Kann über Mangel in der Kindheit nicht trauern - Therapeutin versteht es nicht

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

montagne
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Beitrag Di., 18.07.2017, 17:50

Tristezza hat geschrieben: Di., 18.07.2017, 17:26 Bei mir war der Auslöser offenbar so früh, dass ich keine Erinnerungen dran haben kann. Wie soll ich das dann bearbeiten?
Bei mir auch, Frühstörung halt. Also gleich nach der Geburt gab es eine lange Phase der Deprivation und des Verlassen-seins, Einsamkeit. Banal, aber hat wohl schon gereicht mir die Bindungsstörung zuzufügen und mich vulnerabler zu machen, als ich es eigentlich gewesen wäre. Alles andere kam dann nur oben drauf.

Ich glaube nicht, dass es einen Weg gibt, wo man sagen kann: So sollte man es machen. Ich glaube aber, jeder geht seinen eigenen Weg. Mir hilft die Arbeit mit Anteilen sehr. Ebenso wichtig, wenn nicht wichtiger war, das Fundament an Sicherheit in mir drin und in der Beziehung zur Therapeutin erarbeitet zu haben.
amor fati

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Tristezza
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Beitrag Di., 18.07.2017, 18:37

Schlendrian hat geschrieben: Di., 18.07.2017, 17:36 Was mich stört ist deine Therapeutin, die dein "Gefühl" dazu nicht einfach stehen lassen kann und es quasi als falsch hinstellt, nur weil du anders empfindest, als sie vielleicht empfinden würde an dieser Stelle. Sie zwängt dir ihre Gefühle auf und das finde ich ziemlich schräg. Vor allem, dass du deshalb darüber Trauer empfinden musst, egal, ob ich die jetzt nachvollziehen kann oder nicht.

Candy, ich muss von ihr aus gar nichts. Nichts stünde ihr ferner, als mich zu etwas zwingen zu wollen. Mich nervt es schon, dass sie fast jeden Satz, den ich mit "Ich soll ..." oder "Soll ich ..." formuliere, aufgreift mit dem Frage, warum ich denn dies oder jenes soll ... Vielleicht hätte sie mir auch gar nichts gesagt, wenn ich nicht wegen ihres Schweigens "gebohrt" hätte. Sie hat sich aber entschieden, offen zu sein (was sie oft nicht ist) und mir ihre Gedanken und Gefühle mitzuteilen. Ne Analyse ist eben etwas speziell ... Die Thera spürt genau ihren Gefühlen zu mir nach, sie arbeitet mit ihrer Gegenübertragung. Und sie meinte da gestern etwas Wichtiges gespürt zu haben, nämlich dieses Unverständnis, wohl Befremden angesichts meiner fehlenden Trauer. Ne VT- oder TFP-Thera hätte sich damit wohl nicht länger aufgehalten und zugesehn, dass "Butter bei die Fische kommt".
Schlendrian hat geschrieben: Di., 18.07.2017, 18:37 Ich würde mich an deiner Stelle einfach davon distanzieren. Dann versteht sie es halt nicht. Muss sie ja auch nicht, ist ja nicht ihr Problem, wie du damit umgehst. Es ist absolut legitim darüber nicht zu trauern. Es wäre ja schlimm, wenn jeder die Mangel seiner Kindheit betrauern würde, denn Mangel hat sich jeder immer wieder mal erlebt, es gibt keine perfekten Eltern.

Ja, danke, Candy. Ich glaube eben manchmal doch an so was wie eine therapeutische "Autorität", auch wenn ich insgesamt sehr kritisch bin, und dazu kommt eben mein Harmoniebedürfnis, und so ein gefühlter Graben zwischen uns (und ein Graben ist es schon, sonst würde sie nicht so massiv reagieren) ist eben nicht so leicht zu ertragen. Wir sind nun aber inzwischen im Dialog über das Nicht-Verstehen und so fühlt es sich nicht mehr so schwierig an. Ich werde in der nächsten Stunde schon meine Position vertreten. Wenn sie wieder betroffen schweigt, wird's natürlich irgendwann schwierig. :lol:
Zuletzt geändert von Tristezza am Di., 18.07.2017, 18:40, insgesamt 1-mal geändert.


