Zyprexa Absetzen

Erfahrungsaustausch zur Begleitmedikation zur Psychotherapie (Psychopharmaka und pflanzliche Mittel). Achtung: dient nicht zur gegenseitigen Medikamentenberatung, die ausschließlich Fachärzten vorbehalten ist. Derartige Beiträge werden aus dem Forum entfernt.
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littlebuddha
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Beitrag Fr., 10.07.2009, 11:23

Hallo Reh!
Der Termin war ereignislos. Der Psychiater fragte mich zuerst, ob ich noch sauer auf ihn bin, und wir sprachen erst mal kurz über unsere Beziehung. Er sagte mir, er wolle mich eben nicht noch einmal so krank erleben wie am Anfang. Na jedenfalls hat er meinen Wunsch akzeptiert, und ich gehe wieder regelmäßig zum Gespräch.

Das Problem: Hauptsächlich wegen der Geschichte mit der jungen Frau, von der ich oben schrieb, ging es mir bis auf gestern emotional richtig mies (ich nahm wieder verstäkrt, aber unregelmäßig, Zyprexa 2.5mg), und in der heutigen Nacht wachte ich auf nach einem krassen Traum an den ich mich aber nicht mehr erinnern konnte. Ich war ziemlich verstört und glaubte etwa 30min lang, verrückt zu werden. Mein Herz schlug wild und ich konnte schwer wieder einschlafen. Und das obwohl ich am Abend die Pille nahm (oder gerade deswegen?). Außerdem fühlten sich in der Nacht vor allem die beiden Arme, aber auch in geringerem Maß die Beine wieder fast wie taub an (obwohl ich sie bewegen konnte, also sie waren nicht eingeschlafen, aber es fühlte sich ähnlich an)

Alles keine guten Zeichen...

Ich bin mir ziemlich sicher dass es mir ohne diese belastende Frauengeschichte (die immer noch nicht aus ist, weil wir uns noch Dinge zurückgeben müssen; und ich habe Angst, dass eine erneute Begegnung mich völlig destabilisiert und ich wirklich akut psychotisch werde) nicht so schlecht gehen würde. Von wegen: Diese Frau hat direkt in meine Vulnarabilität (Verletzlichkeit) gestochen und weiß es nicht einmal.

Es ist krass, dass es gerade jetzt passiert, wo ich fit sein muss um mein Studium zu beenden (lernen, Prüfungen). Ich denke ich muss wieder aufstocken mit Zyprexa, um die nächsten paar Wochen zu überstehen. Andererseits habe ich auch die Angst, dass gerade dieses rauf und runter meinem Hirn nicht gut tut. Warum gerade jetzt? Warum nicht im August, wenn wenigstens die Prüfungen aus sind? DANN habe ich Zeit, jetzt brauche ich meine geistige Gesundheit!

Noch besser: Mein Psychiater macht nächst Woche erst mal zwei Wochen Urlaub. Sollte also was sein kann ich nicht zu ihm gehen.

Es scheint alles zusammen zu kommen!
Ich habe aufgehört, für mich alleine zu leben und angefangen, für uns alle zu leben.
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Reh
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Beitrag Sa., 11.07.2009, 20:16

Hallo LittleBuddha,
regelmäßige Gespräche sind gut. Ich hoffe du kannst auch mal deine Frauenprobleme mit ihm ansprechen.

Eine unregelmäßige Einnahme von NL ist nicht besonders gut (sagt Aderhold). Die Texte von ihm kennst du ja sicherlich. Du hast doch 5 Jahre NL geschluckt, da solltest du dir viel mehr Zeit für das Absetzen nehmen. Du bist in 8 Monaten fast auf Null runter. Das ist echt zu schnell. Ein Jahr solltest du dir dafür mindestens nehmen, eher länger. Bleib doch einfach mal ne zeitlang auf 2,5mg und wenn dein Psychiater wieder da ist, läßt du dir die Schmelztabletten geben. Die lassen sich gut vierteln.

