Stillstand in Psychotherapie

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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SoundOfSilence
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Beitrag Di., 18.08.2015, 21:36

Liebe Betti,

das Vertrauen IST nach 4 WOCHEN weg - das ist doch klar!! Aber es ist nicht für immer weg - es kommt jedes mal schneller wieder zurück...!
Und dass sie heute so früh beendet hat, das könnte ja auch zu deinem Schutz gewesen sein: Dort zu beenden, wo du dich an den Teil der Stunde, in dem du erzählen konntest, noch erinnerst - wo das Schweigen zwar unangenehm zu spüren war ABER noch einigermaßen erträglich? Stell dir mal vor, wie du dich nun fühlen würdest, wenn du dort weitere 20 Minuten geschwiegen hättest und sie auch nur hätte Schweigen können...? Oder dir "Vorwürfe" machen (ich denke sie zählt vermutlich nur die Fakten auf - oder ist sie ärgerlich dabei?).
Ich weiß, dass ist ganz oft ganz furchtbar. Aber man kann da nur durch. Und gegen die Mauer anlaufen...!! Ich kämpfe auch, immer und immer wieder.

Liebe Grüße,
Silence

P.S.: Bis Mai ist noch Zeit...!! Und Brautkleidkaufen ist auch nicht unbedingt nur schön Ringe aussuchen war bei uns auch tierisch schwer. Habt ihr die schon?
Hello darkness, my old friend...

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Betti
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Beitrag Di., 18.08.2015, 22:02

Liebe Silence,
herzlichen Dank für deine schnelle Antwort.
SoundOfSilence hat geschrieben: Stell dir mal vor, wie du dich nun fühlen würdest, wenn du dort weitere 20 Minuten geschwiegen hättest und sie auch nur hätte Schweigen können...? Oder dir "Vorwürfe" machen (ich denke sie zählt vermutlich nur die Fakten auf - oder ist sie ärgerlich dabei?).
Es hat schon gepasst, dass sie die Stunde beendet hat. Ich war ehrlich gesagt froh, endlich wieder "gehen zu dürfen". Nein, sie hat mir keine Vorwürfe gemacht, sondern wie du geschildert hast, nur die Fakten aufgezählt. Sie war auch nicht ärgerlich dabei. Ich weiß sie sehr wohl zu schätzen.
Es hat mich heute halt sehr verwirrt. Und manche Aussagen die sie tätigt treffen so genau ins Schwarze, dass weiß sie auch. Wenn sie dann aber meine Meinung dazu hören will, dann kann ich sie nicht sagen.

Manchmal wäre ich gerne eine kleine Maus in einer anderen Therapie. Ich habe wirklich oft das Gefühl, ich weiß nicht wie das gehen soll. Ich habe ein paar Freunde, welche in Therapie sind, oder mal welche gemacht haben. Wenn ich mich mit denen austausche, dann frage ich mich echt, was bei mir falsch läuft. Auch mein Partner kann nicht verstehen, warum ich einfach nichts sagen kann. Es ist wirklich so, dass hauptsächlich sie redet. Und das seit mittlerweile über einem Jahr. Ich würde mal schätzen, dass ich in Summe vielleicht 5 - 10 min spreche, den Rest der Stunde "hält sie mir einen Vortrag". Wie sie es schon mal betitelt hat. Und ich bin froh darüber, dass ich nicht so viel reden muss. Aber ich weiß natürlich, dass eigentlich ich was von ihr will. Und ich meine Themen einbringen sollte. Aber es geht nicht. Und jetzt bin ich nach der Pause eben wieder mal soweit, dass es mir am liebsten wäre alles hinzuschmeißen. Wieder alles zu verdrängen, in der Hoffnung irgendwann wieder einen "Normalzustand" zu erreichen. Aber natürlich weiß ich, dass das so nicht mehr funktioniert. Da ist schon zu vieles aufgewühlt worden.
P.S.: Bis Mai ist noch Zeit...!! Und Brautkleidkaufen ist auch nicht unbedingt nur schön Ringe aussuchen war bei uns auch tierisch schwer. Habt ihr die schon?
Ich weiß, dass bis Mai noch Zeit ist. Das sagt mir meine Thera auch immer. Aber da es eine wirklich große Hochzeit werden wird (wir sind auch beide bei Vereinen tätig), sollte die Planung im Herbst starten. Und als ich mit meiner Schwester kurz vor ihrer Hochzeit ihr Brautkleid abholen war, haben mir die Verkäufer im Geschäft gesagt, "naja wenn sie im Mai heiraten, dann sollten sie spätestens im Oktober/November einen Termin ausmachen. Manche Brautkleider haben bis zu einem halben Jahr Vorlaufzeit. STRESS. Bei mir kam nur Stress auf. Ich will unbedingt noch abnehmen, so einiges. Und ich weiß, da setze ich mir die Latte viel zu hoch. Aber das geht nicht anders. Ich will mit meiner aktuellen Figur nicht Brautkleid kaufen gehen. Und bis, sagen wir mal November, 20 kg abzunehmen löst dann nur Stress aus. Und meine Thera vermittelt mir immer wieder, dass mein problematisches Essverhalten das letzte sein wird, was sich auflösen wird. Ich weiß sehr wohl, dass das psychisch bedingt ist. Und mit Druck abnehmen geht gar nicht. Aber ich muss. Denn sonst brech ich im Geschäft heulend zusammen. (Wie schon beim Kleiderkauf für meine Funktion als Trauzeugin bei meiner Schwester).

Nein, Ringe haben wir noch nicht ausgesucht, das löst in mir jetzt aber gerade überhaupt keinen Stress aus. Eher mein Figurproblem und das Problem, dass ich und mein Partner eigentlich gerade eine sehr platonsiche Beziehung führen. Und ich immer in der Angst lebe, dass das Gefühl so bleibt. Und so kann man doch nicht heiraten?

