Therapeut macht 5 Wochen Pause

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Ophelia12
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Beitrag So., 06.08.2017, 19:43

Liebe Philosophia,
Danke dir für deine Antwort.
Ich hab mal hier etwas gestöbert und ich scheine damit echt nicht alleine zu sein.
Es verunsichert mich jedoch sehr da ich sowas von mir nicht kenne. Das "wertlos sein" Gefühl allerdings schon und es hat sich so krass angefühlt. Zum Glück ist es nicht mehr so doll vorhanden.
Danke dir für dein Mitgefühl :)

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sandrin
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Beitrag So., 06.08.2017, 19:59

Prinzessin27 hat geschrieben: Fr., 04.08.2017, 20:57
Wie hast du diese gesunde Distanz gefunden?
Das war/ist ein langer Prozess. Ich glaube, da hat bei mir einfach auch der Verlauf der Dinge mitgespielt. Wie soll ich sagen, ich schätze meine Therapeutin immer noch, aber ich habe auch erlebt, dass sie in einer für mich sehr schwierigen Situation einfach auch nur danebenstand und mir nicht helfen konnte bzw. auch ihre therapeutische Linie nicht verlassen wollte, die halt in dieser Zeit nicht so gepasst hat. Das hat ein vielleicht zu idealisierendes Bild von ihr zurechtgerückt.

Ich habe in dieser Zeit gelernt, dass ich - Therapie hin oder her, sei sie auch noch so gut - wesentliche Dinge einfach auch für mich allein lösen muss. Und da hat es mir sehr geholfen, einfach selbst aktiv zu werden, mich auch noch abseits der Therapie umzusehen, z. B. indem ich viel lese zu Themen, die mir weiterhelfen (ob die jetzt unbedingt therapiekonform wären, weiß ich ehrlich gesagt gar nicht). Die Therapie sehe ich als EINEN Baustein, aber nicht als den einzigen.

GLG

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Strandkind
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Beitrag Mo., 07.08.2017, 09:16

Prinzessin27 hat geschrieben: Sa., 05.08.2017, 07:57
Was ist daran lächerlich? Hast du dich sehr geöffnet? Das ist doch eigentlich gut. Und peinlich muss dir das ja nicht sein.
Ich hab das Gefühl ich bin unverhältnismäßig jaulig und negativ gewesen... Haben ja viel über meine Kindheit gesprochen und es kommt mir lächerlich vor darüber immer noch zu trauern und mein Leben davon so beeinflussen zu lassen.
Tu, wo du bist, was du kannst, mit dem, was du hast


Landkärtchen
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Beitrag Mo., 07.08.2017, 12:17

sandrin, deinen letzten Beitrag finde ich sehr wertvoll und wichtig.

Leider habe ich es in meiner letzten Therapie so erlebt, dass mir verboten wurde ergänzende, hilfreiche (therapeutische) Angebote, die mich stabilisiert hätten, anzunehmen. Selbst osteopathische Behandlungen oder Feldenkrais. Dementsprechend endete diese Therapie im Fiasko, weil die Therapeutin überfordert und inkompetent war.

Meine Lehre daraus ist, bereits in den probatorischen Sitzungen abzuklären, ob und welche unterstützende Möglichkeit es ausserhalb der Therapie gibt. Genau zu Erfragen, wie die Einstellung der Therapeutin dazu ist. Verbieten lassen würde ich mir nichts mehr. Ich bin erwachsen und kein Kind.
Meine neue Therapeutin steht ergänzenden Hilfsangeboten sehr offen gegenüber. Wohl wissend, dass sie allein aus zeitlichen Gründen, nicht alles abdecken kann. Doch ich weiß, dass diese Einstellung gerade bei Analytikerinnen eher die Ausnahme ist.
Hinzu kommt, dass dadurch meine Angst vor zu großer Abhängigkeit gesehen und respektiert wird, was wiederum zu Vertrauen führt.
Was wäre das Leben, hätten wir nicht den Mut, etwas zu riskieren?

Vincent van Gogh

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sandrin
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Beitrag Mo., 07.08.2017, 14:24

Das ist immer schon sehr bedenklich, wenn Therapeuten solche Dinge verbieten. Für mich ein Zeichen, dass da was faul ist. Es gibt auch Therapeuten, die denken, sie würden das auf alle Fälle hinbekommen, und zwar nur sie und durch ihre Methode, ganz allein. Das hat meines Erachtens narzisstische Züge, denn KEIN Therapeut kann sich da sicher sein. Sicher ist nur, dass jede Therapie und jeder Therapeut Grenzen hat und diese auch anerkennen sollte.