Wie du schon sagtest, du mußt fitt sein um dein Studium zu beenden. Das ist jetzt erstmal das Wichtigste. Du fragst warum dir das grade jetzt passiert? Weil du Stress mit der Frau hast und dein Abschluß bevor steht. Wenn du noch Dinge an die Frau zurück geben mußt, dann lass das doch einen Freund machen oder schick ihr die Sachen über DSL.

Eine deutliche Reduzierung erreicht zu haben ist besser als auf Null gewesen zu sein und einen Rückfall zu bekommen. Schalt dein Hirn nicht ab. Mach einfach mal ne Pause vom Reduzieren.

Ich habe 17 Monate NL genommen und über 12 Monate für das Ausschleichen gebraucht.

Ich drücke dir fest die Daumen.
LG Reh

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littlebuddha
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Beitrag Do., 16.07.2009, 20:57

Hallo!
Die letzten Tage seit ca. Samstag ziemlich gut gewesen. (heute ist Donnerstag) Seitdem jeden zweiten Tag 2.5mg.

Zwei Mal aufgewacht im Schlaf nach krassen Träumen, ziemlich verstört und verwirrt, Angst verrückt zu werden. Ansonsten gut, war die letzten Tage abends im Park zur Erholung, wollte alleine machen.

Schlecht: Ich trenne mich nun wirklich von einigen alten Freunden. Ich finde die Diskrepanzen sind nicht mehr zu überbrücken. Dieses Auseinanderleben macht mir auch Angst! (gilt u.a. als Frühwarnzeichen) Mit anderen Freunden komme ich dafür weiterhin sehr gut klar. Diese Diskrepanzen bestanden aber auch schon früher und auch schon früher habe ich deswegen den Kontakt abbrechen wollen. Mich haben diese Dinge eben schon immer sehr gestört, nun ist es quasi akut.

Taubheitsgefühl in Armen und Beinen seit ca. drei Tagen/Nächten besser.

Heute Abend geht es wieder schlechter... diffuse Müdigkeit, Erschöpfung, komisches Gefühl im Kopf, so als zieht es im Stirnbereich. Will einfach nur Ruhe haben.

Es kommt mir so vor als gerate ich schnell von "Über"aktivität (die letzten paar Tage) in Unteraktivität (gerade eben). Konzentration war aber gut, Sozialleben befriedigend.

Keinerlei Gefühl von Unwirklichkeit, keinerlei Beziehungsdenken,keinerlei Gefühl, andere reden über mich etc. Keinerlei Halluzinationen, Stimmen hören, Paranoia.

Dosiere die Pillen nun wie ich es gerade brauche, mindestens alle zwei Tage, manchmal aber auch den Brückentag zusätzlich.


@ Reh: Wie hoch dosiert hast du Zyprexa denn genommen? 12 Monate Ausschleichen für 17 Monate Einnahme ist ja echt lange. Ich nehme das über 5 Jahre und dachte 6 Auschleichen Monate reichen. Jedenfalls lag es daran, dass ich zu schnell aufhörte, dass es mir im April so mega mies ging. Ich reduzierte ja bereits nach 6 Wochen von zuerst 5mg auf 2.5mg auf jeden zweiten Tag runter. Übrigens ist meine Erfahrung, dass die Reduktion erst ca. eine Woche später psychisch spürbar wird mit allen unschönen Nebeneffekten! (Vielleicht ist das heute ebenfalls so ein Auschleicheffekt, doch aus Angst vor Verschlimmerung und demnach Durchfallen meiner enorm wichtigen Prüfungen demnächst kann ich es mir gerade nicht leisten, ein "Experiment" zu machen)
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Reh
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Beitrag Fr., 17.07.2009, 15:00

Hallo LittleBuddha,
ich habe nur im KH 15mg Zyprexa bekommen. Nach dem ich raus kam hab ich das Zeug nicht mehr angefaßt. Mein Doc hat mir Taxilan verschrieben.

Deine Beobachtung stimmt. Es dauert ein paar Tage bis man die Reduzierung psychisch spürt. Nach 5 Jahren solltest du dir wirklich deutlich mehr Zeit beim Ausschleichen nehmen. Ich habe immer gewartet, bis ich wieder richtig stabil war bevor ich weiter reduzierte.

