Wie authentisch/offen/ehrlich dürfen Psychotherapeuten sein?

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Jenny Doe
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Beitrag Fr., 12.07.2019, 10:27

Was wäre z.B. wenn sich ein Therapeut in eine Patientin verliebt... Soll er ihr dann Liebeserklärungen machen? Denn es ist ja authentisch. Nee, seine Aufgabe ist Therapie.
In diesem Fall wäre es in erster Linie die Aufgabe des Therapeuten sich selbst zu fragen, ob er noch Therapie machen kann.

Authentisch zu sein bedeutet für mich nicht durch die Welt zu laufen und den ganzen Tag alles zu sagen was ich denke. Ich laufe ja nicht durch die Welt und sage "Du stinkst", "Und du bist fett", "Und du da, du hast einen echt miserablen Kleidergeschmack", .. Zur Realität, und auch zur Authentizität, gehört für mich auch, mich selber zurücknehmen zu können und auch mal den Mund halten können. Ich bin auch dann authentisch, wenn ich mich entsprechend meiner Fähigkeiten verhalte.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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Anna-Luisa
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Beitrag Fr., 12.07.2019, 10:44

Jenny Doe hat geschrieben: Fr., 12.07.2019, 06:42 Es gab auch mal eine Zeit in der es Berufsvorschriften für Psychotherapeuten als "professionell" ansahen Kranke mit Stromschlägen zu behandeln, Homosexuelle mit aller Gewalt von ihrer "Krankheit" zu heilen, Menschen einen Teil ihres Gehirns zu entfernen, in der festen Überzeugung, so psychische Krankheiten behandeln zu können, ...

Es mag in der Berufsordnung steht, wie authentisch ein Therapeut sein darf. Ich stelle jedoch in Frage, dass diese "Fernab von der Realität Therapie", wie sie derzeit praktiziert wird, wirklich "professionell" ist.
Sich an die Berufsordnung zu halten, finde ich professionell. Ich würde mich auch nicht von einem Zahnarzt behandeln lassen, der auf die Berufsordnung pfeift. Und mich auf selbst erdachte, "innovative" Weise behandeln möchte, da diese ihm vielversprechender erscheint.
Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben.
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stern
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Beitrag Fr., 12.07.2019, 10:44

Jenny Doe hat geschrieben: Fr., 12.07.2019, 10:27
Authentisch zu sein bedeutet für mich nicht durch die Welt zu laufen und den ganzen Tag alles zu sagen was ich denke. Ich laufe ja nicht durch die Welt und sage "Du stinkst", "Und du bist fett", "Und du da, du hast einen echt miserablen Kleidergeschmack", ..
So sehe ich das auch... allerdings auch bzgl. der Bemerkungen im Ausgangsbeitrag, zumal diese "Informationen" für den Patienten weitgehend belanglos sind. Privatsachen kann ein Therapeut daher gerne mit denen besprechen, die es betrifft.

Wie gesagt, was anderes ist es, wenn ein Therapiebezug besteht, zB knapper Hinweis auf Ausfall wegen Krankheit.

Wenn eine Krankheit bzw. schlechte Befindlichkeit IN der Sitzung thematisiert wird, stellt sich die Frage, was der Hintergrund/Bezug ist.

Time ist money sagt man manchmal... ich meine, das bezahlt man dann ja auch mit seiner Zeit, je mehr in der Therapie landet, was irrelevant ist.
Liebe Grüße
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Jenny Doe
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Beitrag Fr., 12.07.2019, 10:52

Ich würde mich auch nicht von einem Zahnarzt behandeln lassen, der auf die Berufsordnung pfeift.
Und ich würde mir keine Elektroschocks verabreichen lassen nur weil die aktuelle Ansicht "Bei Homosexualität bitte Elektroschocks verabreichen" lautet.
Psychotherapie ist sehr wandelbar. Was heute als "Das Richtige" angesehen wird, gilt morgen als überholt. Deshalb gucke ich was mir hilft und was nicht.
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nulla
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Beitrag Fr., 12.07.2019, 10:56

