Therapeutin möchte nicht, dass ich Antrag lese
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Pandas, meinen eigenen Bericht habe ich nicht gelesen; er hat mir nur bestimmte Passagen vorgelesen. Das war in einer sehr angespannten Situation, wo ich aus Trotz am Telefon auf dem AB gesagt hab, dass ich es lesen will. In der nächsten Stunde dann hat er dann selbst gesagt: "Sie kennen ja sicher die neuen Rechte. Wenn Sie möchten, können Sie es lesen", und ich hab gesagt, dass mich eigentlich v.a. die Diagnose interessieren würde.
Ich hab aber mal als Schreibkraft derartige Gutachten getippt. Das war aber lange, bevor mich das interessiert hat und hatte für mich keinen anderen Stellenwert als kardiologische oder orthopädische Gutachten.
Ich hab aber mal als Schreibkraft derartige Gutachten getippt. Das war aber lange, bevor mich das interessiert hat und hatte für mich keinen anderen Stellenwert als kardiologische oder orthopädische Gutachten.
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Sandrin, ich denke schon auch, dass Transparenz eine gute Sache sein kann, gerade vielleicht für Patienten, die aus einer schwierigen 'Vor-Therapie' kommen, wo es die von pandas erwähnten Verstrickungen gab. Wenn ich hier im Forum so über die Jahre quergelesen hab, waren es immer (???) die Folgeanalytiker, die viel mehr erklärt haben. Ich meine damit allerdings weniger die Frage, ob man das Gutachten lesen sollte oder nicht, sondern allgemeinere beziehungstechnische Aspekte; dass vielleicht auch einiges an Vorwissen vorausgesetzt werden kann und Übertragungen besser thematisiert werden können und Verstrickungen schon im Vorfeld 'erwartet' werden können, sodass man ihnen professioneller begegnen kann.
Ich merke das auch jetzt bei mir persönlich, wo der zweite Therapeut sehr viel benennt, was in der ersten Therapie nicht 'gesehen werden wollte', vielleicht. Schon das reicht mir, um Vertrauen aufzubauen. Abgesehen davon, dass ich ja nun selbst zahle und die Kasse nicht 'existiert', würde mich das nicht interessieren, was er schreibt, solange ich das Vertrauen darauf habe, dass das, was er sagt, auch dem entspricht, was er denkt (es sollte zumindest nicht allzu sehr davon abweichen...).
Ich denke mir, dass es oft Therapien sind, die sowieso nicht so optimal verlaufen, wo der Patient wissen will, was im Gutachten steht.
Ich merke das auch jetzt bei mir persönlich, wo der zweite Therapeut sehr viel benennt, was in der ersten Therapie nicht 'gesehen werden wollte', vielleicht. Schon das reicht mir, um Vertrauen aufzubauen. Abgesehen davon, dass ich ja nun selbst zahle und die Kasse nicht 'existiert', würde mich das nicht interessieren, was er schreibt, solange ich das Vertrauen darauf habe, dass das, was er sagt, auch dem entspricht, was er denkt (es sollte zumindest nicht allzu sehr davon abweichen...).
Ich denke mir, dass es oft Therapien sind, die sowieso nicht so optimal verlaufen, wo der Patient wissen will, was im Gutachten steht.
Transparenz fördert vertrauen, klinht irgendwie nach" wenn man nuchts zu verbergen hat, kann man sich auch mal abhören lassen."
Finde ich irgendwie schwierig,aber auch nicht ganz falsch.
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Stimme dir absolut zu. Zumal - gerade in analytischen Therapien - Transparenz nicht zum Konzept gehört; es sollen sich ja schließlich Übertragungen entwickeln, die mit der Realität nicht so viel zu tun haben müssen.
Es ist in erster Linie eine Frage des Vertrauens. Und wenn ich z.B. als Lehrer oder Mutter pausenlos die Kinder kontrollieren würde, käme ich mit dem Argument, Transparenz fördert Vertrauen, nicht weit. Vertrauen heißt ja gerade, dass man auf etwas vertraut, das man nicht sicher wissen KANN. Transparenz fördert also eher kein Vertrauen, sondern es schafft - so scheint es zunächst - Sicherheit. Das Problem ist nur: Es ist eine Sicherheit, die eben NICHT auf Vertrauen gebaut ist, sondern auf Misstrauen. Damit lebt es sich nicht gut.
