Was macht abhängig von Therapeuten?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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doppelgängerin
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Beitrag Mi., 18.11.2015, 22:08

Igelkind hat geschrieben:Vermutlich sollte ich hier nicht mehr schreiben, ich bin ja nicht in der Lage, an einer Diskussion teil zu nehmen...
Ich fühle mich wie blind.
doch, solltest Du, weil ich finde, dass Du Deine Art der Abhängigkeit beschreibst, was ich sehr spannend finde (und mich auch frage in wie weit das bei mir mit reinspielt bzw. v.a. in der Jugend-Thera reinspielte)
Erfahrungen mitteilen ist absolut wertvoll!!!

Für mich stellt sich diese Frage auch: in wie weit bist Du mit dem Therapeuten über Deine Angst in Kommunikation und wie reagiert er darauf bzw. was schlägt er vor?
Solage hat geschrieben:Genau diese Angst anzusprechen und auflösen zu helfen. Genau das war heute Thema! Manche tun es einfach nicht. Tja.....
Nunja, das ist ja auch nicht so ganz einfach! besonders, wenn man eben gerade ANGST hat. Ich konnte bisher auch noch gar nichts dazu sagen.

T: "Wie geht es Ihnen mit mir?
Ich: ääähm... okay?
T: ...okay?
I:... ja?
T: gut. (Nach ner Weile Themawechsel, okay, sie hätte nachboren können, war aber sehr nett, dass sie es NICHT tat zu diesem Zeitpunkt)

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Solage
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Beitrag Mi., 18.11.2015, 22:17

Liebe doppelgängerin,

das hat bei mir schon auch Zeit gebraucht und war gar nicht einfach. Gar nicht! Ich war da in höchster Not und ich habe nach anfänglichem "Schwimmen" sehr ehrlich geantwortet. Das war halt jetzt dran. Hat laaange gedauert. Und der Thera hat mir die Zeit gelassen, der hat gespürt wann es so weit ist.

ER hat die Angst angesprochen, ich war ehrlich und dadurch wurde sie aufgelöst. Er hat mir ein Sicherheitsnetz aufgespannt. Ich aber habe Blut und Wasser geschwitzt, nach meiner missbräuchlichen vorherigen Therapieerfahrung. Doch es hat sich gelohnt.

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RoterLuftballon
Helferlein
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Beiträge: 40

Beitrag Mi., 18.11.2015, 22:25

Ola liebe Leute
als erstes ist das Thema echt interessant und ich fand die bisherigen Einträge alle sehr toll. Das Thema ist bei mir in der Therapie gerade sehr präsent und es hat lange gedauert bis ich verstanden habe warum es mir nach so vielen Fortschritten schlechter ging. Ich hatte in den letzten Wochen zunehmend das Gefühl abhängig von meinem Therapeuten zu sein bzw zu werden. Ich bin aber von Grund auf jemand der sich eigentlich nie abhängig gemacht hat und das führte dazu das ich sehr unsicher in meinem ganzen Verhalten und meiner ganzen Person wurde. Ich hatte ständig das Gefühl, dass jede Entscheidung die ich treffe falsch ist und das ich sie nur mit ihm gemeinsam treffen könnte. Ich habe gemerkt das ich Alltagsprobleme oder Gefühle bis zur nächsten Sitzung mitgeschleppt habe und ich nicht mehr selber aktiv dagegen wirken konnte/ wollte. Zum einen lag es wohl darin, dass ich dachte ich darf es selber nicht schaffen und zum anderen denke ich wollte ich vielleicht auch die Beziehung nicht zerstören.