Stimmt, bei Analytikern ist das wirklich eher die Ausnahme. Bei mir war es so, dass ich in dieser Zeit oft einfach nicht vorangekommen bin bzw. dass ich feststeckte, weil ich nicht zusätzlich aktiv an einer Weiterentwicklung gearbeitet habe. Und diese - das ist einfach meine Erfahrung aus verschiedenen Therapien - musste ich überwiegend immer selber leisten. Ich meine damit praktische und konkrete Sachen wie: "Wie gehe ich mit der Erschöpfung um? Wie gehe ich mit Enttäuschungen um? ...". Die Therapie hingegen hilft mir dabei, emotionale Zusammenhänge zu verstehen. Aber wie gesagt, es ist eben nur ein Baustein.

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Prinzessin27
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Beitrag Mo., 07.08.2017, 18:52

sorry, dass ich gerade nicht auf die vorherigen Posts reagiere...

Ich finde es TOTAL schwer!!! Und ärgere mich gerade über mich selbst. Und über ihn!!! Könnte ihn auf den Mond schießen! Wie lange habe ich gebraucht ihm zu vertrauen..... und mich zu öffnen...zu reden....ihn an mich ranzulassen.....fast ein ganzes Jahr. Ein ganzes Jahr Arbeit und Vertrauensaufbau. Unzählige Male haben wir darüber gesprochen..über Nähe, Vertrauen, mich öffnen, nicht öffnen können usw.....ach mich macht das gerade so wütend und fertig! Dann ist er einfach weg!!!! Einfach so! Und jetzt sind es immernoch 4 Wochen und ich hänge alleine da!

Ich habe Angst irgendwie abhängig von ihm oder der Therapie zu sein (und ja die Nähe und die Bindung forcierte er auch), wie jemand hier schrieb, wenn jemand bindungszentriert arbeitet, ist es einfach sch.... wenn die Person so lange weg geht.
Ich verstehe ja, dass man sowas aufbaut, um Vertrauen herzustellen...aber mit Lücken ist das doof.

Eigentlich ärgere ich mich noch mehr über mich selbst, dass ich mich so eingelassen habe und jetzt da hänge....:-( Ich denke nur an die nächste Stunde (in vier Wochen)und was ich ihm alles sagen will. Beziehungsweise überlege ich mir aus Trotz gar nie mehr hinzugehen! So! :-( :-) Bringt auch nichts....
aber am meisten fühle ich mich so klein dabei....all die guten Vorsätze Zeit für mich haben, was schönes machen, bringen mir im Moment irgendwie so nichts

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Philosophia
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Beitrag Mo., 07.08.2017, 18:57

aber sehr bewegend, wie du das jetzt hier geschrieben hast :trost:
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

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sandrin
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Beitrag Mo., 07.08.2017, 19:23

Oje... Du Arme. Sei nicht so hart zu dir. Du hast nichts falsch gemacht und es ist völlig in Ordnung, dass du dich jetzt so fühlst. Wie du schon geschrieben hast - es ist doch auch eine logische Konsequenz dessen, was ihr die Monate davor aufgebaut habt.

Es wäre schön, wenn du das Vertrauen, dass du zu ihm (nun) aufbringst, versuchst, dir selber zu schenken. Dir und dem Leben. Darauf zu vertrauen, dass alles gut wird, wenn du selbst nur an deiner Seite stehst. Das ist das größte Vertrauen, das man haben kann. Damit habe ich mich in den letzten Monaten oft wieder aufgebaut - mir zu sagen, dass das Leben mich trägt, dass ich Vertrauen in meine Selbsthilfefähigkeiten haben kann. Das tat mir unglaublich gut. Und natürlich auch den Blick nach außen zu richten, mich anderen zuzuwenden, mich auszutauschen, und zwar genau in der Nähe bzw. Distanz, wie es aktuell für mich stimmt.

Ach, du tust mir so leid. Kopf hoch, du schaffst das!

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Prinzessin27
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Beitrag Mo., 07.08.2017, 21:22

Ihr seid so lieb! :-P Danke!
sandrin hat geschrieben: Mo., 07.08.2017, 19:23 Es wäre schön, wenn du das Vertrauen, dass du zu ihm (nun) aufbringst, versuchst, dir selber zu schenken. Dir und dem Leben. Darauf zu vertrauen, dass alles gut wird, wenn du selbst nur an deiner Seite stehst.
Das ist sehr schön und so wertvoll!

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Ophelia12
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Beitrag Di., 08.08.2017, 09:23

Liebe Prinzessin,

Ich kann dich so gut verstehen. Leider stecke ich selbst in dieser Wut, Enttäuschung drin und kann dir keine Tipps geben. Am liebsten würde ich in zwei drei Monaten zu ihr wenn ich mich mal beruhigt hab. Überlege ernsthaft ob ich das machen soll. Dann kann sie sich ja in der zeit ausgiebig um ihre anderen Patienten kümmern und ich muss mir nicht so störend vorkommen. :-(( .
Ich weiß selbst das ich mich gerade wie ne dreijährige aufspiele. :kopfschuettel:

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Philosophia
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Beitrag Di., 08.08.2017, 15:30

:trost: aber vielleicht darfst du jetzt das erste Mal so richtig drei sein, liebe Ophelia
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

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LaVoix
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Beitrag Fr., 11.08.2017, 09:47

Hallo,

Ich finde es gerade sehr erleichternd zu lesen, dass es anderen Menschen auch ähnlich geht wie mir gerade. Diese Gefühlsspirale aus Vermissen, Traurigkeit, ständig an den Thera zu denken und momentan Wut/ Verzweiflung kann ich gut nachvollziehen!

