Probleme mit Gutachter

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.

shesmovedon
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Beitrag Fr., 27.07.2018, 16:01

Das weiß ich nicht, ich beschäftige mich nicht mit derartigen Statistiken, es ist nur meine Erfahrung.

Es gibt natürlich sicher eine große Dunkelziffer. Aber mir scheint da schon eine Tendenz zur Anzeige. Hast du eine Statistik, die unterwegs, das auch aktuelle Opfer von Anzeige absehen.

Und wenn jemand anzeigt, sollte man natürlich erstmal davon ausgehen, dass die Person die Wahrheit sagt, aber wahrscheinlich hast du schon recht und es gibt auch Falschanzeigen. Ich habe so einer mal Gericht beigewohnt, da hat eine Frau eine Vergewaltigung erfunden. Warum sie das tat oder wie sie das begründete, weiß ich nicht mehr. Sie saß auf jeden Fall dann wegen dieser Falschausssge vor Gericht. Leider kommt das vor und ist eine Schande für alle, die wirklich durch dieses Leid gegangen sind.
Wobei ich mir nicht sicher bin, ob jemand mit einer Falschanzeige wirklich durchkommt.

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Eremit
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Beitrag Fr., 27.07.2018, 16:28

Schlendrian hat geschrieben:Hast du eine Statistik, die unterwegs, das auch aktuelle Opfer von Anzeige absehen.
Ich hatte sie (plural) einmal, ist leider alles verloren gegangen.
Schlendrian hat geschrieben:Und wenn jemand anzeigt, sollte man natürlich erstmal davon ausgehen, dass die Person die Wahrheit sagt (…)
Nein, denn das wäre eben Beweislastumkehr, die eh schon zu weit fortgeschritten ist. Forensiker richten den Fokus erstmal auf objektive Beweise, bevor sie Aussagen bewerten. Liegen keine ausreichenden objektiven Beweise vor, muss man mit Indizien arbeiten und nach Diskrepanzen in Aussagen suchen. Können diese nicht ausgeräumt bzw. erklärt werden, ist damit die Sache vor Gericht beendet.
Schlendrian hat geschrieben:Wobei ich mir nicht sicher bin, ob jemand mit einer Falschanzeige wirklich durchkommt.
Solche Menschen kommen genauso damit durch wie echte Sexualstraftäter. Wenn die Beweislast nicht ausreicht, heißt es: Im Zweifel für den Angeklagten. Eine Falschanschuldigung zu beweisen soll angeblich laut Forensikern noch schwerer sein als der Nachweis einer Sexualstraftat, zumindest habe ich das schon öfter gelesen.

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traumakind
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Beitrag Fr., 27.07.2018, 17:26

Also mein Peiniger schweigt zu meinen Vorwürfen.

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Schnuckmuck
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Beitrag Fr., 27.07.2018, 19:11

Meine ganzen mistschweine sind entweder schon verstorben oder sie vegetieren in altersheimen dahin. Die dazu gehörigen Weiber haben hoffentlich ihr Gesamthirn dem likörchen gewidmet, den sie uns Kids immer gegeben haben.

Mögen sie langsam
Unter Höllenqualen abnippeln

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Eremit
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Beitrag Fr., 27.07.2018, 22:37

traumakind hat geschrieben:Also mein Peiniger schweigt zu meinen Vorwürfen.
Zugeben würde er es natürlich nicht, das würde niemand machen. Soviel ich mitgekriegt habe, reden sich solche Menschen ihre Taten oft genug schön bzw. schieben die Schuld auf das Opfer – deswegen sind sie auch nicht therapierbar, nicht umsonst ist die Rückfallquote so enorm hoch (Und das sind auch nur die Fälle, die bekannt werden). Ohne Reue ist keine Wesensänderung möglich.

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traumakind
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Beitrag Fr., 27.07.2018, 22:57

Ist es eigentlich eine Erleichterung bzw. Erlösung, wenn die Täter tot sind?


shesmovedon
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Beitrag Fr., 27.07.2018, 23:04

Das kann man nicht so pauschal beantworten, weil jeder anders zum Täter steht.
Für mich war es in der Hinsicht eine Erleichterung, weil er wieder anfing, als ich schon erwachsen war und das öffentlich. Ich musste mich immer sehr stark dagegen wehren und hatte immer Angst, dass jemand denken könnte, dass es von mir aus geht. Also war es schon erleichternd, als das aufhörte. Aber ich liebe den Täter auch heute noch und sehe ihn wohl ganz anders als du. Für mich war er die Hauptbezugsperson als Kind und hat sehr viel ganz schlimmes über mich gebracht, aber im Gegenzug war er auch total liebevoll zu mir. Er hatte zwei Gesichter und die kriege ich bis heute nicht vereint. Meistens überwiegt bis heute die Liebe, weil das andere auch meistens abgespalten ist. Dass er tot ist, ist trotzdem irgendwie eine Erleichterung, auch wenn ich mich schuldig fühle, dies so zu sagen.


Eremit
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Beitrag Fr., 27.07.2018, 23:14

Meine Erfahrung ist die, dass erst dann Erleichterung eintritt, wenn das Trauma-Echo im eigenen Kopf verklungen ist, was nur möglich ist, wenn das Gehirn lange genug damit beschäftigt war, positive Gedanken und Emotionen zu verarbeiten, also auf das gegenwärtige Gute geeicht wurde (statt auf vergangenes Schlechtes). Damit das funktioniert, ist es nicht notwendig, dass der oder die Menschen, die einem schlimme Dinge angetan haben, bereits tot sind. Eine permanent räumliche und kommunikative Trennung ist aber unabdingbar.