Ich denke das wäre vielleicht wirklich ein wichtiger Aspekt warum eine Abhängigkeit entstehen kann. Vielleicht fühlt man sich verpflichtet mit dem Therapeuten alles zu besprechen oder man fixiert sich einfach so sehr auf diese Beziehung das man irgendwann nicht mehr loslassen kann weil vielleicht das innere kleine Wesen in uns Angst hat es niemals alleine zu schaffen.
Ich denke es gibt zahlreiche Gründe warum man sich abhängig macht oder bzw abhängig fühlt. Ich denke da besteht ein wichtiger Unterschied.
Ich habe mich echt ziemlich abhängig gefühlt und habe mehrere Sitzungen gebraucht bis ich ihm erklären konnte das er der Grund ist warum ich mich zurückziehe. Ich hatte das Gefühl ich wäre eine Marionette und er wäre der Regisseur oder ich würde auf einem Seil balancieren und er wäre das Netz untendrunter.
Nun ist es so das wir pausieren und ich fühle mich seitdem wieder wesentlich besser und selbstständiger.
Aber wie schon gesagt...ich denke es ist ein Unterschied ob ich abhängig von dieser Beziehung bin oder ob ich denke/fühle abhängig zu sein.
Ich weiss jetzt nicht ob es für euch einen Sinn ergibt aber ich hoffe es doch sehr

BG
RoterLuftballon

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stern
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Beitrag Mi., 18.11.2015, 22:37

candle. hat geschrieben:Ich habe heute mal online so eine Doku zu Marilyn Monroe gesehen wo es auch um die Frage der Abhängigkeit vom Therapeuten ging.
Witzig. Die Doku wollte ich auch sehen, habe sie dann aber verpasst... und daher habe ich vorhin nachgeschaut, ob man sie auch online abrufen kann. Ja: http://www.zdf.de/ZDF/zdfportal/program ... Dispatch=1
Marilyn Monroes Leben endete früh und tragisch. Psychoanalytiker Ralph Greenson begleitete sie in den letzten Monaten vor ihrem Tod.

Die Dokumentation, die sich an dem Buch "Marilyns letzte Sitzung" von Michel Schneider orientiert, bietet Einblicke in das Leben der Schauspielerin, das geprägt war von Drogen, Selbstzweifeln und emotionalen Verstrickungen.
Quelle: siehe oben
Und ja, Verstrickung halte ich für ein wichtiges Stichwort. Damit kann aus meiner Sicht Abhängigkeit auch viel zu tun haben.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
«

(alte Weisheit)

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pivello
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Beitrag Do., 19.11.2015, 08:01

@Igelkind,
es tut mir sehr leid, was Du beschreibst und derzeit empfinden musst.

Es kommt sicher auch auf das Verfahren an, ich weiß nicht, ob ihr über eure Beziehung manchmal sprecht oder ob es mehr um die Methodik geht. Ich würde Dir sehr wünschen, dass Du dich traust... vielleicht auch per Mail, Brief?

LG, p

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Schnuckmuck
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Beitrag Do., 19.11.2015, 08:44

Hallo und guten Morgen!!!
ich bin tief beeindruckt von der friedlichen Diskussion!!! Alle wollen einander Wertschätzung und Verständnis entgegenbringen!! Selbst dafür hat sich das Thema schon gelohnt!!

In meiner Therapie haben wir festgestellt, dass ich ihn als Täter durch Fragen abgecheckt habe. Wir reden offen über wirklich alles und wenn ich mal eine nicht eindeutige Frage stelle, wie "was denken Sie eigentlich über mich"? Muss ich konkret werden, sonst bekomme ich keine Antwort.

Er achtet auch darauf, dass wir immer klar und eindeutig über Themen reden, so dass gar keine Zweideutigkeit entsteht, und ich frage auch immer nach, wenn etwas unklar ist, zb, habe ich schon mehrfach gefragt, ob dies oder jenes abhängig macht, so sind wir immer in reinem Fahrwasser.

Gut ist auch, dass ich keine fehlzudeutenden Gefühle in seinem Verhalten sehe. Ich weiß, er mag die Diskussionen mit mir, aber auf einer eindeutigen Ebene. Und leiden kann er mich auch.

Lege ich Wert auf seinen Rat? Ja. Gibt es Themen, wo ich ihn als ersten Ansprechpartner sehe? Ja. Ist das gut für meine Ehe? Ja.

Aber ich bin mir auch durch die Beiträge hier sicher, dass Abhängigkeit nicht selten ist und sehr schnell entstehen kann.

Freue mich jetzt weiterhin an der tollen Diskussion!!!!!

