Sagt Ihr es Eurem Therapeuten, wenn die Therapie nicht hilft?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

mio
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Beitrag Do., 19.01.2017, 23:31

montagne hat geschrieben:
mio hat geschrieben:Nun ja, es sagt mir was. Aber nicht über mich.
Ist die Ursache deiner Lernresistenz.
Nur meine Meinung...
Nein.

Ist die Folge des guten Lernerfolgs der letzten Jahre.

Früher hättest Du mich mit sowas wohl verunsichern können. Heute nicht mehr. Denn heute weiss ich, was ich denke und beabsichtige. Und was nicht. Und ich habe gelernt klarer zu trennen zwischen dem der anderen und meinem. Egal wie penetrant mir was unterstellt wird. Sehe ich als großen Fortschritt an für mich selbst und wünsche ich jedem anderen auch als eigene Erfahrung.

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Lockenkopf
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Beitrag Do., 19.01.2017, 23:35

mio hat geschrieben:Na ja, für meine Begriffe unterstellst Du einfach recht viel. Lockenkopf, dass sie Deine Frage als Angriff empfinden könnte. Mir, dass ich mir bewusst Dinge heraus picke um Dich anzugreifen.
Ich habe mich nicht angegriffen gefühlt. Und habe auch niemanden angreifen wollen.
Liebe Grüße
Lockenkopf


montagne
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Beitrag Do., 19.01.2017, 23:58

Mio, wenn man nicht mehr verunsichern ist (angesehen davon, das es nicht meine Intention ist) und meint alles genau zu wissen, dann kann man nicht mehr lernen. Lernen ist Entfremdung von Welt und von sich und dann erst Wiederannäherung.
Du sagst das ganz deutlich und das Ergebnis ist ja auch sehr sichtbar. Du kannst das gerne so für dich halten. Ich möchte sowas ganz sicher nicht.
amor fati


mio
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Beitrag Fr., 20.01.2017, 06:45

montagne hat geschrieben: und meint alles genau zu wissen
mio hat geschrieben:Denn heute weiss ich, was ich denke und beabsichtige. Und was nicht. Und ich habe gelernt klarer zu trennen zwischen dem der anderen und meinem.
Ich bin nicht alles. Alles weiss ich nicht, aber wenn es um mich selbst geht, dann weiss ich, was ich denke und beabsichtige und das ist gut so. Verdrehe also bitte nicht meine Aussage indem Du so tust, als wäre ich der Meinung ich wüsste alles. Dass dem nicht so ist, dessen bin ich mir nach wie vor bewusst, aber das war auch vorher schon so.

In Bezug auf das Threadthema ist das zB. sehr hilfreich. Denn wenn ich sagen kann, was mir hilft und was nicht (weil ich es weiss und weil ich auch weiss, dass ich das darf) dann kenne ich mich und meine Bedürfnisse und kann eine Grenze setzen, wenn ich merke, dass das/diese nicht berücksichtigt werden. Das bedeutet nicht, nicht mehr offen zu sein für die Gedanken oder Vorschläge anderer, es bedeutet nur, sich selbst besser zu kennen und sich nichts mehr "aufzwingen" zu lassen, was für einen selbst halt nicht passt.

Gerade dieses "Überheblichkeitsargument" ist das "typische Argument" narzisstisch missbräuchlich agierender Menschen. Ein Therapeut der mir zB. sagen würde: "Nun, wenn sie meinen zu wissen, was ihnen gut tut, dann brauchen sie mich ja nicht..." würde mich recht schnell von hinten sehen. Früher hätte ich das dann mir angelastet, heute weiss ich, dass das absolut richtig und gut so ist.

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Thread-EröffnerIn
Jenny Doe
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Beitrag Fr., 20.01.2017, 08:06

In Bezug auf das Threadthema
Schön, dass es mal wieder ums Thema geht
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.


