Hallo Tristezza
Man hört doch immer wieder von Menschen, die im Alter von 30 oder so "schon alles erreicht haben" und nun unglücklich sind
Kenne ich den Satz. Und wenn man mal nachfragt, was die Leute genau mit "alles erreicht" meinen, dann stellt sich heraus "Mann/Frau gefunden", "Geheiratet", "Kinder", "ein Job" und "gutes Einkommen".
Ich denke dann immer, wenn ich diesen Satz höre, "kein Wunder, dass diese Menschen trotzdem immer noch unglücklich sind". Denn Glück zeichnet sich nicht nur dadurch aus, dass man das erreicht hat, was man der Vorstellung unserer Gesellschaft entsprechend erreicht haben sollte.
Man kann auch mit Mangel glücklich werden. Denk mal an jene Menschen, die freiwillig die Armut wählen oder Menschen, die ins Kloster gehen. Sie verzichten nicht nur auf weltliche Dinge wie Geld, sondern auch auf Dinge wie "Beziehung", "Liebe", "Sexualität", ... und sind trotzdem glücklich.
Man kann auch mit Mangel, mit unbefriedigten Wünschen und Bedürfnissen, ... gut leben, wenn man die entsprechende Einstellung dazu hat. So denke ich z.B. "ich kann einer Mutter, die mir ihre Liebe vorenthalten hat hinterhertrauern, oder ich kann die Vergangenheit loslassen, im Hier und Jetzt leben und zusehen, dass ich jetzt glücklich werde. Kindliche Bedürfnisse lassen sich - meiner Erfahrung und meinen Versuchen nach - es nicht mehr aufholen. Ich hatte z.B. mal eine Therapeutin, die mir die Babyflasche gab. Ich dachte "das ist es, dann hast du das nachgeholt, was dir in der Kindheit vornethalten wurde". Aber Pusteblume. Ich kam mir nicht nur sonst was wie albern vor, ich stellte zudem fest, dass sich solche Bedürfnisse nicht nachholen lassen. Nach dieser Erfahrung ließ ich meine Erwartung los und begann im Hier und Jetzt zu leben.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.