Hallo Anve!
hm, das klingt in der Tat ein wenig ungewöhnlich, dass deine Freunde da so wenig auf deine Erlebnisse und Sorgen reagiert haben. (während du ihnen umgekehrt offenbar sehr ausdauernd zur Seite gestanden bist)
Es fällt mir schwer, mir aus der Ferne eine Begründung einfallen zu lassen, aber nachdem es nicht nur 1x passiert ist mit 1 Thema und nicht nur mit 1 Person, sondern in unterschiedlichen Situationen, könnte das schon ein Thema sein..
(das vielleicht nicht geschickt ist, das jetzt aufzugreifen, wo du ohnehin gerade mit deiner Mutter beschäftigt bist)
Aber wenn mal ein guter Zeitpunkt dafür ist, hast du vermutlich irgendein ein Gefühl oder eine Intuition, woran das liegen könnte.
Ich kann vielleicht was von meiner eigenen Erfahrung erzählen,
Mir wurde, als ich noch klein war, deutlich zuviel Verantwortung übertragen. Ich wurde da auch nicht gefragt, ob ich mit diesen Geschichten zurecht komme oder ob mir das zuviel ist.
Folgerichtig hatte ich da in späteren Jahren auch noch nicht so das Gefühl dafür, auf die "Aufnahmekapazität" von anderen und von mir zu achten. Dafür lern ich das jetzt, in einer Zeit, in der ich erwachsen bin.
Da du für mich auf den ersten Blick aber irgendwie nicht so wirkst, als würde sich das Ganze jetzt primär dadurch erklären, dass du ihre Kapazitätsgrenzen überschritten hättest, noch diese Gedankengänge:
Da du offensichtlich sehr für deine Freunde da warst und das umgekehrt dann nicht so das im gleichen Maße von ihnen zurückbekommen hast, wäre noch die Frage, ob du dir vielleicht Menschen ausgesucht hast, die das nicht in so empathischem Maße zurückgeben (können)? Also im Sinne eines Musters, dass du viel am Geben bist, aber nicht so sehr am Empfangen.
Oder dass es auf der Verhaltensebene begründet liegt, warum du da nicht auch soviel Empathie zurückbekommen hast.
Was mir noch aufgefallen ist, du hast ja geschrieben, ihr hättet euch oft gesehen, es hätte also reichlich Möglichkeit gegeben für deine Freunde, nachzufragen wie es dir geht - habt ihr dann einfach über andere, vielleicht oberflächlichere Themen gesprochen? Wie tief und vertrauensvoll empfindest du den Kontakt grundsätzlich?
Anve hat geschrieben:
Professionell.. naja ich bin eher verschlossen, rede nicht gern mit fremden und nicht über sowas Persönliches. Also ist für mich jetzt eher weniger eine Option.
Ja, muss ja auch nicht sein, war nur so ein Gedanke. Wobei ich zu bedenken gebe, dass der professionelle spätestens nach ein paar Mal sehen ja auch sowas wird wie ein vertrauter Mensch. Deine Freunde waren dir ja auch irgendwann mal fremd. Ich mach das auch so, dass ich einem neuen Therapeuten/Coach erstmal noch nicht so tiefe Themen erzähle und mich da erstmal herantaste und schaue, ob ich zu diesem Menschen überhaupt Vertrauen aufbauen möchte.
Aber wenn man so jemanden hat, ist es natürlich eine Sache von unschätzbarem Wert, weil man dort ganz abseits von seinem realen Leben Gedanken besprechen kann, auch dunkle, genervte, die man seinen Freunden nicht zumuten kann oder möchte. Und natürlich die Möglichkeit hat, sich eine neutrale Außensicht anzuhören.
Aber muss ja nicht sein, es gibt ja auch genug andere Möglichkeiten, aus denen man wählen kann.
Und was deinen Partner betrifft, kannst ja mal im Stillen beobachten oder auch verschiedene Verhaltensweisen ausprobieren.
Ein Freund von mir fragt z.B. manchmal wenn er mir länger oder tiefer von seinen Problemen erzählen will und nicht sicher ist, ob ich gerade Zeit oder Bereitschaft dafür habe einfach: "darf ich dir da was von meinen Problemen erzählen?" und er wartet dann ab wie ich reagiere - ein Verhalten, das in meiner Herkunftswelt völlig fremd war, haha!