Liebe
Prinzessin 27,
ich kann Dir komplett nachempfinden... In dieser "bestimmten" Situation habe ich teilweise niemals über die Konsequenzen nachgedacht bzw. es war mir egal. Und wenn es dann eine doch sichtbare Stelle erwischt hat, habe ich es später total bereut und mich wirklich geschämt (was einen ja eigentlich wieder in eine Abwärtsspirale reinreitet).
Wie gesagt, ich bin (glücklicherweise) jetzt schon seit 2-3 Jahren so gut wie komplett abstinent, aber habe auch davor (über mehrere Jahre) bewusst Stellen gewählt, die nicht sofort sichtbar sind...
...wenn man dann aber im Sommer kurze Kleidung tragen möchte, oder sogar einen Bikini, dann bereut man jeden einzelnen Ausrutscher zutiefst. Zudem hofft man, dass jede, am Ende des Frühjahrs, entstandene Narbe, möglichst gut bis zum ersten warmen Wetter verheilt sein möge. Zusätzlich war es immer eine Herausforderung sie vor meinem langjährigen Freund/Lebensgefährten zu verbergen - leider kann man aber auch dies mit genug Chuzpe
Hinzu kam aber auch noch, dass mir "einfache Schnitte" auf Armen und Beinen irgendwann viel zu hinderlich in meinem Leben vorkamen, stattdessen habe ich "besondere" Hautstellen für Schnitte gesucht und teilweise auch meine Verletzungsweise von Messern/Rasierklingen auf etwas "subtilere Hilfsmittel" (aber umso partiell effektivere) verlegt - leider ist das "befreiende" Gefühl, je nach Hilfsmittel unterschiedlich, so dass die neue Methode erst einmal anders war und eine gewisse Justierung meines "Belohnungszentrums" (mehrfache Verletzung) forderte. Alles eigentlich kompletter Mist, wenn man sowieso die ganze Zeit weiß, dass man es eigentlich nicht will und es jedes Mal tierisch bereut.
Wie bereits zuvor erwähnt, ich möchte hier keine Methoden öffentlich nennen (habe meine Methode auch nicht wirklich unter den gängigen wiedergefunden), um niemanden ungewollt eine Anregung zu geben.
Wie gesagt, nach dem "Umstieg" hätte/habe ich immer eine Erklärung bereit gehabt, wurde teilweise auch angesprochen, aber konnte alles mit natürlicher Tollpatschigkeit mehr! als befriedigend erklären (- während das Gefühl des Bereuens trotzdem niemals verschwand!). Vielmehr wurde ich wegen einer Verbrennung am rechten Unterarm (die wirklich unabsichtlich durch den Backofen entstand) wesentlich mehr ausgefragt...
Alles in allem betrachte ich mich momentan (trotz der langen Abstinenz) noch nicht als geheilt, da ich meine "Selbstzerstörungsdränge" momentan nur verlagert habe. Daher kann ich natürlich keinen adäquaten Rat geben. Ich kann Dir aber definitiv sagen, dass, je weniger ich diesem Bedürfnis nachging, und umso mehr ich darauf achtete mich nicht so sehr (offensichtlich und später eigentlich auch massiv) zu verletzen, desto mehr ließ das Verlangen nach und damit auch die Schuldgefühle/Scham. Momentan, habe ich sogar wieder eine erste, leichte Hemmschwelle aufgebaut, die mich körperliche Selbstverletzung mit einer gewissen, (natürlich-) instinktiven Ablehnung betrachten lässt.
Schlussendlich habe ich wohl auch durch die Angst des "sich-erklären-müssens" erst die Methode gewechselt um dann nach und nach komplett aufzuhören (was allerdings doch einige Jahre und nicht nur Wochen in Anspruch nahm). Zudem habe ich inzwischen auch den Verdacht, dass diverse Studien stimmen, die attestieren, dass solche "Symptome" mit fortschreitendem Alter abklingen.
Beste Grüße,
Ysp.
Beste Grüße,
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There's a hole in our soul that we fill with dope. And we're feelin' fine.
- Marilyn Manson -