LG Reh

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kleber89
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Beitrag Fr., 17.07.2009, 18:42

Hallo Little Buddha,

als kleine Abendlektüre habe ich gerade diesen Thread durchforscht...
Auch ich habe vor 4 Wochen Zyprexa abgesetzt. Aus dem einfach Grund dass ich auf einmal nicht mehr der selbe wahr und auch Probleme bei der Wahrnehmung hatte. Ich habe dieses Zeug nur 2,5 Wochen genommen. Habe es danach geich abgesetzt. Die Symptome sind aber geblieben... ich weiß nicht mehr wer ich bin. kann mich weder freuen noch weinen und ich habe einen zustand wie zugedröhnt... zudem kann ich nicht scharf sehen und habe immer das gefühl gleich umzukippen. Kann nicht an Gesprächen teilnehmen weil ich nicht mehr so recht mitbekomme was die anderen Teilnehmer sagen und bin total lustlos.
Ich bin total verzweifelt und habe Angst, dass dieser Zustand nie wieder weg geht... hast du Erfahrungen mit solchen Zuständen durch Zyprexa?
Ich habe Zyprexa übrigens nur zum Einschlafen verschrieben bekomme und hatte keine Psychose. War auch bis zur Einnahme immer ein lebensfroher und lustiger Mensch, was ich jetzt nicht mehr bin.

Mit freundlichem Gruß
Felix

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littlebuddha
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Beitrag Sa., 18.07.2009, 11:04

Lieber Kleber89,
ich kenne solche Zustände nicht. Ich vermute, dass dein Arzt (wahrscheinlich dein Hausarzt, oder? Die haben von sowas ja meist keine Ahnung) dir das verschrieb. Welche Dosis hast du denn bekommen? Klingt für mich so, als wäre das überhaupt nicht eingeschlichen worden, also langsam dosiert (wobei meiner Erfahrung nach 2.5mg, also die geringste Dosis, schon völlig reicht um müde zu werden und gut zu schlafen), sondern gleich in höherer Dosis eingenommen (was man gar nicht tun sollte!). Du hast es dann von heute auf morgen abgesetzt, ja? Könnte nach nur zwei einhalb Wochen auch gehen, könnte auch schief gehen. Die Pillen sind Psychodrogen, die in den Hirnstoffwechsel eingreifen (Neurotransmitter-Übertragung) und den durcheinanderbringen (die Schulpsychiatrie behauptet unbewiesenermaßen "in Ordnung bringt/heilt").

Das Zeug wegen Schlafproblemen zu verschreiben finde ich fast schon kriminell. Soweit ich weiß ist es bisher gegen psychotische Schübe / schizophrene Episoden zugelassen - das ist ein himmelweiter Unterschied zu einfachen Schlafproblemen! (ich meine, ja, es stimmt, man schläft durch das Zeug besser; aber was du da erlebst ist es ja nicht wert, abgesehen von den möglichen Nebenwirkungen/Spätfolgen etc.)

Ich rate dir dringend mal zu einem Facharzt (Psychiater/Neurologe!) zu gehen und dem das zu erzählen, was du tun sollst! Ich kann dir ja hier nix raten. Ich nehme laienhaft einfach mal an, dass geht mit der Zeit wieder weg. Ich wünsche dir jedenfalls gute Besserung und würde mich freuen, wenn du mal wieder rein schreibst wie es dir dann geht!

MfG,
LittleBuddha
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littlebuddha
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Beitrag So., 19.07.2009, 14:04

Aufgrund der schlechten Erlebnisse mit der oben erwähnten Frau und des damit gravierend verschlechterten Geisteszustandes für ca. eine Woche nahm ich seit dem wieder jeden Tag 2.5mg. Das bis heute, also jetzt zwei Wochen, ab und zu unregemäßig. Dies ist ein riesen Rückfall und großes Unglück für mich, da ich davor fast frei war von Zyprexa . Das laste ich der Frau sehr schwer an, dass ich wegen ihr wieder hochdosiert - für meine Empfinden - auf Droge bin!

