Professionalität des Therapeuten

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Möbius
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Beitrag Mo., 01.02.2016, 21:47

Und wer beurteilt diese "Berücksichtigung" (und nicht "Einhaltung") wissenschaftlicher Standarts ? Der Patient ? Der kartenlegende Therapeut köööööööööönnte unter Umständen einen halben Zentner Veröffentlichungen aus der analytischen Psychologie nach C.G. Jung auf den Tisch hieven, die solche Verfahren als einen gangbaren Umweg zum Unbewußten gutheißten. Von Jung weiß ich - aber auch nur enzyklopädisch - daß er sich mit dem I Ging und dem Tarot befasst hatte. Diese esotherischen Gedankensysteme bieten nämlich, genauso wie die Märchen und Mythen, "Hilfsvorstellungen" an, die ungeheuer machtvoll sein können - zugegebenermaßen aber auch gefährlich, wenn man sich nicht ihren Charakter der Hilfsvorstellung stets vor Augen hält.

Schließlich und endlich muß sich ein Psychotherapeut, der mit einem psychotischen oder schizophrenen Patienten konfrontiert ist, auch auf dessen Wahnvorstellungen, so abstrus sie auch objektiv gesehen sein mögen, in gewisser Weise einlassen, um einen Zugang zum Patienten zu finden, den Wahnsinn bis zu einem gewissen Punkt "mitspielen". Auch dazu kann es gehören, Karten zu legen.

Die Grundlage jeder Psychotherapie ist das Vertrauen des Patienten in den Therapeuten - in seine Fähigkeit und seine Integrität. Dieses Vertrauen kann man nicht objektivieren. Entweder es stellt sich ein, ist hinreichend stabil für die oft unvermeidlichen Konflikte - oder nicht.

Daß sich dieses Vertrauen bei dem von Stern in Bezug genommenen "Esotheriker" nicht einstellen konnte - das will ich keineswegs in Abrede stellen, und es wahr wohl auch richtig von Stern, sich nicht auf eine therapeutische Beziehung zu diesem Therapeuten einzulassen - weil unter den von Stern geschilderten Umständen die "chemistry" einfach nicht gestimmt hat. Deswegen gibt es ja die Einrichtung der "probatorischen Sitzungen". Bei der Psychotherapie ist diese "chemistry" eben hoch wichtig. Aber auch die lässt sich niemals objektivieren.

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stern
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Beitrag Mo., 01.02.2016, 21:58

Es ist immer wieder auffällig, mit welchen Mitteln wegdiskutiert werden soll, dass es unprofessionelles Verhalten geben kann. So ignorant ist noch nicht einmal die eigene Berufsgruppe wie manche Forenbeiträge.

Berufsordnungen sind einheitlich für die Berufsgruppe (Ärzte und PT). Ehtische Richtlinien können sich je nach Institution (Verband)/Verfahren etwas unterschieden... aber so deutlich sind die Abweichungen auch nicht. Besonders wenn man mit dem Menschenverstand argumentiert, so wird man doch noch behaupten wollen, dass je nach Verfahren ein unterschiedlicher Menschenverstand zugrunde liegt. Teilweise sieht man ethische Richtlinien aber auch als Richtlinien, die für den gesamten Berufsstand (z.B. der Psychotherapeuten bzw. Ärzte) gelten... teilweise stellen aber verschiedene Verbände eigene auf. Aber so gravierend sind die Unterschiede nicht, wie getan wird... würde mein Menschenverstand auch seltsam finden.

Zur Beurteilung kann ich mich als Patient z.B. an die Kammer wenden, ob die Karten professionell nach Jung gelegt wurden. Sorry, aber da kann ich wirklich nur noch lachen.
Zuletzt geändert von stern am Mo., 01.02.2016, 22:08, insgesamt 1-mal geändert.
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stern
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Beitrag Mo., 01.02.2016, 22:03

Daß sich dieses Vertrauen bei dem von Stern in Bezug genommenen "Esotheriker" nicht einstellen konnte - das will ich keineswegs in Abrede stellen, und es wahr wohl auch richtig von Stern, sich nicht auf eine therapeutische Beziehung zu diesem Therapeuten einzulassen - weil unter den von Stern geschilderten Umständen die "chemistry" einfach nicht gestimmt hat.
Nicht nur die Chemie hat nicht gestimmt... es wurden auch Methoden empfohlen, die in keiner Weise therapeutischen Standards entsprachen (ähnlich wie Karten legen) und die so unprofessionell waren, dass ein Therapeut äußerte, dass man eigentlich eine offizielle Beschwerde einreichen müsste... und nein, ich bin auch nicht schizophren, so dass man sich in diese Welt hätte begeben müssen. Es handelte sich vielmehr um esoterische Vorschläge, die die Therapeutin selbst in Anspruch nehmen würde. Auch das wurde explizit geäußert.
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Möbius
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Beitrag Mo., 01.02.2016, 22:09

stern hat geschrieben:Es ist immer wieder auffällig, mit welchen Mitteln wegdiskutiert werden soll, dass es unprofessionelles Verhalten geben kann. So ignorant ist noch nicht einmal die eigene Berufsgruppe wie manche Forenbeiträge.