Ich denke mir beim Durchlesen der Beiträge, dass ich meinen Therapeuten in der Kommunikation sehr wohl als authentisch wahrnehme, auch wenn er mir natürlich wesentlich mehr Geduld entgegenbringt, als jemand im RL. Wir hatten beispielsweise über 2 Einheiten hinweg die Diskussion, dass ein bestimmtes Verhalten von mir bei anderen Menschen immer ein bestimmtes negatives Gefühl auslöst, und ich habe darauf abgezielt, dass er im Grunde dasselbe Gefühl dabei hat. Es ist jetzt irgendwie umständlich, das Ganze zu erklären, aber er hat mir dann verständlich gemacht, dass er das als Privatperson vermutlich auch so empfinden würde, aber als Therapeut deutlich sieht, was dahinter steht, wodurch er dieses Gefühl eben nicht hat, sondern das Bedürfnis, mir aufzuzeigen, worum es mir dabei wirklich geht, damit ich andere, zufriedenstellendere Wege dafür finden kann. Es war eine ziemlich lange Diskussion und ich weiß nicht, ob ich das jetzt nachvollziehbar dargestellt habe, aber für mich war es ein Zeichen seiner Authentizität im Rahmen seiner professionellen Rolle.
Und ich mag das so. Ich möchte mich nicht mit seinem privaten Befinden oder seinen Bedürfnissen auseinandersetzen müssen und er bringt mich nicht in die Situation, das zu tun.
Provokationen gibt es schon manchmal, aber in einem sicheren Rahmen, und er löst das auf, bevor die Einheit beendet ist. Mich bringt das weiter, weil ich gemeinsam mit ihm lerne, meine Muster zu durchschauen und daran zu arbeiten.
Mir hat noch nie zuvor jemand so viel Respekt entgegengebracht und ich es wird nirgendwo sonst so sehr auf meine Würde geachtet. Dieses Gefühl könnte er mir als Privatperson nie vermitteln, das ist mir komplett klar.
Darum gehe ich ja zum Therapeuten, um an meinen Problemen zu arbeiten, und nicht zu guten Freunden.
"Wege entstehen dadurch, dass man sie geht."
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Anna-Luisa
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Beitrag Fr., 12.07.2019, 10:57

Jenny Doe hat geschrieben: Fr., 12.07.2019, 10:52 Psychotherapie ist sehr wandelbar. Was heute als "Das Richtige" angesehen wird, gilt morgen als überholt. Deshalb gucke ich was mir hilft und was nicht.
Demnach nach könnte man auf Psychotherapie komplett verzichten. Sondern jeden Patienten sein eigen von ihm kreiertes und erwünschtes "Verfahren" anwenden lassen. Ob das die Kassen finanzieren sollten?
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stern
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Beitrag Fr., 12.07.2019, 11:13

Die (formal) korrekte Konsequenz ist dann in aller Regel: Wenn alle Therapiemöglichkeiten lege artis unerwünscht sind, dann gibt es keine Therapie. Aber nicht: Ich wünsche mir als Patient xy, obwohl es nicht angezeigt ist. Zu den Berufspflichten gehört nur die Anwendung anerkannter Verfahren. Dürfte auch praktisch schwer sein, einen Arzt/PT zu finden, der die Haftungsrisiken trägt.

Ich denke im Bereich der PT ist eine Aufweichung eh leichter verschleierbar als im Bereich der Körpermedizin... ist aber eben nicht unbedingt zum Vorteil des Patienten. Ich meine, das macht man ja nicht aus Gründen der Schikane.
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stern
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Beitrag Fr., 12.07.2019, 11:54

Und v.a.: Wenn ein Therapeut Privatkram einbringt und die Grenzen zwischen Therapie und Privatkram verschwinden, wird doch befeuert, sich damit zu befassen... bzw. man ist irritiert, warum jetzt dies oder jenes gesagt wird.... ob es teilweise ein privates Beziehungsangebot ist, usw.

Kann man leicht vermeiden, indem ein Therapeut einfach therapeutisch unterwegs ist... was wohlgemerkt kein Widerspruch zu Authentizität isr. Ich ch fände es vielmehr schlimm, wenn ich die Authentizität des Therapeuten in Frage stellen müsste. Denn eine Therapie basiert auf dem gesprochenen Wort. Und wenn man das nicht annehmen kann bzw. ein Therapeut Dinge vermittelt, die er selbst gar nicht so meint, wozu dann die Veranstaltung? Kann man sich dann gleich sparen und sich etwas vormachen.

