Wie wirksam ist eine Therapie wirklich?

Hier können Sie Ihre Fragen rund um die Rahmenbedingungen von Psychotherapie (Methoden, Ablauf usw.) anbringen.
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Seerose47
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Beitrag So., 04.11.2018, 20:07

spirit-cologne hat geschrieben: Fr., 02.11.2018, 16:59 Du begegnest jedem Menschen in einer bestimmten Rolle. Selbst an deinem Partner kennst du nicht alle Seiten, er wird sich z.B. als Chef gegenüber seinen Angestellten anders verhalten, als zu Hause im Schlafzimmer, aber deswegen ist er im Büro nicht mehr oder weniger "echt" als im heimischen Schlafzimmer.
Ok, damit hast du Recht. Um in deiner Beispielsituation zu bleiben, als Chef vor seinen Angestellten ist er natürlich auch irgendwie "echt", als Mensch. Aber zuhause im Schlafzimmer ist er wirklich als Mensch, als Privatmensch im eigenen zuhause mit Partnerin, etc.

Auf der Arbeit erledigt er seine Aufgaben, macht einen Job um Geld zu verdienen und davon leben zu können.
spirit-cologne hat geschrieben: Fr., 02.11.2018, 16:59 Hast du jemals mit einem Therapeuten darüber gesprochen, was er oder sie empfindet?
Ja, auch nicht nur einmal.
spirit-cologne hat geschrieben: Fr., 02.11.2018, 16:59 Therapeuten sind doch keine Roboter, die in der Therapie ihre Gefühle ausknipsen.
Aber Menschen die einen Job machen...

spirit-cologne hat geschrieben: Fr., 02.11.2018, 16:59 dass hat nichts mit ausagieren, geschweige denn Missbrauch jedweder Art zu tun.
Das kommt ja nicht von mir...
spirit-cologne hat geschrieben: Fr., 02.11.2018, 16:59 Ja, du hast Erfahrungen gemacht, die einen kleinen Ausschnitt der Realität abbilden und eben auch was mit deiner Einstellung zu tun haben.

So klein ist dieser Ausschnitt aber nicht, und auch wenn du Recht hast und es AUCH mit meiner Einstellung zu tun hat, ändert es nichts daran dass Therapie einfach objektiv gesehen vielen Menschen nicht geholfen hat / nicht hilft.
Ich habe viel gelesen und mich mit vielen Menschen ausgetauscht.

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Seerose47
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Beitrag So., 04.11.2018, 20:20

spirit-cologne hat geschrieben: So., 04.11.2018, 20:04 Nein, normalerweise gehört Körperkontakt nicht in die "normale" kassenfinanzierte Psychotherapie.
Ich meinte eher Traumatherapie (da aber SEHR vorsichtig, wenn überhaupt) oder wenn es um das Trauma geht.

Ich habe auch von vielen Frauen gehört die nach jahrelanger Therapie keinen Körperkontakt mit ihren Männern zulassen konnten.

Vielleicht sollte man also was Körperkontakt betrifft neue Erfahrungen machen müssen dürfen, die man nur durch reden nicht machen kann.

spirit-cologne hat geschrieben: So., 04.11.2018, 20:04 Körpertherapie gibt es in der Regel auch kostenfrei in Kliniken, aber da willst du ja nicht hin...
Woher willst du das wissen? So schlecht wie es mir momentan geht, wünschte ich, ich könnte stationär gehen... Aber dann muss ich danach zu meiner Mutter zurück, und ich werde wieder schneiden und die Blutwerte werden wieder schlechter... So wie bisher jedes mal.

Und in sechs Wochen Aufenthalt wird es nicht zu schaffen sein dass ich in eine eigene Wohnung ziehen kann.

spirit-cologne hat geschrieben: So., 04.11.2018, 20:04 Natürlich, da sie ja so unbeteiligt ist, könnte sie sich ja sonst zu Tode langweilen....

Unbeteiligt oder mit den Gedanken beim Freund, beim Abendessen, beim nächsten Urlaub... Wer weiß.

