Ich kann den Frust deiner Therapeutin langsam gut verstehen. Hier haben eine Menge Leute dir eine Menge Angebote gemacht, ihre Erfahrungen mit dir geteilt, dir deutlich ihre Sicht der Dinge geschildert (die von deiner an manchen Stellen abweicht). Aber es scheint alles an dir abzuprallen. Oder du nimmst nur die winzigen Brocken auf, die du gefahrlos umbiegen und in deine Sicht der Dinge integrieren kannst. Das ist jetzt weniger verletzte Eitelkeit auf meiner Seite sondern schlichtweg Frust, dass ein Austausch auf einer gemeinsamen Ebene gar nicht möglich scheint. Und da will man dann wirklich zum Holzhammer greifen, ganz ehrlich.
Hier reden etliche User davon, dass eine Krankschreibung eine Option ist, die du wirklich in Betracht ziehen solltest. Vor allem angesichts der Tatsache, dass du überlegst, dir vor Verzweiflung das Leben zu nehmen. Du redest aber von "Auszeit". Da willst du wohl etwas nicht wahrhaben, scheint mir? Das was du mit dir rumschleppst, hat Krankheitswert, das wird kein anregendes Sabbatical/Auszeit sondern Schwerstarbeit, solltest du wirklich diesen Schritt gehen und dich im Rahmen eines Klinkaufenthaltes oä intensiver mit dir selbst und deinen Mustern auseinander setzen.
Das mit der Abhängigkeit, ich verstehe das inzwischen so, dass du irgendwie deine Therapeutin dazu "benutzt" hast, über die Kriseninterventionen, um wieder genügend Stabilität zu haben, damit du mit deiner Droge Job/Arbeit ungebremst weitermachen kannst. Und weil du sie brauchst, um an deine Droge zu kommen, ist da auch eine Abhängigkeit. Im Grunde wird sie in Eurer aktuellen Konstellation zum aufrechterhaltenden Faktor, der dein "krankes" System weiter am Laufen hält. Das will sie anscheinend nicht länger mitmachen und mittragen.
Hast du dich denn im Laufe der Therapie auch mal mit ihrer Hilfe den darunter liegenden Themen zugewendet, die zum Vorschein kommen, wenn man das ganze Jobdrama mal außen vorlässt, sowas wie das hier:
Habt ihr über dieses oder ähnliche Themen gesprochen? Ist dir klar, warum du es allen Recht machen willst, oder sogar 'musst'? Und es ist nicht nur 'manchmal' aussichtslos, es ist schlichtweg unmöglich, es allen immer Recht zu machen! Was sind deine Ängste oder Befürchtungen, wenn du es mal nicht allen Recht machst oder auch einfach nicht machen kannst? Wie gehst du dann damit um? Was passiert dann in dir?
Da fängt es an, wirklich spannend zu werden. Und das ist dann auch das, wo Veränderung anfängt.
Ich weiß nicht, ob sie versucht hat, dich auf auch mal auf solche Zusammenhänge und Fragen aufmerksam zu machen. Vielleicht wird sie von dir genausowenig "gehört" oder du hörst nur das raus, was für dich passend ist, wie du es auch hier zu machen scheint.
Ich denke, wenn du mit ihr weitermachen willst, wirst du ihr verdeutlichen müssen, dass du mittlerweile *wirklich* kapiert hast, worum es geht. Nicht nur intellektuell sondern auf einer ganz anderen Ebene. Da wo es um deine Muster und Strukturen geht. Da, wo es anfängt unangehm zu werden und man eigentlich gar nicht wirklich hinschauen möchte. Wo es nicht nur um die Chefs und die anderen geht sondern um das, was du zu den Situationen beiträgst und wie du sie aufrecht erhältst. Um deine "Spielchen" im Sinne von: wenn ich alles "richtig" mache und brav bin, muss mein Gegenüber auch alles "richtig" (also für mich und in meinem Sinne) machen.... usw.
Ich meine auch nicht, dass "Fordern" dich da weiter bringen wird. Auch nicht unterwürfiges Bitten. Sondern ein Gespräch auf Augenhöhe, in dem du ihr vermittelst: "Ich habe verstanden".
Alles Gute.