Herzliche Grüsse
Schnuck

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Schneerose
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Beitrag Do., 19.11.2015, 09:15

Igelkind hat geschrieben:Hallo zusammen,

Hier etwas wahrscheinlich OT von mir... aber ich möchte das schreiben.

Jetzt hatte ich 3 Tage lang Angst nach meinem letzten Post hier, wieder im Forum zu lesen oder diesen Thread zu besuchen, der mich eigentlich sehr interessiert.
Als ich schrieb, hatte ich am ganzen Körper gezittert und danach fühlte ich mich einfach nur schlecht.
Ich hatte Stundenlang das Gefühl, jemand kommt gleich ins Zimmer und schlägt mich dafür, was ich geschrieben habe.

Liebe Widow,
Ich hatte jetzt endlich den Mut, deine Antwort auf mich zu lesen, und ich möchte dir danken, dass du mich nicht angegriffen hast, so wie ich dich angegriffen habe.
Gleich nachdem ich da so emotional geschrieben habe, merkte ich, dass ich dich anscheinend irgendwie treffen wollte, weil ich mich getroffen gefühlt habe, und dass ich da zwei Dinge zusammen gebracht habe, die nicht zusammen gehören.
(Auch wenn ich nur den Umgang und die Anforderungen der Anderen an das "normal Funktionieren" damit meinte, nicht das Erleben und die Gefühle an sich.)
Du hast das jetzt wieder auseinander genommen, was ich gut finde.
Was du erleben musstest, finde ich unsagbar schrecklich, und ich habe nie so etwas ähnliches erlebt in meinem Leben.

Für mich ist es so, dass diese Liebesgefühle oder die Bedürftigkeit oder die Abhängigkeit oder was immer es ist, eine so schreckliche Angst und auch Scham auslösen, dass es mich existentiell betrifft.
Ich bin so Harmoniebedürftig, und ungeschickt darin, für mich einzustehen, dass ich deswegen immer wieder furchtbare Ängste habe, die ich kaum aushalte.
Dies prägt natürlich auch meine Beziehung zum Therapeuten, und dafür schäme ich mich auch sehr.
Miesel hat geschrieben: Erst stellt der Patient fest, dass er sich zu wenig wichtig nimmt.
Das ändert er manchmal sehr radikal und stößt andere dabei teils hart vor den Kopf.
Schließlich mit weiterem inneren Wachstum ist er erwachsen genug um sich wichtig zu nehmen, ohne andere gleichzeitig massiv abwerten zu müssen.
Liebe Miesel, du hast das auf jemand anders bezogen, aber ich kann es gut auf mich münzen.
Genau so schleudert es mich hin und her, und ich muss feststellen, dass ich da keineswegs erwachsen bin, ja, ich vermute, ich werde das nie werden.
Früher im Alltag habe ich all diese Überreaktionen unterdrückt, da bin ich nicht so aufgefallen.
Aber seit ich in Therapie bin, muss ich das zeigen, wenn ich da ran will und etwas verändern will, und das bereitet mir furchtbare Scham und Angst.

Auch was Leberblümchen geschrieben hat, passt leider zu mir.
Der Therapeut wiederum muss die Balance finden zwischen "locken" und "zurückweisen", weil es weder etwas bringt, wenn man ihn als Dienstleister betrachtet, noch bringt es was, ihn als potenziellen oder verhinderten Lover wahrzunehmen.
Egal was der Therapeut tut, ich werfe ihn von der einen in die andere Schublade, ohne es zu wollen, aus der ganzen Verletztheit und Angst heraus, die in mir ist.
Zum Glück konnte ich die Therapie bis jetzt durchhalten und so mindestens eine Erfahrung von Stabilität und Sicherheit bekommen, die ich bis anhin nicht kannte.

Ich fühle mich meinen Gefühlen ziemlich ausgeliefert, und ich sehe eigentlich nicht, ob ich das wirklich jemals zum besseren verändern kann, ja, irgendwann "normal" und für mich und andere erträglich werden / fühlen / mich verhalten kann.