Wie war das bei deiner Hochzeit, warst du da schon in Therapie? Oder davor oder erst danach? Ich habe echt Angst davor, dass meine Verfassung so bleibt, wie sie nunmehr seit Monaten ist.
Ich weiß zwar kognitiv, dass ich meinen Partner liebe. Aber das Gefühl dazu ist momentan überhaupt nicht da. Das macht mir enormen Druck. :(

Lg Betti

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Gelli
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Beitrag Mi., 19.08.2015, 07:33

Hallo Betti

Deine Thera ist aus Ihrem Urlaub wieder zurück.Es war für dich eine horrorvorstellung das sie in Urlaub gehen würde,aber hast doch diese Zeit eigentlich ganz gut gemeistert,du warst abgelenkt und hast auch Momente gehabt wo du diese Zeit des Urlaubs auch geniessen konntes.Supi.
Weißt du es gibt Klieenten und auch User hier die geniessen nicht mal einen Tag wo ihr Thera in Urlaub ist,die drehen völlig am Rad und es gibt sogar welche die ertragen nicht mal die Vorstellung das ihr Thera demnächst in Rente geht(wobei diese person schon mehr als 10 Jahre durchgängig Therapie macht)und da finde ich es schon mal toll das du und auch manch anderer User es schaffen gewisse Zeit ohne Thera auch geniessen zu können.
Das du denkst,das Vertrauen zu ihr sei jetzt wieder weg wo du jetzt bei ihr warst das ist normal,aber das ist nur beim ersten Besuch nach dem Urlaub so extrem,das ist beim zweiten Besuch nicht mehr so krass.
Das du weiterhin das Gefühl hast,das du dich im "Stilltand"befindes,zumindes was Therapie angeht,das kannst nur du für dich wissen oder spüren.Es muß furchtbar anstrengend sein seiner Thera gegenüber zu sitzen und nichts heraus zu bekommen,sie fragt eigentlich banale Fragen solche Fragen wie geht es ihnen wie ist es Ihnen mit dem Urlaub von Therapie und ohne Thera ergangen?Und du schaffst es nicht irgentwas dazu sagen.
Du bettelst für dich du schimpfst,du kämpfst du hast so den starken Wunsch es möge sich was bei dir tuen,du möchtes so die Veränderung,und jedesmal wenn du zur Thera gehst,dann sitzt du da und es bleibt bei dem vielen Schweigen.
Mein Thera hat mir früher immer gesagt:gelli es ist ihre Therapie,es ist ihre Stunde,Sie bestimmen was wir bereden sollen/dürfen/können,sie bestimmen das Tempo.Es gab Stunden wo ich auch dieses Schweigen hatte,aber ich fand das schweigen jedesmal unerträglich,oft habe ich meinen Thera dann gebeten mir dann Fragen zu stellen egal was,und wenn es sich um Essen kochen handelte,hauptsache raus aus dem schweigen und hinein in was angenehmes,und es gab auch Momente wo mein Thera meinte,das Schweigen kann auch mal ganz einfach "ausgehalten"werden.
Weißt du,mein innigster Wunsch war es immer das ich einen Menschen fand der bereit war,mich so anzunehmen wie ich bin,mich in allem was mich ausmacht halten und aushalten konnte.Das war nicht sofort vorhanden das hatte sich entwickelt mit den Monaten,auch weil wir mit den innerlichen Anteilen arbeiteten,jeder Anteil in mir wurde gesehen,wahrgenommen,ernst genommen,egal ob ich als kleines Kind von 4-5 jahren da saß mit Teddy im Arm(ich saß wirklich phasenweise mit Teddy bei ihm)egal ob es die agressive gelli war,egal ob es die weiche gelli war,er hat mich gesehen,er hat mich ernst genommen,das habe ich nie zuvor von irgentjemanden gespürt,aber bei Ihm spürte ich das und weißt du,das hat mir so gut getan das alles in mir bereit war mit diesem Menschen zu sprechen,er hat mein Vertrauen sich verdient.
Vieleicht deshalb konnte ich ihm gegenüber sitzen und mit ihm sprechen,und schweigen wurde für mich ein Fremdwort.
Mit einer Thera zu sprechen zu wollen/können,das muß ich innerlich wollen und auch bereit sein,ich muß innerlich frei dafür sein.
Wenn ich wie du jedesmal aus der Therastunde herausgehen würde(zumal deine Therastunden oft garnicht bis zum Ende gehen sondern vorzeitig beendet werden)und weiß es wurde wieder nur die meiste Zeit geschwiegen von deiner Seite aus,das würde mich im nachhinein so nieder machen,und klar würde ich mich auch fragen was kann anders laufen damit dieses ewige schweigen aufhört.Und sei es für dich ganz banal ich würde das meinem Thera gesagt haben oder aufgeschrieben.
Wie willst du sonnst weiter gehen,wohin soll der Weg weiter führen?
Nur zu wollen und zu klagen es geht ja nicht obwohl ich ja so will damit geht es wie du siehst nicht voran.Was brauchst du?Was willst du?Warum geht es nicht wenn du doch so willst?
Ich hab auch das Gefühl du machst dir immer in allem so unendlich viel eigenen Druck.
Ich mach gleich weiter.
GUT DING WILL WEILE HABEN

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Gelli
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Beitrag Mi., 19.08.2015, 07:55

Fortsetzung:

