Nähegefühl lässt mich verzweifeln

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Gedankentanz
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Beitrag Mo., 19.02.2018, 20:59

Marilen hat geschrieben: Mo., 19.02.2018, 20:29 stark regressiven Patienten würde ich die Couch nicht empfehlen,
die paddeln sonst davon.

Ich selbst saß,
hat mich begrenzt.
Was genau ist ein regressiver Patient? Sprich was genau ist Regression?
Wenn sich meine tanzenden Gedanken zanken, gerate ich schon mal ins wanken, finde ich dann keinen Halt, lande ich unsanft auf die Planken ::?

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Solage
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Beitrag Mo., 19.02.2018, 21:01

Bei mir ist es so, dass das Liegen ein Trauma wiederbeleben würde.
Sehr persönlich ist das.
Da passen wir beide auf.

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Solage
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Beitrag Mo., 19.02.2018, 21:16

Gedankentanz,

na halt Patienten, die regressiv abnibbeln.
Dazu gibt es verschiedene Erklärungstheorien.
Völlig wurscht diese Theorien und Erklärungsmodelle, die auch nicht erklärt werden müssen.
Was tut mir gut? Was brauche ich? Was bringt mich für mich weiter?


mio
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Beitrag Mo., 19.02.2018, 21:38

Das hat nicht unbedingt nur was mit zu intensiver Regression zu tun sondern kann auch einfach retraumatisieren weil die Situation ja genauso "verlassen" ist wie man in einer traumatischen Situation "verlassen" ist. Es kann also auch einfach zu einem unguten Kontrollverlust führen oder dazu dass der Patient einfach nur dissoziiert und in dem Zustand geht dann keine Therapie.

Wenn das Liegen Panik bereitet macht es denke ich überhaupt keinen Sinn. Und es gibt auch Patienten die in der Lage sind auch ohne "Liegen" in Kontakt mit dem zu sein/kommen was aufsteigt. Immer an und mit der Abwehr gehen. Nie gewaltsam drüber hinaus.

Ich wurde schon panisch wenn meine Thera nur hinter mir war oder ich mich in meinem Sessel anlehnen sollte. Ging gar nicht, ich hab sofort angefangen wie eine Wilde zu fuchteln und zu zappeln und zu weinen. Ich musste sie ansehen wenn sie gesprochen hat und auch wenn ich gesprochen habe und auf der vorderen Sesselkante sitzen. Sie fand das auch "auffällig" hat es aber akzeptiert dass ich das so brauche. Ich hätte es eh nicht "ändern" können denn dazu hätte ich mich verbiegen müssen und dann wäre ich nicht mehr in der Lage gewesen mich wirklich auf mich und den Moment zu konzentrieren sondern wäre nur noch darauf konzentriert gewesen was ich quasi "tun soll".

Bei mir ging dieses "sie sehen müssen" sogar so weit, dass ich Imaginationsübungen nur mit offenen Augen gemacht habe. Das fand sie auch irritierend dass ich das konnte aber ich kann es halt. Und ich konnte es nur so. Was soll ich machen?

Ich glaube noch nicht mal dass ich sie immer tatsächlich "gesehen" habe (also wirklich gesehen), aber die Augen mussten offen sein und in ihre Richtung schauen. Das hat denke ich schon auch eine Schutzfunktion für mich gehabt und so war mein "Frühwarnsystem" eben immer "parat" für den Fall dass sie sich doch noch in ein Monster verwandeln sollte.... :lol: :lol: :lol:

Die einzigen Situationen wo ich sie nicht angesehen habe waren so "in mich geh" Situationen. Da hab ich dann regelmässig rechts an ihr vorbeigesehen und eigentlich mehr "nach Innen" geschaut und gehorcht, aber immer mit offenen Augen.

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wandermaus123
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Beitrag Mo., 19.02.2018, 21:48

Interessant was du schreibst
Ich konnte früher auch nicht aushalten, wenn die Therap. hinter mir saß. Jetzt aber macht es mir nix mehr aus.Ich genieße es sogar.