LG Igelkind
OT: Igelkind, ich finde deine offenen und ehrlichen Worte total mutig! und ich finde, damit machst du selber für dich einen wahnsinnig großen Schritt, ALSO MACH DICH NICHT LÄNGER KLEIN - das ist ein megaLeistung seine eignen Schwächen zu reflektieren und sich einzugestehen...

also Tip am Rande, vielleicht könnte dir Ego State Therapie was bringen, wenn du das noch nicth kennst, dann frag mal deinen Therapeuten danach, und falls er das so nicht anbietet, gibt es tolle Bücher dazu - das hat mir die Augen geöffnet.

Schönen Tag an dich
und sei mal ein bißchen stolz auf dich, dass du dich so ehrlich sein traust!
Schneerose
"Der Einzige, der sich wirklich vernünftig benimmt ist mein Schneider, er nimmt jedesmal neu Maß, wenn er mich sieht" :->

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Candykills
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Beitrag Do., 19.11.2015, 10:14

Ich denke es lässt sich nicht wirklich pauschalisieren, warum man jetzt genau abhängig wird. Aber ein wichtiger Aspekt ist sicher, dass man niemand anderen so an sich heran lässt wie den oder die Therapeuten/in.
Ich hab seit meiner Kindheit nun mehrere Therapien hinter mir. Ich würde behaupten, dass alle Therapeuten sehr um mich bemüht waren, ob nun Mann oder Frau. Trotzdem bin ich nur in meiner jetzigen Therapie abhängig. Aber ich hab auch bis auf meine jetzige Therapeutin, nie jemanden so nah an mich herankommen lassen. So offen über meine Gefühle und Bedürfnisse gesprochen, so vertraut. Ich sehe - obwohl meine Therapeutin sehr sehr viel für mich tut - keinerlei Schuld bei ihr, da sie auch immer darauf bedacht ist meine Autonomie zu fördern.
Zum Beispiel hat mir in der Kinderpsychiatrie eine Therapeutin sogar mal ein Geburtstagsgeschenk gemacht und mich umarmt, trotzdem wurde ich nicht abhängig. Ich denke wir mochten uns einfach nur gegenseitig sehr.
Die jetzige liebe ich seit dem ersten Moment. Vom ersten Gespräch bis zum Therapiebeginn brauchte ich 1 1/2 Jahre. Trotz, dass sie mir zuvor telefonisch fast schon nachlief und mir einen Therapieplatz anbot.
Deswegen denke ich auch, dass sich Übertragung und "echte" Gefühle nicht wirklich trennen lassen. Ich liebe sie, auch wenn sie mich verletzt. Ich liebe sie (und das überhaupt nicht sexuell), auch wenn ich gleichzeitig nun sagen kann, dass ich meine Mutter trotz allem, was sie mir angetan hat, liebe. Ich kann ihre Ecken und Kanten sehen und bekomme sie auch zu spüren und trotzdem bleibt die Liebe zu ihr. So wie sie auch zu Freunden nach einem Streit bestehen bleibt. Und manchmal gehört dazu auch Wut und Hass.
Vermutlich sucht man sich instinktiv einen Therapeuten, den man auch unter anderen Umständen zum Freund nehmen würde. Und aufgrund dieser asymmetrischen Beziehung und dem Wissen darum, dass dieser Mensch definitiv gehen wird, klammert man sich an ihn (und wird zwangsläufig abhängig). Zumindest sehe ich das bei mir als zentralen Punkt. Das Wissen, um ihr Gehen irgendwann.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)


Speechless
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Beiträge: 992

Beitrag Do., 19.11.2015, 11:07

das macht für mich soviel Sinn, Candy..alles was du beschrieben hast, aber vor allem das Wissen darum, dass die Beziehung zwangsweise irgendwann endet..


Igelkind
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Beiträge: 264

Beitrag Do., 19.11.2015, 19:22

Hallo, danke an alle, die etwas Nettes auf mein Geschreibe geantwortet haben.
Die Angst in der Beziehung und halt auch vor ihm als Mann ist immer wieder (eigentlich fast dauernd) Thema.
Er ist sehr darum bemüht, mir diese Angst zu nehmen.
Es ist auch besser geworden, ich vertraue ihm.

