SoundOfSilence hat geschrieben:Deinen Setzt mit dem "Ziel zu Laufen, dass den Schmerz überdeckt" hab ich jetzt zig mal gelesen, ich höre da einen positiven Ton bei dir raus (ist das so gemeint??)
Liebe SoundOfSilence
Ich erlebte das mit dem Laufen schon ähnlich, auch dass der Schmerz verschwindet, aber ich muss sagen, dass bei mir der Schmerz überhaupt kein Indikator ist, sich zu schonen, ganz im Gegenteil tut mir aeorobe Bewegung gut (auch wenn es anfangs schmerzt und viel Überwindung kosten kann) und trainiert den Schmerz auf Dauer eher weg, wenn ich mich funktional nicht zu sehr belaste (übertreiben ist nie gut, das ist auch rational beurteilbar, spätestens aber durch spätere Belastungsschmerzen einschätzbar für das nächste Mal, doch gilt das für jeden, würde ich sagen, man lernt immer dazu). Mein Schmerz weist ja nicht auf ein körperliches Problem hin, sondern auf einen psychosomatischen Hintergrund, wie Du es ja auch eindrücklich erklärt hast, was viele Patienten mit somatoformen Schmerzen oftmals nicht akzeptieren wollen und ewig nach einem körperlichen Auslöser suchen und vom Regen in die Traufe geraten.
SoundOfSilence hat geschrieben:Aber häufig verschwinden meine Symptome, wenn ich den Grundkonflikt erkenne (und verändere)
Ja, den psychosomatischen Schmerz bewusst positiv beeinflussen zu können durch Bearbeitung des (vermuteten) Problems oder Konflikts dahinter, gelingt mir manchmal auch.
SoundOfSilence hat geschrieben:Nur: ich kenne eben auch die andere Seite der Medaille, wenn man Symptome so lange ignoriert oder betäubt (mit Arbeit, mit Medis etc), bis ein Zustand so schlimm ist, das nix mehr geht...
Auch das kenne ich, aber ich ignoriere das jetzt nicht so bewusst, es ist eher ein blinder Fleck in meiner Wahrnehmung, wo ich einfach die Botschaft der Symptome nicht verstehen kann, denn es gibt auch sabotierende psychosomatische Symptome, z. B. eine psychosomatische Müdigkeit, wenn man sich unbewusst entziehen will etc. Das psychosomatische Symptom kann auch einen Krankheitsgewinn suchen. Natürlich weist es gleichzeitig darauf hin, dass da eine Schwäche vorliegt, nur kann diese eben auch darin bestehen, sich einer Situation nicht stellen zu wollen oder zu können, obwohl es vielleicht sinnvoll wäre. Selbstsabotage.
SoundOfSilence hat geschrieben:Und dann gibt es, glaube ich, ein weiteres Phänomen, nämlich den dissoziierten Schmerz (als körperl. Symptom). Ich kenne das von mir, dass ich manchmal so daran verzweifel dass mein Körper "wieder rumspinnt", dass ich gleichzeitig aus mir selber heraustrete.
Eine solche Trennung vom Schmerzzustand ist ja an und für sich natürlich und z. B. auch Folge eines eintretenden Schocks. Ich würde das nicht nur negativ sehen, aber natürlich kann es auch einfach eine Flucht aus der Schmerzsituation sein, eine Abspaltung des Gefühls, vielleicht noch durch ein Trauma entsprechend als Muster vorgegeben. In der Achtsamkeit lässt sich eine Balance finden zwischen Schmerzgefühl und Ratio. Es braucht eben auch viel Akzeptanz, was aber nicht immer so leicht ist. Ich persönlich fühle mich manchmal auch etwas "verschaukelt" durch meine psychosomatischen Schmerzen. Klar wollen sie mir etwas aufzeigen, aber sie sind auch Ausdruck des Entzugs. Deshalb ist es sicher hilfreich, am Symptom "warum will ich mich in deser Situation entziehen?" zu arbeiten. Oder: Was blockiert mich jetzt gefühlsmäßig, sodass ich den Schmerz als einzige maladaptive Lösung finde?
SoundOfSilence hat geschrieben:Die denken, wenn man einer 18-jährigen mit dauernden Durchfall, die kaum noch zur Schule geht sagt, dass sie KEINEN Krebs hat, dann ist sie so erleichtert, dass sie darüber ihre Symptome und auch ihre (berechtigte) Zukunftsangst vergisst... Nur, die einschränkenden Symptome, die bleiben halt leider...
Ich bin zwar tatsächlich erleichtert, nicht wirklich ernsthaft krank zu sein und Krebs zu haben, aber stimmt: Diese "blöden" Schmerzen gehen dadurch nicht weg!
SoundOfSilence hat geschrieben:Also, um das vielleicht doch versöhnlich abzurunden: ich finde der Umgang mit Schmerz und Symptom ist bei jeder Erkrankung wichtig und mit entscheidend (DAS trifft für mich die somato-psychische Komponente), egal ob der Rückemschmerz psychisch bedingt ist oder ein Tumor auf den Spinalnerv drückt. Aber gerade bei psychosomatischen Erkrankungen, also psychisch bedingter Somatisieren, denke ich, dass es eher darum geht, ganz genau hinzufühlen und nicht darum, sich abzulenken.
Ja, das sehe ich auch so, aber ich bin im Gegensatz zu Dir einfach nicht so gut darin, meine Schmerzen derart eindeutig zuordnen und auflösen zu können. Genau das möchte ich aber lernen! Deshalb schreib ich in diesem Thread und beschäftige mich intensiv mit dem Thema und auch mit meinen Gefühlen bzw. ich versuche es! Danke für Deine wertvollen Anregungen!