Der schlechte Geisteszustand ist besser und ich fühle mich stabiler. Ich habe aber wieder große Probleme, Zyprexa zu reduzieren, es kommen dann wieder Schwindel, mittlere Angst- und Schwächezustände und Schlafstörungen - ganz wie am Anfang, meine ganzen Reduktionserfolge sind zunichte. Vielleicht muss ich (fast) ganz von vorne anfangen. Es ist so ärgerlich!!! Ich meine ich war auf 2.5mg jeden DRITTEN TAG (!) und jetzt bin ich wieder auf 2.5mg JEDEN TAG (!).

Es ist ein Kampf, ein großer Kampf. Ich bin immer noch davon überzeugt, die Pillen nicht mehr nehmen zu wollen und nicht sofort verrückt zu werden. Ich meine das Erlebnis mit der Frau war nicht gerade gut für meine psychische Entwicklung, es hat möglicherweise meine Verletzlichkeit enorm gesteigert - immerhin hat sie mit ihrem Gift tief in mein Herz gestochen und das Gift wirkt lange, vielleicht Jahre nach. Dafür bin ich sehr ärgerlich auf die Frau, zu der ich auch keinen Kontakt mehr habe(n will). Wenn die Braut nur wüsste was sie mir angetan hat! Es gibt wirklich dumme Menschen, die glauben Gutes zu tun und schaden aber anderen Menschen damit kräftig und fühlen sich dann noch in der Opferolle, wenn man sagt was einem angetan wurde.

Am liebsten würde ich hingehen und ihr ins Gesicht sagen dass sie mir erstens meine Reise versaut hat, zweitens meine psychische Situation extrem labilisiert hat, drittens damit eine ganze Woche Lernzeit geraubt hat (weil ich dazu kaum mehr in der Lage war), viertens meine Verhältnis und vor allem Vertrauen zu Frauen auf absehbar lange Zeit sehr verschlechtert hat, und fünftens mich mit ihrer ätzenden grippalen Erkältung auch noch fast angesteckt hätte und ich noch weniger lernen konnte - durch mein starkes Immusystem gilt letzteres aber doch nicht, weil was bei mir "rauskam" nur zwei Tage leichter Husten und eine Nacht leichtes Fieber war.
Ich habe aufgehört, für mich alleine zu leben und angefangen, für uns alle zu leben.
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Reh
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Beitrag Mo., 20.07.2009, 17:10

Lieber LittleBuddha,

du hast weder einen Rückschritt gemacht, noch einen Rückfall auf eine höhere Dosis erlitten. Ich habe den Eindruck, du versuchst etwas zu erzwingen. Soweit ich das sehe, hast du es doch trotzt 2,5mg Zyprexa am Tag doch geschafft deine Medis seit Oktober um die Hälfte zu reduzieren. DAS IST EIN RIESENERFOLG!!! Am liebsten würde dich dich mal ein wenig durchschütteln. Siehst du denn nicht, was du in den letzten Monaten erreicht hast? Mach mal die Augen auf. Was glaubst du eigentlich wieviele NL-Schlucker es gibt, die es schaffen die Dosis zu halbieren? Glückwunsch, diesen Schritt hast du erreicht.

Und jetzt mach einfach mal ne Pause, stabilier dich und mach später weiter. Es läuft dir nicht davon.

LG Reh

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Aneurysm
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Beitrag Mo., 20.07.2009, 22:10

Könntest du über dein Absetzen deine Erfahrung in Thread "Zyprexa absetzen" schildern? Gab es Probleme? Wie hast du dich gefühlt? Wie lange, welche Dosis hast du genommen? Etc. Für mich und alle anderen, die die Pillen reduzieren/absetzen wollen, ist jeder Erfahrungsbericht hilfreich.
Hallo Leute, aufgrund oben zitierten Beitrages in einem anderen Thread, melde ich mich hier kurz zu Wort, um meine Erfahrungen mit Zyprexa und auch dem Absetzen von Zyprexa hier zu schildern, auch wenn es für die meisten von euch vermutlich nicht sehr hilfreich sein wird, da ich die "Hardcore-Variante" gewählt habe.

