Eremit hat geschrieben:Womit genau kommst Du hier nicht klar?
Das hat schon in der Schulzeit angefangen. Die meisten Kinder wollten nicht viel mit mir zu tun haben. Ich habe aber nie genau gewusst warum, ich habe ja nie irgendjemandem irgendetwas schlechtes getan. Ein Lehrer hatte einmal gemeint ich sei "zu brav". Später im Gymnasium wurde ich auch öfters gemobbt, weil ich angeblich arrogant und eingebildet war. Das liegt vielleicht auch daran, dass wenn ich mich nicht akzeptiert fühle, mich eher zurückziehe, oder wenn ich beleidigt werde, die Person eher ignoriere als die Konfrontation zu suchen. Im Studium hatte ich zunächst eine gute Freundin, sie hat allerdings später schlecht über mich angefangen zu reden, wie ich von anderen Studienkolleginnen erfahren hatte. Also hat sich diese Freundschaft dann auch irgendwie aufgelöst.
Mir fällt es hier auch schwer Männer kennenzulernen. Ich hätte gerne einmal einen deutschen oder österreichischen Freund gehabt, aber deren Interesse scheint nicht sehr groß an mir zu sein. Vielleicht haben deutsche Männer mehr ein Faible für blonde Frauen, ich bin ja doch eher südosteuropäisch. Andererseits habe ich auch schon nebenerwerbsmäßig als Model gearbeitet, also an meinem Aussehen kann es auch nicht liegen. Die einzigen Männer hier, die Interesse an mir zeigen, sind Türken oder Araber. Ich war auch kurz in einer Beziehung mit einem Araber, aber das hat dann auch nicht gut geklappt einerseits wegen der Religion und andererseits, weil wir intellektuell nicht auf der selben Ebene waren.
In den USA ist es zumindest leichter in Kontakt mit Personen zu treten als hier. Wie letztendlich sich diese Beziehungen/Freundschaften entwickeln, kann man natürlich nie wissen. Ich fühle mich in den USA auch "freier", da ich das Gefühl habe mehr ich selbst sein zu können. In D habe ich das Gefühl eine Maske aufsetzen zu müssen, um von den anderen akzeptiert zu werden. Außerdem habe ich das Gefühl, dass in D sehr stark die Neidgesellschaft verankert ist, Erfolg wird einem nicht wirklich gegönnt.
Eremit hat geschrieben:Einerseits beschreibst Du Dich als wenig selbstständigen Menschen, der nicht einmal Zugriff auf die eigenen Dokumente hat, andererseits hast Du viele Länder bereist, dafür muss man ja über eine gewisse Selbstständigkeit verfügen. Wie passt das zusammen?
Also, ich glaube nur weil man ein paar Wochen allein im Ausland gewesen ist, heißt das ja nicht, dass man auch im Alltag völlig selbstständig zurecht kommt. Außerdem bin ich ja auch nicht immer völlig alleine gereist, da verlässt man sich wieder auf andere Personen. Normalerweise war es ja auch immer so, dass wenn ich ohne Eltern unterwegs war, ich jeden Tag meine Mutter anrufen musste und genau erzählen musste was ich so gemacht habe, wie es mir geht etc. Ich kann mich erinnern, einmal als ich in Amerika war, habe ich an einem (!) Tag vergessen meine Mutter anzurufen, mein Akku war auch leer und so habe ich auch keine Anrufe mitbekommen. Am nächsten Tag hatte ich über 50 (!) Anrufe und Sms von meiner Mutter, die kurz vor einem Herzinfarkt gestanden ist, weil ich mich nicht gemeldet habe und schon dachte mein Freund hätte mich ermordet.