Wenn du zur Therapie gehst,wie geht es dir da in dem Raum?Oder überhaupt wenn du dieses Gebäude betritts?
Sitzt du in dem Raum bei ihr und denkst,es ist schön hier zu sitzen,oder eher oh mir ist ganz mulmig,mich macht das Angst,ich fühle mich unwohl in diesem Raum?
Wie findes du die Atmosphäre bei ihr?Ist es dort leise bei ihr,strahlt diese Thera eine wohlig warme Wärme aus?
Gibt es äusserliche Dinge die dir da nicht so behagen?
Sitzt du wirklich bei ihr mit deiner ganzen Bereitschaft da sprechen zu wollen,wobei du anfangen könntes wo du wolltes,selbst wenn du damit anfängst ich habe heute das und jenes gekocht,hauptsache es beginnt einfach ein Gespräch was einfach zwanglos ist,und dann kann man sich langsam herantasten an das Gefühl wie es eigentlich ist mit ihr zu sprechen.
Irgentwo muß du und ich sage bewusst du musst,einen Weg finden wie du an dieses Sprechen mit ihr hinkommst.Deine Thera ist sehr geduldig,sie weiß um deine Not aber sie kann dir das sprechen nicht einpflanzen,das kann nur von dir allein kommen.Die Therastunden von ihrer Seite vorzeitig zu beenden das hat mit Schutz deinerseits zu tuen und es im Grunde für beide Seiten unbefriedigend da zu sitzen und es ist da nur schweigen,denn sie will dir ja so gern weiterhelfen aber weißt nicht wie und wo.Klar,sie kann mit Schweigen umgehen,sie weiß aus Ihrem Praxisalltag das es viele Menschen gibt die sich unheimlich schwer tuen sich zu öffnen.
Aber Therapie bedeutet nun mal Veränderungen.Und Veränderungen können mitunter begleitet sein von starker Abwehrhaltung.
Ich hab dir Fragen gestellt die ich mir gestellt habe in der Zeit wo ich zu meinem Thera ging,es waren auch Fragen und Gedanken dabei die mir mein Thera mitgab damit ich mir darüber Gedanken machte.
Ach und zum Thema "Heiraten"werde ich später noch einen eigenen Thread aufmachen.Ich würde mich freuen wenn du darin hinein lesen würdes,denn da hab ich aus eigenem Anlass was darin zu sagen.

Aber danke dir wenn du bis zum Ende hier mitgelesen hast.
GUT DING WILL WEILE HABEN

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hummmel
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Beitrag Mi., 19.08.2015, 10:06

Liebe Betti

Ich finde es sehr schwierig, dir etwas da zu lassen, das auch hilfreich ist, denn ich kann nur meine Erfahrungen mitteilen. Ich erkenne mich, wie schon öfter, in vielem was Du beschreibst wieder.

Ich denke auch, dass es normal ist, dass nach einer langen Pause das Sicherheitsgefühl und Vertrauen erst mal wieder weg ist. (Ich hatte diese Woche die dritte Sitzung nach langer Pause, fühle mich mehr als still gestanden, sogar paar Schritte zurück im Vergleich zu vor dem Urlaub. Und ich hasse es, dass dort sitzen und nicht reden, dass Stunden „verschwenden“ um nur wieder in die Nähe der Sicherheit, des Vertrauens zu kommen)

Vielleicht kannst Du mal versuchen, es einfach zu akzeptieren, wie es im Moment ist. Nicht verstehen, nur akzeptieren. Dass du nicht reden kannst. Dass so viel Druck da ist. Dass die Sicherheit und das Vertrauen weg ist. (Du hast jetzt wochenlang all Deine Gedanken alleine sortiert und jetzt sollst Du zu Deiner Therapeutin und diese alle offenlegen.)
Betti hat geschrieben: Und dann fragt sie nach, versucht zu erörtern wie es mir nach der letzten Therapie ergangen sei. Sie hat natürlich meinen Ärger damals bemerkt, wollte wissen, warum ich so verärgert war. Wollte wissen, warum ich nicht auf mich geschaut habe, wollte wissen, wie ich denn das mit meinem Kind schaffe, .... Und ich sitze da und bringe wieder nichts hervor. Schäme mich für alles, fühle mich ausgeliefert, beobachtet, will nur raus, flüchten, dissoziiere ständig, will ihr auf nichts antworten.
Weisst Du, warum Du auf ihre Fragen nicht antworten kannst? Fragt sie zu viel auf einmal, so dass Du gar nicht mitkommst oder weisst auf was Du jetzt antworten sollst? Hast Du keine Antwort darauf, weil die Worte einfach weg sind, du die Antwort zwar kennst aber beim Versuchen zu antworten alles leer ist? Verstehst Du ihre Fragen oder dissoziierst Du schon während dem sie Dir die Frage stellt? (Das sind bei mir oft Gründe, dass ich nicht antworten kann. Und ich sage dann auch nichts, bis vielleicht mal eine Frage kommt, die ich zumindest mit Ja/Nein beantworten kann)

Vielleicht könnt ihr erstmal zusammen herausfinden warum Du nicht reden kannst, warum Du so oft schweigst?

Wenn ich zu viel von mir ausgehe oder ich Dich nicht richtig verstanden habe, Du meine Worte nicht brauchen kann, dann lass es einfach stehen.

Ich lese Dich und wünsche Dir, dass du aus diesem Schweigen kommst und der ständige Druck sich etwas legt.

Lg hummmel

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Betti
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Beitrag Mi., 19.08.2015, 20:22