Landkärtchen
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Beitrag Fr., 20.01.2017, 09:50

Schneerose, das mit der Augenhöhe ist bei mir ein ganz wichtiger Aspekt um der Therapeutin sagen zu können das etwas nicht stimmt.
Danke das du das geschrieben hast. Denn das ist mit ein Grund, warum es mir bei der neuen Therapeutin gelingt mich zu öffnen und viel besser mit ihr und mir in Kontakt zu kommen.

Mag sein, dass das für viele selbstverständlich in einer Therapie ist. Für mich ist es neu das zu erfahren.

LG-Landkärtchen
Was wäre das Leben, hätten wir nicht den Mut, etwas zu riskieren?

Vincent van Gogh

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lisbeth
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Beitrag Fr., 20.01.2017, 11:09

Landkärtchen hat geschrieben:Schneerose, das mit der Augenhöhe ist bei mir ein ganz wichtiger Aspekt um der Therapeutin sagen zu können das etwas nicht stimmt.
...
Mag sein, dass das für viele selbstverständlich in einer Therapie ist. Für mich ist es neu das zu erfahren.
Die Augenhöhe. Da beschäftigt mich aktuell immer wieder die Frage: warum mache ich mich (meiner Therapeutin gegenüber, aber auch anderen "Autoritäten" gegenüber) immer wieder so klein. Ich komme immer wieder regelrecht in eine "Unterwerfungshaltung" - so nach dem Motto: Bitte beiß mich nicht. Wo das biografisch herkommt, ist mir ziemlich klar.

Aber dieses Muster aufzubrechen, andere Erfahrungen zu machen, meine Interessen wahrzunehmen und zu erleben, dass die Welt nicht untergeht, dass nichts Schlimmes passiert, dass meine Therapeutin mir das nicht nachträgt oder mich vor die Tür setzt - das fällt mir richtig schwer. Ich dissoziiere in solchen Momenten auch ziemlich schnell und massiv und wende dann auch *alles* was von meiner Therapeutin kommt (auch das, was definitiv wohlwollend und zugewandt ist und was ich normalerweise auch so empfinde) als gegen mich gerichtet...

So wie meine Therapeutin sich mir gegenüber verhält, sieht sie mich auf Augenhöhe, definitiv. Das sind vor allem meine Muster, die mich dann in die "Unterwerfungshaltung" bringen. Meine Therapeutin ermutigt mich aktiv, Kritik zu üben, meine Meinung zu vertreten, sie geht auch mit dem, was ich anspreche sehr offen und sehr konstruktiv um. Sieht ihre eigenen Anteile an der Situation, gleichzeitig hilft sie mir aber auch, meine eigenen Muster in solchen Konstellationen besser zu verstehen und mich da mal bewusst auf neues Terrain zu begeben..

Die Frage ist also für mich: Wie schaffe ich es, trotz faktisch vorhandener Augenhöhe diese auch emotional so zu empfinden? Habt ihr da Erfahrungen mit?
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― Anne Lamott


MariJane
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Beitrag Fr., 20.01.2017, 11:21

@ lisbeth: Wieso empfindest du denn deine Therapeutin als Autoritätsperson? Du bist doch der Auftraggeber in der Therapie und sie hat den Auftrag übernommen. Also strukturell gesehen (und scheinbar auch von ihrem Verhalten her) ist sie doch keine Autoritätsperson. Vielleicht hilft es dir, dir das mal klar zu machen: Du bist Auftraggeber.

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lisbeth
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Beitrag Fr., 20.01.2017, 11:28

MariJane hat geschrieben:@ lisbeth: Wieso empfindest du denn deine Therapeutin als Autoritätsperson? Du bist doch der Auftraggeber in der Therapie und sie hat den Auftrag übernommen. Also strukturell gesehen (und scheinbar auch von ihrem Verhalten her) ist sie doch keine Autoritätsperson. Vielleicht hilft es dir, dir das mal klar zu machen: Du bist Auftraggeber.
Auf der Verstandesebene bin ich da völlig d'accord.
Mir geht es um die emotionale Ebene, die bei mir oft völlig konträr zu dem verläuft, was mir logisch total klar ist und einleuchtet. Und gerade in solchen Bereichen schießen die Emotionen bei mir oft quer...
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Speechless
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Beitrag Fr., 20.01.2017, 11:30

Was sind denn das für Situationen? Eine Dissoziation passiert ja nicht durch ein generelles Gefühl, sondern eher durch extrem belastende Situationen. Vllt kannst du das ja nochmal genauer beschreiben.