Also ich habe Zyprexa das erste Mal während eines stationären Psychiatrieaufenthaltes vor 1 Jahr und 2 Monaten bekommen. Und zwar aufgrund von Depressionen und starken Gedankenkreisen sowie Schlafschwierigkeiten (keine Psychosen oder dergleichen!). Davor hatte ich im Übrigen schon allerhand andere Medikamente durch. Während des Klinikaufenthalts nahm ich 10 mg Zyprexa zusätzlich zu 10 mg Abilify und 150 g Adjuvin. Entlassen wurde ich mit 5 mg Zyprexa, 10 mg Abilify und 150 mg Adjuvin. Ziel war es, Zyprexa auszuschleichen und "nur“ noch Abilify und Adjuvin zu nehmen. Dies habe ich etwa 1 Monat nach meinem stationären Aufenthalt auch versucht, wobei ich dann wieder eine sehr schlechte Phase hatte, was mein Psychiater auf das Absetzen von Zyprexa zurückführte, weswegen ich wieder 5 mg nahm. Eine große Nebenwirkung war, wie im anderen Thread bereits erwähnt, eine sehr starke Gewichtszunahme. Insgesamt rund 35 kg. Ich habe mich immer wieder über diesen Umstand bei meinem Psychiater beklagt, doch er wollte nicht, dass ich absetze. Mein Zustand wurde jedoch trotzdem nicht besser, weswegen ich weitere Medikamente verschrieben bekam. Zuletzt nahm ich neben Zyprexa ein weiteres Neuroleptikum, zwei verschiedene Anti-Depressiva und ein Beruhigungsmittel (Benzo). Nachdem ich immer mehr zunahm und einige andere Nebenwirkungen von den Ärzten nur heruntergespielt wurden und ich schließlich auch noch zwangseingewiesen wurde, habe ich, nachdem ich das Krankenhaus auf Revers verlassen habe, all meine Medikamente von einem Tag auf den anderen abgesetzt und kurze Zeit später auch die Psychotherapie beendet. Das war im Februar (absetzen der Medis) bzw. März (Beendigung der Therapie) dieses Jahres.

Ich hatte regelrechte Entzugserscheinungen. Ich fühlte mich, als wäre ich auf Drogenentzug oder so. Mein Kreislauf ist fast täglich zusammengebrochen, ich hatte unkontrollierbare Muskelzuckungen überall am Körper. Herzrasen. Täglich Schwindelanfälle. Es war echt richtig schlimm. Aber das schlimmste war: Ich verspürte plötzlich wieder Gefühle!!! Seit Jahren lebte ich ohne jegliche Gefühlsempfindungen. Die Medikamente hatten einen eiskalten und gefühlslosen Roboter aus mir gemacht. Ich musste plötzlich mit Wutausbrüchen kämpfen. Mit Tränenanfällen. Aber ich konnte auch wieder Freude empfinden. Anfangs empfang ich diese Gefühle als sehr extrem. Doch mit der Zeit habe ich mich daran gewöhnt und heute gehören sie wieder zu meinem Leben. Ich kann weinen, ich kann lachen und ich kann, wenn ich wütend bin, mit der Faust auf den Tisch hauen oder einfach mal in einen Polster brüllen und dann geht’s mir auch wieder besser. Kurzum: Ich bin wieder ein Mensch.

Die körperlichen Entzugserscheinungen dauerten im Übrigen rund 2-3 Wochen an. Bis ich mich an meine Gefühle gewöhnt habe und wieder halbwegs damit umgehen konnte, dauerte es bestimmt 2-3 Monate.

Erst seit ich die Medikamente abgesetzt habe, weiß ich, dass sie mir in keiner Weise geholfen haben, sie haben alles nur noch schlimmer gemacht. Insbesondere Zyprexa, weswegen ich jetzt stark übergewichtig bin. Auch wenn ich seit dem Absetzen von Zyprexa kein Gramm mehr zugenommen habe, habe ich deswegen auch nicht wieder viel abgenommen (bis jetzt nur 1-2 kg), was mir sehr zu schaffen macht, insbesondere in Anbetracht dessen, dass ich davor schon leicht übergewichtig war und jetzt stark übergewichtig bin.