Liebe Gelli,

herzlichen Dank für deine vielen Gedanken. Es freut mich sehr, wieder von dir zu lesen.
Gelli hat geschrieben: Weißt du es gibt Klieenten und auch User hier die geniessen nicht mal einen Tag wo ihr Thera in Urlaub ist,die drehen völlig am Rad
Ich weiß nicht, ob ich die Zeit als genießen bezeichnen würde. Ich war halt durch die Vorbereitungen für die Hochzeit meiner Schwester sehr gut abgelenkt, mit dem positiven Nebeneffekt, dass Hochzeiten für mich nun mal etwas sehr schönes sind. Und sonst habe ich halt alles verdrängt, um die Zeit überstehen zu können. Alles weg geschoben, ja nichs aufkommen lassen. Laut meiner Thera war/ist das zwar eine gute Ressource, welche mir jedoch auch sehr oft nur im Weg steht.
Es muß furchtbar anstrengend sein seiner Thera gegenüber zu sitzen und nichts heraus zu bekommen,sie fragt eigentlich banale Fragen solche Fragen wie geht es ihnen wie ist es Ihnen mit dem Urlaub von Therapie und ohne Thera ergangen?Und du schaffst es nicht irgentwas dazu sagen.
Ja es ist furchtbar anstrengend, da zu sitzen und nicht zu wissen was man sagen soll, wie man es formulieren soll. Ich habe es nicht mal geschafft sie zu fragen, ob sie einen schönen Urlaub hatte. Und ich würde es nicht mal schaffen über ganz Banales mit ihr zu reden. Weil ich bei allem einfach nur unsicher bin, weil ich immer Angst habe, ich könnte etwas Falsches sagen, ich könnte ihr zu nahe kommen. Und dieses Schweigen halte ich überhaupt nicht aus. Das finde ich schrecklich, noch dazu, wo ich mich dann meist so sehr beobachtet fühle und ich mich am liebsten nur verkriechen würde. Ich wünsche mir ja, ich könnte da sitzen und reden. Da meine ich jetzt noch nicht mal über Tiefgründiges, über Gefühle. Einfach reden, über die Gedanken welche gerade in meinem Kopf herum schwirren, über meine Ängste und Sorgen. Vor dem Urlaub war das schon etwas besser. Da haben wir meistens über meine Mails gesprochen, welche ich ihr seitenweise geschickt habt. Kaum schreibe ich keine Mail, wie das in den letzten vier Wochen der Fall war, weiß ich gar nicht mehr wie, was, warum ich reden sollte. Und leider habe ich momentan auch keine Lust ihr wieder Mails zu schicken, obwohl es dann wenigstens Anhaltspunkte geben würde, über die man reden kann. Irgendwie bin ich gerade nur am Verdrängen. Ich weiß nicht,, wie ich wieder etwas zulassen soll.
Wie willst du sonnst weiter gehen,wohin soll der Weg weiter führen?
Nur zu wollen und zu klagen es geht ja nicht obwohl ich ja so will damit geht es wie du siehst nicht voran.Was brauchst du?Was willst du?Warum geht es nicht wenn du doch so willst?
Ich hab auch das Gefühl du machst dir immer in allem so unendlich viel eigenen Druck.
Genau das sind Fragen auf die ich keine Antwort habe. Ich weiß einfach nicht, warum es nicht geht. Ich will weiter kommen, ich will das sich was bewegt, das sich was tut. Ich weiß halt nur nicht wie. Ich weiß nicht, warum ich mich für alles so sehr schäme. Warum ich meine Gedanken nicht aussprechen kann. Warum ich nur auf den Boden starren kann und mich regelmäßig "aus der Situiation stehle", damit ich nicht hinhören, hinspüren, hinschauen muss. Und dabei sind wir noch so weit entfernt von den wirklich heiklen Themen.
Ich habe keinen Plan, wie ich mich besser auf die Therapie einlassen kann. Wie ich auf die vielen Fragen eine Antwort finden soll. Und ja ich mache mir ganz bestimmt zu viel Druck. Aber selbst da weiß ich einfach nicht, wie ich den raus nehmen soll. Und leider ist das auch eine Standardanwort in dern Therapie: "Ich weiß es nicht". Glaub mir, mittlerweile hasse ich diese Aussage von mir.
Gleich gehts weiter...

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Betti
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Beitrag Mi., 19.08.2015, 20:51

Gelli hat geschrieben: Wenn du zur Therapie gehst,wie geht es dir da in dem Raum?Oder überhaupt wenn du dieses Gebäude betritts?
Sitzt du in dem Raum bei ihr und denkst,es ist schön hier zu sitzen,oder eher oh mir ist ganz mulmig,mich macht das Angst,ich fühle mich unwohl in diesem Raum?
Wie findes du die Atmosphäre bei ihr?Ist es dort leise bei ihr,strahlt diese Thera eine wohlig warme Wärme aus?
Gibt es äusserliche Dinge die dir da nicht so behagen?
Angeregt durch einen Thread, welcher ja erst kürzlich eröffnet wurde, habe ich mir diesbezüglich auch schon Gedanken gemacht. Ihre Praxis ist in ihrem privaten Haus. Wie geht es mir in dem Raum? Irgendwie finde ich da keine Antwort darauf. Ich fühle mich auf keinen Fall unwohl wegen dem Raum oder der Atmosphäre dort. Ich vergleiche so manche Wohnungen, Häuser, Räume gerne mit der Wohnung meiner Schwester. Sie hat ein besonders gutes Händchen dafür, jede Wohnung egal mit welchen Voraussetzungen total gemütlich einzurichten. Bei ihr geht man rein und fühlt sich wie zu Hause. Wenn ich so einen Vergleich anstellen würde, würde ich sagen, nein so ist es sicher nicht. Ich glaube echt, dass ich mich einfach unwohl fühle, mir mulmig zumute ist, ich Angst habe, weil ich eben weiß, dass es dann wieder um mich geht. Um meine Gefühle, mein Erleben. Ich muss manchmal schmunzeln, wenn ich dann eines ihrer Kinder Klavier spielen höre oder ihr Mann draußen auf der Terrasse sitzt und z.B. hustet. Sie schließt dann gleich immer alle Fenster, damit ich mich ja nicht gestört fühle. Das macht mir aber nichts aus.Im Gegenteil, das macht sie für mich menschlich. Da ist ihre Familie in dem Haus. Sie strahlt für mich sehr viel Wärme aus.
Sitzt du wirklich bei ihr mit deiner ganzen Bereitschaft da sprechen zu wollen,wobei du anfangen könntes wo du wolltes,selbst wenn du damit anfängst ich habe heute das und jenes gekocht,hauptsache es beginnt einfach ein Gespräch was einfach zwanglos ist,und dann kann man sich langsam herantasten an das Gefühl wie es eigentlich ist mit ihr zu sprechen.
Irgentwo muß du und ich sage bewusst du musst,einen Weg finden wie du an dieses Sprechen mit ihr hinkommst.
Ja ich weiß, ich muss irgendwie zum Sprechen kommen. Aber wie weiter oben schon erwähnt, selbst über Banales zu sprechen schaff ich nicht. Und ich habe schon das Gefühl, dass es mir gut tut, dass da jemand ist, der mir zuhört (zuhören würde, wenn ich was sagen würde), der mich versucht zu verstehen, der so viel Geduld mir gegenüber aufbringt. Wo ich sein dürfte, wie ich bin. Ich weiß, dass die Initiative eigentlich von mir kommen müsste. Und wenn sie dann wie gestern sagt, ich sitze da und warte, dass sie "macht", ja dann schäme ich mich gleich wieder in Grund und Boden. Wie mittlerweile schon sooft erwähnt, ich weiß einfach nicht, wie ich es mir erleichtern könnte. Wie ich zum Reden kommen könnte. Mir fehlt der Plan.

