Saffiatou hat bereits auf den Unterschied hingewiesen. Hier ein Text dazu:Solage: Aber, wenn mich jemand misshandelt, missbraucht, dann muss das nicht passieren, weil die Eltern so etwas vielleicht erlebt haben, oder es ihnen gerade schlecht geht!
https://www.spektrum.de/news/trauma-ver ... en/1414373(...)
Eine Ursache von erblichen Traumata ist ein epigenetischer Effekt: Dabei verändert sich nicht die Erbgutsequenz, sondern andere Faktoren rund um die DNA, die aber ebenfalls über die Keimbahn weitergegeben werden. Stress bewirkt, dass am Gen für einen Glucocorticoid-Rezeptor einige Methylgruppen verschwinden. Das Betrifft den Hippocampus, jenen Teil des Gehirns, der Stress und Angst reguliert. Durch diese Demethylierung werden in den Zellen mehr Rezeptoren gebildet, und das Verhalten ändert sich. Da die Veränderungen auf molekularer Ebene auch in den Keimzellen stattfinden, zeigt der Nachwuchs eine ähnliche Reaktion. Doch in Mansuys Experimenten ließ sich all das durch eine besonders stressfreie Umgebung rückgängig machen: Anscheinend kehren die fehlenden Methylgruppen unter bestimmten Umständen zurück – ein Indiz dafür, dass sich auch epigenetische Effekte gezielt beeinflussen und sogar umkehren lassen.
(...)
Durch diese Demethylierung verändert sich das Verhalten der Opfer. Das kann sich auch im Erziehungsverhalten niederschlagen. Ist das Opfer Schuld daran, dass Traumata sein Gehirn verändert haben?
Die Veränderungen finden auch in den Keimzellen statt mit der Folge, dass der Nachwuchs eine ähnliche Reaktion zeigt. Ist das Opfer Schuld daran, dass Traumata über die Keimzellen an den Nachwuchs weitergegeben werden?
Wer ist Schuld?
Durch eine stressfreie Umgebung lässt diese Demethylierung des Opfers wieder rückgängig machen. Darauf hat das Opfer Einfluss. Es könnte z.B. Psychotherapie machen, um den Prozess rückgängig zu machen. Was, wenn es in einer Zeit lebte, als es noch keine Psychotherapie gab? Wer ist dann Schuld?
Es passiert, leider,
weil Traumata Menschen und ihr Verhalten verändern können,
diese Veränderungen in den Keimzellen an den Nachwuchs weitergegeben werden
Es müsste nicht passieren, ... wenn Traumaopfer erst dann Kinder kriegen, wenn sie ihr eigenes Trauma bearbeitet haben und die Demethylierung wieder rückgängig gemacht wurde.
Wie entstehen Traumata? Bei Ereignissen wie Kriege, Vergewaltigung, ... da sind wir uns, denke ich, alle einig. Aber was ist wenn Eltern in einer Zeit aufwuchsen, in der man glaubte, dass eine Tracht Prügel für das Kind das Beste ist? Wer ist dann Schuld? Ist der, der das tut wovon er überzeugt wurde, dass es für das Kind das Beste ist, dann Schuld?
Im juristischen Sinne muss jeder die Verantwortung für seine Schuld tragen. Doch was ist wenn Eltern in einer Zeit aufwuchsen, in der man glaubte, dass eine Tracht Prügel für das Kind das Beste ist?
Heute müssten sich Eltern für Kindesmisshandlung verantworten. Doch was ist, wenn die Eltern in einer Zeit lebten, in der auch Richter das taten, was man zu diesem Zeitpunkt für das Beste für Kinder hielt?
Den Gedanken finde ich hoch interessant. Was wenn das Opfer in Psychotherapie geht um den Prozess rückgängig zu machen und an einen Therapeuten gerät, dessen Gehirn ebenfalls durch Trauma "fehlfunktioniert"? Wer ist dann Schuld?Marie3punkt0: Therapie! (logischerweise müsste dann aber die/der TherapeutIn sehr viel Selbsterfahrung gemacht haben, um ihre eigenen faschistoiden Anteile in der Arbeit genauestens zu erkennen.)
Was passiert, wenn man an einen Therapeuten gerät, der seinen Klienten erklärt die Eltern wären an allem Schuld, sie hätten es trotz der Demethylierung anders machen können?
Was passiert, wenn man an einen Therapeuten gerät, der einem erklärt, dass die Eltern versucht haben ihr Bestes zu geben?
Wie wirkt sich diese unterschiedliche Sichtweise von Therapeuten auf den Klienten aus z.B. bzgl. der Selbstwahrnehmung "Opfer" versus "Verstehen und evt. sogar Verzeihen können"? Wie wirkt sich diese unterschiedliche Sichtweise von Therapeuten auf den Nachwuchs der Klienten (Traumaopfer) aus?