MariJane
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Beitrag Fr., 20.01.2017, 11:41

lisbeth hat geschrieben:
MariJane hat geschrieben:@ lisbeth: Wieso empfindest du denn deine Therapeutin als Autoritätsperson? Du bist doch der Auftraggeber in der Therapie und sie hat den Auftrag übernommen. Also strukturell gesehen (und scheinbar auch von ihrem Verhalten her) ist sie doch keine Autoritätsperson. Vielleicht hilft es dir, dir das mal klar zu machen: Du bist Auftraggeber.
Auf der Verstandesebene bin ich da völlig d'accord.
Mir geht es um die emotionale Ebene, die bei mir oft völlig konträr zu dem verläuft, was mir logisch total klar ist und einleuchtet. Und gerade in solchen Bereichen schießen die Emotionen bei mir oft quer...
Ich hab das eingeworfen, weil es mir hilft, wenn ich überfordert bin und heftig emotional reagiere, die Situation so nüchtern wie möglich zu betrachten. Dann beruhige ich mich irgendwie wieder bzw. komme aus meinem Affekt raus. Das scheint bei dir aber anders zu sein. Ich weiß nicht, wie man ein emotionales Muster durchbrechen soll, außer eben sich wirklich rational an die Sache heranzugehen und das so aufzulösen.

Vielleicht ist das etwas, was du mal in der Therapie thematisieren solltest?!

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lisbeth
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Beitrag Fr., 20.01.2017, 11:53

Für mich ist es zB (gefühlt) eine totale Bedrohung, wenn ich jemandem der in irgendeiner Form "Macht" über mich hat (auch gefühlt, muss real gar nicht so sein), widerspreche. Das können ganz banale Anlässe sein, zB. hat meine Therapeutin manchmal einen Hang zu viel Smalltalk. Sagt sie auch selbst über sich. Wenn sie dann mal wieder in einer ihrer mitteilsamen Launen ist, dazwischen zu gehen und zu sagen: "Entschuldigung, können wir jetzt mal zu mir und meinen Problemen zurückkommen?" Das fällt mir total schwer und hat mich an Anfang regelrecht abstürzen lassen.
Nicht weil sie dann doof reagiert, im Gegenteil. Sondern weil das bei mir ein (inzwischen bekanntes) Muster aus Schuldgefühlen, Selbstvorwürfen usw. aktiviert, so eine Art "Selbstzerstörungsprogramm"...

Wieso und warum ich das entwickelt habe/vielleicht auch für Überlebenszwecke entwickeln musste, ist mir klar. So eine Art "Stockholmsyndrom". Früher bin ich damit so umgegangen, das alles was einem eigenen Bedürfnis nahekam einfach ausgeblendet habe. So nach dem Motto: Wenn ich etwas nicht weiß, dann kann mich das auch nicht in Konflikte mit den Autoritäten bringen.
In dem Maße, wie ich durch die Therapien mich selbst und meine Bedürfnisse besser wahrnehme, geht das mit dem Ausblenden erstmal nicht mehr. Was ja an sich gut ist. Aber meine unmittelbare Reaktion in solchen Situationen ist nach wie vor sehr von der Vergangenheit geprägt. Kognitiv komme ich da auch nicht ran. Imaginative und kreative Methoden helfen mehr. Und üben, üben, üben. Dh immer wieder neue (gesündere) Erfahrungen über die alten, dysfunktionalen Erfahrungsmuster legen.

Von daher habe ich meine Therapeutin fast im Verdacht, dass sie sich manchmal "bewusst" nicht so richtig bremst, wenn sie in Erzähllaune ist... Weil dieses Übungsfeld nachwievor ein sehr effektives ist für mich...