Wielange hat es bei dir gedauert, bis du dich öffnen konntest? Ich bin nun seit 14 Monaten bei ihr. Viele (inklusive ihr) meinen ja, das ist noch nicht lange. Aber warum kann ich nicht mal ein normales Gespräch mit ihr führen? Vor was habe ich immer Angst? Ich weiß, die Antwort kann mir keiner geben. Ich muss schon selber darauf kommen. Ich weiß halt nicht wie. Und den Druck vorweg lassen schaff ich auch nicht. Irgendwie ist das ein ewiger Kreislauf.

Naja danke liebe Gelli für deine vielen Gedanken und Anregungen.
Lg Betti

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Betti
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Beitrag Mi., 19.08.2015, 21:19

Liebe Hummmel,

herzlichen Dank für deine Worte, ich kann sie sehr wohl brauchen. Ich freue mich über jeden Gedanken, jede Auffassung, jede Idee, die wer für mich hat.

hummmel hat geschrieben:Ich hatte diese Woche die dritte Sitzung nach langer Pause, fühle mich mehr als still gestanden, sogar paar Schritte zurück im Vergleich zu vor dem Urlaub. Und ich hasse es, dass dort sitzen und nicht reden, dass Stunden „verschwenden“ um nur wieder in die Nähe der Sicherheit, des Vertrauens zu kommen
Wenn ich jetzt sarkastisch sein darf, "willkommen im Club". Ja genau so fühle ich mich auch. Wo ist das Vertrauen, die Sicherheit? Vor dem Urlaub war das zumindest schon mal ansatzweise da. Ich hätte mir nicht erträumen lassen, dass Urlaub da gleich wieder sovieles zunichte macht.
Weisst Du, warum Du auf ihre Fragen nicht antworten kannst? Fragt sie zu viel auf einmal, so dass Du gar nicht mitkommst oder weisst auf was Du jetzt antworten sollst? Hast Du keine Antwort darauf, weil die Worte einfach weg sind, du die Antwort zwar kennst aber beim Versuchen zu antworten alles leer ist? Verstehst Du ihre Fragen oder dissoziierst Du schon während dem sie Dir die Frage stellt? (Das sind bei mir oft Gründe, dass ich nicht antworten kann. Und ich sage dann auch nichts, bis vielleicht mal eine Frage kommt, die ich zumindest mit Ja/Nein beantworten kann)
Sie fragt sicher nicht zu viel auf einmal. Manchmal weiß ich einfach nicht, was ich antworten soll. Was sie hören will. Dann sitze ich da und überlege und überlege und dann fall ich oft in die Dissoziation. Und dann gibt es Situationen, wo ich eine Antwort wüsste, ich aber dann nicht antworten kann, weil die Scham zu groß ist und ich diese nicht überwinden kann. Dann zucke ich oft nur mit den Schultern und hoffe, dass sie nicht nochmals nachfragt. Und manchmal verstehe ich ihre Fragen einfach nicht und traue mich (aus Scham) aber nicht nachzufragen, wie ich das denn verstehen soll.
Und meist besteht meine Antwort sowieso nur aus ja oder nein. Sie legt mir sozusagen Antwortmöglichkeiten in den Mund, damit ich wenigstens ja oder nein heraus bringe. Ich denke mir oft, ich muss furchtbar anstrengend für sie sein. Eine Patientin vor sich sitzen zu haben, die zwar von ihr was will, aber den Mund nicht aufbringt. Die total unsicher ist, sich wegen alles so sehr schämt und gleichzeitig Angst hat, dass sie wieder mal zurück gewiesen wird. Sie hat mich noch nie zurückgewiesen. Aber ich habe immer Angst davor, dass weiß sie auch.

Gestern hatte ich auch zum ersten Mal den Eindruck, dass es sie etwas wütend gemacht hat, dass ich "ständig weg war". Mich immer aus der Situation "gestohlen" habe. Sie hat so oft gesagt Frau Betti jetzt schauen sie nicht immer auf den Boden. Suchen sie sich einen Punkt im Raum, schauen sie mich an, irgendwas, Hauptsache sie sind noch da.
Sie fragt mich ständig, ob ich noch da bin, musste mich gerade gestern sehr oft zurück holen. Weil ich alleine gar nicht zurück wollte.

Kennst du das auch? Dass du dissoziierst und eigentlich viel lieber dort bleiben würdest? Ja nicht wieder zurück in den Raum kommen? Ich bin mir ja nicht einmal sicher, ob ich das bewusst oder unbewusst mache. Kann man bewusst dissoziieren?
Vielleicht könnt ihr erstmal zusammen herausfinden warum Du nicht reden kannst, warum Du so oft schweigst?
Sie fragt mich sooft, warum mir das so schwer fällt. Vor was ich Angst hätte. Vermittelt mir Sicherheit. Sie fasst mich sozusagen mit Samthandschuhen an, weil sie weiß, ein falsches Wort und ich bin weg. Eine falsche Aussage und ich fühle mich zurückgewiesen, abgelehnt. Sie weiß, dass ich oft darüber nachdenke abzubrechen um dann eigentlich nur wieder nach Hilfe zu schreien. Weißt du was ich meine?

Meine ewige Ambivalenz halt ich selbst fast nicht aus.
Ich lese Dich und wünsche Dir, dass du aus diesem Schweigen kommst und der ständige Druck sich etwas legt.
Danke liebe Hummmel fürs Mitlesen und Gedanken da lassen.