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Solage
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Beitrag Mo., 19.02.2018, 22:01

Regression im Sinne der Rückkehr in ein kindliches Erleben/Verhalten kann eben traumatisches Material berühren.
Ich brauche den persönlichen, direkten (Blick-)Kontakt.
Mag sein, dass ich die Kontrolle (noch) nicht abgeben kann/will?
Hat vielleicht was mit fehlendem Vertrauen, Hingabe zu tun.
Das mit dem sich verwandelten Monster finde ich nicht Zum Lachen!


mio
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Beitrag Mo., 19.02.2018, 22:10

@Wandermaus:

Bei mir wurde das auch mit der Zeit besser. Aber hinter mir ginge glaube ich nur in "angenehm" wenn sie mich anfassen würde dabei. Irgendwie brauche ich diesen "direkten" Kontakt, sonst dreh ich innerlich ab.

Der Witz ist dass ich das im realen Leben Null habe. Weder hock ich da auf Sesselkanten noch werd ich irre wenn ich mich wo entspannt anlehne noch macht es mich verrückt wenn jemand hinter mir ist oder so. Das hab ich nur in der Therapie.


mio
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Beitrag Mo., 19.02.2018, 22:14

Solage hat geschrieben: Mo., 19.02.2018, 22:01 Das mit dem sich verwandelten Monster finde ich nicht Zum Lachen!
Musst Du auch nicht. Ich finde es zum Lachen weil es einfach echt absurd ist. Trotzdem ist es halt da gewesen.

Ich hab auch gelacht nachdem ich während meines "Anlehnversuchs" anfing wie eine Wilde rumzufuchteln und zu weinen. Und Frau Thera mit mir begleitet von den Worten: Sehen Sie, jetzt können wir schon gemeinsam lachen....

Et is wie et is.

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Solage
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Beitrag Mo., 19.02.2018, 22:22

Ich empfinde da eine große Traurigkeit und auch Angst in Deinen Worten.
Lachen, weinen, Unsicherheit.
Das gemeinsame Lachen entspannt die Situation.


mio
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Beitrag Mo., 19.02.2018, 22:29

Natürlich ist da Angst sonst würde ich ja so nicht reagieren. Nur ist sie eben absurd.

Sie sagt mir was, aber ganz Bluna ist sie nicht in der Situation. So ehrlich bin ich mir gegenüber einfach.

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Gedankentanz
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Beitrag Mo., 19.02.2018, 22:36

mio hat geschrieben: Mo., 19.02.2018, 22:10 @Wandermaus:

Bei mir wurde das auch mit der Zeit besser. Aber hinter mir ginge glaube ich nur in "angenehm" wenn sie mich anfassen würde dabei. Irgendwie brauche ich diesen "direkten" Kontakt, sonst dreh ich innerlich ab.

Der Witz ist dass ich das im realen Leben Null habe. Weder hock ich da auf Sesselkanten noch werd ich irre wenn ich mich wo entspannt anlehne noch macht es mich verrückt wenn jemand hinter mir ist oder so. Das hab ich nur in der Therapie.
Es geht mir genau so.... . Finde das immer wieder krass
Wenn sich meine tanzenden Gedanken zanken, gerate ich schon mal ins wanken, finde ich dann keinen Halt, lande ich unsanft auf die Planken ::?

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Solage
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Beitrag Mo., 19.02.2018, 22:37

Natürlich ist da Angst, schreibst Du.
Natürlich ist doch nicht absurd.


mio
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Beitrag Mo., 19.02.2018, 22:48

Doch Solage, sie ist absurd. Weil es keinen realen Grund in der Situation dafür gibt. Was ist daran so schwer zu verstehen?


isabe
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Beitrag Di., 20.02.2018, 08:05