Waldschratin
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Beitrag Di., 18.07.2017, 18:38

Ich glaub auch, da gibt es nicht "den" Weg.
Bei mir ist das ähnlich wie bei dir, Tristezza : Da war wohl so "von Anfang an" der Mangel da, dass ich da noch gar kein Gefühl dafür haben kann. Das spüre ich schon so, dass das aus ner so frühen Zeit kommt, in der ich noch gar keine Gefühle hatte, sondern eher "Zustände". Von daher ist es für mich logisch, dass ich da nix "betrauern" kann, auch wenn ich den Mangel spüre und drunter leide. Ich spüre das auch eher als was "Unstillbares" in meinem innersten Kern und mehr im Körper.

Mir hilft da auch in erster Linie, dass das, was und wie ich erlebe, nicht "angezweifelt" oder gar "korrigiert" oder sonstwie "mißbilligend" betrachtet wird.
Und zur Zeit gehe ich über den Körper, weniger über reden oder analysieren/verstehen wollen.
Und da sinds ganze "Kleinigkeiten", die schon sagenhaft viel auslösen können.
Grade haben wir in der Therapie angefangen, "Kontakt aufzunehmen" über die Fingerspitzen. :-D Ich finds manchmal echt lustig, oft aber eher erschreckend, denn eigentlich hab ich seit Jahren überhaupt keine Probleme mehr mit Berührung/Körperkontakt. Aber wenn dieser "Kern" von mir im Vordergrund steht, dann reagiere ich wie ein verschrecktes Wildtier. Mein innerster Kern "kennt" einfach "Beziehung" und "nicht verlassen sein" nicht und muß sich erst dran gewöhnen, dass da jemand ist und dass der nicht unbedingt "Bedrohung" sein muß, sondern da was ankommt bei mir im Inneren, das "gut tut" und sowas wie "stillt". Ein besseres Wort hab ich da einfach nicht dafür.


shesmovedon
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Beitrag Di., 18.07.2017, 18:45

Ja, genau das finde ich wichtig. Dass du Position beziehst und dazu stehst, auch wenn sie Dinge anders sieht. Darauf wollte ich eigentlich hinaus :)

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Tristezza
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Beitrag Di., 18.07.2017, 18:47

Vielen Dank, Waldschratin. Ich glaub allmählich, meine Thera hat wenig Ahnung von frühen Frühgestörten. Sie hat auch sehr lange gebraucht, sich überhaupt auf "so jemanden" wie mich einzustellen. Ich werde ihr von den wertvollen Rückmeldungen hier im Thread berichten, zwecks Horizonterweiterung. ;)


Waldschratin
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Beitrag Di., 18.07.2017, 18:54

Da wünsch ich dir gutes Gelingen! :jo:
Ja, manchmal sind wir Klienten halt die beste "Fortbildung". :-D


Jenny Doe
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Beitrag Di., 18.07.2017, 20:06

Hallo Tristezza
Sie hat sich aber entschieden, offen zu sein (was sie oft nicht ist) und mir ihre Gedanken und Gefühle mitzuteilen.
Mich erinnert Dein Thread zuweilen an Natascha Kampusch. Ich weiß nicht, inwieweit du den Fall verfolgt hast. Bei ihr gab es große Empörung darüber, dass sie sich nicht so verhalten und entwickelt hat, wie es sich für ein Opfer gehört.
Man hat so gewisse Vorstellungen darüber, wie jemand sein sollte, wie es ihm gehen sollte, was er fühlen sollte, ... wenn er das und das erlebt hat.
Ich selber habe es mehrmals in meiner Therapie erlebt, dass mich meine Therapeuten verwundert anguckten und mich fragten, wie ich meine Erfahrungen so gut überstehen konnte, warum ich trotz all meiner Erfahrungen so sein kann wie ich bin. Da spielen halt viele Faktoren eine Rolle. Die Kindheit besteht nicht nur aus einer Mutter, sondern auch aus anderen Menschen, die Defizite auffangen können, elterliche Fehlverhalten kompensieren können, ... Dieses Glück hatte ich und bin nie so gewesen, wie man von mir erwartet hat, wie ich hätte sein sollen.