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Philosophia
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Beitrag So., 04.11.2018, 20:31

Liebe Seerose, es ist ja verständlich, dass du nach dem erlittenen Mangel vieles jetzt haben möchtest - aber es ist jetzt dennoch deine Aufgabe, nicht nur passiv dazusitzen und empfangen zu wollen - das funktioniert einfach nicht, da du eben ganz real eine körperlich erwachsene Frau bist. Körperkontakt ist in der Psychotherapie nicht vorgesehen, auch nicht in der Traumatherapie - aus gutem Grund. Jemand der querschnittgelähmt ist, hat ebenfalls die Aufgabe, sich sein Leben mit diesen Gegebenheiten zu gestalten. Du hast die Wahl, wie du jetzt mit dir umgehst und auch mit anderen.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

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Seerose47
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Beitrag So., 04.11.2018, 23:22

candle. hat geschrieben: Fr., 02.11.2018, 17:40 Fürsorge gibt es dort auch, aber eben anders, so, dass du für dich selber sorgen kannst auf lange Sicht gesehen.
Vielleicht muss man Fürsorge erstmal von außen bekommen, bevor man für sich sorgen kann.
candle. hat geschrieben: Fr., 02.11.2018, 17:40 Wo hast du das denn bloß her?
Ne Menge gelesen , vielen Menschen zugehört...
candle. hat geschrieben: Fr., 02.11.2018, 17:40 Ran an das Ziel! Dazu gibt es sicher viel zu lesen
Wenn es nur lesen wäre... Mir wird jetzt gerade bewusst wie hart ich würde arbeiten müssen wenn ich auch nur ansatzweise vernünftig leben will...


candle. hat geschrieben: Fr., 02.11.2018, 17:40 Was hindert dich denn konkret Dinge zu tun, die nun mal notwendig sind?
Angst, Schmerz... Realität...

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spirit-cologne
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Beitrag So., 04.11.2018, 23:33

Seerose47 hat geschrieben: So., 04.11.2018, 23:22 Ne Menge gelesen , vielen Menschen zugehört...
Fragt sich nur was du gelesen und wem du zugehört hast...ich will ja nicht sagen, dass es nicht vielleicht einzelne Menschen gibt, die solche Erfahrungen gemacht haben (wie überall, wo Menschen am Werk sind, gibt es fast nichts, was es nicht gibt), aber mit der Realität der überwiegenden Mehrheit der Therapeuten und Patienten hat das jedenfalls nicht viel zu tun.
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Philosophia
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Beitrag Mo., 05.11.2018, 06:04

Vielleicht geht es bei dir jetzt erst einmal darum, dass du einmal diesen alten Schmerz und diese alte Angst, die dich jetzt so behindern, und ja auch die Wut und die Traurigkeit, die du offenbar hast, so richtig spürst, aber auch das Hinspüren ist ein aktiver Prozess und nicht etwa ein Warten auf irgendwas von außen. (Was übrigens nicht heißt, dass Unterstützung nicht gut ist - doch sehr sogar, weil das ganz doll schwer sein kann, aber niemand kann dir diese Aufgabe abnehmen, auch wenn das ein Stück unfair ist und auch wieder nicht, weil Leben nicht zwangsläufig Fairness bedeutet).
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candle.
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Beitrag Mo., 05.11.2018, 06:31

Ich denke, dass es ab einem gewissen Zeitpunkt absolut keinen Sinn mehr macht hier auf einen Menschen "einzureden" um ihn zu überzeugen. Das Alter scheint ja auch keine Rolle zu spielen wieviel Kraft oder Energie jemand hat bzw. in der Lage ist einen anderen Blick auf sich, Therapie und das Leben zu bekommen.

Warum tun "wir" das hier?

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Anna-Luisa
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Beitrag Mo., 05.11.2018, 06:32

Seerose, wie würde denn "sinnvoller" Körperkontakt in der Therapie für dich aussehen? Wenn du dich nach Fürsorge sehnst, wäre es vielleicht gut, wenn du in eine betreute Wohngemeinschaft ziehst. Therapien sind nicht dafür da, dem Patienten zu geben was ihm fehlt - sondern zu schauen, wie er sich dies holen kann.