Mir ging es nicht um Liegen vs. Sitzen, sondern um die Kombination Sitzen + 4 Wochenstunden, die ich auffällig finde. Denn hier, KiwiKiwi, zeigt sich doch recht deutlich das Problem: Einerseits machst du erst seit einem Jahr die Analyse - und ein Jahr ist in Analysezeiträumen fast nichts -, andererseits kommst du bald im letzten Drittel deiner offiziellen Therapiestunden an. Und auf der Beziehungsebene ist es dann also so, dass du einerseits noch nicht mal angefangen hast, mit ihr über eure (Übertragungs-)beziehung zu sprechen; dass du aber andererseits aufgrund der Dichte der Begegnungen einen gewissen "Druck zu fühlen" hast; du kannst dich ja quasi gar nicht von ihr und der Begegnung "erholen" - in klassischen Analysen ist das auch gar nicht vorgesehen; nur ist dort eben auch - u.a. durch das Liegen - ein Eintauchen in das Fühlen und ins Unbewusste erwünscht oder gegeben. Nur scheint sich bei dir die Dichte der Begegnungen nicht auf der Beziehungsebene widerzuspiegeln, mit dem Ergebnis, dass du verwirrt hier um Rat fragen musst, weil du gar nicht weißt, worauf es eigentlich ankommt bzw. worum es geht.

Denn eigentlich ist Analyse das Analysieren deines Widerstandes und deiner Abwehr, und zu diesem Zweck, damit das auch ermöglicht wird, dient die hohe Frequenz. Die dient nicht dazu, 4x pro Woche jemanden zu haben, mit dem man über den Alltag und seine alltäglichen Probleme redet (denn man geht davon aus, dass Analysanden das hinbekommen müssen und stabil genug sind für ihren Alltag), sondern dazu, in dieser hohen Dichte Abwehrmechanismen aufsteigen zu lassen, die dich krank machen. Die hohe Frequenz ist sozusagen der Preis, den die Kasse und du zahlt, damit dies möglich wird. Und diese "Kosten" beinhalten für dich, dass das knappe Gut der Gesamtstunden negativ belastet wird, denn die Stunden können nur einmal vergeben werden (wenn 300h vorbei sind, sind sie vorbei), sodass man sich die Frage stellen muss, wovon der Patient mehr profitiert: von einem dichten, aber kurzen Prozess - oder von einem weniger dichten, aber kontinuierlichen Prozess. Nur geht das Eine immer auf Kosten des Anderen (deshalb werden eigentlich auch keine vierstündigen Analysen von der Kasse bezahlt, jedenfalls nicht über den gesamten Therapieverlauf).

Deine kassenfinanzierte Analyse ist in weniger als einem Jahr beendet; du fängst jetzt "erst" an, überhaupt ein Beziehungsproblem zu SEHEN (und natürlich geht es nicht primär um die Therapeutin; die ist in ihrer Funktion quasi austauschbar - sondern es geht um deine Beziehungen überhaupt, die zu Mann und Kindern, die zu Freunden und die zu dir selbst; denn wenn letztere in Ordnung wäre, bräuchte es keine Analyse). Aber wenn man ein Problem sieht, muss es erst benannt werden, dann muss es verstanden und durchgearbeitet werden, und dann kann es sich zu weiteren Problemen verzweigen, an die du vorher nicht mal im Traum gedacht hättest, und dann irgendwann stellt sich die Frage: "Was mache ich jetzt im Leben? Was konnte ich an mir verändern und wie gehe ich mit den Dingen um, die ich nicht mehr ändern kann?" - und das alles wirst du, so nehme ich an, nicht innerhalb weniger Monate durcharbeiten.