Lg Betti

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Sprachlos.
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Beitrag Do., 20.08.2015, 11:11

Hallo Betti,
ich finde mich so sehr in deinen Worten zum nicht sprechen können wieder. Als würdest du meine früheren Therastunden beschreiben. Wirklich alles ganz genauso. Die Mails, das schweigen, das Stunden kürzen, das sich selbst Druck machen, nicht wissen, worüber zu reden, auf der anderen Seite aber auch doch so viel zu haben...
Bei mir ist es oft wie ein Blackout. Ich bin nicht mehr fähig zu denken. Ich bin so gestresst von einer Frage, von der Gesamtsituation, von meinen Gedanken, was möchte sie jetzt hören oder was würden andere sagen..., dass ich wirklich gar nichts mehr weiß. Mein Kopf einfach absolut leer ist. Oder einfach zu voll von störenden, ängstlichen Gedanken. Jedenfalls keine Gedanken, die mich zu einer Antwort bringen. Wenn ich an dem Punkt bin, komme ich da nicht so schnell raus. Alles, was ich mittlerweile schaffe, ist ein 'weiß ich jetzt nicht'. Wenn ich zu Hause bin, kommt alles, was ich hätte sagen wollen oder können. Es ist so ärgerlich. Was geht, ist, wenn wir absprechen, dass sie mir eine wichtige Frage in der nächsten Woche noch einmal stellt. Dann weiß ich zumindest schonmal, was ich sagen möchte. Was ich mir zu Hause zurechtgelegt habe, vergesse ich nicht so leicht. Das ist da 'nur noch' das Problem, dass ich es sagen muss. Auch schwer. Ne ganze Menge möchte auch nicht raus, weil es zu peinlich ist.
Was für mich in den letzten Stunden gut ging, ich habe ihr keine Mail geschrieben. Ich habe mir für mich aufgeschrieben, was mir gerade alles durch den Kopf geht und ich vielleicht sagen möchte. Ich habe mir die leichtesten Punkte davon rausgesucht und für mich stichpunktartig notiert. Ich habe mir für jeden Punkt einen Einstiegssatz richtig auswendig gelernt. Ich habe ihr vorher mitgeteilt, wieviele Punkte ich habe. Das hat für mich ganz gut funktioniert. Ich konnte was sagen. Ich hatte keinen leeren Kopf. War sortiert. Hatte einen Einstieg in jedes Thema. Danach hat sie mir weitergeholfen. Das ging ganz gut. 2/3 meiner Punkte habe ich geschafft. Der Rest war mir dann doch zu unangenehm. Vielleicht schaffe ich das das nächste mal. Zumindest ein Stückchen weiter.
Weil sie wusste, wieviele Punkte ich mir vorgenommen habe, hat sie da auch mitgeholfen, dass ich damit auch möglichst weit komme und nicht nach einem schon aufgebe. Für mich war das so super. Auf jeden Fall ein Schritt in die richtige Richtung.

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Entknoten
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Beitrag Do., 20.08.2015, 11:27

Hallo Betti,

ich bin neu hier, mir fehlt noch etwas der Durchblick, und ich gebe zu - ich habe Deinen Beitrag nicht intensiv lesen können, mir fehlt leider die Zeit.
Das hole ich aber nach - aber bis dahin möchte ich Dir einen kleinen Tipp (?) mit auf den Weg geben.

Ich habe vor kurzem mit einer Therapie begonnen, ich bin also noch ganz neu auf dem Gebiet.

Mir ist aber bei Dir aufgefallen dass Du doch Mutter bist.
Also versuche doch auch Dir gegenüber wie eine Mutter zu sein.

Ich meine damit: Wenn Dein Kind anfängt zu laufen, unsicher und stacksig, wenn es hinfällt - dann freust Du Dich doch, Du unterstützt es, Du lachst mit ihm, Du klatscht - Du würdest doch nie auf die Idee kommen es zu zerren, anzubrüllen und zu sagen "Herrgott, lauf schneller, so schwer ist laufen nicht! JEDER kann laufen!"

Doch, laufen ist schwer. Reden auch.
Aber beides kann man lernen.

Du sagst (wenn ich das richtig verstanden habe) dass Du ja schreiben kannst. Das ist schon mal gut, den schreiben ist doch manchmal auch das "Sprechen der Seele".
Hast Du schon ein mal versucht der Therapeutin eine Mail zu schreiben, sie dann nicht abzuschicken, sondern auszudrucken und ihr vorzulesen?
Vielleicht erschreckt Dich Deine Stimme die ersten Male wenn Du sie hörst. Vielleicht macht es Dir wirklich Angst, aber diese Angst kannst Du in kleinen Schritten lernen auszuhalten.

Und wenn Du es geschafft hast vorzulesen, Deine Stimme ausgehalten hast, das Schweigen gebrochen hast - dann betrachte Dich so liebevoll, wie Du es als Mutter Deinem Kind gegenüber tust.
Freue Dich über den ersten Schritt. Lobe Dich, und halte dieses "Gute" aus.

Ich versuche jetzt ein "Glücksbuch" zu schreiben. Es war mir früher wichtig ein Tagebuch zu schreiben, für einige Monate. Aber das war Zwang. Dieser Zwang lähmte mich. Der Gedanke "Herrje, welche Regeln gibt es? Was muss rein? Was nicht? Was, wenn andere das lesen? Darf ich alles schreiben?..."
Mittlerweile schreibe ich kein Tagebuch mehr, sondern fülle ein Buch mit "Glück". Auch mit schelchten Gedanken. Sätzen. Bildern. Kritzeleien. Basteleien. Erinnerungen. Hoffnungen. Zitaten. Mit allem - mit mir, mit meiner Seele.

Ich bin verzweifelt auf der Suche nach Regeln. Wie ich mich verhalten soll?! Bewusst dass mich niemand wahrnimmt. Aber wie sollen sie das? Ich nehme MICH nicht wahr. Ich nehme meine Bedürfnisse nicht wahr, und wenn ich welche spüre, dann schweige ich.
Ich bin lautlos, angepasst, freundlich. Und so werde ich von meinem Umfeld behandelt - ignoriert. Weil ich so angepasst bin dass jeder denkt ich bin stark, mutig, klug. Also bin ich immer die, die aushält, hilft, anbietet, macht, übernimmt. Gleichtzeitig fällt es mir natürlich schwer die Kontrolle anzugeben. Es läuft ja nur wenn ich da bin.
Mein Lebenszweck ist ja es allen recht zu machen. (Das ist natürlich FALSCH, aber so bin ich programmiert!)