Ich denke: Wichtig ist das worunter du derzeit leidest. Wenn du (derzeit) keine Trauer empfindest, dann ist das so. Warum sich künstlich oder mit aller Gewalt in schlechte Emotionen versetzen, von denen man glaubt, da sie da sein müssen, da Du das und das erlebt hast?
Wenn zu einem späteren Zeitpunkt Gefühle von Trauer hochkommen sollten, dann kannst Du überlegen, wie Du dann damit umgehst.

Jetzt muss ich wieder Fußball gucken ;-)
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.


Tränen-reich
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Beitrag Mi., 19.07.2017, 08:01

Tristezza hat geschrieben: Di., 18.07.2017, 17:08 Man hört doch immer wieder von Menschen, die im Alter von 30 oder so "schon alles erreicht haben" und nun unglücklich sind
Ich glaube das irgendwie nicht. Was hieße denn "alles"? Ich würde denken, dass dieser Mensch meint, zwar alles erreicht zu haben, kann sich aber auch selbst etwas vormachen. Kann. Es kann durchaus möglich sein, dass auch in diesen Menschen noch Unentdecktes steckt. Wie oft viel dieser Satz hier schon im Forum: "man" ist nie fertig.
Ein Mangel geht für mich in den Sehnsucht. Und Sehnsüchte treiben im Leben voran (auch wenn manches unerfüllt erscheint, aber auch daraus entstehen neue Wege).

(Rest noch nicht gelesen...)

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saffiatou
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Beitrag Mi., 19.07.2017, 11:50

Tränen-reich hat geschrieben: Mi., 19.07.2017, 08:01 Tristezza hat geschrieben: ↑
Man hört doch immer wieder von Menschen, die im Alter von 30 oder so "schon alles erreicht haben" und nun unglücklich sind
was heißt das schon "alles erreicht" ? meistens ist dann die Karriere oder die Finanzlage gemeint und das hat mit Glücklich-Sein nicht unbedingt etwas zu tun. Es kann ja auch bei diesen Menschen so sein, daß sie mit dem Aufbau ihres Lebens(Karriere, Hausbau, Familienplanung etc) so beschäftigt waren, daß sie gar nicht mitbekommen haben, was seelisch bei ihnen los ist - so war das bei mir. Die Arbeit hat mir erlaubt mich so zu beanspruchen, daß ich alles andere abspalten und verdrängen konnte, und ich habe mir (und anderen) immer gesagt ich bin glücklich - aber wenn ich heute darauf schaue, dann nur weil es erwartet wurde.

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Jenny Doe
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Beitrag Mi., 19.07.2017, 12:32