Aber Heute hatte ich Therapie, und es geht mir jetzt schlechter.
Er war lieb, therapeutenlieb, aber ich fühle keine Verliebtheit, überhaupt nicht.
Weder interpretiere ich da Gefühle in ihn hinein noch fühle ich bei mir so etwas.
Ich bin sehr müde.
Ich bin weinerlich und ängstlich.
Meine Körperhaltung ist gekrümmt und meine Stimme klingt abstossend jämmerlich.
So wie ich jetzt bin, kann man mich unmöglich gern haben, da mache ich mir keine Illusionen.
Das muss er auch nicht.
So eine professionelle Sympathie, die zur Behandlung notwendig ist, bringt er auch in diesen Momenten für mich noch auf, das genügt.

Ich mache irgendwie weiter.
Ich möchte wieder einmal richtig fröhlich sein.

LG Igelkind

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Schnuckmuck
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Beitrag Do., 19.11.2015, 19:36

Liebe Igelkind,
Wir gehen ja nicht zur Therapie um dort der Liebe unseres Lebens zu begegnen, sondern um mit uns selber besser klar zu kommen, das Leben besser zu meistern. Gute Strategien zu erarbeiten.....mit erlebtem besser umzugehen....

Vielfältig das ...

Aber was immer auch wichtig ist, anzunehmen, was gerade wie ist. Keinen Druck auszuübende weil man gerade weniger liebenswert erscheint, nicht stark ist, Probleme thematisiert.....

Sei gut zu dir! Lasse zu, dass es gerade eher grau erscheint,

Lieb gemeintes

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AmyinmeinemHimmel
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Beitrag Do., 19.11.2015, 19:46

Ja diese Nähe und die Beziehung ist schon sehr einzigartig. Ich denke die Gründe für Abhängigkeit lassen sich wirklich nicht pauschalisieren. Es gibt Bedingungen die sie fördern, leichter entstehen lassen und die sehe ich vor allem in der Persönlichkeitsstruktur des Patienten. Der Therapeut muss da sehr achtsam sein, seine eigenen Themen ausreichend geklärt haben um zu erkennen wann diese Abhängigkeit pathologisch wird, der Patient zu sehr darunter leidet und den Entwicklungsprozess behindert. Dann muss er sie vorsichtig auflösen.
Meine Therapeutin hat m.E. immer darauf geachtet, dass ich nicht zu sehr von ihr abhängig werde, meine Selbstbestimmung und Selbsthilfemöglichkeiten gefördert und tut dies immer noch und trotzdem gab und gibt es Zeiten da fühle ich mich sehr abhängig von ihr. Meistens sind und waren es Zeiten in denen es mir sehr schlecht ging, ich auseinander zu brechen drohte und die Verantwortung für mein Leben nicht mehr wollte. Sie hat mich dann ein kleines Stück weit getragen und gleichzeitig mit mir zusammen wieder Boden bereitet auf dem ich gehe konnte. Ich bin aus diesen Zeiten immer erstärkt rausgegangen.
Das diese Beziehung endlich ist, ist mir immer bewusst. Vielleicht liegt darin neben der großen Intimität ja auch der Zauber. Mich lässt das oft auch etwas traurig und wehmütig werden, doch wenn ich irgendwann gehe und da bin ich mir eigentlich jetzt schon sicher, wird es- trotz oder vielleicht wegen der zeitweiligen Abhängigkeit- eine der heilsamsten Beziehungen sein, die ich bis dato in meinem Leben eingegangen bin und die mich dazu befähigt das in mein Leben zu ziehen was ich wirklich brauche und das was mir nicht mehr gut tut daraus auszuschließen.

Ein bißchen Nähe
ist nicht genug
für die große Sehnsucht
nach Zärtlichkeit.
Ein bißchen Vertrauen
ist nicht genug
für die schwierige Suche
nach Geborgenheit.
Ein bißchen Liebe
ist nicht genug
für die ehrlichen Versuche,
ein erfülltes Leben
zu führen.