Nicht authentisch zu sein OHNE dass es bemerkbar ist, schaffen auch nur wenige, denke ich. Und schon ist das nâchste Problem vorprogrammiert.
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Latoui
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Beitrag Fr., 12.07.2019, 12:02

Und wenn die Aussagen wie eingangs genannt dem Patienten einen Hinweis geben sollen, dass der Therapeut krank ist und gerne helfen würde, aber nicht kann? Wenn er einen Burnout hat und nicht mehr empathisch sein kann.
Wenn er nicht allen erzählen kann, ich habe gerade eine schwere Depression und eine emotional-instabile Persönlichkeit und erst später im Beruf festgestellt, dass ich deshalb nicht mit allen Patienten gleich gut arbeiten kann.

Wenn das keine Interventionen sind, sondern Idealisierung und Entwertung des Patienten, spontane, unbeabsichtigte Ausbrüche wie "oh nein, nicht sie auch noch". Oder steckt gerade mitten in einer Scheidung, der Sohn hat den Kontakt abgebrochen und macht ihm Vorwürde, die Schwester hat den größeren Erbanteil eingefahren.

Weil der Therapeut eine Krise hat und vielleicht weiß, Arbeit hilft ihm (wie manch anderen Depressiven auch), er kann aus finanziellen Gründen keine Pause, keinen Urlaub machen, aber er bemerkt, er ist dem Patienten keine Stütze mehr, dann ist doch die richtige Reaktion diese Selbstoffenbarung als Hinweis zu verstehen, kehrt zu machen.

Da bin ich sehr bei Anna-Luisa, die Aussagen der Therapeutin wortwörtlich zu nehmen wäre zielführend. Weder darüber nachdenken, wie arm dran die Therapeutin ist, noch, was ich dadurch lernen könnte. Die Aussagen müsste man natürlich in den Kontext des Gesamteindrucks stellen. Aber wenn man grundsätzlich denkt, Therapie ist durchdacht und auch aus Steinen kann man etwas Schönes bauen..?

P.S. Dann würde ich aber erwarten, dass der Therapeut ein/e Nachfolgetherapie mitorganisiert, damit nicht wieder Wartezeiten entstehen und ein sanfter Wechsel. Wenn das halt zu diesem Zeitpunkt noch geht. Wenn der Therapeut immer wieder eins draufsetzt und schon resigniert, "sie kommen ja doch immer wieder" ist auch jede Übergabe sinnlos.

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Latoui
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Beitrag Fr., 12.07.2019, 12:27

Und mit persönlichen Statements wird man auch zum Verbündeten des Therapeuten, ein Beweis für ein besonderes Vertrauensverhältnis und damit in Richtung emotionale Erpressung. "Unsere therapeutische Beziehung geht über berufliche Anteilnahme hinaus und Sie finden mich doch auch so toll, deshalb erzähle ich (nur) Ihnen von meinem Befinden und meinen Problemen mit meinen Patienten, und deswegen sind wir doch so etwas wie Freunde. Ich gebe Ihnen sogar meine private Telefonnummer, damit Sie mich auf Whatsapp in meinem Privatleben sehen können (aber anrufen sollen Sie natürlich nicht).
Mal so ne Phantasie..

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Anna-Luisa
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Beitrag Fr., 12.07.2019, 17:58

Jenny Doe hat geschrieben: Fr., 12.07.2019, 09:30 Das ist für mich, wie oben schon erwähnt, eine Frage der Passung. Ein Therapeut kann ja nur bei Klienten stöhnen, die das zulassen.
(...)
Doch dadurch, dass sie auch in der Therapie so war, wie sie auch privat ist, nämlich eine Quasselstrippe, konnte ich ihr Fehlverhalten für mich selber nutzen und an ihr lernen Stopp zu sagen.
Ein Therapeut kann auch nur Patienten sexuell missbrauchen, wenn diese das zulassen. Es sei denn, es wäre Gewalt im Spiel. Auch konnte ich schockierende Beispiele bezüglich "therapeutischer Interventionen" lesen.

"Wir werden daran arbeiten, dass Sie lernen sich fallen zu lassen."

"Gemeinsam werden wir es schaffen, dass Sie Ihre Furcht vor körperlicher Nähe verlieren."

Den Patienten wird also da suggeriert, dass SIE den Therapieerfolg gefährden, wenn sie nicht "mitarbeiten".