Nie verzeihen, nie vergeben, aber auch nicht nach Rache oder Genugtuung in sonstiger Form streben. All das bindet einen nur an die Vergangenheit, vergegenwärtigt sie – und verleiht damit diesen schlechten Menschen die Kontrolle, die Macht über einen, gibt ihnen somit genau das, was sie wollen.

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traumakind
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Beitrag Sa., 28.07.2018, 04:20

Racheabsichten und tiefste Hassgefühle kenne ich so gut. Und wie ich zu meinem Peiniger stand? Er war selber noch ein Kind als der Missbrauch anfing. Wir waren beinahe fast jeden Tag zusammen unterwegs. Hilft dir denn deine Liebe zu deinem Peiniger für die Verarbeitung Schlendrian?


Flowfalls
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Beitrag So., 29.07.2018, 00:08

Ich glaube nicht, dass der Tod Erleichterung bringt. Die Vergangenheit lebt irgendwie weiter (unverarbeitetes). Wenn man dann wie Schlendrian, beschrieb, eine Bindung hatte, ist man hin u. hergerissen oder besser z e r i s s e n.
Dieser Täter bleibt trotzdem, der Mensch, den ich mal gemocht habe und nach seinem Tod weiterlebt. In meinen Gedanken, in meinem Erleben und Körper(Schmerzen, die einem zugefügt wurden). Schwierig hier empfinde ich, dass der Täter in eine emotionale Notlage gedrängt hat. Vertrauen - Misstrauen, Lieben - Hassen, Selbstvertrauen berauben. Einfach das Weltbild erschüttern. Auch Beziehungsuntauglichkeit (zwischenmenschlich).

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traumakind
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Beitrag So., 29.07.2018, 04:59

Eremit hat geschrieben: Fr., 27.07.2018, 12:11
Schnuckmuck hat geschrieben:Da muss ja weit mehr unklar geblieben sein.
Vielleicht hat sie (unter anderem) auch einen zu positiven Eindruck beim Gutachter hinterlassen. Die Erwartungshaltung ist ja gemeinhin die, dass man als ehemaliges Opfer völlig zerstört zu sein hat, also rein gar nichts auf die Reihe bringt. Insofern wirkt es dann paradox, wenn man als ehemaliges Opfer die Stärke an den Tag legt, juristisch gegen den Täter vorgehen zu wollen, ist untypisch.
Es sollte doch aber bekannt sein, dass Opfer Sexuelle Gewalt nicht nur jahrelang verdrängen, sondern auch abspalten können. Ich glaube, dass auch einzelnen Betroffenen überhaupt erst viele Jahre später bewusst wird, dass sie irgendwann einmal Sexuelle Gewalt erlebt haben. Mein Gutachter meinte ja auch, dass meine Aussagen banal wären. Oder dass ich mich zu sehr mit meiner Sexualität beschäftigt habe. Nur ist es doch nicht untypisch, dass Opfer aus ihren Erfahrungen heraus sexsüchtig werden oder sich gar prostituieren, oder irre ich? Und muss ich als Gutachter nicht auch um die Krankenbilder wissen? Besonders dass diese auch Einfluss auf die Glaubwürdigkeit nehmen können?

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Schnuckmuck
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Beitrag So., 29.07.2018, 07:32

Ich stelle mir viele Fragen gar nicht.. Wenn ich über meine Vergangenheit richtig nachdenken würde, würde ich schnell in der Psychiatrie landen. Ich konzentriere mich in der Therapie darauf, mein jetziges Leben besser zu machen. Mich für mich einzusetzen, fühlen zu können, zu sehen, was ich leiste, mich mit mir zu arrangieren, Essstörung zu überwinden, Verhaltensmuster zu überdenken,... Das sind Punkte die betreffen das hier und jetzt, da lohnt es sich für mich und meine Zukunft.

Was bringt mir diese Rückschau wirklich. Nur Höllenqualen und Verachtung mir selbst gegenüber.
Was mit meine Tätern ist, spielt keine wesentliche Rolle. Mein Leben bietet genug Herausforderungen, so dass mir eh wenig Ruhe bleibt. Wenn meine Familie aber nicht im Hause ist, dann stehe ich in der Vorhölle. Aber auch daran hab ich mich gewöhnt.

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traumakind
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Beitrag So., 29.07.2018, 07:53

Ich glaube aber, auf Dauer kann man vor seiner eigenen Vergangenheit nicht davon laufen. Nenne ich es einmal so. Diese möchte gehört und verarbeitet werden. Ablenkung, Sucht etc. können die Geschehnisse nicht immer dauerhaft fernhalten.

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daisy14
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Beitrag So., 29.07.2018, 11:39

Nunja mir ist auch mal Missbrauch passiert. Es stimmt man spaltet Teile davon ab. Der Körper hat sich bei mir einfach andere Signale gesucht und ich wurde Psychisch Krank davon. In der Therapie muss man das Geschehene dann ansprechen. Bei mir ist es aber so ich spreche nur soviel ich will. Am meisten arbeite ich daran im hier und jetzt zu leben. was durch Flashback nicht immer gelingt. bist du schon in Therapie jetzt? Wie währe es mit dem Opferschutz des weißen Ring? Hast du noch Kontakt zu deinen verursacher?
lg Daisy :-D

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traumakind
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Beitrag So., 29.07.2018, 12:07

Bei mir ist es eine komplexe Angelegenheit. Besonders als Kind habe ich Missbrauch jahrelang erfahren müssen. Und ja, ich bin in Therapie. Aber mit dem Weißen Ring habe ich keinen Kontakt mehr. Was soll mir der Kontakt bringen? Ich sehe ab und an die Eltern von ihm. Aber reden möchte ich vorsichtig. Ich habe nämlich Angst vor einer Retraumatisierung.

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