Wenn es Dein Wunsch ist eine Woche zu verreisen, dann tu das. Erscheint Dir eine Woche zu lang, dann nimm Dir die Zeit die Du brauchst.

Es geht um Grenzen. Wenn wir aber unsere Grenzen nicht klar definieren und äußern, dann kann uns niemand "wahrnehmen", weil wir durchsichtig werden. So angepaßt dass wir übersehen werden.

Und gleichzeitig muss man eben auch lernen die Verantwortung für sich selber zu übernehmen. Und die beginnt ganz am Anfang, nämlich da wo man Mut braucht. Zum reden zum Beispiel.

(Ich "MUSS" kann man auch umformulieren in ich "MÖCHTE". Das nimmt den Druck, und man kann langsam lernen zu fühlen ob man es wirklich für sich will.)
Dum spiro spero. Dum spero amo. Dum amo vivo.
Cicero

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Tupsy71
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
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Beitrag Do., 20.08.2015, 16:54

hallo Betti- bezgl. Medis: es braucht leider seine Zeit , bis man die richtigen hat und die Dosis stimmt. Und nciht mal da ist man sich sicher, ob es wirklich hilft(geht zumindest mir so). Trotzdem bleib dran!
Betti, das mit der Thera verstehe ich voll gut. Geht und ging mir auch immer so, wenn länger Pause ist. Ich hab das auch so gemacht, dass ich , wenn sie im Urlaub war, ihr Mails gesendet habe, die sie dann irgendwann gelesen hatte und somit wusste sie Bescheid, wie es in mir aussieht. Die ersten Jahre konnte ich auch nciht wirklich den Mund auftun und was sagen. Deshalb sind Mails sehr hilfreich, so hat sie was, womit sie dich konfrontieren kann.
Betti, eine Therapie dauert nun mal und Vertrauen aufbauen auch. Ich brauchte 4 Jahre bis ich das Gefühlt hatte angekommen zu sein, also es mir erlauben konnte und trotzdem hab ich immer wieder Angst, dass sie mich raus schmeißt. Hab Geduld mit dir -bitte- deine Seele gibt nur das Preis, was du verkraften kannst und wenn grad um dich so viel los ist, dann brauchst du da eben Kräfte und somit ist die Schutzmauer wieder zu. Keinse Sorge, mit regelmäßigen Therapiesitzungen wird das wieder besser.
wünsche dir ganz viel Kraft und schau bitte auf dich
Tupsy

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Betti
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Beitrag Do., 20.08.2015, 22:33

@ Sprachlos,
danke für deine Antwort und das Mitteilen des Erlebens deinerseits. Ich finde es immer wieder interessant, wie jeder seine Strategie findet um ins Reden zu kommen.
Freut mich für dich, dass du es geschafft hast, deine Punkte, dein Anliegen in der Therapie einzubringen. Ich wünsche dir, dass du beim nächsten Mal weiter kommst, Reden kannst.
Berichte doch, wie es dir ergangen ist. Würde mich sehr interessieren.

Alles Liebe Betti


@ Tupsy,
danke dir wieder mal für deine lieben, aufmunternden Worte.
Irgendwie macht es mir Angst, der Gedanke, dass ich auch lange/länger brauche um anzukommen. Um mehr zulassen zu können. Ich weiß schon, ich hab ein kleines Kind daheim das mich braucht, für welches ich unheimlich viel Kraft aufbringen muss. Ich heirate nächstes Jahr, ich war eben erst die Trauzeugin meiner Schwester, es ist wirklich viel um mich herum. Weißt du liebe Tupsy, ich denke mir sooft, ich würde mir so gerne Zeit nehmen um "gesund" zu werden. Irgendwas in mir verbietet es mir aber, mir die Zeit zu gönnen.
Bei mir musste immer alles schnell gehen, sofort erledigt werden, wenn ich etwas wollte, dann gleich. Genau das hindert mich jetzt im Therapieprozesse. Da geht eben nichts schnell, sofort und gleich. Aber ich hab es bisher noch nicht geschafft, das abzustellen.
Naja ich hoffe echt, dass die nächsten Therapieeinheiten wieder etwas besser laufen. Die letzte war einfach der Horror.
Alles Liebe auch dir.

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Thread-EröffnerIn
Betti
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Beitrag Do., 20.08.2015, 22:54