Damit, dass Therapeuten einen Job machen, hast du unbedingt Recht. Das tun sie. Ich glaube, dass könne vielen Menschen erst einmal nur schwer akzeptieren. Das lässt sich auch in Kindertagesstätten beobachten:
Viele Eltern nehmen irrigerweise an, dass die Erzieherinnen ihre Kinder ähnlich innig lieben müssten wie sie selber es tun. Davon zeugen zahlreiche von Vierjährigen selbstgebastelte und bemalte Dinge (die von den Elernen Ostern und Weihnachten verschenkt werden)- die meist wohl in der Tonne versenkt werden.
Aber stell dir vor, Menschen in helfenden Berufen würden die Probleme ihrer Klienten zu ihren eigenen machen. Damit wäre niemanden geholfen und ein Zusammenbruch würde nicht lange auf sich warten lassen.
Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben.
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Seerose47
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Beitrag Mo., 05.11.2018, 20:50

candle. hat geschrieben: Mo., 05.11.2018, 06:31 Warum tun "wir" das hier?
Ich finde, du solltest da bei dir bleiben.
Anna-Luisa hat geschrieben: Mo., 05.11.2018, 06:32 wie würde denn "sinnvoller" Körperkontakt in der Therapie für dich aussehen?
Die Hand halten zum Beispiel. Ich denke ich bräuchte sowas um die Erfahrung zu machen dass Körperkontakt auch schön und gewollt sein kann. Dass er nicht immer gefährlich ist. Nicht immer wehtut.

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candle.
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Beitrag Mo., 05.11.2018, 20:56

Seerose47 hat geschrieben: Mo., 05.11.2018, 20:50 Ich finde, du solltest da bei dir bleiben.
Warum?

Wenn das Hamsterrad weitergeht, wird es irgendwann gebremst.

Und warum immer wieder versuchen unermüdlich von deiner eingefahrenen Meinung abzuhalten?

Du bist vielleicht einfach noch nicht so weit? Und wenn dich die Diagnose sauer macht, wieso gehst du noch zur Therapeutin? Für mich ergibt das gerade keinen Sinn.
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Philosophia
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Beitrag Mo., 05.11.2018, 20:59

Das mit der Hand Halten ist ein verständlicher Wunsch, aber wie gesagt, nicht unbedingt Teil der Therapie. Es las hier schon auch von einigen, die emotionalen Mangel hatten, Körperkontakt bekamen und dann nie mehr loslassen wollten.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

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Anna-Luisa
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Beitrag Mo., 05.11.2018, 21:52

Seerose47 hat geschrieben: Mo., 05.11.2018, 20:50 Die Hand halten zum Beispiel. Ich denke ich bräuchte sowas um die Erfahrung zu machen dass Körperkontakt auch schön und gewollt sein kann. Dass er nicht immer gefährlich ist. Nicht immer wehtut.
Körperkontakt sollte doch stets freiwillig von beiden Seiten sein. Wo sollte man da die Grenze ziehen? Die nächste Patientin würde es vielleicht als heilsam betrachten, mit dem Therapeuten die Erfahrung zu machen, dass Sex auch schön sein kann.

Wenn es dir um Berührungen geht, wäre es vielleicht gut, wenn du dir mal eine leichte Massage gönnen würdest (muss ja keine klassische Ganzkörpermassage sein). Oder auch einen Besuch bei einer Kosmetikerin.
Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben.
(Konfuzius)

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Beitrag Mo., 05.11.2018, 22:35

Und wer weiß, ob es der/die Thera will, also den Körperkontakt.
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kaja
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Beitrag Di., 06.11.2018, 05:32

Ich habe dem Therapeuten sehr massiv, und immer wieder, vorgeworfen das Therapie eine scheinheilige Veranstaltung sei, weil Nähe suggeriert wird wo keine ist. Das man sich im Grunde nur eine Illusion kauft.

Er hat darauf folgendes zu mir gesagt: "Auch eine gekaufte Beziehung, kann eine ehrliche Beziehung sein."

In dem Moment habe ich den Satz nicht wirklich verstanden und ihn lieber weiter pubertär angegiftet, dass ich ihm im Grunde doch scheizzegal sei.

Rückblickend stimmt seine Aussage aber, obwohl die Beziehung gekauft ist, bedeutet es nicht das sie unecht ist. Das er sich im therapeutischen Rahmen um mich sorgt, konnte ich immer mal wieder mitbekommen. Ganz ohne Händchen halten.
After all this time ? Always.

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ExtraordinaryGirl
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Beitrag Di., 06.11.2018, 10:02

Zumal man ja auch etwas, wofür man bezahlt wird, mit echter Leidenschaft ausüben kann ...

Und ich persönlich davon ausgehe, dass man manche Berufe gar nicht packt (weil sie große Schattenseiten haben), wenn man nicht dafür brennt.
"Charakter zeigt sich in der Krise."

(Helmut Schmidt)

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