Es ist in erster Linie eine Frage des Vertrauens. Und wenn ich z.B. als Lehrer oder Mutter pausenlos die Kinder kontrollieren würde, käme ich mit dem Argument, Transparenz fördert Vertrauen, nicht weit. Vertrauen heißt ja gerade, dass man auf etwas vertraut, das man nicht sicher wissen KANN. Transparenz fördert also eher kein Vertrauen, sondern es schafft - so scheint es zunächst - Sicherheit. Das Problem ist nur: Es ist eine Sicherheit, die eben NICHT auf Vertrauen gebaut ist, sondern auf Misstrauen. Damit lebt es sich nicht gut.
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Ja, leberblümchen, da hast du sicher Recht. Nur hab ich das jetzt in der Klinik auch ganz anders wahrgenommen. Da hat man mir darüber geredet, wie man bestimmte Dinge sieht, teilweise wurden mir sogar Passagen vorgelesen. Ich meine, da hat keiner versucht, etwas zu vertuschen oder was auch immer. Und der Diagnose vertraue ich voll und ganz, einfach deswegen, weil ich eben so achtsam behandelt wurde. Das hat mich schwer beeindruckt.
Ambulant kenne ich das nicht, da fische ich im Trüben, was ich sehr schwierig finde.
Auch Schüler wollen im Übrigen wissen, woran sie sind. Die im Besonderen! Von den Eltern ganz zu schweigen...
Ambulant kenne ich das nicht, da fische ich im Trüben, was ich sehr schwierig finde.
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Aber Schüler wollen sicher nicht, dass man sie vor einer Klausur einer Leibesvisitation unterzieht, zum Beispiel.
Nein, aber die verlangen von mir in meiner Rolle, dass ich mit offenen Karten spiele, was das Feedback über ihre Leistungen anbelangt. Die würden es wohl kaum dulden, wenn ich sie jahrelang unterrichte und ihnen keinerlei Rückmeldung gebe, ob sie die Prüfung bestehen oder nicht.
Warum?leberblümchen hat geschrieben:Es ist eine Sicherheit, die eben NICHT auf Vertrauen gebaut ist, sondern auf Misstrauen. Damit lebt es sich nicht gut.
Misstrauen kann auch positive Veränderung schaffen, siehe z.b. Beispiele in der Zeitgeschichte. (Aber nicht nur.)
Eben.sandrin hat geschrieben: Nur hab ich das jetzt in der Klinik auch ganz anders wahrgenommen. Da hat man mir darüber geredet, wie man bestimmte Dinge sieht, teilweise wurden mir sogar Passagen vorgelesen.
...
Auch Schüler wollen im Übrigen wissen, woran sie sind. Die im Besonderen! Von den Eltern ganz zu schweigen...
Die Geheimniskrämerei in der Psychotherapie um die Berichte wird zunehmend einzigartig.
In vielen Bereichen muss mittlerweile damit gearbeitet werden, dass Berichte den Betreffenden einsichtsfähig sind und das auch oft genutzt wird. Und das klappt.
Stell Dir mal vor, jemand würde sagen: Wenn wir mehr vertraut hätten und uns den ES gar nicht angehört, dann würden wir jetzt nicht soviel grübeln über Datensicherheit.
Wenn ich meinem Ex-Therapeut vertraut hätte, würde es mir heute schlechter gehen.
Es ist nicht sinnig anzunehmen, dass Andere einem immer Gutes wollen. Kann sein, muss nicht.
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard
Nun, Leib und Wort sind ja auch zweierlei Geding.leberblümchen hat geschrieben:Aber Schüler wollen sicher nicht, dass man sie vor einer Klausur einer Leibesvisitation unterzieht, zum Beispiel.
Es will ja keiner dem Therapeuten an den Körper ...
... aber mit einer gewissen Kontrolle müssen Schüler bei Klausuren leben.
Ja, und das ist richtig so.
Soll ja schließlich nicht der, der am besten schummelt, später die wichtigsten und verantwortungsvollsten Stellen schmücken, sondern der, der sein Fach beherrscht (dass das nicht allein dadurch abgesichert werden kann, ist mir klar - ich möchte darauf hinaus, dass Kontrolle ihren Sinn hat).