Hallo Tristezza
Man hört doch immer wieder von Menschen, die im Alter von 30 oder so "schon alles erreicht haben" und nun unglücklich sind
Kenne ich den Satz. Und wenn man mal nachfragt, was die Leute genau mit "alles erreicht" meinen, dann stellt sich heraus "Mann/Frau gefunden", "Geheiratet", "Kinder", "ein Job" und "gutes Einkommen".
Ich denke dann immer, wenn ich diesen Satz höre, "kein Wunder, dass diese Menschen trotzdem immer noch unglücklich sind". Denn Glück zeichnet sich nicht nur dadurch aus, dass man das erreicht hat, was man der Vorstellung unserer Gesellschaft entsprechend erreicht haben sollte.
Man kann auch mit Mangel glücklich werden. Denk mal an jene Menschen, die freiwillig die Armut wählen oder Menschen, die ins Kloster gehen. Sie verzichten nicht nur auf weltliche Dinge wie Geld, sondern auch auf Dinge wie "Beziehung", "Liebe", "Sexualität", ... und sind trotzdem glücklich.
Man kann auch mit Mangel, mit unbefriedigten Wünschen und Bedürfnissen, ... gut leben, wenn man die entsprechende Einstellung dazu hat. So denke ich z.B. "ich kann einer Mutter, die mir ihre Liebe vorenthalten hat hinterhertrauern, oder ich kann die Vergangenheit loslassen, im Hier und Jetzt leben und zusehen, dass ich jetzt glücklich werde. Kindliche Bedürfnisse lassen sich - meiner Erfahrung und meinen Versuchen nach - es nicht mehr aufholen. Ich hatte z.B. mal eine Therapeutin, die mir die Babyflasche gab. Ich dachte "das ist es, dann hast du das nachgeholt, was dir in der Kindheit vornethalten wurde". Aber Pusteblume. Ich kam mir nicht nur sonst was wie albern vor, ich stellte zudem fest, dass sich solche Bedürfnisse nicht nachholen lassen. Nach dieser Erfahrung ließ ich meine Erwartung los und begann im Hier und Jetzt zu leben.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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Tristezza
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Beitrag Mi., 19.07.2017, 14:34

Jenny Doe hat geschrieben: Di., 18.07.2017, 20:06 Mich erinnert Dein Thread zuweilen an Natascha Kampusch. Ich weiß nicht, inwieweit du den Fall verfolgt hast. Bei ihr gab es große Empörung darüber, dass sie sich nicht so verhalten und entwickelt hat, wie es sich für ein Opfer gehört.
Ups .... ja, ich habe den Fall verfolgt, aber ich glaube, die ist ne Nummer zu groß für mich. :anonym: Was habe ich im Vergleich zu ihr schon erlitten? Aber ich weiß natürlich, was du meinst. Auch ich fand ihr Auftreten in der Öffentlichkeit direkt nach der traumatischen Erfahrung erstmal befremdlich. Was mich betrifft, so habe ich hier im Forum ja von vielen gelesen, dass ich nicht zu trauern "brauche", dass es manchen sogar auch so geht wie mir.
Jenny Doe hat geschrieben: Ich denke: Wichtig ist das worunter du derzeit leidest. Wenn du (derzeit) keine Trauer empfindest, dann ist das so. Warum sich künstlich oder mit aller Gewalt in schlechte Emotionen versetzen, von denen man glaubt, da sie da sein müssen, da Du das und das erlebt hast?
Das werde ich bestimmt nicht tun. Dafür kann ich mich selbst viel zu wenig manipulieren und ich lege in der Therapie auch großen Wert auf Authentizität, nie könnte ich da so etwas "vorspielen".

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Tristezza
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Beitrag Mi., 19.07.2017, 14:39

Tränen-reich hat geschrieben: Mi., 19.07.2017, 08:01
Tristezza hat geschrieben: Di., 18.07.2017, 17:08 Man hört doch immer wieder von Menschen, die im Alter von 30 oder so "schon alles erreicht haben" und nun unglücklich sind
Ich glaube das irgendwie nicht. Was hieße denn "alles"? Ich würde denken, dass dieser Mensch meint, zwar alles erreicht zu haben, kann sich aber auch selbst etwas vormachen. Kann. Es kann durchaus möglich sein, dass auch in diesen Menschen noch Unentdecktes steckt. Wie oft viel dieser Satz hier schon im Forum: "man" ist nie fertig.
Na ja, ich dachte da an Promis, Stars, Spitzensportler, Sänger etc., die in jungen Jahren Karriere gemacht haben und dann plötzlich wie vor dem Nichts stehen und nicht selten einer Sucht verfallen. Sicher können die sich auch wieder berappeln, aber gerade bei narzisstischer Persönlichkeitsstruktur kann es schwierig werden, plötzlich nicht mehr der gefühlte Mittelpunkt der Welt zu sein, weil man den Zenit einfach schon überschritten hat ...

