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Do., 16.06.2016, 17:00
Achso, also sobald man einem Hund beibringt, dass vor ihm noch ein anderer Chef existiert, nämlich man selbst, dann lebt man an den Tieren seine Macht aus? Sein Dominanzverhalten?
Aaaalles klaaaa! Dann darf man einem Hund also auch niemals Befehle geben, weil man ihn damit ja zu etwas nötigt, was er ohne Kommando nicht machen will?
Ich glaube, Leute wie du sind die, die ihre Köter nicht zurück rufen, wenn sie andere Leute anbellen, es könnte ja die Entfaltung ihres Hundes beeinträchtigen, würden sie dazwischen gehen...
Da gab es mal eine Oma, die meinte, sie müsste ihren Dackel nicht rufen, der mich beim Fahrradfahren bedrohen wollte und mir in die Hose biss. Der Hund hat von mir einen Tritt bekommen - ja ich böser Mensch, habe mir das Recht genommen mich zu wehren... Mir tut es nicht leid. Und mir tat auch der Hund nicht leid, der scheinbar nicht wusste, wo seine Grenzen sind und was passiert, wenn man einen Radfahrer vom Rad runterholen will. Solchen Leuten würde ich den Hund wegnehmen und ihnen einen Haltungsführerschein aufbrummen, um Verletzungen wie diese zu vermeinden. Bei mir war es nur ein Kratzer, den Hund hab ich auch nicht bis zum Mond getreten, also war auch er relativ unverletzt, von seinem Ego abgesehen. Aber ich würde jederzeit wieder so handeln, wenn ich mich bedrängt fühle.
Und DAS hat sicher nichts damit zu tun, wie dominant ich bin und dass ich meine angebliche Dominanz an Tieren auslasse. Das hat was damit zu tun, dass der Hund wissen muss, dass er Erlaubnis braucht, bevor er was tut.
Das hälst du wahrscheinlich auch für dominant, aber so ist das im Leben nunmal. Oder lässt du deine Kinder auch alles machen? Die müssen nicht fragen? Die dürfen alles selbst entscheiden, auch wenn andere dabei zu Schaden kommen?
Sicher nicht.
Das nennt man nunmal Autoritätsperson sein und daran hat sich Mensch und Tier zu halten, wenn man dafür Sorge tragen muss. Mio hat seinem Hund BLEIB befohlen und ich bin sicher, das geschah nicht, um die Autorität und Macht auszuspielen. Sondern weil sie eine Gefahrensituation erkannt hat und sich rangordnungstechnisch über den Hund stellen musste, um schlimmeres zu vermeiden.
Inwiefern würde ich mich darin unterscheiden, wenn ich meinem Hund befehlen würde, sich hinzulegen, sobald er ausflippt oder knapp davor ist? Auch da sehe ich Gefahr, dass sich einer der beiden Hunde losreißen könnte oder dass sich der Hass zwischen ihnen so schürt, dass man schon Blut und Wasser schwitzt, wenn man die Haustür auf macht.
Vielleicht sollte man mal den langfristigen Wert dieser "Dominanzausspielung" sehen. Ja, für kurze Zeit stellt man sich über seinen Hund, um ihm etwas beizubringen. Macht auch jeder Therapeut, der einem Hausaufgaben aufdrückt, damit man an sich selgbst arbeitet. Und? Dem ist man auch nicht böse und vertraut ihm nicht mehr, oder? Der wird einen Grund haben, wieso er sagt, man soll bitte dies und das mal aufschreiben. Und wenn ein Polizist jemanden an der Schulter packt, der wild herum springt und Leute beleidigt, dann ist auch das okay, der Polizist bringt Ruhe in die Situation. Wenns nicht hilft, wird der Pöbler auch auf den Boden gelegt und kommt in den Schwitzkasten.
In diesem Moment zwinge ich also meinen Hund, sich dieser Situation zu fügen und sich hinzulegen, sodass er begreifen kann, dass alles in Ordnung ist. Auf lange Sicht entspannt sich die Situation dann - wie bei meinem Kater und der Katze meiner Freundin. Die man schon seit Wochen getrost in einem Raum lassen kann, ohne dass was passiert.
Ich würde den Hund also für kurz zwingen, ruhig zu bleiben, um damit zu erreichen, dass zukünftige Konflikte wie dieser gar nicht erst entstehen. Das hat für mich absolut nichts mit Vertrauensmissbrauch zu tun. Ist ja nicht so als würde ich den Hund festbinden, damit andere ihn vergewaltigen - oder als würde ich ihn aussetzen und nie wieder kommen. DAS wäre ein Vertrauensbruch. Wenn man dem Hund aber klar macht: "Ich brauche deine Kläfferei nicht, ich bin hier der Leithund und du hälst jetzt den Nuschel", dann ist das eine klare Ansage, wie man seinem Kind auch sagen würde "Ich rede jetzt, du wartest bis du dran bist". Das nennt man Erziehung.
Wer den Schmerz nicht kennt, der macht sich über Narben lustig.