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard
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Pandas, eben: Kontrolle kann wichtig sein. Aber sie schafft kein Vertrauen. Das ist der Punkt. Sie ist nur Ausdruck des Misstrauens.
Aber klar: Es kann auch angebracht sein, misstrauisch zu sein.
Dummerweise weiß man oft nicht, wann was angebracht ist. Das ist der Grund für meine persönliche Störung, zum Beispiel...
Aber klar: Es kann auch angebracht sein, misstrauisch zu sein.
Dummerweise weiß man oft nicht, wann was angebracht ist. Das ist der Grund für meine persönliche Störung, zum Beispiel...
Die Frage ist, wie soll mangelnde Transparenz und Geheimnisträgerei Vertrauen fördern?
Ist es nicht eher so, dass Menschen, die Geheimnisse tragen und aushalten müssen, misstrauisch werden?
Wenn einem in Beziehungen Schaden zugefügt wurde, ging dem nicht immer ein Geheimnis voraus oder war dem ein Geheimnis nachgeschaltet?
Demgegenüber fördert Transparenz wirklich Vertrauen. Das baut das Vertrauen erst auf. WENN das Vertrauen aufgebaut ist, ja dann kann man sich auch mal sagen: Der andere will mir sicher nichts Schlechtes, die Situation wird nicht zwangsläufig Schlechtes bringen, auch wenn ich nicht alle Informationen habe. Aber es muss halt erstmal aufgebaut werden.
Viele, die zur Therapie kommen, haben dieses Vertrauen nicht erwerben können, weil es eben Familiengeheimnisse gab oder sie Geheimnisse tragen mussten, bewusst oder unbewusst. Missbrauch jeglicher Art geht immer mit Geheimnissen einher. "Du darfst nicht merken.", "Du darfst nichts sagen." usw.
Transparenz ist auch was anderes als Kontrolle. Kontrolle wird dann nötig, wenn es nicht genug an Transparenz gibt. So wird (für mich) ein Schuh draus.
Ist es nicht eher so, dass Menschen, die Geheimnisse tragen und aushalten müssen, misstrauisch werden?
Wenn einem in Beziehungen Schaden zugefügt wurde, ging dem nicht immer ein Geheimnis voraus oder war dem ein Geheimnis nachgeschaltet?
Demgegenüber fördert Transparenz wirklich Vertrauen. Das baut das Vertrauen erst auf. WENN das Vertrauen aufgebaut ist, ja dann kann man sich auch mal sagen: Der andere will mir sicher nichts Schlechtes, die Situation wird nicht zwangsläufig Schlechtes bringen, auch wenn ich nicht alle Informationen habe. Aber es muss halt erstmal aufgebaut werden.
Viele, die zur Therapie kommen, haben dieses Vertrauen nicht erwerben können, weil es eben Familiengeheimnisse gab oder sie Geheimnisse tragen mussten, bewusst oder unbewusst. Missbrauch jeglicher Art geht immer mit Geheimnissen einher. "Du darfst nicht merken.", "Du darfst nichts sagen." usw.
Transparenz ist auch was anderes als Kontrolle. Kontrolle wird dann nötig, wenn es nicht genug an Transparenz gibt. So wird (für mich) ein Schuh draus.
amor fati
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Und vielleicht auch dann, wenn ein Menschmontagne hat geschrieben: Kontrolle wird dann nötig, wenn es nicht genug an Transparenz gibt.
mangelndes Vertrauen
alte Enttäuschungen
alte Unsicherheiten
die Überzeugung "ich bekomme eh nie was ich brauche"
die Fehlannahme, dass Kontrolle Sicherheit bedeutet und Angst nehmen kann,
als "alte" Gefühle und sich wiederholendes Muster mit in alle Beziehungen und so eben auch in die Therapeutische Beziehung, bringt?
Zuletzt geändert von Mia Wallace am So., 28.09.2014, 13:22, insgesamt 2-mal geändert.
Hey, ich habe jetzt den letzten Arztbrief durchgelesen. Es ist doch ein wenig härter als gedacht. Die Gefühle des allein gelassen werdens wahrend des statipnaren Aufenthalts kommen gerade wieder hoch. Zu allem Überfluss ist meine Therapeutin nachste Woche nicht da. Ich werde wohl meine Blockaden überwinden mussen und sie anrufen.
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pandas hat geschrieben:
Im Krankenhaus muss man sogar unterscheiben, dass man alles gelesen hat.