Nun...ich lebe jetzt seit Mitte Februar ohne jegliche Psychopharmaka und mir geht es äußerst gut damit. Auch wenn der „Entzug“ (Ärzte mögen diese Bezeichnungen nicht, sie sagen nicht Entzugserscheinungen, sondern nennen es liebevoll Absetzerscheinungen) sehr hart war und ich so ein Absetzen von einem Tag auf den anderen niemandem empfehlen würde
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Aneurysm
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Beitrag Mo., 20.07.2009, 22:11

Ich bezeichne mich selbst als halbwegs stabil, ich habe kaum noch Suizidgedanken und die depressiven Phasen sind nicht stärker ausgeprägt und kommen auch nicht häufiger vor, als mit Medikamenten. Ganz im Gegenteil. Da ich plötzlich wieder Gefühle habe, kam es wohl auch dazu, dass sehr viele Erinnerungen aus meiner Kindheit nach einer kleinen Auseinandersetzung mit meiner Mutter plötzlich hochgekommen sind (welche ich längst verdrängt/vergessen/whatever hatte). Das hat mich kurzfristig aus der Bahn geworfen. Aber nur kurz, denn mittlerweile sehe ich es als Chance. Ich denke nämlich, dass die Dinge, an die ich mich plötzlich erinnere (und die ich in 3 Jahren Therapie NIE erwähnt habe, nicht, weil ich nicht wollte, sondern, weil ich es für irrelevant hielt bzw. mich größtenteils einfach nicht daran erinnerte!) ursächlich für meine Depressionen sind. Ich fange jetzt erneut eine Therapie an, welche dann hoffentlich auch die letzte sein wird. Übrigens akzeptiert meine neue Therapeutin, dass ich keine Psychopharmaka nehmen will. Und das werde ich auch nie nie nie nie wieder tun, komme was wolle

In diesem Sinne wünsche ich noch einen schönen Abend und viel Erfolg beim Absetzen!

Aneurysm
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littlebuddha
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Beitrag Di., 21.07.2009, 00:09

Aneurysm,
allergrößten Dank dass du dir die Zeit genommen hast hier deine Erfahrungen zu posten!

Ich finde drei Dinge immer wieder erstaunlich: Wie leichtfertig viele Ärzte Psychopharmaka verschreiben (wie Zyprexa gegen Schlafstörungen, etc.- halte ich für kriminell!), in welchen Massen mancher Arzt Psychopharmaka verschreibt (bei dir Aneurysm scheint der ja regelrecht gewütet zu haben, oder waren die NL nicht gleichzeitig, sondern zeitversetzt?), und drittens dass bei vielen Menschen das Zeug gar nicht wirkt oder sogar negativ wirkt, die Lage also verschlimmert. Warum wirkt es bei vielen nicht? Falsche Dosis? Falsches Medikament? Da könnte man jetzt diverse Verschwörungstheorien zusammenbasteln, die allesamt mit der Macht der Pharmaindustrie zu tun haben...

Aneurysm, ich wünsche dir viel Glück und Gesundheit und hoffe dir geht es weiterhin gut!
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Aneurysm
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Beitrag Di., 21.07.2009, 06:01

