Im Notfall Therapeutin anrufen

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

isabe
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Beitrag Do., 29.09.2016, 06:03

Alyssa:
Ich denke schon, dass du "Drama" machst, auch hier im Forum. Du wolltest Rückmeldungen - und ich denke, die sollten ehrlich sein.

Werde mich aber künftig aus deinen Anliegen raushalten.

Solage:
Nun, ein Patient, der aufdringlich sein will, bräuchte dazu nicht die rausgerückte Privatnummer; so jemand findet IMMER Wege. Das Risiko, das er eingeht, ist also gar nicht so groß, wie es aussieht. ..

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isabe
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Beitrag Do., 29.09.2016, 06:10

Eines noch:
Du wärst vor die Schienen gelaufen ohne Ansprechpartner?

Nun, entweder du weißt, dass es auch andere Möglichkeiten gibt (Klinik, Krisendienste usw) - oder du weißt es nicht: in diesem Fall gibst du die komplette Verantwortung für dein Leben an IHN ab; denn hätte er sich nicht gemeldet, hättest du auch weiterhin nichts von anderen Anlaufstellen gewusst. ..


Speechless
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Beitrag Do., 29.09.2016, 06:11

Ich denke ihr solltet nach eurem Urlaub mal besprechen, warum deine Ressourcen mit der Zeit nicht besser werden, also warum es für dich schwerer wird als besser.

Ich finde es übrigens nicht schlimm, den Therapeuten im Notfall kontaktieren zu dürfen im Urlaub oder dies zu tun. Nicht jeder braucht feste Grenzen, um sich zu entwickeln und wenn der Therapeut diese nicht für sich selbst braucht ist es nicht das Problem des Klienten, wenn der Thera auf ihn eingeht und für ihn da ist. Kommt mir eher so vor als spräche aus manchen hier der Neid, dass sie das selbst nicht bekommen.


isabe
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Beitrag Do., 29.09.2016, 07:17

Um noch mal zum Threadthema zurückzukommen:

Es zweifelt wohl niemand daran, dass es richtig ist, im Notfall seinen Therapeuten zu kontaktieren. Die einzig umstrittene Frage ist wohl eher: Was ist ein Notfall?

Wenn der Therapeut im Urlaub ist und der Patient gerade seinen Job verliert und ihm seine Existenz wegbricht, wird wohl kaum jemand sagen: "Damit DARFST du nicht versuchen, ihn anzurufen" - dass es besser, im Sinne von reifer, ist, NICHT anzurufen, ist eigentlich klar. Aber so jemand wäre dann ja nicht in Therapie. Solche Notfälle passieren aber erstens nicht jedem und zweitens passieren sie nicht unbedingt wiederholt, schon gar nicht regelmäßig. Es sind andere, wirkliche Notfälle denkbar. Ein Notfall zeichnet sich ja gerade erstens durch die Schwere und zweitens durch die Unvorhergesehenheit aus. "Mir geht's nicht gut" an sich ist nicht unbedingt ein Notfall, denn dass es jemandem, der einen Therapeuten braucht, nicht gut geht, ist die REGEL und nicht die Ausnahme.

Ferner: Es gibt nicht nur unterschiedliche Ereignisse; auch die Menschen selbst unterscheiden sich darin, wie sie mit "ihren" Ereignissen umgehen. Es gibt schon auf den ersten Blick die beiden Extreme: Der Eine würde nicht einmal überhaupt eine Therapie machen oder jemanden um Rat fragen. Und der Andere behauptet fast täglich, er befinde sich in einer "akuten" Krise, und er bittet regelmäßig Andere um Hilfe. Das zu erkennen, ist relativ einfach.