Da würde aber kein Richter auf die Idee kommen zu sagen, man hätte das Fehlverhalten des Therapeuten nutzen können, um zu lernen, wie man jemanden in die Schranken weist.
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Jenny Doe
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Beitrag Fr., 12.07.2019, 18:21

Anna-Luisa: Da würde aber kein Richter auf die Idee kommen zu sagen, man hätte das Fehlverhalten des Therapeuten nutzen können, um zu lernen, wie man jemanden in die Schranken weist
Wie du meinem Posting entnehmen kannst schrieb ich von einem "Fehlverhalten" des Therapeuten.
Ich bin durchaus der Meinung, dass man negative Erfahrungen auch nutzen kann um an diesen zu wachsen. Das spricht die Person, die sich falsch verhalten hat, in keinster Weise von seiner Schuld und seiner Verantwortung frei. Trotzdem kann man solche negativen Erfahrungen auch nutzen um zu lernen, dass einem sowas nicht mehr passiert. Man kann an solchen Erfahrungen wachsen und stark werden. Ich spreche da aus eigener Erfahrung. Ich war mit meiner Therapeutin im Bett. Ich habe aus dieser Erfahrung gelernt, für die Zukunft gelernt. Ich habe mehr davon wenn ich mich nicht in der Opferrolle häuslich einrichte, sondern gucke, was ich aus negativen Erfahrungen über mich lernen kann.
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stern
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Beitrag Fr., 12.07.2019, 18:52

Nun, idR werden ja Dinge untersagt, die in aller Regel nicht wachstumsfördernd sind. Ja, vielleicht kann man trotzdem etwas für sich herausholen an Lerneffekt, aber es ändert auch nichts an der grundsätzlichen Schädlichkeit des Rauchens, wenn man zu den Glücklichen gehört, die trotzdem alt werden. Wie gesagt: Grenzen gibt es nicht zur Schikane. ZB auch dass Sex Volljähriger mit 12jährigen als Missbrauch zu qualifizieren ist. Denn es gibt genug Erfahrenswerte. Man sollten sich als Patient daher auch verlassen können, dass man gar nicht erst nicht missbraucht wird.
Zuletzt geändert von stern am Fr., 12.07.2019, 19:10, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße
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Beitrag Fr., 12.07.2019, 19:09

Gibt sogar ein Buch. :lol: Finde bereits den Ausschnitt (Link) dazu ganz gut:
Keine Lösung ist jedenfalls, sich morgens verkatert dem Patienten zu zeigen un-
ter Hinweis auf eine Scherbennacht mit dem Partner. Denn professionelle Authen-
tizität bedeutet nicht, sich exhibitionistisch zu offenbaren. Sie bezieht sich vielmehr
auf die therapeutische Beziehung, in der vorangegangene persönliche Erlebnisse
nichts zu suchen haben.
Die Herausforderung besteht darin, sich dem therapeutischen Prozess emotional
zu überlassen, um sich im nächsten Moment wieder zu distanzieren, mit Fragen
wie: Was passiert hier gerade? Worum geht es? Was erlebe ich in diesem Moment?
Was war einige Augenblicke vorher? Es geht um ein Oszill ieren zwischen interes-
siertem Staunen über den therapeutischen Prozess, radikaler Akzeptanz der Gegen-
übertragung und der Suche nach dem aktuellen Fokus
https://www.google.com/url?q=https://ww ... 5RZqWXaswR

Oder um Schulz von Thun zu bedienen: Eine Nachricht verschiedene Seiten. Und als Patient würde ich ggf. hinterfragen, warum er jetzt sagt "oh nee, jetzt nicht auch noch Sie"... und was damit zum Ausdruck gebracht werden soll... beinhaltet das auch einen Appell an mich (soll ich gehen, weil ich ihnen ungelegen bin), usw. Also wenn das zu Missverständnissen oder gar zum Vertrauensverlust führt, braucht man sich nicht wundern.

Es sind nämlich gerade solche Aussagen wie "oh, ich fühle heute nicht gut", die eine Therapie ungünstig beeinflussen können... zB wenn der Patient das Gefühl hat, den Therapeuten jetzt schonen zu sollen... weil Botschaften eben nicht nur einen Inhaltsaspekt haben. Sprich: Wenn ich in vollem Raum sage, warm hier, so bietet sich vielleicht auch jemand an, das Fenster zu öffnen (wozu ich keine Lust habe... und auch niemanden bitten möchte).
Liebe Grüße
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Latoui
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Beitrag Fr., 12.07.2019, 19:50

stern hat geschrieben: Fr., 12.07.2019, 19:09 Gibt sogar ein Buch. :lol:
Super! Und habe sehr gelacht über "Partygespräche und Wursttheken"! :-D Danke!

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