Hallo Entknoten,

erstmal herzlich Willkommen hier im Forum und danke für deine ausführliche Antwort.
Wenn Dein Kind anfängt zu laufen, unsicher und stacksig, wenn es hinfällt - dann freust Du Dich doch, Du unterstützt es, Du lachst mit ihm, Du klatscht - Du würdest doch nie auf die Idee kommen es zu zerren, anzubrüllen und zu sagen "Herrgott, lauf schneller, so schwer ist laufen nicht! JEDER kann laufen!"
Doch, laufen ist schwer. Reden auch.
Aber beides kann man lernen.
Danke für diesen Gedankenanstoß. Stimmt, meinem Kind gebe ich alle Zeit der Welt, diesbezüglich bin ich auch wirklich sehr dahinter. Ihm ja nichts aufzuzwingen, ihm die Entwicklungsschritte in seinem Tempo "machen" zu lassen. Aber bei mir, da sollte alles schneller voran gehen.
Hast Du schon ein mal versucht der Therapeutin eine Mail zu schreiben, sie dann nicht abzuschicken, sondern auszudrucken und ihr vorzulesen?
Genau das hat mir meine Thera schon mal vorgeschlagen. Ich habe ihr die Mails zwar immer geschickt, aber sie hat dann irgendwann in den letzten Einheiten vor dem Urlaub gemeint, ab nun gehen wir die Mails schrittweise durch. Da sei so vieles darin und darüber könne man so vieles Reden. Sie wollte auch, dass ich sie vorlese. Ich verfiel sofort in Panik. Hab sie gebeten mich ja nicht dazu zu zwingen. Das halte ich nicht aus. Dann hat sie meine Mails laut vorgelesen. Zu Beginn war das schrecklich für mich. Es war kaum auszuhalten, meine Worte genauso wie ich sie geschrieben habe aus ihrem Mund zu hören. Schließlich habe ich es "ausgehalten", wie ich so vieles immer nur aushalte. Im Endeffekt haben wir es aber nie geschafft meine Mails alle durchzugehen. Da ich schon eine Zeit hatte, wo ich wirklich sehr vieles geschrieben habe.
Ich finde es auch gut, dass ich ihr schreiben kann. Aber ich habe eben auch Angst, dass das Überhand nimmt. Wenn ich mal schreibe, dann geht es dahin. Dann kommt ganz schön viel Text zusammen. Und ich hatte immer das Gefühl, sie ist auch zwischen den Einheiten ständig mit mir beschäftigt. Und dafür schämte ich mich eben wieder. Daher habe ich mir fest vorgenommen in ihrem Urlaub ja nichts zu schreiben. Sonst müssen wir in der ersten Einheit nach dem Urlaub ein Buch durchackern.
Nun ja schließlich war sie sehr erstaunt, dass ich gar nichts von mir "lesen" hab lassen. Ich glaube, sie wünscht sich (für mich), dass ich schreibe. Das ist momentan der einzige Weg wie ich irgendwas sagen kann. Sie meinte aber halt auch schon, dass wir eben dann in der Therapie darüber sprechen sollten. Und genau das gelingt mir eben wieder nicht. Ich schreibe und schreibe, in der Therapie verstumme ich dann aber wieder. Aus lauter Scham, weil ich keine Antworten finde. Weil sie so vieles hinterfragt, mich manchmal so durchschaut und ich das wieder nicht aushalte. Darum schon mal die Aussage von ihr "ich mache Therapie ohne Therapeutin". Es ist zwar gut, wenn ich schreibe, aber ohne Reden gehts halt auch nicht. Und wenn ich nichts schreibe, wie jetzt im Urlaub, dann geht wie eben in der letzten Einheit, überhaupt nichts mehr.
Ich bin lautlos, angepasst, freundlich. Und so werde ich von meinem Umfeld behandelt - ignoriert. Weil ich so angepasst bin dass jeder denkt ich bin stark, mutig, klug. Also bin ich immer die, die aushält, hilft, anbietet, macht, übernimmt. Gleichtzeitig fällt es mir natürlich schwer die Kontrolle anzugeben. Es läuft ja nur wenn ich da bin.
Mein Lebenszweck ist ja es allen recht zu machen. (Das ist natürlich FALSCH, aber so bin ich programmiert!)
Das könnte jetzt auch von mir stammen. Ich mache, tue, helfe, erhalte vielleicht ein Danke. Werde aber ständig "übersehen".
(Ich "MUSS" kann man auch umformulieren in ich "MÖCHTE". Das nimmt den Druck, und man kann langsam lernen zu fühlen ob man es wirklich für sich will.)
Guter Ansatzpunkt, danke. Bei mir ist immer nur ich MUSS nie ich MÖCHTE.

Lg Betti

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Sprachlos.
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Beitrag Fr., 21.08.2015, 09:06

Huhu,
ich schreibe nochmal von mir. Ich habe ein Jahr lang für jede Stunde eine lange Mail geschrieben. Manchmal auch mehrere. Es war meine einzige Möglichkeit, mich mitzuteilen. Meine Thera meinte, schreiben ist besser als nichts. Von mir kam ansonsten nämlich wirklich nichts. Sie hat dann meine Mails in den Stunden gelesen, darüber geredet und mir Fragen gestellt. Die meisten Fragen konnte ich nicht beantworten. Mich hat das so sehr gestresst, dass ich einfach nichts wusste. Nicht mehr denken konnte. Es viel zu peinlich war, weil ich es auch überhaupt kein bisschen gewohnt war, von mir zu erzählen. Meine Mails haben geholfen, dass meine Thera mich kennenlernen konnte, dass ich mich mitteilen konnte, dass sie mir zu dem Inhalt etwas sagen und mir dabei weiterhelfen konnte. Aber meine Mails haben das nicht reden können in der Stunde eher immer weiter verschlimmert. Wir steckten da richtig fest. Dabei wollten wir eigentlich beide, dass es klappt.
Ich musste leider die Therapeutin wechseln. Bei der neuen darf ich nur im Notfall eine Mail schreiben. Und jetzt, obwohl ich sie noch kaum kenne, tut sich endlich etwas. Es ist so toll. Ich glaube, reden kann man nur durchs reden lernen und schreiben ist zwar toll und war so wichtig für mich, aber letztlich hat es bei mir das reden lernen auch erschwert, bzw. verhindert.
Wahrscheinlich rate ich dir das Gegenteil von dem, was dir alle anderen hier raten, und das Gegenteil von dem, was du selber möchtest..., aber ich würde dir wirklich empfehlen, es zu wagen, nicht alles zu schreiben und dir etwas ganz leichtes für die nächste Stunde auszusuchen, worüber du nur reden möchtest. Nur durchs reden gewöhnt man sich ans reden. Das hat zumindest bei mir nicht funktioniert mit, ich muss nicht reden, ich darf schreiben, ich darf schweigen, alles ist OK, ich mag sie, ich vertraue ihr, also wird das mit dem reden irgendwannvon von alleine klappen. Hat nicht geklappt. Aber mit Mail weglassen, machbare Themen suchen, über leichtes reden, dran gewöhnen...sehe ich jetzt endlich Fortschritte. Es ist so toll. Und ihre Fragen stressen mich jetzt schon viel weniger und ich kann öfter halbwegs normal antworten.

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SoundOfSilence
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Beitrag Fr., 21.08.2015, 10:30

Liebe Sprachlos,

wie schön, dass das endlich mal jemand berichtet!! Denn genau das ist doch das Problem: wenn der Druck zu sprechen ein anderes Ventil findet, dann überwindet man die Hürde nie - wie auch??

Sich selber sortierten -ja. Mit anderen Austauschen? Prima. Aber wenn der Thera in einer GESPRÄCHSTHERAPIE einem andere Kommunikationswege bietet, warum dann nicht für Dauer die Alternative nutzen statt mühsam "sprechen lernen"?

Danke für deinen Beitrag !
Hello darkness, my old friend...

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