'Komfortzone' Opferrolle?

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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Silberstreif
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Beitrag Sa., 21.04.2018, 21:50

Liebe Saffiatou, liebe Mio, liebe Jenny Doe,
danke für Eure Antworten, die ich gut nachvollziehen kann.

Meine Frage ist insofern auch noch ein bisschen persönlicher und schwieriger, als ich eben auch Kriterien suche, wie ich erkennen kann, wenn ich selbst so ein "ausnutzendes Opferverhalten" an den Tag lege ...

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stern
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Beitrag Sa., 21.04.2018, 22:20

Ich sehe es bei anderen nicht als Schwäche, erlaube es mir aber nicht und würde es mir sehr wohl als Schwäche anrechnen.
Es macht mich bei anderen traurig, betroffen und ich fühle mit ihnen einen Schmerz den ich nicht aushalten kann - mir selbst erlaube ich es nicht zu trauern, betroffen zu sein und Mitgefühl mit mir selbst zu haben.
Derjenige, der andere manipuliert (ich denke, um Manipulation geht es in dem Thread eigentlich und weniger um Opfer. Beides ist jedenfalls nicht deckungsgleich), bekommt bzw. kann das auch nicht unbedingt. Und derjenige, der als Schwäche abwehrt, was er sich nicht zubilligen kann (der "Macher"), ist evtl. ebenfalls bedürftig. Der Macher läuft in Gefahr, dass er das, was er bei sich nicht ertragen kann, im anderen bekämpft. Und der Manipulateur sucht evtl. im anderen, was er bei sich nicht findet. Letzteres kann man auch als (naheliegenden) Lösungsversuch verstehen. Schwer zu sagen, wann Manipulation anfängt: Vielleicht wenn aktiv Druck ausgeübt wird. Damit meine ich nicht die bloße Existenz von Not oder Bedürftigkeit.
Liebe Grüße
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Widow
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Beitrag So., 22.04.2018, 00:10

Kokette Krokette hat geschrieben: Nach der Trauer hat man den Zustand, dass jemand oder etwas nicht mehr ist, als eine Tatsache in sich integriert und macht nicht bei jedem Gedanken daran die gesamte Verlustorgie erneut durch.
Hat man das und macht man das so? -
Aha.

Ich nich.
(Um genau zu sein: Im Falle meines Lebensmenschen hab' ich nicht und mache ich nicht, was "man" so hat & macht. Im Falle meiner anderen Toten aber hab' ich und machte ich genau das, was man so macht).

Weißt Du, Krokette, was Du mir hier mitteilst? Du teilst mir mit: Du hälst Dich für das Maß der Dinge.
Mir tut das wirklich leid für Dich. Denn das heißt ja nichts anderes, als dass Du Dich irrsinnig unter Druck setzt. ~ Denn: Halleluja, wer sich für das Maß der Dinge hält, für den Normalfall, der/die hat ja irrsinnigen Stress!
Ich mag mir das gar nicht vorstellen - was für ein Stress das ist: "Man" zu sein!

Und deshalb wünsche ich Dir jetzt "guten Weg"! Unserer wird sich nicht mehr kreuzen.
Widow

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stern
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Beitrag So., 22.04.2018, 08:31

