Persönliche Erkenntnisse

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mitplauderin
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Beitrag So., 20.09.2015, 13:15

Pfefferraupe hat geschrieben: Eine schief gelaufene Kindheit hingegen ist in Stein gemeiselt.
. . .
Das ist im Leben eines Menschen wohl der größte Betrug, der einem passieren kann.
Keine stabile, gute und unbeschwerte Kindheit zu haben.
Lasten mitzutragen, die eigentlich die Eltern imstande sein müssten zu tragen.
Missbraucht, belogen und betrogen und verwirrt zurück gelassen zu werden.
Das sind die großen Verbrechen der Menscheit, die unaufgeklärt und unbestraft bleiben.
Ich stimme dir absolut zu Pfefferauge. Jedoch, meine persönliche Erkenntnis (und hier in diesem Faden geht es ja um persönliche Erkenntnisse): Mein Leben ist viel mehr als meine Kindheit! Es war für mich schmerzhaft, anstrengend, kräfteraubend, not-wendend noch mal auf meine Kindheit und deren Erfahrungen zurückzuschauen, um weiter gehen zu können. Das ist mir passiert! Das hat es mit mir gemacht! Endlich mit meinem Finger gefahrlos auf den/die anderen "zeigen" zu können und meinen Gefühlen gefahrlos Raum geben zu dürfen, in der Therapie, ermöglichte mir den Blick darauf, was ich heute/jetzt möchte.
Der Weg führte mich zu meinen Gedanken. Ein Gedanke ist harmlos, solange ich ihn nicht glaube. Halte ich an dem Gedanken fest, meine Eltern hätten sich anders verhalten sollen, mich mehr schützen sollen ect., obwohl sie es nicht getan haben oder nicht konnten, produziere ich Leid in mir. Es ist hoffnungslos, sich zu wünschen, dass die Realität anders sein sollte, als sie ist. Ich kann den Rest meines Lebens mit dem Versuch verbringen, einer Katze das Bellen zu lehren, oder erkennen, wie William Butler Yeats es ausdrückt:

Bedenke dass, wenn überwunden aller Hass,
der Geist erneut voll Unschuld strahlt
und endlich weiß, dass er sich selbst entzückt,
sich selber Frieden, selber Furcht beschert
und dass sein eigner süßer Wille des Himmels Wille ist.

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Pfefferraupe
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Beitrag So., 20.09.2015, 14:48

Stimmt schon mitplauderin. Geht mir genauso.

Bloß was ist mit all denjenigen, die da nicht rauskommen? Die keine Hilfe bekommen? Die sich beispielsweise das Leben nehmen? Oder sich sonst irgendwie zerstören? Was ist mit jenen, frag ich mich.

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mitplauderin
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Beitrag So., 20.09.2015, 15:11

Pfefferraupe hat geschrieben:Stimmt schon mitplauderin. Geht mir genauso.

Bloß was ist mit all denjenigen, die da nicht rauskommen? Die keine Hilfe bekommen? Die sich beispielsweise das Leben nehmen? Oder sich sonst irgendwie zerstören? Was ist mit jenen, frag ich mich.
Habe ich mich auch viele Jahre gefragt (immerhin 9 Jahr Selbsthilfegruppe) und bin zu der Erkenntnis gelangt: Wenn ich gebraucht werde, bin ich da. ICH kann niemanden retten. Jeder nur sich selbst. Und ich darf Begleitung sein, wenn mir das Leben dies zumutet. Andere retten zu wollen, so formulierte es meine Thera mal, grenzt an Grandiosität. Ich verstand: Mein Hang zur Grandiosität schützte mich vor dem Gefühl der vollkommenen Ohnmacht. Alice Miller beschreibt in ihrem Buch "Das Drama des begabten Kindes" sehr gut den Hang zur Grandiosität.

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mitplauderin
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Beitrag So., 20.09.2015, 15:24

Pfefferraupe hat geschrieben: Die sich beispielsweise das Leben nehmen? Oder sich sonst irgendwie zerstören? Was ist mit jenen, frag ich mich.
Versuch einer Antwort. Demütig (ich weiß, ein altmodisches Wort) durfte ich erfahren, egal, was ich getan hätte, ich hätte die Selbstzerstörung nicht verhindern können (so wie sie niemand bei mir verhindern kann). Ich kann geben. Ob der andere annehmen kann, liegt ausserhalb meines Einflusses. Annehmen zu können, dass jeder Weg eine "guter" Weg ist, empfinde ich inzwischen als Gnade (auch so ein altmodisches Wort).

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Pfefferraupe
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Beitrag So., 20.09.2015, 16:05

Danke liebe mitplauderin, meine Frage war eher rhetorisch, da es darauf ja gar keine (zufriedenstellenden) Antworten gibt.
Dass du das für dich so gut hin bekommst, ist natürlich ganz toll und sei dir (wie auch jedem anderen) vergönnt! Ein wahrer Segen, um sich einer weiteren altmodischen Ausdrucksweise zu bedienen.