(..)

Zur Beurteilung kann ich mich als Patient z.B. an die Kammer wenden, ob die Karten professionell nach Jung gelegt wurden. Sorry, aber da kann ich wirklich nur noch lachen.
Und kann mich nur noch aus dem thread zurückziehen !

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stern
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Beitrag Mo., 01.02.2016, 22:14

Wie ich schon schrieb: Sicherlich wird manches zur Anwendung gebracht, was eigentlich nicht zur Anwendung kommen dürfte. Das muss nicht immer schaden (kann aber... und aus Haftungsgesichtspunkten ist das sicherlich nicht ganz unproblematisch, wenn man sich über alles mögliche Standards hinweggesetzt hat und ein Patienten einen Schaden reklamiert). Aber selbst wenn es im Einzelfall nutzt, kann man nunmal nicht behaupten, dass die Anwendung von nicht anerkannten esoterischen Methoden in einer PT professionell ist... und u.a. darum geht es im Thread, wie man das abgrenzen kann. Ob etwas gut tut bzw. schadet ist nicht der Gradmesser für Professionalität, sondern das misst man insbes. an objektiveren Grundlagen. Erfahrungen zeigen aber, dass unprofessionelles Verhalten häufiger auch negative Wirkungen hat. Weswegen man es ja zum Schutz des Patienten eindämmen will.
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Beitrag Mo., 01.02.2016, 22:22

Puh, da hockt man mal den ganzen Tag in der Uni und Abends warten plötzlich 5 Seiten Beiträge auf mich.
Bitte habt Verständnis dafür, dass ich nicht auf jeden einzeln eingehen kann.

Gerade weil in den verschiedensten Themen immer wieder auf mangelnde Professionalität seitens eines Theras hingewiesen wird, habe ich dieses Thema erstellt.

Sich jetzt zu streiten, ob Esoterik/Karten legen etwas mit Psychotherapie zu tun haben, kann ich schlecht verstehen, weil das für mich zwei verschiedene Dinge sind. Ich kenne mich mit Jung aus (studiumsbedingt) und auch ich musste ein bisschen schmunzeln. Ich kenne keinen Therapeuten, der esoterisch angehaucht ist (oder ich habe es nicht bemerkt) aber das macht mich auch ganz froh. Denn wie von verschiedenen Leuten dargestellt, basiert Psychotherapie auf wissenschaftlich fundierten Kenntnissen und das ist auch ganz wichtig.

Was ich mich eher gefragt habe ist, warum manche dieser von mir oben genannten Punkte so gegensätzlich aufgenommen werden. Basiert das auf schlechten Erfahrungen, weil so etwas in der Therapie benutzt wurde? Wünscht man sich das, vielleicht auch weil man Defizite hat, die man ausgleichen möchte?

Was mir noch eingefallen ist, was da oben stehen sollte:
"Normalerweise mache ich XYZ für meine Patienten nicht, aber für Sie mache ich eine Ausnahme."
Und weil ich das in einem anderen Thread gelesen habe: "Ich hab dich lieb" (da kann man sich wohl dann auch gar nicht mehr duzen.
Und weil es mir früher, in einer Klinik mal passiert ist:
Über andere Patienten sprechen in der Therapie.

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Beitrag Mo., 01.02.2016, 22:46

In Ösingen anscheinend eine glasklare Sache:
Österreichische Richtlinie verbietet esoterische Methoden in der Psychotherapie
(...)
Um zu vermeiden, dass unsachgemäß angewandte spirituelle Methoden Schaden anrichten, ist nun in Österreich eine Richtlinie erlassen worden, die derzeit kontrovers diskutiert wird. Im Juni 2014 hat Österreichs Gesundheitsministerium esoterische, spirituelle und religiöse Methoden in der Psychotherapie als Verstoß gegen die Berufsethik bewertet und sie deshalb explizit aus Behandlungen ausgeschlossen.
http://www.ezw-berlin.de/html/15_5325.php
Dass es auch positive Effekte geben kann (neben negativen) ist schlichtweg eine andere Fragestellung.