Wie leichtfertig viele Ärzte Psychopharmaka verschreiben (wie Zyprexa gegen Schlafstörungen, etc.- halte ich für kriminell!)
Ja, das hat mich auch immer entsetzt und entsetzt mich heute, nach dem Absetzen, umso mehr. Ich habe mich sehr lange gewehrt, Neuroleptika zu schlucken. Als ich in die Klinik kam, haben dann 3 Ärzte gleichzeitig auf mich eingeredet und niemand hat meine negative Haltung Neuroleptika gegenüber verstanden geschweigedenn meine Zweifel, Neuroleptika in meinem Fall einzusetzen. Letztlich war es dann Voraussetzung, um überhaupt in der Klinik bleiben zu dürfen (da nahm übrigens JEDER Patient Neuroleptika, ich habe in der Zeit, in der ich dort war, niemanden kennengelernt, dem sie nicht zusätzlich zu AD auch mindestens ein NL verschrieben haben!). Habe mich also letztlich überreden lassen und auch wenn ich nicht überzeugt davon war, es genommen. Die ersten Tage waren dann sowieso der Horror. Total sediert (ich fühlte mich, als hätte ich zehn Joints hintereinander geraucht), lag ich im Bett. Nicht kommunikationsfähig. Zirka eine Woche lang nur am schlafen und heulen... Nun, aber das ist eine andere Geschichte.
in welchen Massen mancher Arzt Psychopharmaka verschreibt (bei dir Aneurysm scheint der ja regelrecht gewütet zu haben, oder waren die NL nicht gleichzeitig, sondern zeitversetzt?)
Ja, auch das finde ich entsetzlich. Angefangen habe ich mit 10 mg Cipralex und das fand ich damals schon alles andere als gut. Lächerlich, wenn man bedenkt, was ich zuletzt alles geschluckt habe Und nein, die im letzten Beitrag beschriebenen Medis waren schon gleichzeitig, also nicht zeitversetzt. Zuletzt nahm ich neben Zyprexa ein weiteres Neuroleptikum, zwei verschiedene Anti-Depressiva und ein Beruhigungsmittel (Benzo) - also aufgeteilt auf 1 Tag.
und drittens dass bei vielen Menschen das Zeug gar nicht wirkt oder sogar negativ wirkt, die Lage also verschlimmert. Warum wirkt es bei vielen nicht? Falsche Dosis? Falsches Medikament? Da könnte man jetzt diverse Verschwörungstheorien zusammenbasteln, die allesamt mit der Macht der Pharmaindustrie zu tun haben...
Falsches Medikament...falsche Dosis...das kann ich gar nicht mehr hören, nachdem drei Jahre lang vergeblich an mir herumexperimentiert wurde. Ich glaube, ich könnte zu fast jedem Medikament hier im Forum einen Erfahrungsbericht abgeben

Mittlerweile habe ich einen richtigen Hass auf Psychiater und vor allem auch auf die Pharmaindustrie...da könnte ich wahrscheinlich stundenlang drüber schreiben, aber leider muss ich jetzt zur Arbeit *g*

Wünsche euch einen schönen Tag

Aneurysm
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littlebuddha
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Beitrag Di., 21.07.2009, 10:18

Psychiater und die Schulpsychiatrie im Allgemeinen begehen einen schweren wissenschaftlichen Fehler: Reduktion von Komplexität auf übereinfache Modelle (Vulnerabilitäts-Stress-Modell, Dopaminhypothese, Serotoninhypothese, etc.).

Das Hirn ist das komplexeste Organ im bekannten Universum, die Anzahl der möglichen Synapsenverbindungen übersteigt die Anzahl aller Atome im Universum (das ist in jedem Lehrbuch nachlesbar!). Ein Vergleich: Nehmen wir New York: Man gebe jedem Einwohner 10.000 Fäden, deren Ende jeder Einwohner an 10.000 andere Einwohner weitergebe. So entsteht ein gewaltiges Netz. Wenn wir das ganze nun 1000 mal vergrößern hat man in etwa die Komplexität der Nervenverbindungen, die wir in unserem Gehirn haben. Es gibt vier wichtige Neurotransmitter im Hirn: Serotonin, Noradrenalin, Acetylcholin und eben besagtes Dopamin, neben wie ich annehme vielen anderen.

Psychiater verschreiben NL-Drogen, die (wie Peter Lehmann sagt: krankhaft) in den Neurotransmitterstoffwechsel eingreifen. Dies tun sie, weil sie vermuten, dass das Hirn dermaßen einfach funktioniert um die Aussage "Ich gebe jetzt ein wenig mehr Serotonin und die Depression verschwindet, weil ja zuvor zu wenig da gewesen ist" gerechtfertigt erscheinen zu lassen.

Soweit, so gut. Nur: Wenn die Welt so einfach wäre... OK, also vier wichtige Neurotransmitter in einem Netzwerk 1000 Mal größer als unser New York-Beispiel. Keiner weiß heute genau um die Wechselwirkungen aller beteiligten Botenstoffe, keiner weiß genau wie das Hirn funktioniert. Ernstzunehmende Neuroforscher sagen, dass wir heute erst die Spitze des Eisbergs entdeckt haben über die Funktionsweise des Gehirns. Und dann kommt die zu etwa 90% von der Pharmaindustrie gesponsorte psychiatrische Forschung und meint, sie hätten das Mittel gegen Depression, Schizophrenie, Manie, ADHS, etc.