Spannend finde ich selbst die Frage, wie jemand sich verhält, der völlig verunsichert ist, was die angemessene Einordnung erstens des Ereignisses und zweitens seiner eigenen Persönlichkeit betrifft. So jemand hat Schwierigkeiten zu beurteilen: "Befinde ich mich gerade in einem Notfall?" - und er hat auch Schwierigkeiten darin zu beurteilen: "Bin ich jemand, der dann schon mal nachhilft, um ein Ereignis zu einem Notfall zu machen? Oder spiele ich eher jeden wirklichen Notfall runter zur Lappalie?" / "Bin ich jemand, der alle Probleme alleine lösen will? Oder bin ich jemand, der immer zuerst die Rettung von außen sucht?" - ich nehme an, dass - wie bei allen psychodynamischen Erscheinungen - gelegentlich eine Diskrepanz auftritt zwischen der Eigenwahrnehmung ("ich will alles alleine machen") und der Einschätzung durch Andere ("Jetzt ruft der mich schon wieder wegen eines Notfalls an!"). Damit das Selbstbild von "alleine machen" bestehenbleiben kann, muss also das Ereignis selbst "größer" gemacht werden - denn sonst mutierte man ja zu einer Nervensäge, und das will man nicht.

In diesen Situationen kann es dann u.U. passieren, dass manipuliert wird - und auch dass man das selbst gar nicht merkt (insofern ist daran auch nichts zu kritisieren; es ist dann halt Teil der individuellen Verarbeitungsstrategien). Übliche Manipulationen sind z.B. Suizidandrohungen, auch versteckte, und "dramatische" Schilderungen, die den Therapeuten (oder Partner oder Kollegen oder Freund) dazu bringen sollen, sich so zu verhalten, dass der Betroffene erstens nicht alleine bleibt und dass zweitens garantiert ist, dass es sich auch WIRKLICH um einen Notfall gehandelt hat (denn sonst hätte man ja niemals angerufen).

Solange das Bild, das man von sich selbst in dieser Hinsicht hat, stimmig ist, finde ich das eigentliche Verhalten nicht auffällig (wie gesagt: ohne Auffälligkeiten keine Therapie). Schwierig - nicht nur für den Therapeuten, sondern auch und vor allem langfristig (!) für den Patienten - ist m.E. eher, wenn eine Diskrepanz zwischen Eigen- und Fremdwahrnehmung dauerhaft nicht bemerkt wird. Die Chance, denke ich, würde eher darin liegen, an der eigenen Wahrnehmung zu arbeiten: "Bin ich auch wichtig, wenn kein Drama passiert? Ist unsere therapeutische Beziehung auch dann gut, wenn sie störungsfrei abläuft? Geht Beziehung auch im stillen Teich, oder muss es immer ein gefährlicher Ozean sein?"

Mir scheint, das "Notfall-Telefon-Thema" ist in dieser Hinsicht ganz interessant und klassisch.

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lisbeth
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Beitrag Do., 29.09.2016, 07:55

Ich finde das Thema echt spannend - auch wie unterschiedlich jede/r damit umgeht: Was ist ein Notfall? Wann ist dieser Notfall so schlimm, dass ich meinen Therapeuten/in kontaktiere? Dass das jeder hier unterschiedlich wahrnimmt und auch mit den persönlichen Notfällen unterschiedlich umgeht, liegt auf der Hand.

Alyssa: Irgendwie hast du ja damit gerechnet, dass dein Therapeut sich zurückmelden könnte. Hat er ja auch. Ihr kennt euch jetzt ja auch eine ganze Weile und könnt wahrscheinlich ganz gut abschätzen, wie die andere Seite in einer bestimmten Situation reagiert.
Du schreibst ja auch, dass du ansonsten deinen alten Therapeuten kontaktiert hättest.
Mir fällt dabei auf, dass du dir im Notfall zwar Unterstützung holst, dass das Ergebnis (dh bekommst du von dieser Adresse jetzt wirklich Unterstützung und Hilfe) aber extrem unsicher und unwägbar ist. Dh zu dem akuten Notfall der dich in eine Krise bringt kommt dann noch die Unsicherheit dazu: Meldet er sich jetzt oder nicht? Wann meldet er sich? Und was mache ich dann wenn er sich nicht meldet? Oder sehr zeitverzögert?
Meine Denkweise wäre: Therapeut/in im Urlaub = nicht erreichbar. Daher würde *ich* es auf diesem Weg gar nicht erst versuchen, weil ich es als "aussichtslos" einschätzen würde, auf diesem Weg eine Antwort/Reaktion zu bekommen. Und mich eher auf Möglichkeiten konzentrieren, die für mich erfolgversprechender erscheinen. Das ist aber auch mein persönliches Vermeidungsverhalten/denken.