Igelkind
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Beitrag Do., 19.11.2015, 20:23

Schnuckmuck hat geschrieben:Liebe Igelkind,
Wir gehen ja nicht zur Therapie um dort der Liebe unseres Lebens zu begegnen, sondern um mit uns selber besser klar zu kommen, das Leben besser zu meistern. Gute Strategien zu erarbeiten.....mit erlebtem besser umzugehen....
Hm... ist denn da wirklich ein Unterschied zwischen "besser mit uns selber klar kommen" und der "Liebe unseres Lebens begegnen"?
Ich empfinde es so, dass ich in der Therapie vorwiegend mir selbst begegne, meiner eigenen Person, meinem "Ich" (oder was davon übrig ist...).
Und vielleicht wäre dieses ICH ja die Liebe meines Lebens...
Ja, ich denke schon, dass ich in die Therapie gehe, um diesem ICH zu begegnen. Und ich würde es gern etwas lieben können. Mir selbst mit Liebe begegnen.
Nur jetzt, wo ich es, meine Person, genauer kennengelernt habe, fällt es mir zunehmend schwerer.
Vielleicht möchte ich vom Therapeuten unbewusst, dass er mir zeigt, wie das gehen könnte?
Das Mich-lieb-haben... mich als Ganzes... hm...ich zweifle, ob das geht.
Ich erwarte das von niemandem, das ist mein Job, das weiss ich bereits.
Es fällt gerade sehr schwer.
(Komischerweise wird es jetzt, wo ich schreibe, etwas leichter... )

LG Igelkind

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Schnuckmuck
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Beitrag Do., 19.11.2015, 20:33

Liebe Igelkind,
Nicht jedem Grübeln wohnt ein Monster inne. Schau es tun sich Wege auf;-)!

Ich weiß genau wovon du schreibst.

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Solage
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Beitrag Do., 19.11.2015, 23:05

doppelgängerin hat geschrieben:Ich hatte diese Art Abhängigkeit aber auch in der Jugend bei einer Therapeutin, die ich im Nachhinein als "unter aller Sau" bezeichnen will.
Es war keine gute Beziehung zu ihr, ich fühlte mich dauerhaft abgestoßen, unverstanden, spürte ihr massive Ungeduld und direkte verletzende Angiffe. Sie war kühl und lieferte mir sicherlich vonsich aus keinen Grund abhängig zu werden.
Ich habe sie trotzdem sehr geliebt und war in Gedanken und meiner Phantasie immer bei ihr, habe mir im Kopf "schöne oder sehr katastrophale Therapiestunden" gebaut usw.
Jedes kleine Lächeln, jede winzigste Geste ihrerseits doch auf mich zuzugehen, hat mich ihr verfallen und hoffen lassen, was sehr schmerzvoll war. Trotzdem ist das ganze gescheitert und ich erkenne erst jetzt, wo ich nach jahrelangen Kämpfen mich in eine andere Therapie wage, dass es anders laufen kann, und dass ich (damals hochsuizidal), einfach mal hätte hopps gehen können an dieser Therapie.
Finde sehr schlimm, was Du da erleben musstest.

Ich habe gelesen, dass entweder übermäßig gebendes und grenzüberschreitendes, flirtendes, Verhalten die Abhängigkeit forciert oder eben aber auch ZU distanziertes Verhalten. Dieses "Kratzen" und die Unerreichbarkeit des Therapeuten. Eine übertriebene Distanz kann genauso zu verstärkter Abhängigkeit führen. Weil dann eben jede noch so kleine liebevolle Geste schmerzlich ersehnt wird und das macht eben auch abhängig und keinesfalls frei.
Vor allem vor dem entsprechenden lebensgeschichtlichen Hintergrund, den Therapeuten ja auch erfragen.
Nur so lassen sich ja ungesunde Wiederholungen vermeiden.

Also, dass speziell diese beiden Formen zu einer verstärkten Abhängigkeit führen können.
Natürlich spielt der lebensgeschichtliche Hintergrund immer eine Rolle. Deshalb sind wir ja in Therapie, dass dann damit, wie z. B. Bindungsstörungen etc., professionell umgegangen wird.
Dass Therapeuten nicht zu viel geben und einen aber auch nicht verhungern lassen.
Eine professionelles Arbeiten, das durchaus auf den Einzelfall abgestimmt sein soll.

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