Warum?
Selbstbestimmung, Überprüfung, was mit einem gemacht wird, ob alles stimmt.
Da schmeißt du jetzt aber etwas durcheinander.
Im Krankenhaus bzw. im Rahmen einer ärztlichen Behandlung muss man, wenn man eine Behandlung wünscht, unterschreiben, dass man mit der Behandlung einverstanden ist und dass man ausreichend aufgeklärt wurde.
Und zwar auf einem vorgefertigten Aufklärungsbogen, der identisch als Vordruck jedem Patienten vorgelegt wird (vielleicht ergänzt um einige handschrifliche Dinge durch den aufklärenden Arzt)
Der Arzt ist verpflichtet, dieses Einverständnis einzuholen und vorher ausreichend aufzuklären. Die Unterschrift bestätigt ihm das.
Die eigentlichen Patientenakten (mit zB OP Berichten, Laborwerten, Pflegeberichten, Untersuchungsergebnissen etc. und auch den Arztbrief bekommt man nicht automatisch zu sehen- allein schon deshalb, weil ein Laie damit kaum etwas anfangen kann). Einsicht erhält man, wie das in Medizin und Psychotherapie üblich ist, wenn man gesondert danach fragt und das beantragt.
Zuletzt geändert von Mia Wallace am So., 28.09.2014, 13:33, insgesamt 2-mal geändert.
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Das sehe ich genau so.pandas hat geschrieben:Denn die Sichtweise des Therapeuten hat auch immer mit dessen Subjektivität zu tun.
Nur: Deine Sichtweise ist auch subjektiv
pandas hat geschrieben: In meinem Gutachten war mindestens eine eindeutige, auch sachlich falsche Beleidigung.
Das ist doch auch immer eine Bewertungssache. Ich habe in der Klinik schon erlebt, dass eine Patientin in der Gruppe sich vom Therapeuten schwerst beleidigt gefühlt hat und die ganze Gruppe das Gefühl hatte, dass sie einfach nicht erreichbar war und im Prinzip das genaue Gegenteil von dem verstanden hatte bzw in seine Worte hineininterpretiert hat, als eigentlich gemeint war.
Ein andermal -andere Gruppe, anderer Patient- war ein Patient aufgebracht, weil die Thera aus seiner Sicht eine "Unverschämtheit" über ihn gesagt hatte. Alle Mitpatienten hatten aber vielmehr das Gefühl, dass der Therapeut infach nur eine -unangenehme- Tatsache gespiegelt hatte.
Genauso kann es aber natürlich sein, dass der Patient mit seiner Interpretation des Gesagten Recht hat.
Interpretationssache. Ein anderer würde das vielleicht ganz anders sehen?pandas hat geschrieben:hat mir das etwas über eine bestimmte Einstellung des Therapeuten gesagt.
Also Dinge, die Du in deinen Worten berichtet hast?pandas hat geschrieben:Mein neuer Therapeut findet die Wortwahlen (wenn man guter Absicht ist, könnte man sie als stark metaphorisch bezeichnen) meines Ex-Therapeuten auch fehlerhaft, wobei sich das jetzt auch auf Situationen in der Therapie bezieht.
Wenn ich damals die Patienten hätte reden hören, ohne selbst bei der Situation anwesend gewesen zu sein, hätte ich vielleicht auch gedacht "woah, was für ein gemeiner, unfähiger Therapeut". So wusste ich, dass ich (und alle anderen Gruppenteilnehmer) die Situation völlig anders interpretiert und erlebt haben, als der betroffene Patient.
Aber auch hier: natürlich giibt es auch unfähige Therapeuten, die schädlich agieren.
Ich will damit nur sagen, dass Interpretation und Erleben immer subjektiv gefärbt sind. (nicht nur die des Therapeuten)
Manche Interpretaionen, manches Erleben hat mit dem Therapeuten vielleicht gar nicht so viel zu tun, sondern eher mit dem, was man an Erkrankung und "Störung" mitbringt und mit der Art und dem Muster nach dem man vielleicht immer und in allen Beziehungen agiert (nicht nur in der therapeutischen).
Also....mit einem selbst und der eigenen Problematik
Zuletzt geändert von Mia Wallace am So., 28.09.2014, 13:09, insgesamt 1-mal geändert.
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