Wie solche Menschen je in der harten Arbeitswelt bestehen sollen, ist fraglich. Aber auch dafür gibt es ja schon die richtige Politik, wie etwa Quoten oder Mama Staat, zu der man laufen kann. Dann versagt man nicht einfach bei der Wahl zum Geschäftsführer, sondern ist Opfer, weil man es nicht geworden ist. Und jeder tätschelt einem die Schulter, statt zu sagen: strengst dich eben mehr an. Schlimmer: jene, die dann sagen, hättest dich eben mehr angestrengt, werden als Rücksichtslos, ja als Täter angefeindet. Ist doch ganz kuschelig, zu verlieren, wenn man dann Zuspruch bekommt und sich nicht, wie der Tätersiegerkandidat den ar*** aufreißen muss.
Ach, was heißt rücksichtslos... vielleicht wird hier vielmehr die eigene Härte auf andere angewandt? (Streng' dich mehr an anstelle Mitgefühl also - was vielleicht sogar noch viel besser zur heutigen sog. Leistungsgesellschaft passt als Opfer zu sein bzw. zu einer narzisstischen Gesellschaft, wie man man manchmal sagt). Und so eine Sichtweise berücksichtigt auch nicht, dass in einem großen Pool von Bewerbungen die Leistungsniveaus der Bewerber recht ähnlich sein können, so dass es andere Faktoren sein können, die letztlich den Ausschlag geben... bzw. dass man nicht alles steuern kann, selbst wenn man sich den Arsch aufreißt. Je höher die Postion, desto wichtiger kann zB die Persönlichkeit werden... so dass evtl. derjenige, der persönlich geeigneter erscheint, den fachlich fitteren vorgezogen wird. Höre ich jedenfalls nicht zum ersten Mal, sogar ein Vorstand äußerte sich Mal dahingehend. Na ja, die müssen dann ja auch unmittelbarer mit dieser Person zusammenarbeiten. :lol: Nun, in manchen Berufen scheint es immer noch so zu sein, dass es nur auf "Noten" (Leistung) ankommt... aber rückt man davon (bei Auswahlverfahren) nicht zunehmend ab? Jedenfalls kann es auch eine Ressource sein, Mitgefühl für sich zu haben bzw. sich bedauern und bedauern lassen zu können. Eine Opferrolle ist das zudem noch lange nicht. Der, der glaubt über eigene Anstrengung alles mögliche in der Hand zu haben, wird vielleicht frühzeitiger Opfer eines burnouts. Die letze Aussage ist wohl eher zynisch gemeint? Seit wann ist es denn kuschelig, eine Stelle nicht zu erhalten? Zuspruch zu erhalten bzw. Aufmerksamkeit ist auch kein Gegensatz zu "sich den Arsch aufreißen", sondern wie gesagt: Das kann auch eine Ressource sein, die sich der "Macher" (Gestalter) evtl. gar nicht leisten kann... und sie daher bekämpft oder abwertet.
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Waldschratin
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Beitrag So., 22.04.2018, 13:01

Silberstreif hat geschrieben:Meine Frage ist insofern auch noch ein bisschen persönlicher und schwieriger, als ich eben auch Kriterien suche, wie ich erkennen kann, wenn ich selbst so ein "ausnutzendes Opferverhalten" an den Tag lege ...
Am besten durch Selbstreflektion, also "unbedingter Ehrlichkeit zu sich selbst". Und das kriegt man nur hin mit nem stabilen Selbstbewusstsein, einer ausgeglichenen Sicht auf die eigene Wichtigkeit (Stichwort Narzissmus) und ner (am besten grundsätzlichen) gütigen Haltung sich selbst gegenüber.

Ich selbst ziehe den Unterschied zwischen "Opfer sein" und "Opferrolle ausnutzen" darin, wie sehr man es (noch) nötig hat, durch Betonung und Fokussierung dessen, wo man tatsächlich Opfer von etwas oder jemandem geworden ist, mit den eigenen Reaktionen auf diesen Umstand fertig zu werden. Sprich : Mit dem Erlebnis von Hilflosigkeit, Ausgeliefertsein, Ohnmacht, Beschämung, Panik etc.
Und das alles ja in ner überwältigenden Form, denn sonst wäre man ja nicht "Opfer" geworden, sondern hätte schlichtweg "erlebt".

Das Überwältigende daran zeigt ja schon, dass man dann erstmal "Stabilisierung durch das Außen" braucht.
Dazu gehört mMn erstmal, dass man tatsächlich (an)erkennt, ja wirklich zum Opfer geworden zu sein. Also Kontrolle verloren zu haben letztendlich.

Dass das dann zuerst versucht wird zu kompensieren, indem man das signalisiert : Ich brauch jetzt euren Schutz, eure Nachsicht/"Schonung", eure tatkräftige Hilfe etc.- seh ich als die "natürliche" Reaktion drauf. Dafür "haben" wir uns ja gegenseitig und brauchen einander ja auch.

Nur wenn sich das über die Zeit verselbstständigt, also das Opfer sich nicht dranmacht, wieder eigene Bewältigung und Stabilität zu entwickeln, dann wird das wohl umso eher zu ner Belastung fürs Umfeld, das sich dann natürlich - je nach eigener Belastbarkeit - mehr und mehr abgrenzen wird.

Was ich wiederum auch als ne sehr "natürliche" Reaktion sehe.

Das alles ist halt auch "prozesshaft", also gibt's auch keine eindeutig "messbaren" Kriterien, was wo wie bei wem "normal" ist und was nicht. Schon deshalb, weil da ja mindestens zwei dran beteiligt sind : Ein Opfer ist ja nie "für sich alleine" Opfer, und ein "Opfer Versorgender" ist auch nie "alleine" unterwegs.

Man kann sich auch nur dann "ausgenutzt" fühlen, wenn man über seine eigene Bereitschaft zu geben geht. Und diese Bereitschaft, das ist ja was selbst Verantwortetes. Was halt auch wieder (Selbst)Reflektion braucht und wo man auch "danebenliegen" kann etc.