Für mich ist das ein schwieriges Feld, hängt aber auch mit meinen persönlichen Themen zusammen: Mich selbst ernst nehmen, meine Bedürfnisse ernst nehmen und wahrnnehmen und sie nicht von vorneherein als ungerechtfertigt abtun. Von daher würde ich mir eher eine Hand abhacken als meine Therapeutin im Urlaub anzurufen. Für den letzten Urlaub galt sogar das explizite Angebot meiner Therapeutin, dass ich ihr aufs Band sprechen solle, falls was ist und dass sie sich dann zeitnah (ein bis zwei Tage) zurückmeldet. Ich weiß aber nicht, ob sie dieses Angebot in dem Wissen gemacht hat, dass die Wahrscheinlichkeit, dass ich es wirklich wahrnehme kleiner als Null ist... Und das ist dann auch schon wieder typisch für mich: Dass ich denke, sie macht das Angebot nur, weil sie weiß, dass ich sie da nicht beim Wort nehmen werde... Das ist aber mein Problem mit diesem Thema. Da sollte ich mit ihr auch nochmal drüber sprechen...


VG von Lisbeth
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott


isabe
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Beitrag Do., 29.09.2016, 08:29

Lisbeth:
Ein Therapeut wird - das weißt du ja, dass das nur deine Wahrnehmung ist - niemals etwas anbieten, nur weil er vermutet: "Der Patient nimmt das Angebot sowieso nicht an". Aber er wird ziemlich sicher selten etwas anbieten, wenn er weiß: "Derjenige holt es sich sowieso", und er wird es eher jemandem anbieten, von dem er vermutet, dass er es nicht übermäßig einsetzt.

Im Ergebnis dürfte beides auf dasselbe hinauslaufen: KEIN (gesunder) Therapeut möchte übermäßig häufig kontaktiert werden zwischen den Stunden. WENN es aber einen Notfall gibt, sollte JEDER die Möglichkeit haben, sich irgendwie bemerkbar zu machen: Denen, denen die Nummer aus o.g. Gründen nicht gegeben wird, fällt sowieso ein Weg hierfür ein - und die, denen sie gegeben wird, werden sowieso im Zweifel erst mal zögern. Im Ergebnis also halten sich die Anrufe dann auf einem erträglichen Level.

Das Einzige, was m.E. wirklich GAR NICHT geht, sind Anrufe in der Nacht; die halte ich für egoistisch und rücksichtslos (wirklich JEDER weiß, dass es 112 gibt). Immerhin wird ja niemand nachts den Therapeuten anrufen, um ihm ein Schlaflied zu singen... Man kann also davon ausgehen, dass der Angerufene und vermutlich aus dem Schlaf Gerissene nicht mal eben sofort nach dem vielleicht 4minütigen Gespräch sanft wieder einschlummern wird - ganz im Gegensatz zum Patienten, der erreicht hat, dass er beruhigt wurde... Vielleicht liegt der Therapeut dann also ob der "Schreckensnachricht" ewig wach im Bett, obwohl er am nächsten Tag wieder konzentriert arbeiten muss (und immerhin auch noch viele andere Patienten zu Recht erwarten, einen konzentrierten Therapeuten zu haben).


montagne
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Beitrag Do., 29.09.2016, 08:42

Ja ist schon ein interessantes und auch wichtiges Thema. Es steht ja Modell dafür, wie man im Leben und nach der Therapie damit umgeht Probleme zu bewältigen.

Ich sehe da mehrere Aspekte. Sicher kann man nicht generell beurteilen, ob und wann es sinnvoll ist anzurufen. Hängt von der Therapiephase, der Persönlichkeit, der Situation ab. Ich denke auch nicht, dass es gernell unreifer ist anzurufen, bzw. reifer nicht anzurufen. Sehe ich garnicht so. Ich denke es ist gut und reif sich rechtzeitig Hilfe zu holen, BEVOR eine Krise eintritt, die zur Suizidgefahr wird. Ganz rechtzeitig Entwicklungen erkennen, erst für sich selbst was tun, dann natürlich auch Hilfe holen ist doch richtig, oder? Eigentlich ja von vorne herein regelmäßig ausreichend was für sich zu tun, dass es einem gut gehen kann und Belastungssituationen, die es immer im Leben gibt, abfedern.
Und in der Hinsicht empfinde ich es als klug, wenn man einen Therapeuten anruft und um Hilfe bittet, bevor es knallt. Noch besser, etwas rechtzeitig in den Stunden ansprechen, klar. Geht nicht immer und sei es aus Gründen größerer Stundenabstände. Dann eben anrufen.