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Was ich mich eher gefragt habe ist, warum manche dieser von mir oben genannten Punkte so gegensätzlich aufgenommen werden. Basiert das auf schlechten Erfahrungen, weil so etwas in der Therapie benutzt wurde? Wünscht man sich das, vielleicht auch weil man Defizite hat, die man ausgleichen möchte?
Nun... die Qualität einer Therapie ist für mich nicht von den im Eingangsposting genannten Punkten abhängig. Ich habe möglichst eine gewisse "Sicherheit", dass eine Therapie einigermaßen professionell ausgestaltet ist. Das ist eine essentielle Basis einer Therapie (für mich)... sonst ist es keine Therapie (mehr). Ob ich will oder nicht, so achte ich daher darauf auch etwas. So habe ich z.B. eine Überziehung mal zeitnah angesprochen. Hat sich dann auch geklärt. Es ist u.U. schwer, das an einzelnen Punkten festzumachen. Wenn z.B. ein Therapeut insges. unreflektierter ist, so äußert sich das evtl. sogar an verschiedenen Stellen... und das fände ich dann schon ein Problem (nicht so sehr hingegen, wenn ein Therapeut einmalig einen Urlaub erwähnt). Besonders in Probesitzungen hat man ja noch kein Gesamtbild... und ich möchte nicht später erkennen, dass jemand seinen therapeutischen Auftrag nicht so genau nimmt. Also ich sehe das als selbstfürsorglich an, wenn ich darauf etwas achte und kritisch bin.
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stern
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Beitrag Di., 02.02.2016, 07:45

superheld hat geschrieben:
Was mir noch eingefallen ist, was da oben stehen sollte:
"Normalerweise mache ich XYZ für meine Patienten nicht, aber für Sie mache ich eine Ausnahme."
Und weil ich das in einem anderen Thread gelesen habe: "Ich hab dich lieb" (da kann man sich wohl dann auch gar nicht mehr duzen.
Und weil es mir früher, in einer Klinik mal passiert ist:
Über andere Patienten sprechen in der Therapie.
Vermutlich wäre es viel weniger Text, wenn man auflisten würde, wie therapeutisches Verhalten aussieht.

Aber noch zu den Punkten... und zunächst klarstellend, weil ich etwas ähnliches geschrieben hatte: Mein stationärer Therapeut meinte das tatsächlich anders. Also er erzählte nicht: Ihnen erzähle ich etwas persönliches, was ich bei anderen Patienten sonst nie mache. Sondern es war eher wie folgt gemeint: Normal erzähle ich ihnen ja nichts persönliches... aber jetzt (feierliche Zeremonie an) mache ich mal eine Ausnahme [weil es gerade passt... und er begründete das auch].

Zwar glaube ich, dass man 2 unterschiedliche Patienten/Menschen nie ganz gleich behandeln kann, aber wenn ein Therapeut posaunt, dass man als Patient einen besonderen Status bzw. eine Sonderrolle einnimmt, so darf das Holzauge ruhig etwas wachsam sein. Wenn dem Therapeuten auffällt, dass ein Patient "Privilegien" erhält, so wird das teilweise tatsächlich als Warnsignal gesehen, so dass der Therapeut es zum Anlass nehmen sollte, das etwas zu reflektieren, was der Hintergrund ist (wird z.B. eine Gegenübertragung ausagiert oder liegen therapeutische Notwendigkeiten vor, die das indizieren und was sind Alternativen, usw.)

Über andere Patienten in der Therapie zu sprechen wäre dann sehr problematisch, wenn das namentlich geschieht, würde ich sagen... besonders wenn die Schweigepflicht auch betroffen ist. Macht das Sinn? Eher nicht. Denn eigentlich soll es ja um den Patienten gehen. Ausnahme wäre vielleicht, wenn ein Patient eine schwierige Situation mit einem anderen Patienten berichtet. Den kann man sich dann ja nicht wegdenken. Aber der Therapeut hat dann natürlich nicht auszupacken, was er weiß (Schweigepflicht), sondern es soll sich etwas hilfreiches für den (eigenen) Patienten ergeben, für den der Therapeut auch therapeutische Verantwortung hat. Allgemein von Patienten zu sprechen, SOFERN man eine Verbindung zur Thematik des Patienten sieht, dürfte o.k. sein à la: Ich höre (von Patienten) nicht zum ersten mal, dass... das signalisiert dann z.B. bestimmte Erfahrungswerte mit einer Problematik, die vertrauensbildend wirken soll. Wenn man natürlich (überspitzt) seine Sitzungen mit einem Patienten nach-bespricht oder man einem Patienten unreflektiert und bezugslos Storys aus andere Therapien serviert, so wäre das wiederum unprofessionell. Das entspringt dann wohl eher einem reinen Mitteilungs- bzw. Plauderbedürfnis des Therapeuten... und dafür ist manchen Patienten tatsächlich die Zeit zu schade, mit fremden Therapien oder anderen Patienten konfrontiert zu werden. Wie gesagt: In einer Probesitzung erlebte ich die Männergeschichten einer Patientin (immerhin wurde nicht auch noch der Name genannt) tatsächlich als sehr unangenehm, weil ich 0,0 einen Bezug herstellen konnte, was das mit mir zu tun haben soll... und was interessiert mich die Dame und deren Männer?