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saffiatou
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Beitrag So., 22.04.2018, 13:08

was mich bei der ganzen Debatte irritiert, daß da ANDERE über jemanden urteilen, beurteilen, ob er sich als Opfer verhält oder eben nicht, das ist abwertend. Wieso nehmen sich andere das Recht heraus, zu entscheiden, wie sich jemand richtig zu verhalten hat (so lange diese Person niemanden Schaden zufügt). Außerdem darf nicht vergessen werden, diese Person (wie auch ich) sind Opfer, und zwar jahrelang.
stern hat geschrieben: So., 22.04.2018, 08:31 Wie solche Menschen je in der harten Arbeitswelt bestehen sollen, ist fraglich.
Ich habe in der Arbeitswelt bestanden - viel zu gut, war sehr erfolgreich und wurde wieder zum Opfer....

Viel schlimmer als sich als Opfer zu verhalten, ist wenn andere jemanden sagen, daß diese Person sich wie alle anderen verhalten soll, dann ist alles gut??!! Es sind doch alles Klischees.

Ich kenne niemanden, der sich in dieser Rolle suhlt! Alle die ich bisher kennengelernt habe, kämpfen erst mal mit sich selbst um irgendwie klarzukommen. Bei manchen geht es schneller und manchmal eben nicht, aber diese verharren doch nicht in der Rolle eines Opfers, sie sind Opfer!
Saffia
never know better than the natives. Kofi Annan


Waldschratin
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Beitrag So., 22.04.2018, 13:20

saffiatou hat geschrieben:Viel schlimmer als sich als Opfer zu verhalten, ist wenn andere jemanden sagen, daß diese Person sich wie alle anderen verhalten soll, dann ist alles gut??!! Es sind doch alles Klischees.
Ich glaub, du verwechselst da grade Äpfel mit Birnen...

So wie ich die TE verstehe, geht es ihr darum, aus welchen Gründen jemand sein Opfer-Sein ausnutzt auf Kosten des Umfeldes. Also aus Sicht des Umfeldes betrachtet : Was ist "gut", dann dem Opfer zukommen zu lassen, was ist "zu viel", was hält das Opfer eher in seiner Hilflosigkeit, was ist für einen selbst als "Helfer" gut oder zu viel und wie geht man als "Helfer" mit dem um, was das Opfer-Sein des Anderen in einem auslöst?

Mal verglichen mit nem Alkoholiker : Der ist Alkoholiker, egal, wie sehr er sich dann "gehen lässt" oder dagegen kämpft etc.
Erstmal ist das nur die Bezeichnung eines Zustandes.

Dann ist der Ausdruck "Alkoholiker" aber mit allerhand Abwertungen behaftet mittlerweile.
Was aber noch lange nix aussagt über den einzelnen Betroffenen, wie der mit seiner Sucht umgeht.

Wiederum gibt es aber auch die Alkoholiker, die ihre Sucht wie ein "Schutzschild" vor sich hertragen, um zu verhindern, dass sie mal selber Verantwortung übernehmen müssen für sich.

All das IST erstmal einfach so.

Jetzt kann man "neutral" auf all das reagieren - oder eben aus der eigenen Verletztheit und den eigenen Erfahrungswerten raus "angetriggert". Und das ergeht wohl den meisten Menschen so. Kaum jemand kann immer auf alles "neutral" reagieren.

Und da gilt es dann, die Äpfel von den Birnen zu unterscheiden.

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blade
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Beitrag So., 22.04.2018, 13:32

ich persönlich sehe da schon auch eine Tendenz zur Abwertung.

wieso "suhlt" sich ein Opfer in seiner Rolle ? (wie ein Schwein, es gibt kaum eine andere Analogie, na GUT Elefanten und Pferde suhlen sich auch manchmal, aber jeder denkt doch bei dem Wort sofort an Schweine)
Suhlt sich eine Mutter auch in ihrer Mutterrolle? Eine Schauspieler in seiner Theaterrolle? .... nein nur Opfer.

Kann echtes Opfer sein eine Rolle sein? Ich finde nein. Zum Opfer wird man gemacht, das sucht man sich nicht aus. Es geschieht mit einem eigentlich IMMER entgegen dem eigenen Wollen.