Der andere wichtige Aspekt ist aber, dass ich es persönlich generell gefährlich finde, wenn man sich zu sehr auf nur eine Person verlässt. GERADE wenn man jemand ist, der labil ist und wirklich dringend in suizidalen Krisen öfters mal Hilfe braucht. Denn auch der willigste und zuverlässigste Therapeut kann arbeitsunfähig werden oder sterben oder sehr weit weg ziehen, Kassenbudget läuft aus. Liest man hier oft genug.
Dann steht man mit nichts da. Ich finde es fast fahrlässig, wenn ein Therapeut nur sich selbst als Hilfe installiert und nicht auch guckt, was ist im privaten Umfeld vorhanden und/oder was gibt es sonst noch an profesionellen Helfern, wie Hausarzt, Psychiater, Krisenstelle, usw. Hat der Patient da keinen weiteren Ansprechpartner, dem er sich im Notfall auch anvertrauen könnte, muss das aufgebaut werden. Zumindest, wenn der Klient eben immer mal wieder in Krisen gerät, die er nicht allein bewältigen kann.
Und da finde ich ist ein Urlaub eine gute Gelegenheit. Ein Urlaub ist nunmal Urlaub und nicht Bereitschaftsdienst für den Therapeuten. Der sollte ja auch auf seine Gesundheit gucken, hilft keinem Klienten, wenn er nach paar Jahren ganz ausfällt, wegen Burnout.
Für den Klienten ein Anlass sich wirklich ein Hilfsnetz und vor allem eigene Fertigkeiten aufzubauen, was ja ohnehin das Ziel sein sollte.
amor fati


ziegenkind
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Beitrag Do., 29.09.2016, 08:54

mein eindruck von dieser debatte: sie berührt wunde punkte bei allen.

viele müssen das offenbar ganz vehement abwehren und abwerten, wenn in den therapie von anderen etwas passiert, etwas gewährt, etwas gegeben wird, was sie nicht bekommen.

ich kenne den impuls. meine therapeutin hat nicht gemailt und hat nur in ihren sprechstunden 2 mal in der woche telefonanrufe entgegen genommen, in denen sie im wesentlichen immer nur freundlich in mein aufgeregtes hirn hineingesprochen hat: wir sehen uns dann und dann.

in den zeiten fand ich es mitunter reichlich schmerzlich zu lesen, dass andere therapeutInnen" da offenbar viel "großzügiger" waren. mir war damals aber auch immer klar, dass da der nackte neid aus mir spricht und ich tunlichst vermeiden sollte, den ungefiltert an anderen auszulassen.

ein wenig schade finde ich auch, dass der aspekt, um den es alyssa hier ursprünglich ging, ein wenig untergegangen ist. Den finde ich nämlich ziemlich spannend.

alyssa, kannst du dir selber vorstellen, wie dein therapeut dir hätte helfen können? Gäbe es etwas, dass er hätte sagen können, wasfür dich wirklich hilfreich gewesen wäre? oder ging es nicht vielleicht auch wirklich darum, in hilflos zu machen? ich hab das lange, lange zeit gemacht und das zu erkennen, hat sehr, sehr viel bei mir verändert und gelöst.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.


isabe
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Beitrag Do., 29.09.2016, 08:55

Montagne:
Mit "reifer" meinte ich das, was du beschrieben hast: Es ist ideal, dass ein Mensch weiß: "Jeder - also auch ich - kann mal in eine Krise geraten. Jobverlust, Partnerverlust, Krankheit usw. Ich kann mir in dieser Situation Hilfe holen, wenn ich nicht weiter weiß". ABER: Der "reife" Mensch weiß eben, WANN er welche Hilfe von wem erhalten kann - und er sortiert sich die Ansprechpartner entsprechend: "Der Therapeut ist 1x die Woche am Mittwoch (oder halt: nach seinem Urlaub) wieder für mich da. Den besten Freund kann ich nachts anrufen. Den Rechtsanwalt zu den Bürozeiten. Wenn der beste Freund nicht da ist, kann ich den Krisendienst anrufen und mich ausheulen" - das fände ich selbst jetzt reif, diese Unterscheidungen vorzunehmen und entsprechend zu handeln.