"Ich hab dich lieb"... schwer. Heißes Eisen... kann evtl. leicht missverstanden werden. DASS es so ist, kann es geben... aber das merkt dann evtl. Wichtig ist jedoch in jedem Fall wiederum, dass ein Therapeut nicht eigene (Liebes-)Bedürfnisse ausagiert, sondern reflektiert handelt... wenn das nicht gewährleistet ist, ist lt. dem einen Buchauszug, den ich verlinkte, sogar die Therapie zu beenden. Und ich denke, wenn das berücksichtigt wird, dürfte man eher zu dem Schluss kommen, das besser so nicht zu sagen. Was soll überhaupt damit gesagt werden? Dafür gäbe es evtl. weniger verfängliche Alternativen.
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stern
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Beitrag Di., 02.02.2016, 08:45

Zu social media:
Social Media für Psychotherapeuten: Mit privaten Infos zurückhalten
(...)
Richtlinien notwendig

Wie können Ärzte und Psychotherapeuten vorbeugen und sich gegen solche Probleme schützen? Wie Stellungnahmen amerikanischer Mediziner und Psychotherapeuten zu diesem Thema zeigen, können Fachgesellschaften zwar allgemeine ethische Richtlinien vorgeben, sie kommen jedoch kaum hinterher, spezielle Richtlinien, die den richtigen Umgang mit dem Internet und sozialen Netzwerken regeln, zu erarbeiten, weil die digitale Entwicklung sehr schnell voranschreitet.
http://www.aerzteblatt.de/archiv/158851 ... ueckhalten
Nun, das ist ein Problem in vielen Bereichen, dass das Internet schneller ist... um nicht Merkel zu zitieren: Das Internet ist für uns alle Neuland. Wie auch immer: Man orientiert sich hier dann mehr an der Berufsordung (die aber eh nicht durch irgendwelche Richtlinen ausgehebelt werden könnte. Aber man könnte den Umgang etwas konkretisieren). Oder:
Handreichung der Bundesärztekammer
Ärzte in sozialen Medien
Worauf Ärzte und Medizinstudenten bei der Nutzung
sozialer Medien achten sollten
http://www.bundesaerztekammer.de/filead ... Medien.pdf
Habe ich nicht ganz gelesen... soll nur signalisieren, dass es ein konfliktträchtiges Thema sein kann und man auch in dem Zusammenhang einiges falsch machen kann. Auch hier wird viel an der Berufsordnung gemessen, die eben für den ganzen Berufsstand gilt und nicht nur für einzelne Verfahren. Hier ist z.B. auch eine Fallschilderung erwähnt, wo der Patient zwar anonymisiert wurde, aber Angehörige dennoch eine Zuordnung vornehmen konnten: Problematisch. Es hätte weitergehend verfremdet werden müssen. Gefahr der Schweigepflichtsverletzung. Also erst überlegen, was man von anderen Patienten berichten kann.
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Möbius
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Beitrag Di., 02.02.2016, 09:07

@ Superheld

C.G. Jung ist wohl derjenige der psychoanalytischen Klassiker, der am schwersten zu verstehen und am leichtesten zu mißverstehen ist - woran er selbst nicht wenig Schuld trägt. Aber auch diese dunkelmännerisch verfasste "Theorie" funktioniert in der Praxis und das ist es, worauf es m.E. ankommt. Denn Psychotherapie ist eine Praxis und basiert deswegen keineswegs auf kurzlebigen wissenschaftlichen Erkenntnissen sondern - wie jede Praxis - auf Erfahrungen, die mitunter Jahrhunderte, Jahrtausende alt sein können. Es gehört m.E. zu Jungs Verdiensten, darauf explizit hingewiesen zu haben und einen Teil davon für seine "analytische Psychologie" fruchtbar gemacht zu haben.