Sicher gibt es Leute, die spielen diese Rolle (sekundärer "Krankheits"gewinn,....Manipulieren...Aufmerksamkeit heischen...sich Mühen ersparen ....usw)
aber diese Leute, noch dazu unscharf und verwischbar, thematisch neben echte Opfer stellen zu wollen finde ich falsch.
Einen Kniff des Systems gleich um echte Opfer, welche vielleicht auf die Idee kommen könnten ihre Rechte einzufordern, jederzeit diskreditieren zu können.
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stern
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Beitrag So., 22.04.2018, 13:57

Das Zitat mit der Arbeitswelt war von Krokette, nicht von mir. ;)

Jemanden um Hilfe bitten, weil man etwas nicht kann, sehe ich weder als Opferstatus noch als Manipulation an. Kann man doch ablehnen... ist also nicht so, dass man dem quasi ausgeliefert ist. Anders wenn aktiv Druck ausgeübt wird... zB Selbstmorddrohung.

Wenn der Gestalter erwartet, dass sich das Opfer ändert (zB weil es eigene Schwächen spiegelt oder weil man so als Retter Selbstbestätigung erfahren kann, etc.) ist das genauso wenig Verantwortungsübernahme, sondern Abarbeiten im Außen, weil das nicht anderweitig reguliert werden kann.
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Waldschratin
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Beitrag So., 22.04.2018, 14:01

Ich wiederhole mich mal:
Waldschratin hat geschrieben:Jetzt kann man "neutral" auf all das reagieren - oder eben aus der eigenen Verletztheit und den eigenen Erfahrungswerten raus "angetriggert". Und das ergeht wohl den meisten Menschen so. Kaum jemand kann immer auf alles "neutral" reagieren.

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Joa
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Beitrag So., 22.04.2018, 14:03

Sich "in der Opferrolle zu suhlen", sekundärer Krankheitsgewinn, das Haschen
nach Aufmerksamkeit... Das sind doch letztendlich auch nichts Anderes als Symptome für etwas, das nicht passt im Leben derjenigen Person. Einen anklagenden Fingerzeig finde ich daher nicht nachvollziehbar. So oder so steckt Leid dahinter.

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Sehr
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Beitrag So., 22.04.2018, 14:58

Und suhlen wurde genannt, weil Leute die sich in einer Opferrolle befinden, darin suhlen und Gründe finden um nicht (mehr) aufzustehen.
Dabei gäbe es auch genug Gründe um aufzustehen, jedoch wirkt es wahrscheinlich aussichtslos. Wenn alles also madig geredet wird, im voraus, Vorhinein und nicht aufgestanden werden will - oder kann. Außerdem ist es auch wichtig, weshalb das grad so ist, wie es ist. Also das Thema welches einen zu einem Opfer mutieren lässt. Ist man Opfer, macht man sich zu einem?
[wegzudenken, mehr nicht]

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stern
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Beitrag So., 22.04.2018, 15:17

Aber warum gibt es Menschen die, durch ihre Situation, grundsätzlich so vieles im Leben ausgrenzen-nach dem Motto: "Nein, das kann ich nicht-weil ich bin ja ein Opfer ".
Ich sehe es auch so, dass es schwierig ist, einem anderen Menschen nahe zu bringen, was er fühlen bzw. tun sollte. Wie gesagt: Auch Nicht-Veränderung bzw. Akzeptanz kann eine Option sein. Also zB dass man nach einem schweren Autounfall nicht mehr Auto fährt und sich stattdessen immer ein Taxi oder einen Fahrer organisiert (anstelle Bearbeitung der Ängste)... oder man vermeidet Trigger, evtl. zum Preis, dass der Aktionsradius kleiner wird. Wenn man essentielle Dinge nicht mehr tun kann (zB notwendige Arztbehandlungen), ist der Preis hoch... aber zB Konzertbesuche oder Flüge oder was weiß ich, sind zumindest meist nicht lebensnotwendig. Und so kann man abwägen, wie viel das bedeutet und ggf. auf manches verzichten... sei es weil man Opfer war oder aus sonstigen Gründen. Andere grenzen vielleicht auch vieles aus, weil sie schlicht keinen Bock auf Konzerte und anderes haben. ;) Oder man nimmt es in Kauf, dass es passieren kann, getriggert zu werden. Wenn der Gestalter sich davon beeinträchtigt fühlt, kann er Verantwortung für sich übernehmen... anstelle zB subtiler Abwertungen. Vollständige Autarkie (emotional und sonstwie) halte ich für eine Illusion... und Gefühlsneutralität gibt es spätestens im Grab.
Liebe Grüße
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Malao00o
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Beitrag So., 22.04.2018, 17:11

Ich möchte da nochmal einhaken. ..

Mir ging es nicht darum, dass ich mich ausgenutzt oder manipuliert fühle oder generell mit dem "Opfer sein" ein Problem habe, denn wie bereits erwähnt, bin ich selbst Opfer. Ich bin auch nicht gekränkt, wenn jemand meine Hilfe oder Veränderung nicht will. Mir geht es in erster Linie nicht ums helfen-ich wollte einfach nur verstehen was alles dahinter stecken könnte, aber dazu gab es schon zahlreichen Input und meine Gedanken dazu...

