"anschreien" war ein Beispiel von vielen möglichen Beispielen für grenzüberschreitende Verhaltensweisen und ein Mensch der mich anschreit verhält sich eben nicht achtsam mir gegenüber. Dh. aber ja nicht, dass ich nie Fürsorge und Achtsamkeit erlebt hätte/erleben würde - wie Du auf diesen Umkehrschluss kommst ist mir schleierhaft. Auch verstehe ich nicht so ganz, warum es für Dich so wichtig zu sein scheint in diesen "drüber-/drunter" Kategorien zu denken - ich denke so einfach gar nicht erst. Geht es Dir dabei um Orientierung/Sicherheit?leberblümchen hat geschrieben:Mio, aber wie kommst du denn bloß auf "anschreien?" Alles, was nicht 'Augenhöhe' ist, ist 'anschreien'? Hast du nie erlebt, wie dir jemand mit Fürsorge und Achtung begegnet ist, 'obwohl' er höhergestellt ist?
Konkret geht es ja hier um die therapeutische Beziehung; die ist im Grunde ähnlich geregelt wie ein Arbeitsverhältnis: Der Therapeut kann nicht machen, was er will. Er kann seinen Gefühlen nicht nachgeben; es geht alleine um den Patienten. Auch hier gibt es ein Honorar: weil nämlich der Kranke den Therapeuten als Experten für sein Problem begreift. 'Augenhöhe' wäre ein völlig anderes Verhältnis.
In Bezug auf die therapeutische Beziehung sehe ich das auch so wie Du, empfinde dies aber nicht als Widerspruch dazu, dass meine Therapeutin und ich uns auf Augenhöhe begegnen, was wir glücklicherweise tun. Sie hat in der Therapie ihre Rolle inne, ihren Beitrag zu leisten, ich habe meine Rolle inne, meinen Beitrag zu leisten und zusammen arbeiten wir an der Lösung meines Problems. Das ist einfach das Setting und hat für mich nichts mit "Über-/Unterlegenheit" zu tun.
Nur weil ich ein Problem habe für dessen Lösung ich Hilfe und Unterstützung einer Fachkraft benötige, bin ich doch nicht "unterlegen". Ich weiss fachlich nicht so viel wie sie, bin nicht entsprechend ausgebildet, aber das war es doch auch schon. Wo ist da für Dich die Unterlegenheit? Fühlst Du Dich auch Deinem Zahnarzt unterlegen, weil Du Dir nicht selbst einen Zahn ziehen kannst? Setzt Du "etwas bestimmtes vom anderen brauchen" mit einer Unterlegenheitsposition gleich? Fühlst Du Dich immer dann, wenn ein anderer etwas "besser" kann als Du diesem "unterlegen"?
Vielleicht magst Du mal erklären, was Du genau meinst? Also welchen subjektiven "Gewinn" Du aus der "Unterlegenheit" zu ziehen scheinst, dass Du Dich so daran festbeißt? Ich verstehe nämlich ehrlich gesagt immer weniger, worauf Du hinauswillst.
Lieben Gruss,
mio