Solange klar ist, dass du am Ende der 300h noch Zeit und Geld und die Geduld der Therapeutin hast, solange muss das alles gar nicht relevant sein; die Lebens- und Leseerfahrung zeigt jedoch, dass alle drei Faktoren nicht immer zusammentreffen... Ich möchte dir also raten, diese Therapieverlaufsplanungsfrage mal mit der Therapeutin zu besprechen, damit du am Ende nicht mit Vollgas gegen die Wand fährst, denn die dir verbleibenden ca. zehn Monate sind analytisch gesprochen nicht viel, auch wenn es noch 130h sind; der Patient braucht auch Zeit und Ruhe für sich; er muss nachdenken können, nachspüren können und abschalten können, um zu fühlen, wie die Interventionen des Therapeuten auf ihn wirken. Das geht aber nicht, wenn er ständig um einen "rumwuselt"; wenn du Kinder hast, weißt du ja, dass sie nicht besser reifen, wenn man ihnen eine 50h-Woche vorsetzt; das Abitur kommt nicht nur nach Wissenseinverleibung, sondern auch erst nach dem Erwerb menschlicher Reife (so der Idealfall...). Ich frage mich, wann du in dieser Therapie Zeit zum Reifen hast.


isabe
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Beitrag Di., 20.02.2018, 08:49

Vielleicht wird es noch deutlicher, wenn du das mal durchrechnest: 300:12=25; wenn du also jeden Tag zwölf Stunden mit ihr zusammen wärest, wäre die Beziehung nach 3,5 Wochen beendet. Die Zeit, in der ihr euch seht, ist jedoch dieselbe, die jemand hat, der bei einer zweistündigen Frequenz fast vier Jahre zur Verfügung hat. Und jetzt stell dir den Unterschied zwischen vier Wochen und vier Jahren vor - die Erfahrungen, die du da machst, im außertherapeutischen (!) Leben!

Es KANN also immer nur darum gehen, die passende Balance zu finden: Der Patient muss das Gefühl bekommen, dass der Therapeut wichtig ist - manchmal geht das bei einer Wochenstunde, manchmal aber auch erst bei drei Wochenstunden; nur bei weniger als einer Wochenstunde kann man sicher nicht von einer engen Beziehung sprechen, sondern eher von einer lockeren Beratungsatmosphäre. Die Frage allerdings, ob vier Wochenstunden nötig sind, muss gestellt werden, und die Therapeutin WIRD diese Frage gestellt und beantwortet haben - die Frage ist nur, ob das für dich so passend ist, ob sie da individuell vorgeht; oder ob sie strikt nach ihrem persönlichen Handbuch vorgeht usw.

Und andererseits, also wenn die Beziehung dicht genug ist, sollte sie nicht "überstrapaziert" werden, damit dir die Zeit nicht wegläuft, also dass es darauf hinausläuft: "so dicht wie nötig, so gestreckt wie möglich" - es sei denn, eben, dass man annimmt, dass ein kurzer, intensiver Prozess die gewünschten Ergebnisse liefert; dann muss der Patient aber auch eine sehr gute Trennungsfähigkeit mitbringen, denn wenn die vier wöchentlichen Termine irgendwann wegfallen, dann ist da erst mal NICHTS, es sei denn, er hat(te bereits vorher) verinnerlicht, dass es nur um das Aufdecken von Problem xy geht und weniger um eine Strukturveränderung. Und so wie ich dich lese, und dafür spricht eben auch das Thema Liegen bzw. die Angst davor, geht es nicht um Aufdecken von Problem xy, sondern um dich als "Gesamtmensch", und damit auch darum, Zeit und Ruhe für die Selbsterkenntnis zu gewinnen.

Mir geht's nicht darum, die 4h grundsätzlich madig zu machen; ich finde sogar gut, dass sie das macht. Nur hat sie dir ja offenbar nicht vermittelt, was das alles beinhaltet, was der Zweck des Ganzen ist (4h sind tatsächlich die absolute Ausnahme, wenn es über einen längeren Zeitraum oder gar die gesamte Analyse geht), wohin es führen soll. Und na ja, erfahrene Patienten wissen: die Trennung vom Therapeuten ist ein ganz wichtiges Thema, das auch Platz braucht, und bei 4 Wochenstunden umso mehr.

Solltet ihr vereinbart haben, dass die Krankenkasse relativ unwichtig ist, vergiss einfach meine Ausführungen. Aber ich habe halt nicht den Eindruck, dass das so ist.

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