Ich finde es auch wichtig sich Hilfe zu holen und sehe es nicht als Indiz dafür kein Opfer mehr zu sein, wenn man diese nicht mehr braucht-jeder braucht mal Hilfe. Wenn man nicht mehr laufen kann und einen Rollstuhl benötigt, sagt ja auch keiner "jetzt wird es aber wieder Zeit aufzustehen" - geht halt nicht mehr.

Auch das Beispiel mit dem Unfall, nachdem man sich nicht mehr selbst fahren traut und lieber ein Taxi nimmt, finde ich gut. Selbst wenn man das Haus gar nicht mehr verlässt, weil man so Angst hat wieder einen Unfall zu haben, sehe ich hier kein Suhlen-höchsten viel Leid.

Natürlich sind Menschen keine Tiere, die tatsächlichen Lustgewinn erzielen, wenn sie sich im Dreck suhlen. Zumindest nicht auf Dauer oder ohne sich dazwischen mal zu duschen.

Woran ich allerdings nach wie vor zu nagen habe und was letzten Endes des Pudels Kern für mich zu sein scheint und in Zukunft nur durch Distanz für mich zu handeln sein wird, ist wenn sich jemand für sein Trauma regelmäßig bei den Verursachern eine Auffrischung holt.
Da drängt sich bei mir einfach der Gedanke auf, dass mancher es irgendwie braucht das Trauma immer wieder zu wiederholen. Vorallem wenn man sich dann selbst ganz beharrlich als ewiges Opfer bezeichnet und versucht, wo man kann damit anzudocken, um Zugeständnisse und Bedauern abzustauben...
Und ich glaube so ziemlich jeder kennt Leute, die nichts ändern wollen, es aber auch nicht akzeptieren, sondern einfach nur raunzen wollen-man nennt sie Energievampire.
Da gibt es dann aber auch die Gutmenschen, die empört sind, weil so darf man nicht über traumatisierte Menschen sprechen und drängen diese, meiner Meinung nach, erst in die Opferrolle.

Mir ist auch klar, dass da viele Faktoren eine Rolle spielen, warum es manchen nicht möglich ist sich von Tätern zu lösen-das alleine sehe ich ebenfalls nicht als Schwäche/Komfortzone/verharren in der Opferrolle.
Bei manchen ist es ein lebenslanger Prozess sich loszulösen, andere vergeben den Tätern und versöhnen sich vielleicht sogar, andere akzeptieren, dass sie nie von anderen als Opfer anerkannt werden und die Mitwisser und Wegschauer die Taten ewig leugnen werden.

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stern
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Beitrag So., 22.04.2018, 19:08

Malao00o hat geschrieben: So., 22.04.2018, 17:11
Woran ich allerdings nach wie vor zu nagen habe und was letzten Endes des Pudels Kern für mich zu sein scheint und in Zukunft nur durch Distanz für mich zu handeln sein wird, ist wenn sich jemand für sein Trauma regelmäßig bei den Verursachern eine Auffrischung holt.
Da drängt sich bei mir einfach der Gedanke auf, dass mancher es irgendwie braucht das Trauma immer wieder zu wiederholen. Vorallem wenn man sich dann selbst ganz beharrlich als ewiges Opfer bezeichnet und versucht, wo man kann damit anzudocken, um Zugeständnisse und Bedauern abzustauben...
Und ich glaube so ziemlich jeder kennt Leute, die nichts ändern wollen, es aber auch nicht akzeptieren, sondern einfach nur raunzen wollen-man nennt sie Energievampire.
Nun, das ist tatsächlich oft Teil der Störung und wird z.B. Wiederholungszwang genannt, der jedoch eher als Bewältigungsversuch interpretiert wird. Gibt noch andere Erklärungen, aber das klingt (wie Gutmensch, vgl. die pejorative Bedeutung) tatsächlich wieder so geringschätzig a la die wollen es doch gar nicht anders, um sich ein paar Streicheleinheiten abzuholen. Es steht jedem frei, ob er das bedauerlich findet... und wie man darauf reagiert. Es ist keine Zwangsläufigkeit, die eigenen Grenzen zu überschreiten. Aber man kann nicht einfach davon ausgehen, dass das in ausbeuterischer Absicht geschieht... sondern das wäre zB in einer Therapie näher zu ergründen. Hierfür gibt es tatsächlich verschiedene Faktoren, die eine Rolle spielen können.

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