Dass man in einer Therapie so reif noch nicht ist, finde ich nicht schlimm. Ich finde auch nicht auffällig, dass man den Therapeuten zur engsten Vertrauensperson macht; das kann ja für manche Prozesse förderlich sein - um dann wieder herauszutreten aus dieser besonderen Beziehung: wenn man so weit ist. Ich verstehe zwar, dass es gut ist, sich ein Netz aufzubauen, aber es kann m.E. durchaus stimmig sein, dieses Netz nach der Therapie aufzubauen, weil es dann vielleicht ein "natürlich gewachsenes Netz" ist und keines, das man noch in der Zeit des Abhängigseins künstlich aufgebaut hat, mit dem Ziel: "Dann muss ich nicht immer den Therapeuten anrufen und hab noch jemanden, falls der tot umfällt".

Also, ich würde nicht sagen, dass man während einer Therapie einen Stapel an Krücken rumstehen haben muss; es kann vielleicht auch reichen, diese eine "Therapeuten-Krücke" zu haben und dann am Ende zu schauen, wie man sich sein eigenes Leben weiterbaut.


Alyssa
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Beitrag Do., 29.09.2016, 14:36

Die letzten beiden Seiten wurde viel geschrieben, zu dem ich mich nicht äussern werde. Das sind Diskussionen, die andere Teilnehmer untereinander führen können (und offenbar auch wollen).

Isabe:
Ja, ich möchte Rückmeldungen haben. Wozu schreibe ich wohl sonst im einem Forum?
Es ist deine Entscheidung, ob und wie du mit meinem Anliegen umgehst. Ich akzeptiere es, wenn jemand sich nicht für meine Einträge interessiert. Aber: Warum schreibst du denn dann hier noch seitenlange Monologe, in denen du immer und immer wieder fast gebetsmühlenartig mein Verhalten und meine Erlebnisse verklausulierst und so drehst und wendest, dass sie in deine engen Strukturen und starren Denkmuster passen?
Zuletzt schreibst du ja selber, dass es ok ist, im Notfall anzurufen, dass man aber definieren muss, was ein Notfall sei. Und hier liegt der Hund begraben: Jeder definiert Notfall anders.
Für mich war das Ganze ein Notfall, der eine SMS (nicht Anruf!, auch wenn du das immer wieder schreibst) gerechtfertigt hat. Für meinen Therapeuten offenbar ebenfalls, sonst hätte er wohl nicht zurückgerufen.

Lisbeth:
Ich habe gehofft, dass er sich zumindest per SMS meldet, und mir - wenn er selber nicht will - sagt, zu wem ich gehen kann (Kollegen/Ambulanz o.ä.).
Und ja, er ist (inzwischen) meine erste Anlaufstelle für solche Krisen geworden. Das finde ich ehrlich gesagt auch gut, denn wozu sucht man sich einen Therapeuten, zu dem man mühselig Vertrauen aufbaut, dem man sein Innerstes offenbart, wenn man ihn dann in einer schweren Stunde nicht kontaktieren soll?
Die Denkweise "Er ist im Urlaub, also nicht erreichbar = aussichtslos für mich, ergo suche ich mir was erreichbares" habe ich normalerweise auch. Das war diesmal komplett ausgeschaltet.

Montagne:
Das Problem habe ich nicht, ich habe ein relativ gutes und dichtes soziales Netz. Und ich weiss, dass ich meinen Therapeuten nicht ewig haben werde. Das ist kein schöner Gedanke, aber er ist erträglich.
Rechtzeitig Hilfe holen geht nur, wenn man seine nahende Krise erahnt/erkennt. Wenn das nicht der Fall ist, sind alle deinen guten Anmerkungen für die Katz.

Ziegenkind:
Ich hätte mir einfach mehr Ruhe seinerseits gewünscht. Er hat es ja gut gemeint, und versucht mir zu erklären, was ich tun könne, damit ich mich besser fühle, aber das waren alles Dinge, die mir einerseits selber bekannt waren und andererseits in dem Moment so fern waren, dass ich es nicht als wirkliche Hilfe empfinden konnte.
Hilflos machen war sicher nicht meine Absicht. Was hätte ich denn davon?