Man kann Psychotherapie nicht "studieren", ebensowenig, wie man "Arzt" studieren kann - man kann darin nur ausgebildet werden: von den anerkannten Meistern der jeweiligen Fächer. Die heutezutage verlangten akademischen Ausbildungen sind dafür lediglich die Voraussetzungen. Man sollte nicht vergessen, daß im deutschen Sprachraum die Erfordernis der akademischen Vorausbildung auch für Ärzte erst im 20. Jahrhundert vollumfänglich durchgesetzt worden ist.

Es gehört zu den großen Fehlern unserer neopositivistischen Zeit zu meinen, alles Wissen sei wissenschaftlich erfassbar und Wissenschaft selbst die Krone der Geistigkeit, zudem "transparent" und "demokratisch", für alle grundsätzlich zugänglich und in einem "öffentlichen Diskurs", an dem auch grundsätzlich jeder teilnehmen könne, diskutierbar. Daher rührt auch der fürchterliche Irrtum, das gesamte Leben durch Regulierungen erfassen zu können, die jederman auch noch kennen und durchschauen könne - dem Patienten der Psychotherapie, um auf die ursprüngliche Frage zurückzuschwenken - in scheinbarer Objektivität eine Transparenz über die "Professionalität" des Therapeuten zu eröffnen. Es wird auch wohl nicht lange dauern, bis auch die Wände der therapeutischen Praxen ebenso mit Zertifizierungen und Evaluationsurkunden vollgehängt sind, wie heute schon die Foyers der Kliniken: im wahrsten Wortsinne: "Schein-Objektivität" die nur eines mit sich bringt: Kosten und Arbeitsplätze für Evaluationsforscher.

Ganz abgesehen davon, daß die Praxis auch stets von Arkana geprägt ist, also jenem Geheimwissen, daß wegen Verstoßes gegen allgemein gesellschaftliche Normen nur "von Druidenmund zu Druidenohr" (Asterix), also von Praktiker zu Praktiker weitgegeben werden darf - der Patient und Laie ist niemals imstande, sich das Wissen in der erforderlichen Zeit und unter Berücksichtigung der notorischen, krankheitsbedingen kognitiven Defizite anzueignen, das er für eine auch nur halbwegs objektive Beurteilung von "Professionalität" benötigen würde, bleibt "so rum oder so rum" auf sein Empfinden und die Evidenzerfahrung des "Funktionierens", des Heilungsfortschritts in der Therapie selbst verwiesen. "Leben durch Vernunft dividiert geht eben nicht null auf null auf." (Gerhard Zippelius)

Gruß
Möbius


leberblümchen
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Beitrag Di., 02.02.2016, 09:20

möbius, du weißt aber schon, dass viele Psychotherapeuten selbst Patienten sind bzw. waren (und ich meine wirklich: "Patienten" und nicht "Analysanden")?

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stern
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Beitrag Di., 02.02.2016, 09:27

leberblümchen hat geschrieben:So einfach ist es nicht, dass der Therapeut immer alles richtig sieht und der Patient immer alles falsch. Und deshalb ist es ganz natürlich, dass auch mal ein Patient mehr Durchblick hat als der Therapeut. Vielleicht nicht immer, aber eben nicht nie.
Ja, eben. Das kann es geben. Und der Witz ist: Wenn eine Therapie ins Unprofessionelle abgleitet, so hat der Therapeut den Überblick bereits verloren. Sonst würde er nicht unprofessionell handeln. Na gut, ich denke, manche Therapeuten setzen sich manchmal bewusst darüber hinweg... aber hier gilt dann: Professionalität ist kein Wunschkonzert (weder für den Patienten noch für den Therapeuten). Insofern ist das Argument, dass der Patient den Therapeuten in der Hand hat, nicht nachvollziehbar. Über dem Therapeuten hängt vielmehr etwas anderes (zum Schutz beider übrigens).

Ansonsten kann ich nur nochmals sagen: Um C.G. Jung ging es bei der einen Dame (die außerdem VT war) ganz gewiss nicht. Und auch in Ö wird verlangt, dass das, was zum Zuge kommt, wissenschaftlich fundiert ist (im Unterschied zu D verpackt das Ö sogar nochmals in eine eigene Richtlinie, die im Link komplett ersichtlich ist):
§ 1 Psychotherapiegesetz bringt unmissverständlich zum Ausdruck, dass Psychotherapie
eine wissenschaftlich fundierte Krankenbehandlung ist. (...)