Mein Thera ist ebenfalls gerade 5 Wochen auf Urlaub und die erste Zeit versuchte ich, von ihm loszukommen und abzuschalten, was immer wieder kurz gelang, doch jetzt sind meine Gedanken nur noch bei der nächsten Stunde... ich bin gerade draufgekommen, dass wir uns gerade mal 2 Einheiten sehen und ich dann beruflich 2 Wochen nicht kann.

Ich weiß überhaupt nicht was die 2 EH bringen sollen, weil ich vermutlich wieder distanziert sein werde und im schlimmsten Fall ständig dissoziiere :kopfschuettel:

Ich fühl mich gerade so schrecklich allein gelassen und traurig :cry:

Wie gelingt es euch, die erste Stunde danach zu gestalten ohne völlig abweisend zu sein? (Ich werde schon beim Gedanken daran völlig wütend auf mich)

LaVoix
Zuhause - das Gefühl, am richtigen Ort zur richtigen Zeit zu sein :flower:

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Krümmelmonster
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Beitrag Fr., 11.08.2017, 17:13

@LaVoix,
die gedanken, für die erste stunde, erzählst du was du fühlst, der Therapeutin und schaust wie sie reagiert und wie du auf sie reagierst.
Na, da kann ja deine Thera nichts dafür, wenn du zwei wochen nicht kannst. Immer wieder von neuen und gelernte festigen.


Tränen-reich
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Beiträge: 3420

Beitrag Fr., 11.08.2017, 17:37

Prinzessin27 hat geschrieben: Mo., 07.08.2017, 18:52 ...all die guten Vorsätze Zeit für mich haben, was schönes machen, bringen mir im Moment irgendwie so nichts
Vielleicht ist es gerade nicht das, was dir helfen sollte, sondern:
Deine Wut, deinen Ärger und deinen Trotz als das anzunehmen, was es ist und das versuchen auszuhalten.
In meiner Therapie half einfach nur viel Gefühle "aushalten" anstatt mit der Brechstange Entgegensetztes zu veranstalten.

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Prinzessin27
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Beitrag Sa., 12.08.2017, 09:18

Tränen-reich hat geschrieben: Fr., 11.08.2017, 17:37 Vielleicht ist es gerade nicht das, was dir helfen sollte, sondern:
Deine Wut, deinen Ärger und deinen Trotz als das anzunehmen, was es ist und das versuchen auszuhalten.
In meiner Therapie half einfach nur viel Gefühle "aushalten" anstatt mit der Brechstange Entgegensetztes zu veranstalten.
Danke liebe Tränen-reich! Ja, Gefühle aushalten ist irgendwie auch neu :roll: Momentan kann ich dem auch was Gutes abgewinnen. Meine Wut hat sich nach Tagen gelegt. Ich bin nun entspannter! :lol:
Interessant ist, aber dass ich fast die kompletten 2 einhalb Wochen in denen er schon weg ist krank bin. Ich bin direkt während der letzten TherapieWoche richtig krank geworden (musst da sogar eine Stunde absagen). Dann blieb es eine Woche, dann war ich 4 Tage gesund und der Infekt kam zurück. Wir hatten auch viel über Krankheiten und die Annahme von Krankheiten gesprochen (ich bin jemand die monatlich krank wird und so langsam mit den Nerven am Ende ist). Gelernt habe ich (von ihm) und dadurch, dass es so akut war - mich währenddessen nicht ständig selbst runter zu machen. Das ist ein gutes Übungsfeld - auch, wenn es nervt.
Ich fragte mich aber, ob die Krankheit genau jetzt mit seinem Weggang zusammenhängt oder wirklich einfach nur Zufall war/ist.


Liebe Ophelia,
wie hast du dich jetzt entschieden? Sagst du die Stunden ab? Ich glaube, ich würde sie wahrnehmen und genau diese Gefühle ansprechen. Danach hast du ja nochmal Pause um alles sacken zu lassen.


Liebe LaVoix,
wann ist deine nächste Stunde? Es ist doch nicht "schlimm", wenn du so distanziert bist, dann nähert ihr euch eben wieder langsam an. Du kannst ihm das ja sagen oder meinst du, dass er dann blöd reagiert? Sollte er ja nicht. Ich sage meinem immer, wenn ich mich distanziert fühle und habe fest vor, dass ich ihm bei unserer Wiederbegegnung das alles sage (Wut, Enttäuschung, alleine sein usw. auch, wenn ich mir da voll die Blöse gebe :anonym: )

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