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Broken Wing
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Beitrag Do., 29.09.2016, 14:50

@ Isabe: So kann man natürlich auch alles zu Tode analysieren, kommt in dem Fall dem Banalisieren, also Verarschen, ziemlich nahe.

Der zu therapierende Patient belegt eine extremposition und soll wohl hin zur goldenen Mitte geführt werden, die es nur statistisch gibt. Der eine neigt auch bei Gesunden zur Theatralik, während der Russe sich und anderen reinen Vodka einschenkt. Eine Beziehung wie ein ruhiger See fängt irgendwann an zu stinken und dann muss man die Flucht ins Meer ergreifen.

Ich mag es ehrlich und verbindlich, meine Krisen möchte ich als solche Verstanden wissen und keine Rumdeuterei als Beziehungsaufnahme mit der Mama o.ä.

Außerdem könnte ich am Tel sowieso nicht über tiefergehende Probleme reden, weil ich im Hintergrund immer denke, dass der andere keine Zeit hätte und gerne beruhigt auflegen würde. Daher heißt es untertreiben und spätestens nach 1 Minute 'jetzt geht's mir wieder super'.
Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir. [Nico Semsrott]


isabe
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Beitrag Do., 29.09.2016, 14:54

Alyssa:
Zur Auffrischung deines Gedächtnisses: das ist nicht DEIN Thread. Ich habe mich lediglich auf das ursprüngliche Thema bezogen, das mit dir nicht so viel zu tun hat (während du selbst ja in vielen Threads dasselbe thematisierst).

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Candykills
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Beitrag Do., 29.09.2016, 15:10

Ich weiß nicht, wozu man im Notfall den Therapeuten anrufen soll. Ich hab in meiner Therapie gelernt, dass Therapie während der Stunde stattfindet und bei Notfällen und Krisen zum Beispiel die Psychiatrien zuständig sind. Ich hinterlasse meiner Therapeutin während einer Krise höchstens die Nachricht, dass ich mich in die Psychiatrie begebe oder begeben habe.
In meinen Augen sollte das auch jeder Klient in der Therapie lernen, anstatt immer anzurufen, SMS oder irgendwelche Emails zu schicken. Der Therapeut ist nicht ewig da und Ziel einer Therapie sollte auch sein zu wissen, wo man Hilfe außerhalb der Therapie bekommt, also ein Helfernetz aufzubauen. Ist mir völlig unverständlich, warum das in so vielen Therapien nicht passiert.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)


ziegenkind
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Beitrag Do., 29.09.2016, 15:25

alyssa, ich glaub, niemand macht das bewusst und absichtlich, andere hilflos zu machen. und doch kommt es vor. ich kann nur mühsam darüber nachdenken, warum ich das damals gemacht habe: ich war oft verzweifelt, wollte meine verzweiflung loswerden, in jemandem anderen auslagern und da wütend attackieren. bei mir ging es oft darum, angst und verzweiflung gegen wut auszutauschen und gefühle loszuwerden, die ich als unaushaltsam erlebt habe.

ich weiß natürlich nicht, um was es bei euch ging. aber ich frage mich und dich, ob dein therapeut eine echte chance hatte, etwas richtig zu machen. ich gehe mal davon aus, dass es dir wirklich richtig dreckig ging. und genau in solchen situationen ist es ja in der regel nicht getan mit einem kurzen gespräch am telefon. hätte es wirklich den einen satz, das eine zauberwort gegeben, dass dich beruhigt hätte?
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

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Schnuckmuck
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Beitrag Do., 29.09.2016, 15:46

In meinen Augen findet Therapie nicht nur in der Stunde statt, schließlich arbeitet man täglich daran, seinen Alltag etc. zu verbessern, gelerntes anzuwenden, besprochenes zu verdauen...Und Und...

Von daher ist der Kontakt außerhalb der Stunde in meine Augen kein tabu.
In welcher Art und die Weise ist da eher das Thema.

Auch finde de ich die Erwartungshaltung, der Therapeut MUSS eine Lösung parat haben schwierig. Er kann vorschlagen, raten, analysieren, aber umsetzen und herausfinden ob es passt, muss der Patient.

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