Auch in der Anerkennungsrichtlinie (...) wird die wissenschaftliche Fundierung im Kontext psychotherapeutischer Fachlichkeit deutlich hervorgehoben:

Insgesamt geht es beim Anerkennungsverfahren im Sinne des Psychotherapiegesetzes um
die Ermittlung von psychotherapeutischen Methoden, die ausreichend praktisch erprobt
wurden und eine wissenschaftliche Fundierung entwickelt haben sowie weiters auch
international verankerten und diskutierten Standards entsprechen.“
(...)
Bekehrung, Heilsversprechungen, missionarische Ansätze bzw. religiöse oder esoterische
Praktiken stehen somit in krassem Widerspruch zum Selbstverständnis von Psychotherapie
als wissenschaftlich fundierte Krankenbehandlungsmethode im Sinne eines solchen
Verstehens- und Veränderungsprozesses.

http://www.bmg.gv.at/cms/home/attachmen ... oterik.pdf
Ist doch auch in Ordnung. Wenn man entsprechendes sucht, so gibt es genug Anbieter auf dem Markt. Dann braucht man sich keine Pseudo-objektive-Therapie antun, sondern sucht gleich in der passenden Ecke.

Wenn sich Verfahren als erprobt und wirksam erweisen, so ist eine Anerkennung ja evtl. möglich... z.B. Emdr gab es auch nicht schon immer... und später konnte auch ein Anerkennungsverfahren durchlaufen werden. Auch im medizinischen Bereich möchte ich bewusst auswählen, wenn ich etwas wähle, das nicht so erprobt ist (und darüber auch aufgeklärt werden... man merkt das evtl. auch daran, dass das dann eigentlich selbst zu zahlen ist). Wenn etwas untergejubelt wird, so ist das heikel (und es ist auch nicht jeder Patient so informiert, das zu erkennen. Daher ist hier der Therapeut in die Verantwortung zu nehmen)... und die Krankenkasse interessiert das evtl. auch, was in Wirklichkeit abgerechnet wird (in krasseren Fällen).
Liebe Grüße
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Beitrag Di., 02.02.2016, 14:29

Möbius hat geschrieben:@ Superheld
C.G. Jung ist wohl derjenige der psychoanalytischen Klassiker, der am schwersten zu verstehen und am leichtesten zu mißverstehen ist - woran er selbst nicht wenig Schuld trägt.
Das ist doch subjektiv. Ich hatte mit manchen Dingen von Freud viel mehr "Probleme". Dabei geht es nicht um das verstehen im Sinne von ich weiß wie viel 2*2 ist, sondern um das "annehmen". Ödipuskomplex, Penisneid vs. neuerdings Gebährneid usw. da hatte ich so meine Probleme.
Möbius hat geschrieben:Man kann Psychotherapie nicht "studieren", ebensowenig, wie man "Arzt" studieren kann - man kann darin nur ausgebildet werden: von den anerkannten Meistern der jeweiligen Fächer. Die heutezutage verlangten akademischen Ausbildungen sind dafür lediglich die Voraussetzungen. Man sollte nicht vergessen, daß im deutschen Sprachraum die Erfordernis der akademischen Vorausbildung auch für Ärzte erst im 20. Jahrhundert vollumfänglich durchgesetzt worden ist.
Ich höre meine Kommilitonen aus der Medizin laut aufschreien. Was studieren Sie denn da? Zum einen die Theorie, zum anderen die Praxis, um später was zu sein? Arzt! Und da wir in 2016 sind, geht es doch auch nicht um 1716 oder 1584 oder sonstwann.
Psychotherapie kann man noch nicht studieren, obwohl es Planungen gibt, die Therapieausbildung in ein Therapiestudium umzufunktionieren. Hätte auch den Vorteil, dass es nicht mehr Unmengen an Geld kostet.
Aber wie auch immer, beides setzt ein Studium (!) voraus.
Natürlich geht es im Psychologiestudium um die ganze Bandbreite der Psychologie und die verschiedenen Therapieschulen werden nur ganz kurz beleuchtet. Studenten, die das ganze aber interessiert, können vertiefende Seminare belegen, klinische Vorlesungen und aus meiner Erfahrung kann ich nur sagen: Ja, da studiert man Jung und Freud und Watson und Skinner und wie sie alle heißen.

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Beitrag Di., 02.02.2016, 19:45

@ Superheld

Ich bin von Hause aus Jurist, hab eine diagnostizierte schizoide Störung mit sexueller Deviation, psychosomatischer Akne inversa und noch so ein paar Wehwechen - und nach einer Selbstanalyse (eine reguläre PA war mir seinerzeit aus komplizierten Gründen nicht zugänglich gewesen) bis zum Ursprungstrauma: sexueller Mißbrauch durch die Mutter -bezeichne ich mich als psychoanalytischen Dilletanten, setze mir die Krone der niederen Weihen der Psychoanalyse: die Lehranalyse nämlich, schlankweg selbst auf's Haupt. Und meine Richtschnuren waren und sind noch heute Sigmund und Anna Freud und eben C.G. Jung, dessen Archetypenmodell ich neben dem Strukturmodell Freuds je nach Opportunität verwende.