Es ist schon deutlich besser als es noch vor ungefähr 4 oder 5 Jahren war. Aber ich werde da auch manchmal mit mir selbst ungeduldig. Vor allem weil da Verstandes- und Gefühlsebene so extrem weit auseinander liegen.

Mich interessiert in diesem Kontext, ob andere hier etwas Ähnliches kennen und wie sie dann damit umgehen...
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― Anne Lamott


Speechless
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Beitrag Fr., 20.01.2017, 12:02

Hmm, ich kenne das Problem so zwar nicht, aber was man ja generell gerne macht bei Dis ist ja so oft in die Situationen gehen, bis es nicht mehr bedrohlich ist.

Ganz VT-klassisch könntet ihr ja mal eine Übung machen, wo deine Thera verschiedene Dinge nacheinander sagt und du einfach mal grundsätzlich bei allem widersprichst, dir irgendwelche Argumente ausdenkst, ob es Sinn macht oder nicht und immer wieder dagegen gehst bis das Thema so seine Bedrohung etwas verliert. Mir haben so spielerische Übungen immer sehr geholfen, zum Bsp auch Rollenspiele.

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lisbeth
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Beitrag Fr., 20.01.2017, 12:03

MariJane hat geschrieben: Ich hab das eingeworfen, weil es mir hilft, wenn ich überfordert bin und heftig emotional reagiere, die Situation so nüchtern wie möglich zu betrachten. Dann beruhige ich mich irgendwie wieder bzw. komme aus meinem Affekt raus. Das scheint bei dir aber anders zu sein. Ich weiß nicht, wie man ein emotionales Muster durchbrechen soll, außer eben sich wirklich rational an die Sache heranzugehen und das so aufzulösen.
Das rationale Herangehen funktioniert bei mir nicht so. Weil das im Grunde mein "dysfunktionaler" Modus ist. Ich bin einen Großteil meines Lebens als "Kopffüßler" herumgelaufen. Emotionen gab es nicht, oder sie haben so sehr gestört, dass ich sie ausgeblendet habe. Von daher ist es für mich auch ok und nachvollziehbar, dass das Pendel erstmal in die Gegenrichtung schwingt... Wenn ich dann in den rationalen/nüchternen Modus umschwenke, hat das für mich zu viel von "ich muss meine Gefühle komplett wegsperren" - was halt früher war. Und da gibt es ein jüngeres Selbst oder inneres Kind, das sich vehement dagegen wehrt. Jetzt wo es mal frische Luft schnuppern durfte, will es nicht wieder eingesperrt und verbannt werden.... Wird irgendwann hoffentlich auch wieder anders (dh ausgeglichener) werden.
MariJane hat geschrieben: Vielleicht ist das etwas, was du mal in der Therapie thematisieren solltest?!
passiert schon, taucht in Dauerschleife immer wieder auf, schon allein durch die Interaktion mit meiner Therapeutin... (siehe oben).
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― Anne Lamott


MariJane
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Beitrag Fr., 20.01.2017, 12:16

Ah ok, das macht ziemlich viel Sinn. Ich glaube, dann musst du dir Zeit geben und das, wie Speechless meint, in der Therapie üben und üben und üben, bis es sich nicht mehr bedrohlich anfühlt. Sich da selbst noch unter Druck zu setzen, wäre ja im Prinzip auch dein altes Muster im Sinne von "ich darf nicht fühlen, was ich fühle"... und genau das sollst und darfst du ja.

Was mir noch einfällt: Vielleicht geht es eher um die emotionale Ebene, die du dir rational klar machen kannst? Also nicht, ich bin Auftraggeber, sondern ich bin erwachsen und mir kann niemand mehr wehtun. Die Therapeutin kann mir nichts, auch wenn ich mal nicht mit ihr d'accord gehe? Aber das ist vielleicht auch zu kopflastig... das musst du wahrscheinlich wirklich in der Beziehung erleben.

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