Hallo Leberblümchen,
wie du sicher noch weißt, habe ja auch ich eine gescheiterte Therapie bei meiner EX-Thera hinter mir. Sie hat mir zwar sehr lange helfen können, aber irgendwann gings – auch beziehungsmäßig – nicht mehr. Sie war die Intransparenz in Person und so vor ferne und in Vergleich betrachte sehr narzisstisch angehaucht/sehr von sichüberzeugt. Sie betreibt selber auch eine Ausbildungspraxis und ist selber Supervisorin.
Obwohl ich selber den Abbruch dieser Therapie bei ihr vorgenommen hatte und auch auf der Platte hatte, warum es zum Scheitern kam (ob eine Supervision geholfen hätte, weiß ich nicht; Bei deinem EX-Thera wäre sie bestimmt sinnvoll gewesen anstelle einer Intervision, das sehe ich schon auch so wie du), stand sie sehr, sehr lange in der Therapie bei meinem neuen Thera zwischen uns (also meinem Thera und mir). Das hatte ich gar nicht wahr genommen, denn die therapeutische Beziehung zu meinem Thera war von Anfang an eine ganz andere, ähnlich wie du es mit deinem Wechsel empfunden hattest (ich hab ja durchaus in deinem Blog mitgelesen).
Ich konnte das Vertrauen, dass ich für ein erfolgreiches Arbeiten mit ihm benötigte, nicht in dem Maße aufbauen, wie es notwendig war. Das fiel mir überhaupt nicht auf, denn Vertrauen war ja eh so ein Problem bei uns und es war ja sogar schon mehr Vertrauen als bei meiner Ex-Thera da (war halt nur immer noch nicht ausreichend). Hinzu kontrollierte ich ihn extrem, auch das fiel mir nicht auf. Da steckte wohl halt immer unterschwellig/unbewusst die Angst mit, dass uns das gleiche wie bei meiner Ex wieder passieren könnte. Davor mussten wir und schützen – behinderte aber dann doch ein Fortkommen in der Therapie. Und ich testete ihn bis zum geht nicht mehr.
Zu diese drei: Vertrauen, Kontrolle, Testen, sprach er mich dann irgendwann an, holte es als Thema auf den Tisch. Wir mussten das Thema Ex-Thera bearbeiten. Ja, meine Vermutung war richtig, die mir sagte, auch meinem neuen Thera darf ich zum Anfang nicht sagen, bei wem ich vorher war. Er gestand tatsächlich, dass er mich dann, wenn er gewusst hätte, bei wem ich vorher war, mich wahrscheinlich auch abgelehnt hätte. Er kannte sie tatsächlich (nicht persönlich, aber von Vorträgen, als Kollegin). Es hat einige Stunden gebraucht, bis das Thema Ex-Thera gegessen war. Und dann registrierte ich selber, wie sich Vertrauen, Kontrolle, Testen extrem veränderten, so dass wir zusammen arbeiten konnten. Das was ich zuvor an Vertrauen hatte, dachte ich, sei Normalzustand/schon ganz gut – war aber im Nachhinein aus der Veränderung heraus erlebbar eigentlich immer noch Misstrauen hoch drei. Und dass ich ja kontrollierte und testete, war mir gar nicht bewusst, bis er es mir (auch hier: Transparenz sei Dank) aufzeigte und ich die Veränderung bei mir selber deutlich wahrnahm.
Warum schreibe ich dir jetzt von mir? Was hat dieses/meines jetzt mit dir zu tun?
Was hat es mit deinem Posting „Supervision – Intervision“ zu tun?
Ich glaube, eine ganze Menge.
Ich antworte jetzt einfach mal mit ein paar Postings :
lamedia hat geschrieben: Und was ich auch herauslese, ist, dass es sehr viel um Kontrolle geht: Eigentlich auch berechtigt, wenn erstmal Mißtrauen durch negative Erfahrungen (sei es Therapie, sei es "sonstige Biographie") besteht. Dann will man alles wissen, alles verstehen, alles einordnen und auch fundiert kritisieren können, (um nicht einfach abgewatscht zu werden.)
mio hat geschrieben: Das Supervision nur eine von vielen möglichen Qualitätssicherungsmassnahmen ist wird in dem von Wandelröschen verlinkten Informationstext ja klar. Wie eigenverantwortlich und sinnvoll für den Patienten ein Therapeut in Bezug auf die Wahl der passenden Massnahme nun handelt ist Sache des Therapeuten. Macht er Intervision, obwohl eher Supervision angebracht wäre? (…)
Was bringt Dich neben Deinem theoretischen Interesse, dass ja eigentlich mittlerweile eine Antwort bekommen haben dürfte in diesem Thread, eigentlich zu dieser Frage? Die Sorge, Dein jetziger Therapeut könne da eventuell genauso "fehlerhaft" handeln und entscheiden wie Dein voriger? Oder die Frage, hat mein vorheriger Therapeut einen Fehler gemacht?
mio
leberblümchen hat geschrieben: Dass das ein sehr belastender Beruf sein kann, weil er eben auch Verdrängtes im Therapeuten an die Oberfläche holt (eigene Komplexe und Retterphantasien, verdrängte Probleme der eigenen Kinderlosigkeit, verdrängte Probleme mit dem Partner oder mit der eigenen Sexualität, nicht verarbeitete Trauer über einen Verlust, eine eigene Mutterübertragung auf den Patienten, verdrängte Aggressionen und so vieles mehr) (…)
Ich selbst habe zusehen können und müssen, wie Intervision sich auswirkt in einer sehr intensiven Beziehung. Ich habe mir anhören müssen, was man dort meint, herausgefunden zu haben, ich habe beobachtet, wie er sich verhalten hat und ich habe festgestellt, wie er selbst sich dort inszeniert hat.
Und ich weiß tatsächlich auch nicht, ob ich mich dafür "nur so" interessiere oder ob ich damit was "Eigenes" lösen will.