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mitplauderin
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Beitrag So., 20.09.2015, 16:15

Pfefferraupe hat geschrieben: Ein wahrer Segen, um sich einer weiteren altmodischen Ausdrucksweise zu bedienen.
Huhuuu, in meinen kühnsten Gedanken waren Termini wie "Gnade", "Segen", "Demut" vollkommen undenkbar. Je erfahrener ich werde, desto "stiller" werde ich . . .


Pfefferraupe
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Beitrag So., 20.09.2015, 16:45

Darf man ja mit 80 auch schon ein bisschen sein.


Pfefferraupe
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Beitrag Sa., 07.11.2015, 21:07

Etwas aushalten und überwinden sind selbstheilende Prozesse mit Nachhaltigkeit. Prinzipiell. Also so sind jedenfalls meine Erfahrungen.
Dennoch kommen manche Gefühle in einer erneuten Situation auch wieder und belasten erneut. Ich frage mich, wodurch diese abgebaut werden können. Einsicht ist da, aushalten kann ich es, somit auch überwinden in der Situation, aber aufkeimen tut es dennoch wieder, und zwar in der selben Intensität wie vorher.
Mir stellt sich die Frage wie ich es besser angehen kann um es aufzulösen.


Pfefferraupe
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Beitrag Do., 12.11.2015, 22:38

Offensichtlich bin ich hier die Einzige mit persönlichen Erkenntnissen? Oder es hat niemand Lust seine Erkenntnisse zu teilen... Schade, aber okay.

Meine neueste Erkenntnis - Nähe herstellen durch Überwinden von Ängsten ist toll! Gibt sehr viel Mut, Halt und Wärme.


Pfefferraupe
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Beitrag Fr., 20.11.2015, 10:50

Menschen die heute alleine sind waren es schon immer, sonst wären sie es heute nicht. Traurig...

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Sarana
[nicht mehr wegzudenken]
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Beitrag Fr., 20.11.2015, 14:05

Sag das mal jemandem, der aufgrund einer Depression seine Freunde verliert, weil er alles schleifen lässt.

An dem Satz ist einiges dran, aber es stößt mir ein wenig auf, das als "Erkenntnis" zu sehen - was du schreibst, ist nicht allgemeingültig.

Eine eigene Erkenntnis habe ich leider nicht beizusteuern, entschuldigt bitte.
"Not doing life today. Love to. But can't."
Hoffentlich: "I think I'm at a stage of my life where I subconsciously purposefully f.uck everything up just to see if I can find a way out of it."
Untiefen des Internets


Pfefferraupe
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Beitrag Fr., 20.11.2015, 16:36

Das tut mir leid Sarana, falls du von dir gesprochen hast bezüglich Depression.

Meine (!) Erkenntnis sagt aus, dass es keine allgemeine Gültigkeit hat. Ich denke aber dass etwas Wahres dran ist. Wenn man als Erwachsener irgendwie verloren ist war man das mMn schon immer irgendwie. Es zeigt sich wie ein Spiegel aus der Kindheit, was aus einem geworden ist. Nichts kommt von ungefähr.

Du brauchst keine eigene Erkenntnis beisteuern, nur um hier zu posten. Das ist schon alles in bester Ordnung wenn du dich hier äußerst.


Tränen-reich
[nicht mehr wegzudenken]
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Beitrag Fr., 20.11.2015, 16:57

Pfefferraupe hat geschrieben: Nichts kommt von ungefähr.
Huiiii... schauer über meinen Rücken... Genau die Worten meiner verstorbenen Tante, die mir so viel gab und ich mich immer wieder daran erinnere. Meistens dann, wenn Leute mir weis machen wollen, ich würde jenes und dieses selbst in mir auslösen oder so nach dem Motto "ja, was reagierst da auch so..."-blabla.... - und dann kommt innerlich der Gedanke: Nichts kommt von ungefähr.... und darf mich selbst wieder trösten, darf so sein, darf so reagieren, darf so reden, darf, darf und nochmals darf.....

Huch mir kullern gerade Tränen runter... Ne Erkenntnis im Erkenntnis-Thread, dabei wollte ich nur diese vier Worte an meine Tante wieder erinnern.


Pfefferraupe
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Beitrag Fr., 20.11.2015, 17:21

Eine Erkenntnis im Erkenntnisthread ist immer gut....

Ich sehe das wie deine Tante.... kenne vom Mitlesen bei dir ein bisschen den Hintergrund dazu. Ist bestimmt sehr bitter...


Widow
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Beitrag Fr., 20.11.2015, 17:30

Pfefferraupe hat geschrieben:Menschen die heute alleine sind waren es schon immer, sonst wären sie es heute nicht.
Nichts gegen Deine Erkenntnisse, und wenn Du die so pauschalisieren magst, wie es sich hier anhört, ist das auch Deine Angelegenheit.
Doch ich persönlich widerspreche dieser Deiner Erkenntnis: Mein Erleben verhindert, dass ich sie teile.

Widow

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