Ich denke, Haldol, Zyprexa etc. wirken gut gegen Positivsymptome, nur nicht so, wie es die Psychiatrie glaubt. Es wirkt irgendwie ANDERS, und keiner weiß genau WIE und WARUM es wirkt. Dass es Dopaminwiederaufnahme blockiert ist vielleicht nur der erste Schritt, und was dann in den nächsten Wochen im Hirn passiert - keiner weiß es genau. Der Glaube, man verändere so drastisch ein so wichtiges Hirnfunktionssystem OHNE jedwede Veränderung in anderen - miteinander verschränkten - Funktionskreisen ist, auf deutsch gesagt, schwachsinnig (vielleicht sollten die Psychiater selbst mal ihre Pillen gegen ihren Schwachsinn probieren). Klar ist das Hirn eine robuste Maschine mit deterministischen Chaos - aber genau wie der Klimawandel: Gibt man zu lange Abgase (NL) in die Luft (ins Gehirn), passiert auf Dauer irgendwas unvorhergesehenes.

Soweit zu wissenschaftlichen Fehlern der Theorie (ganz abgesehen davon dass ich der Schulpsychiatrie sowieso nix glaube. Ich glaube niemals jemandem, der mir Dinge erzählt an denen er fett verdient!)
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münchnerkindl
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Beitrag Di., 21.07.2009, 10:43

littlebuddha hat geschrieben: Ich denke, Haldol, Zyprexa etc. wirken gut gegen Positivsymptome, nur nicht so, wie es die Psychiatrie glaubt. Es wirkt irgendwie ANDERS, und keiner weiß genau WIE und WARUM es wirkt. Dass es Dopaminwiederaufnahme blockiert ist vielleicht nur der erste Schritt, und was dann in den nächsten Wochen im Hirn passiert - keiner weiß es genau.
Es funktioniert darüber daß es allgemein dämpft. Eine Psychose oder Manie ist ja fast immer mit einer Überaktivität verbunden.

Und es unterdrückt kreative Prozesse. Weil eine WahnIDEE ist ja zwangsweise ein Gedanke. Ein Fantasieprodukt. Und wenn man den kreativen Anteil, den Atrieb und die Gedankentätigkeit dämpft, dämpft man dadurch automatisch die Wahnvorstellungen, Ängste etc.

Ich hab auch mal welche ausprobiert gegen Symptome meiner Persönlichkeitsstörung. Wenn ich zB Hunger habe und an eine Pizza denke, dann hab ich ja auch eine bildliche Vorstellung incl Geruch etc von einer leckeren Pizza, also meine Traumpizza erscheint vor meinem geistigen Auge.

Diese Fähigkeit war komplett ausgeschaltet! Ich fand das SO krass...

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kleber89
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Beitrag Mi., 22.07.2009, 09:41

Ich habe "nur 2,5" genommen, allerdings binj ich auch ziemlich dürr und bin bei der ersten Medikation auch ohnmächtig geworden - als sie mir ein anderes neuroleptikum erst mitgegeben haben (glaube 50mg Seroquel).
Also ich habe es 2,5 Wochen genommen und dann abrupt abgesetzt.
Allerdings waren meine symptome schon vor dem absetzen da.
Mir geht es ja auch niocht schlecht - nur bin ich nicht mehr der gleiche Mensch wie vorher, der über Sachen nachdenkt, etc. , es ist einfach eine totale Selbstentfremdung mit einer emotionalen Leere.
Bei Sanego haben übirgens sehr viele diese Nebenwirkung - auch nach dem absetzen. War jetzt schon bei 3 Psychiatern, 2 meinen dass kan nnciht vopn dem Zyprexa kommen und einer meint dass komme davon und ich sollte einfach hoffen dass es irgendwann besser wird.

Naja ich habe jetzt überlegt dass ja das Dopamin dadurch gehemmt wird, also müsste doch mit dopaminsteigernden Medikamenten das wiederkommen können (also Parkinson-Medikamente)!?

Liebe Grüße und Vielen Dank
Felix

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