied mich aber trotzdem zu erklären, wie es für mich ist.

Ich finde die Links von Emily wirklich gut, gerade bei Huber findest du auch viel zu Differentialdiagnosen und wie DIS diagnostiziert wird.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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Marie3punkt0
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Beitrag Do., 24.10.2019, 11:47

Ums transparent zu machen, ich habe ein bißchen reingelesen in das Konzept von Ellert Nijenhuis und bin tatsächlich der Meinung, dass es normales Erleben ist, sich als Anteile betrachten zu können und frage mich eben, wo die pathologische Schwelle ist.

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Candykills
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Beitrag Do., 24.10.2019, 11:57

Naja, das ist doch klar, spätestens ab dem Punkt, wo du nicht mitbekommst, was deine Anteile so machen.

Ich finde es auch schwierig, dass inzwischen jeder Therapeut von Anteilen spricht. Ich würde bei nicht-DIS-Anteilen eher von Teilen sprechen a la "Ein Teil von mir ist da anderer Meinung".

Da blickt ja irgendwann kein Mensch mehr durch. Am Anfang dacht eich hier, weil jeder von Anteilen schrieb, die seien alle Multipel und wunderte mich über die Anzahl an Multipler in diesem Forum.
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leonidensucher
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Beitrag Do., 24.10.2019, 12:02

Ich war ja dann gestern auch ziemlich still, weil ich auch ein inneres "lass das mal die anderen machen, für Dich ist das nicht gut" Gefühl / Signal hatte.

Um Deine letzte Frage zu beantworten, aus meiner Perspektive: die pathologische Schwelle liegt meiner Meinung nach darin, dass die Anteile tun und lassen, was sie wollen, ohne dass ich darauf einwirken könnte. Als der Anteil, der aktiv im Aussen ist und meistens anwesend ist, kann ich Dir sagen, dass diese Anteilsdenke, wie sie aktuell gedacht und getherapiert wird, nicht dem entspricht, wie ich mein Innen empfinde und auch keine Vorstufe darstellt, sondern lediglch artverwandt ist.

Ich persönlich erlebe das so wie in einem Auto, in dem x Personen sitzen. Entweder ich fahre und die anderen brabbeln und trinken Getränke und hören Musik oder schauen aus dem Fenster.
ODER ich werde auf den Beifahrersitz gesetzt, jemand anderes übernimmt das STeuer und ich sehe, wo wir hinfahren, kann auch noch eingreifen
ODER ich werde auf den Rücksitz gesetzt, bekomme noch mit, dass wir irgendwo hin fahren, kann aber nicht ins Steuer greifen, wenn das Auto auf die schiefe Bahn kommt.
ODER - und das ist dann ein echtes Problem : ich werde in den Kofferraum geschleudert, das Auto hält an, der Kofferraum öffnet sich und ich sage "oh. Paris?".

Lustigerweise ist das mein Bild, das gleichlautend von einer anderen auf youtube verwendet wird, wir haben aber nicht voneinander abgeschaut, ich glaube, das Bild bietet sich einfach an?

Anteile wie sie in der von mir so geliebten Schematherapie eingebleut werden (Anm der Autorin: es tut mir leid, ich hab dieses Konstrukt einfach fett dick) sind etwas anderes. Das empfinde ich - als Leon die hier schreibt - als Seiten einer Geige. Wenn der Bogen streicht, schwingen die anderen Seiten mit. Aber sie sind immer Teil der Violine. Je nachdem, wie intensiv man die Obertöne, die durch die mitschwingenden Seiten erzeugt werden, überbetont, ergibt das eventuell eine Kakophonie. Das ist Anteilsarbeit, wie ich sie aus Büchern und meiner fast schon wahnhaften Schematherapiebessesenheit verstehe. Da muss man nachdenken " welcher Anteil ist das jetzt? Ist das jetzt mein wütendeer Kindanteil, oder mein Elternanteil oder..."

Ich muss das nicht bei mir. Bei mir ist es sonnenklar, wer was ist. In mir kann ich alle so gut unterscheiden, wie ich zB im Aussen die Edekaverkäuferin von der Arzthelferin unterscheiden kann. Und ich muss auch nicht nachspüren, wer was sagt oder tut oder sich angestupst fühlt. Es ist ziemlich sonnenklar.
NEVER WASTE A GOOD CRISIS.

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stern
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Beitrag Do., 24.10.2019, 12:51

Youtube-Videos nicht zu vergessen als Informationsquelle ;) . Nee, im Ernst:
Ums transparent zu machen, ich habe ein bißchen reingelesen in das Konzept von Ellert Nijenhuis und bin tatsächlich der Meinung, dass es normales Erleben ist, sich als Anteile betrachten zu können und frage mich eben, wo die pathologische Schwelle ist.
Ist auch so, dass es auch bei Leuten ohne DIS nicht unbedingt einheitlich zugeht, sondern unterschiedliche Anteile in der Persönlichkeit vorzufinden sind, evtl. pathologische oder nicht pathologische, durchaus auch widersprüchliche, bewusstere und unbewusstere. Nun, Anteile ist ja auch kein für DIS geschützter Begriff, sondern trifft genau, dass die Gesamtpersönlichkeit eben insofern nicht einheitlich ist (sondern teils so und teils anders). Aber man (zumindest ich) nehme mich als eine Person war und zu mir gehörig, also unterschiedliche Facetten sozusagen. Stichwort: Man sieht es (Dissoziation) öfters auch als Dissoziationskontinuum, also als fließende Grenze. Und hier ist es naturgemäß schwer, exakte Grenzen zu ziehen. Und so allg. Krankheitsfaktoren wie Existenz eines Leids kommen dann auch noch hinzu. Auch bei Nicht-DIS Leuten gibt es verschiedene Arten der Teilearbeit. Recht bekannt ist das innere Kind. Hier ist das Identitätserleben evtl. nicht beeinträchtigt, aber das entsprechende Erleben kann schon auch mehr oder weniger in Kontrast zum sonstigen Erleben stehen.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
«

(alte Weisheit)

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Candykills
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Beitrag Do., 24.10.2019, 13:07

Widersprüchlichkeit innerhalb einer Person ist aber was völlig anderes wie unabhängige Anteile. Ich weiß nicht, warum manche immer wieder das über den Zaun versuchen gleich zu machen.

Jeder DISler hat auch in seinen unterschiedlichen Persönlichkeiten verschiedene Teile, Widersprüchlichkeiten, wie eben ein Uno.

Mir ist klar, dass Menschen nicht verstehen, wie es bei einer DIS zugeht, wenn man immer wieder versucht es "gleich zu machen".
Dass es ein Kontinuum ist, dass irgendwann, je stärker die Abspaltung ist, pathologisch wird, ist klar. Aber zwischen ich fühle mich eins und habe widersprüchliche Gedanken und ich bin mehrere und jeder Anteil ist unterschiedlich, liegen Welten.
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