Mir fehlt schmerzlich der systematische Überblick - ich hätte gerne nochmal von meinem Abitur Gebrauch gemacht und Psychologie studiert - ich bin eh Frührentner, 100% EU - aber daraus wird leider nix ... "studierfähig" bin ich auch nicht. Ich lese therapeutisch, muß so lesen, wende alles auf mich selbst an, und das macht die Lektüre dann natürlich sehr mühsam. Die (wiederaufgenommene) Analyse im Rahmen meiner Therapie muß ich immer noch selbst machen - das ist meinem Therapeuten auch ganz recht, spart ihm viel Zeit.

Wenn man die Richtigkeit dieser Erfahrungen - und es sind klinische Erfahrungen und nicht etwa Theorien o.ä. - vom Ödipuskomplex pp "am eigenen Leibe" nicht nur erlebt, sondern auch eben selbst-analytisch erfährt, bekommt das Ganze natürlich ein ganz anderes Gewicht, eine ganz andere Plastizität, als wenn man es studiert - vom Evidenzerlebnis ganz zu schweigen: "Es funzt!"

Jung wird gerne als Spritist, Mystizist o.ä. abgetan, weil man seine Schriften zu ernst nimmt, nicht begreift, daß zB die Archetypen - wie viele andere Begriffe der Psychoanalyse auch - Hilfsvorstellungen sind. Nach meinem Therapeuten (er ist PD) scheitern auch viele Studenten daran. All diese religiösen, esotherischen, neopaganistischen, satanistischen Systeme sind - wie ich Jung verstehe - in psychoanalytischer Sicht Projektionen innerpsychischer Vorgänge und Tatbestände in die Aussenwelt, die durch die Entwicklung von Psychologie und Psychoanalyse in die Psyche zurück "introjiziert" werden. Kartenlegen, Weissagen, Handlesen, Bleigießen, Astrologie - das alles kann man als Vorläufer der Psychotherapie ansehen und soweit dieses "Proto-Therapien" erfolgreich waren und sogar heute noch sind (siehe oben: "Warzen"), ist es sehr legitim, sich auch heute damit auseinanderzusetzen und sie u.U. auch als Instrument der Psychotherapie einzusetzen.

Deswegen ist es m.E. ein Vorurteil, aus der Beschäftigung mit solchen Themata auf die Unprofessionalität eines Therapeuten zu schließen - eben beruhend auf dem Vorurteil über Jung (soweit man Jung überhaupt zur Kenntnis genommen hat). NB: damit soll - ich wiederhole - nicht gesagt sein, daß die Lieferantin dieses Beispiels: Stern, darin gefehlt hätte, sich von einem Therapeuten schnell wieder zu verabschieden, der ihr unprofessionellerweise (möglicherweise sogar: narzistisch mißbrauchend) solche Instrumentarien "überstülpen" wollte. Diese Entscheidung Sterns war - soweit ich das hier beurteilen will - sogar höchstwahrscheinlich die einzig Richtige.

Der Wunsch, Standarts zu entwickeln, die es dem Patienten ermöglichen könnten, auch unterhalb der Verletzung "harter" Verpflichtungen der Berufsordnungen, ist zwar einerseits verständlich, sogar legitim - aber er ist m.E. unerfüllbar, auch wenn man mit Zertifizierungen, Evaluationen, Qualitätssicherung usw. versucht, so eine Objektivität in die Psychotherapie hineinzubringen. "Es funzt nicht" in der Praxis, weil Psychotherapie eine höchst individuelle Angelegenheit ist, die zudem noch maßgeblich von einem weiteren Unikat bestimmt wird nämlich der konkreten Ausgestaltung der therapeutischen Beziehung.

Es funktioniert auch deshalb nicht, weil m.E. eine Psychotherapie "auf Augenhöhe" keine mehr sein kann. Die Assymetrie dieser Beziehung ist notwendig, konstitutiv - ich will die Begründung hier jetzt nicht wiederholen, nur nochmals darauf hinweisen, daß ich selbst ebenfalls am eigenen Leibe erlebt habe, wie eine psychoanalytische Beziehung übel eskaliert ist, als die ursprünglich vorhandene Assymetrie durch meine "Gegenanalyse" zerstört worden ist. Gewiss war dies eine völlig atypische Situation gewesen - aber das ändert nichts daran, daß auch hier für mich die Wichtigkeit dieser Assymetrie evident erfahren worden ist. Auch dies widerspricht den Paradigmen unserer Zeitläufte - aber das ändert auch nichts an den Tatsachen.
Und wenn die Paradigmen nicht zu den Tatsachen passen, dann ist das - Hegel vom Kopf auf die Füße stellend - um so schlimmer für die Paradigmen !