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Tristezza
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Beitrag Mi., 19.07.2017, 14:50

Jenny Doe hat geschrieben: Mi., 19.07.2017, 12:32 Man kann auch mit Mangel glücklich werden. Denk mal an jene Menschen, die freiwillig die Armut wählen oder Menschen, die ins Kloster gehen. Sie verzichten nicht nur auf weltliche Dinge wie Geld, sondern auch auf Dinge wie "Beziehung", "Liebe", "Sexualität", ... und sind trotzdem glücklich.
Dazu gehört sicher eine bestimmte Persönlichkeitsstruktur verbunden mit einer speziellen Weltanschauung. Ist ja auch ein Ausnahme- und in westlichen Gesellschaften immer mehr ein Auslaufmodell. Könnte ich an Gott glauben, wäre des tatsächlich eine Überlegung wert ...
Jenny Doe hat geschrieben: Mi., 19.07.2017, 12:32 Man kann auch mit Mangel, mit unbefriedigten Wünschen und Bedürfnissen, ... gut leben, wenn man die entsprechende Einstellung dazu hat. So denke ich z.B. "ich kann einer Mutter, die mir ihre Liebe vorenthalten hat hinterhertrauern, oder ich kann die Vergangenheit loslassen, im Hier und Jetzt leben und zusehen, dass ich jetzt glücklich werde. Kindliche Bedürfnisse lassen sich - meiner Erfahrung und meinen Versuchen nach - es nicht mehr aufholen.
Vollständig kompensieren nicht - aber vielleicht lässt sich der Schmerz abmildern - darüber streiten sich die Experten, es gibt ja durchaus auch die Therapiemethode des Reparenting und ich spüre auch bei mir selbst, dass sich da durchaus etwas nachholen lässt. Ok, dir hat die entsprechende Einstellung geholfen, aber die Einstellung kann man nicht unabhängig vom Gefühl erzwingen, das Gefühl muss dazu auch ja sagen und das tut es bei mir nicht.

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Philosophia
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Beitrag Mi., 19.07.2017, 16:12

Tristezza hat geschrieben: Mo., 17.07.2017, 18:54 Wie geht es euch in Bezug auf eure Vergangenheit? Trauert ihr darüber oder spürt ihr eine Distanz zu dem Vergangenen, weil ihr vor allem darauf schaut, wie es euch heute geht, was ihr in den aktuellen Beziehungen erlebt, auch an Kompensation des früheren Mangels?

Liebe Tristezza,
ich konnte auch ewig nicht trauern - ich wusste zwar von dem Mangel, hab ihn vom Kopf her bedauert, aber nicht mit dem Herzen und hab darunter gelitten, weil ich das Gefühl hatte, es steckt in mir fest. Nun habe bin ich durch die Zuwendung der Analytikerin rangekommen und wünschte zuweilen einfach, dass ich ihn nicht fühlen müsste, weils mir so weh tut, aber ich fühl mich lebendiger. Aktuell beschäftige ich mich auch hier damit, wie ich mit dem Mangel zurechtkommen kann - ich möchte mit ihm leben, auch wenn er schmerzhaft ist: viewtopic.php?p=949619#p949619
Wenn ich wieder lebe, wie zuvor, lebe ich meiner Meinung nach nur halb. Und einmal gefühlt, kann ich ihn wohl auch nie wieder wegschieben - er ist bewusst und gefühlt. Er ist da. Aber ich hätte ihn nie her erzwingen können. Aber ich denke auch, dass ein bissl etwas nachgeholt werden kann - ich habe es zumindest so erlebt - dadurch tat aber auch das alte mehr weh.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer


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Beiträge: 293

Beitrag Mi., 19.07.2017, 16:51

Philosophia hat geschrieben: Mi., 19.07.2017, 16:12 Aber ich denke auch, dass ein bissl etwas nachgeholt werden kann - ich habe es zumindest so erlebt - dadurch tat aber auch das alte mehr weh.
Ging mir auch so bzw. tut es noch, wenn ein Bedürfnis gestillt wird, der immer ein Mangel war.
Ich erkläre mir das damit, dass wir den direkten Vergleich haben.

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