Gruß
Möbius

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Beitrag Di., 02.02.2016, 19:46

Möbius hat geschrieben:Ganz abgesehen davon, daß die Praxis auch stets von Arkana geprägt ist, also jenem Geheimwissen, daß wegen Verstoßes gegen allgemein gesellschaftliche Normen nur "von Druidenmund zu Druidenohr" (Asterix), also von Praktiker zu Praktiker weitgegeben werden darf - der Patient und Laie ist niemals imstande, sich das Wissen in der erforderlichen Zeit und unter Berücksichtigung der notorischen, krankheitsbedingen kognitiven Defizite anzueignen, das er für eine auch nur halbwegs objektive Beurteilung von "Professionalität" benötigen würde, bleibt "so rum oder so rum" auf sein Empfinden und die Evidenzerfahrung des "Funktionierens", des Heilungsfortschritts in der Therapie selbst verwiesen.
Es gibt auch recht eindeutig unprofessionelle Verhalten... und ja, es gibt Vereine oder Informationen, die darüber aufklären bzw. an die man sich wenden kann, sprich: Notfalls holt man sich eine zweite Meinung ein. Das muss man auch nicht abschließend selbst beurteilen können... und man muss nicht erst selbst als Psychotherapeut (oder Jurist) ausgebildet zu sein, um manche Grenzüberschreitungen zu erkennen. Es ist nicht immer möglich, es an einzelnen Punkten (wie sie im Eingangsposting aufgezählt sind) bzw. der Art nach festzumachen. Teilweise gelingt das aber und ist eindeutig... z.B. Beischlaf wäre definitiv unprofessionell. Oder: Therapeut lässt Patienten für sich arbeiten. Oder: Therapeut nimmt wertvolle Geschenke an. Und so weiter... dazu braucht man z.B. nur die Berufsordnung durchgehen und es fällt einem eine Menge ein, was gegeben sein sollte und was nicht sein dürfte. Bei manchen Punkten muss man etwas differenzieren: Also kommt darauf an. Z.B. (nicht sexueller) Körperkontakt oder Selbstoffenbarungen. Und so weiter. Worauf es ankommt, lässt sich aber i.d.R. auch benennen (vgl. dazu zum Beispiel den Artikel). Problem ist hier eher, dass nicht immer so gut erkennbar ist, was den Therapeuten bewegt (z.B. rein eigene Bedürfnisbefriedigung des Therapeuten oder nicht) bzw. es subtiler anmutet. Aber evtl. kann man manche Schlüsse ziehen, wenn man das anspricht. Und gerade, wenn der Patient Zweifel hat, ob der Therapeut den Therapierahmen verlassen hat, so wäre es ja seltsam, nichts dazu zu sagen. Wenn ein Therapeut viel von sich plaudert, so sagt er vielleicht: Oh ja, sie haben recht. Das war etwas viel die letzte Zeit. Passe ich besser darauf auf. Oder er kann evtl. erläutern, warum er das tat.

Ethische Vorschriften bzw. die juristischen Grundlagen sind schon 3x nicht ein Geheimwissen... um nicht zu sagen: Es wäre eine verkehrte Welt, dem Patienten Informationen zu verwehren, wie eine seriöse Behandlung aussieht. Patientenaufklärung wird auch eher vorangetrieben als verhindert. Dass Patienten kognitive Einschränkungen haben können, muss ja nicht den Verlust jeglicher Beurteilungsfähigkeit von Unseriosität zu Folge haben. Übrigens nutzen auch Therapeuten ihre kognitiven Fähigkeiten nicht immer etwas, sonst bräuchten sie keine Supervision. Besonders schlimm finde ich, wenn jemand auch nicht mehr erkennt, wann er besser Supervision nehmen sollte.

Tja, und was heißt wissenschaftlich fundiert: Dass es eine schlüssige Theorie gibt, die manchen Kriterien genügt. Und dass die Wirkung nach wissenschaftlichen Verfahren überprüft ist. Das ist niemandem verwehrt, das anzustreben... manche wollen das auch nicht. Vielleicht täusche ich mich gerade: Hellinger fällt mir hier ein. Um diesen Kriterien zu genügen, reicht es jedoch nicht aus, dass etwas nur für einen (oder wenige) Patienten stimmig oder hilfreich ist.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
«

(alte Weisheit)

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